Hochwasserschutz - Vorstellung des aktuellen Planungsstandes und Entscheidung zum weiteren Vorgehen


Daten angezeigt aus Sitzung:  26. Sitzung des Marktgemeinderates Glonn, 25.01.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Marktgemeinderat Glonn (Markt Glonn) 26. Sitzung des Marktgemeinderates Glonn 25.01.2022 ö beschließend 3

Sachverhalt

Zuletzt wurde das Thema Hochwasserschutz südlich von Glonn am 1.10.2019 umfangreich im Gemeinderat vorgestellt und diskutiert sowie folgender Beschluss gefasst:
Nach Abwägung aller Gesichtspunkte soll die Ausplanung der Variante 1 (3 Beckenstandorte) mit dem Ziel einer Verringerung der Dammhöhe beim Becken südlich von Reisenthal erfolgen.
Der Gemeinderat ist über den Planungsfortschritt zu unterrichten. Eine komplette Vorstellung der Planung erfolgt vor Eintritt in das Planfeststellungsverfahren.
Bei einem Termin im Landratsamt wurden von diesem noch einmal die Bedenken bezüglich der Genehmigungsfähigkeit einer Planung für die 3 Standorte, wie vom Gemeinderat entschieden, geäußert. Die Beeinträchtigung des FFH Standorts südlich von Reisenthal wird als nicht lösbar beurteilt und anstatt des Standorts Augraben Ost wird von der unteren Naturschutzbehörde ein Standort westlich von Reisenthal außerhalb des Waldes als geringerer Eingriff gewertet. 
Der Bericht zu den Kartierungen 2020 bezüglich Vegetation / Fauna / Höhlenbäume wurde im Februar 2021 der UNB vorgelegt. Eine inhaltliche Rückmeldung liegt noch nicht vor. Dieser Bericht soll die Basis für die Eingriffsanalyse im landschaftspflegerischen Begleitplan sowie für den Artenschutzbeitrag sein.
Die Untersuchungen zu den klimaökologischen Auswirkungen eines 10 Meter hohen Dammbauwerks im Reisenthal südlich von Glonn ergab keine zu erwartenden messbaren Auswirkungen auf den südlichen Siedlungsraum von Glonn bezüglich Lufttemperatur, Windfeld und Kaltluftvolumenstrom.
Während der Überprüfung der zu erwartenden Zuschüsse stellte sich bei der Ermittlung des Schadenspotentials heraus, dass die Förderfähigkeit des Hochwasserschutz Vorhabens nicht gesichert ist. Aus diesem Grund wurden die technischen Ausarbeitungen Ende 2020 gestoppt. Dies sollte nach der Sicherstellung der Förderbarkeit wieder aufgenommen werden.  Da dem Wasserwirtschaftsamt kein internes Förder-Rundschreiben zur RZWas 2021 (Förderrichtlinie für den Hochwasserschutz) vorlag, dauerte die Klärung der Förderbarkeit lange.  
Stand Dezember 2021 scheint eine Förderung für Rückhaltemaßnahmen für die kostengünstigeren Dammvarianten mit 65% als möglich. Allerdings muss zur Auslegung der technischen Ausmaße die bisherige Regenmenge nach KOSTRA 2000 mit einem 15% Zuschlag bei der Regenmenge auf die KOSTRA 2010R Daten mit einem 15% Zuschlag bezüglich des Scheitelabflusses umgestellt werden. Anhand dieser Daten wird geprüft, welche Änderungen sich bezüglich der bisherigen Berechnung ergeben und diese prozentual auf die untersuchten Varianten umgerechnet. Zudem müssen die Abflussdaten des Kupferbachs im Ortsgebiet punktuell überprüft und der Zufluss im Überschwemmungsgebiet anhand der DG1 Daten neu bewertet werden.
Herr Unterreitmeier stellt den technischen Planungsstand vor und steht für Fragen zur Verfügung.
Aufgrund der naturschutzfachlichen Problematiken und der fragwürdigen Fördersituation wurde im Frühjahr 2021 die Idee einer Wasserableitung vom Kupferbach zur Glonn wieder aufgenommen. Bis Mai konnte zusammen mit dem Landratsamt Ebersberg und der Regierung von Oberbayern die Genehmigungsfähigkeit einer derartigen Lösung positiv geklärt werden. (2015 wurde eine Stollenlösung von der Regierung von Oberbayern nur als „letzte“ Lösung in Aussicht gestellt.)  Daher wurden mit dem bekannten Büro für Stollenbauwerke und 4 weiteren Planungsbüros Kontakte zur Kostenabschätzung einer Stollenlösung aufgenommen. Insgesamt gingen 3 Angebote für eine Machbarkeitsstudie mit Kostenschätzung ein.  Diese weisen inhaltliche Unterschiede auf und liegen zwischen ca. 6.000 € (Grobkostenschätzung als Entscheidungsgrundlage für weitere Pilotierung) und 40.000 € (Machbarkeitsuntersuchung in Anlehnung an eine Vorentwurfsplanung) netto.

*Im Jahr 2020 wurde vom Umweltministerium ein Leitfaden zur vertieften Überprüfung von Hochwassergefahrenflächen und Überschwemmungsgebieten eingeführt. Die Überprüfung von Ü-Gebieten soll regelmäßig, spätestens aber nach 18 Jahren erfolgen. Die Kosten für die Überprüfung des Ü-Gebietes werden auf ca. 30.000.- € geschätzt (ca. 12.000 € Vermessung und 18.000 € für die Hydraulik), wobei 75% bezuschusst werden können. Basis der Kostenabschätzung sind ca. 1km² Vorlandmodell, 3,5 km Fließstrecke, 10 Brücken und 10 weitere Bauwerke. Zusätzlich fallen noch Kosten von ca. 6.000 € für die Überprüfung der Hydrologie an. Die Überprüfung des Ü-Gebietes kann laut Wasserwirtschaftsamt unabhängig von den Planungen des Hochwasserschutzes (auch fördertechnisch) laufen und wird vom WWA befürwortet. Aufgrund der neueren Daten und Berechnungsmethoden kann das Überschwemmungsgebiet vom aktuell festgesetzten auch ohne zwischenzeitlich erfolgte „große“ bauliche Veränderungen abweichen. Für das WWA sind diese Daten auch für die Bewertung von Einzelbauvorhaben im Ü-Gebiet wichtig. Allerdings wird das WWA für die Glonn und den Kupferbach nicht von Amts wegen aktiv, da deren Risiko nicht hoch genug eingestuft ist. 
Es ist zu entscheiden welcher Weg und in welcher Reihenfolge weiterverfolgt werden soll.

*Die Thematik „Neuberechnung des Überschwemmungsgebiets“ (siehe oben letzter Absatz) wurde aus Zeitgründen nicht mehr beraten. Dies erfolgt in einer der nächsten Sitzungen. 

Beschluss

Der Marktgemeinderat beschließt die für ca. 6.000 € angebotene Grobkostenschätzung für eine Stollenlösung und die Aktualisierung der Daten für die Dammplanung für Variante 1 zu beauftragen. 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 16, Dagegen: 1

Datenstand vom 24.02.2022 14:31 Uhr