Untersuchung des Gilchinger Badesees auf multiresistente Keime (Antrag des GR Unger, Bündnis 90 Die Grünen vom 22.05.2018)


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 19.06.2018

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 19.06.2018 ö beschließend 9

Sachverhalt

Zu oben genanntem Antrag nahm Herr Kusterer vom Fachbereich Gesundheitswesen im Landratsamt Starnberg wie folgt Stellung:
„Die Wasserqualität in Badegewässern wird zum Schutz der Badenden von den zuständigen Gesundheitsämtern regelmäßig alle vier Wochen überwacht (während der Badesaison). Dabei wird das Ausmaß der fäkalen Verunreinigung durch den Nachweis bestimmter Darmbakterien (E. coli und intestinale Enterokokken) festgestellt. Die Badegewässer erhalten eine Qualitätseinstufung: von ausgezeichnet über gut bis ausreichend bis zu mangelhaft. Je schlechter die Wasserqualität, desto höher ist das Risiko, dass Krankheitserreger und antibiotikaresistente Bakterien vorkommen. Beim Schwimmen in kontrollierten Badegewässern ist ein Kontakt mit multiresistenten Bakterien in höherer Konzentration sehr unwahrscheinlich.
 
Neben den routinemäßigen hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen hat das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Rahmen rein wissenschaftlicher Untersuchungen bei einer begrenzten Anzahl von südbayerischen Badegewässern Proben nicht nur auf die üblichen Routineparameter, sondern auch auf das Vorhandensein antibiotikaresistenter Bakterien (z. B. Staphylokokken, Darmbakterien, Pseudomonaden) untersucht.
Im Jahr 2017 wurden zehn Badegewässer in Südbayern stichprobenartig auf antibiotikaresistente Bakterien untersucht (einmal vor der Badesaison und vier- bis fünfmal während der Badesaison). Die Untersuchungen werden in einer begrenzten Anzahl von nordbayerischen Badeseen 2018 fortgesetzt. Eine Überprüfung der Badegewässer, im Landkreis Starnberg, auf multiresistente Erreger im Rahmen der vier wöchentlichen Proben während der Badesaison ist nicht geplant und so in der Bayerische Badegewässerverordnung nicht vorgesehen.
 
Im Jahr 2017 wurden lediglich in einer Probe Bakterien gefunden, die gegen drei für die Therapie wichtige Antibiotikagruppen resistent sind (3MRGN): Es handelt sich dabei um ein Escherichia coli-Isolat, das außerdem ESBL bildet. Aus zwei weiteren Proben wurden jeweils zwei ESBL-Bildner (E. coli bzw. Serratia sp.) gewonnen. Weder Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) noch Methicillinresistente Staphylokokken (MRSA) waren nachweisbar. Plasmidische Carbapenemasen konnten in allen Isolaten ausgeschlossen werden.
 
Gesundheitliche Bewertung:
 
Durch das Vorhandensein antibiotikaresistenter Bakterien ergibt sich kein erhöhtes Infektionsrisiko beim Baden, denn antibiotikaresistente Krankheitserreger führen nicht häufiger zu Infektionen als nicht antibiotikaresistente Krankheitserreger. Hinsichtlich ihrer krankmachenden Eigenschaften ergibt sich normalerweise kein Unterschied. Allerdings ist eine möglicherweise auftretende Infektion mit resistenten Bakterien oft schwieriger zu therapieren.
 
Das Auftreten von Bakterien, die Infektionen auslösen können, ist unabhängig vom Auftreten antibiotikaresistenter Bakterien grundsätzlich dann problematisch, wenn bei schlechter Wasserqualität bestimmte Konzentrationen im Wasser überschritten werden. Für Personen, die nicht an bestimmten gesundheitlichen Einschränkungen leiden, ist das Infektionsrisiko beim Baden in Badegewässern aber gering. Die beim Schwimmen üblicherweise geschluckten kleineren Mengen Wasser sind i. d. R. unbedenklich, da die Virulenz der Keime im Magen abgeschwächt wird. Wer gesund ist, kann daher ohne Bedenken an allen ausgewiesenen Badegewässern ins Wasser gehen. Wer Hauterkrankungen oder größere offene Wunden hat, längere Zeit Antibiotika eingenommen hat oder unter einer stärkeren Immunschwäche leidet, sollte vorher seinen behandelnden Arzt fragen und im Zweifel besser auf das Baden in Badegewässern verzichten.
 
Fazit:
 
In Anbetracht des ubiquitären Einsatzes von Antibiotika in Veterinär- und Humanmedizin ist der Nachweis von multiresistenten Bakterien in niedriger Konzentration in Gewässern für sich genommen keine Überraschung. Das LGL wird auch aufgrund der Untersuchungsergebnisse weiter prüfen, ob Handlungsbedarf besteht. Schon jetzt kann man aber festhalten, dass in Badegewässern die größte Infektionsgefahr für die Badenden von fäkaler Verunreinigung an sich ausgeht, unabhängig von Antibiotikaresistenzen. Fäkale Verunreinigungen werden durch die routinemäßige Untersuchung von Badegewässern kontrolliert. Unabhängig davon gilt des Weiteren nach wie vor, die Verbreitung multiresistenter Keime zu verhindern. Dazu gehören unter anderem die Einhaltung der Hygienestandards zur Vermeidung der Weiterverbreitung von resistenten Erregern und ein sachgerechter Antibiotikaeinsatz mit dem Ziel der Reduktion des Antibiotikaverbrauchs.
 
Eine detaillierte Fassung, sowie die untersuchten Badegewässer können Sie unter folgendem Link abrufen: https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/wasserhygiene/badeseen/antibiotikaresistente_bakterien_in_badegewaessern.htm  „
 
Von Verwaltungsseite stellen sich bei der Umsetzung der geforderten Untersuchung weitere Fragen.
Wie soll bei einer Beprobung mit den Ergebnissen umgegangen werden?
  • Sollte eine Belastung mit multiresistenten Keimen trotz des oben genannten geringen Infektionsrisiko zu einer Sperrung des Sees führen?
  • Kann eine Nichtbelastung bei einem einmaligen Test zur Entwarnung dienen?
Eine einmalige Untersuchung bietet lediglich eine Momentaufnahme, da jederzeit Keime eingetragen werden können, daher müssten regelmäßig Untersuchungen parallel zu den bereits stattfindenden durchgeführt werden.
Das Auftreten multiresistenter Keime ist ein ernstzunehmendes Risiko, das aber im Gilchinger Badesee nach Sicht der Verwaltung durch die stattfindenden Untersuchungen ausreichend minimiert wird. Die Überwachung sollte bei den Gesundheitsämtern bleiben, da sich dort ausreichend kompetentes Personal befindet das mit dem Thema betraut ist. Es kann hoffentlich davon ausgegangen werden, dass aktuelle Forschungsergebnisse zur Keimbelastung in die regelmäßigen Beprobungen eingehen werden.

Finanzielle Auswirkungen

Gesamtkosten der Maßnahmen
Beschaffungs-/ Herstellungskosten
EUR
Jährliche Folgekosten/-lasten
EUR

Veranschlagung im Verwaltungshaushalt
 

im Vermögenshaushalt
 
im Haushaltsplan nicht veranschlagt
Haushaltsansatz

Haushaltsstelle


Deckungsvorschlag (Finanzierung):

Beschlussvorschlag

Die Verwaltung schlägt vor dem  Antrag „Untersuchung des Gilchinger Badesees auf multiresistente Keime“ nicht zu folgen.

Beschluss

Die Verwaltung schlägt vor dem  Antrag „Untersuchung des Gilchinger Badesees auf multiresistente Keime“ nicht zu folgen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 14, Dagegen: 3

Datenstand vom 26.07.2018 16:01 Uhr