Die Gemeinde Grünwald beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema „Schloßleite“, einer Wegeverbindung zwischen der Tallage an der Isarbrücke und der Hochuferkante in Höhe des Cafés und Restaurants „Lindenwirt“ (Zeillerstraße 5) in Grünwald.
Der im Wald führende Weg ist Gegenstand dieser Untersuchung und wird im Folgenden näher betrachtet.
Zu Beginn wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, in der auf die Lage, die ausgewiesene Bedeutung, die Besitzverhältnisse, den Wegeausbau, das Unfallgeschehen und die relevanten Verkehrsmengen eingegangen wird.
Anschließend werden mögliche Wegeführungen mit denkbaren Verbesserungsvorschlägen und weitere Schritte genannt.
Bestandsaufnahme
1. Lage und Bedeutung
Die Verbindung zwischen dem Isarufer und Grünwald ist auch Teilstück der wichtigen Verbindung zwischen Pullach (Ortsteil Höllriegelskreuth) und Grünwald entlang der Staatsstraße 2572. Die zu untersuchende Strecke beginnt auf der Ostseite der Grünwalder Brücke und endet am Anschluss des Weges an das Grünwalder Straßennetz auf Höhe der Zeillerstraße 5.
Die Brücke zwischen Pullach und Grünwald ist zwischen der Brücke in Großhesselohe an der Stadtgrenze der Landeshauptstadt München (Abstand Luftlinie ca. 4 km) und der Brücke bei Kloster Schäftlarn (Abstand Luftlinie ca. 8,5 km) die einzige Möglichkeit für den Radverkehr, die Isar zu queren.
Daher ist die Brücke zwischen Pullach und Grünwald für den Radverkehr nicht nur von lokaler, sondern auch von regionaler Bedeutung. Dies gilt nicht nur für den Freizeitverkehr, sondern auch für den Alltagsverkehr.
Die Schloßleite bzw. der im Wald verlaufende Weg, ausgehend vom Isarufer bis ins Gemeindegebiet, ist in einschlägigen Karten als Radroute ausgewiesen.
2. Besitzverhältnisse und Umgebung
Die im Wald verlaufende Verbindung zwischen Isarufer und Grünwald liegt zu je 50% im Besitz des „Vereins zur Erhaltung der landschaftlichen Schönheit“ und der Landeshauptstadt München.
Der gesamte Bereich ist bereits seit 1964 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Seit 2004 gehört die Schloßleite und ihre Umgebung zum landesübergreifenden Biotopverbundnetz „Natura 2000“ und ist Flora- und Fauna-Habitat (FFH) europäisches Schutzgebiet.
3. Unfallauswertung
Die Unfälle mit Radbeteiligung wurden im Zusammenhang mit der Bestandsaufnahme des Radverkehrs in Grünwald aufgenommen.
Innerhalb der drei Jahre 2011-2013 sind im Bereich zwischen Isarufer und Grünwald fünf Fahrunfälle und ein sonstiger Unfall von der Polizei aufgenommen worden.
4. Verkehrsbelastung
Die relevanten Verkehrsbelastungen sind zum einen die KFZ-Verkehrsbelastungen entlang der Staatsstraße 2572, die die Straßenverbindung für den Abschnitt zwischen dem Isarufer und Grünwald ist.
Zum anderen sind die Verkehrsbelastungen im Radverkehr auf den möglichen Alternativrouten von Bedeutung (entlang der Schloßleite, im Mischverkehr auf der Staatsstraße 2572 und auf dem Fußweg entlang der Staatsstraße 2572).
Hierbei sei darauf hingewiesen, dass die gezählten Radverkehrszahlen sehr wahrscheinlich nicht der eigentlichen Nachfrage entsprechen, sondern eher unterrepräsentativ sind.
Danach hat auf der Isarbrücke der KFZ-Verkehr in den letzten 15 Jahren um 30% zugenommen bzw. sich der Schwerverkehr mehr als verdoppelt.
Für 2010 ist eine jahresdurchschnittliche Radverkehrsmenge von 386 angegeben. In radverkehrsfreundlichen Monaten dürfte die Zahl ganz deutlich höher liegen.
Gemäß den hierfür einschlägigen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA 2010 sollte der Radverkehr in diesem Streckenabschnitt gesichert im Seitenraum geführt werden.
Rad-Verkehrsbelastungen entlang der Alternativrouten
Es fanden im Juni 2015 an einem Donnerstag, 11.06.2015, und einem Samstag, 13.06.2015, Radverkehrs-erhebungen statt. Diese werden nachfolgend näher beschrieben.
Zählergebnisse – Radverkehr entlang der Schloßleite/Zeillerstraße
Der Radverkehr wurde an der Einmündung Schloßleite/Zeillerstraße an beiden Tagen erhoben. Aus den Zählergebnissen ist ersichtlich, dass am Wochenende in diesem Bereich prinzipiell mehr gefahren wird. Am Donnerstag wurden während der Zählzeit 227 und am Samstag im selben Zeitraum 703 RadfahrerInnen gezählt.
Generell wird die Schloßleite vermehrt Richtung bergauf gefahren. Zählergebnisse – Radverkehr entlang der Staatsstraße 2572 (Schieberampe der Treppenanlage am Flößersteig – Mischverkehr auf der Straße).
Die zweite und dritte Möglichkeit, mit dem Fahrrad von der Isar nach Grünwald zu kommen, ist über die Staatsstraße 2572. Dies ist zum einen im Mischverkehr auf der Straße und zum anderen über die Schieberampe der Treppe entlang der Staatsstraße/Flößersteig möglich.
Auch hier ist wie bereits bei der Einmündung Schloßleite/Zeillerstraße ersichtlich, dass prinzipiell am Wochenende mehr gefahren wird – 229 RadfahrerInnen unter der Woche und 586 RadfahrerInnen am Wochenende.
Die Treppenanlage wird im Vergleich zur Fahrt im Mischverkehr auf der Straße nur sehr gering genutzt – 5,6% am Samstag und 7,4% am Donnerstag.
Hieraus ist ersichtlich dass,
- am Wochenende prinzipiell mehr Rad gefahren wird
- die höchste Radverkehrsbelastung auf der Staatsstraße 2572 im Mischverkehr herrscht
- die wenigsten RadfahrerInnen die Treppenanlage entlang der Staatsstraße 2572/Flößersteig benutzen
- die Schloßleite vermehrt für Bergauf-Fahrten genutzt wird
- die Treppenanlage im Kleinen ebenfalls vermehrt für Bergauf-Fahrten genutzt wird
- die Staatsstraße vermehrt für Bergab-Fahrten genutzt wird
Die gezählten Verkehrsstärken spiegeln höchstwahrscheinlich nicht die eigentliche Nachfrage wider, da die Fahrmöglichkeiten nicht attraktiv für alle RadfahrerInnen ausgebaut sind.
Fazit der Bestandsaufnahme
Die Schloßleite bzw. die Wegeverbindung zwischen dem Isarufer (Kiosk an der Grünwalder Isarbrücke) und der oberen Hangkante (Café und Restaurant „Lindenwirt“, Zeillerstraße 5, Grünwald) über den Isarhang ist ein Kiesweg und in größeren Abschnitten nicht auf der ganzen Breite befahrbar. Er “hängt” talwärts.
Die Beschilderung StVO VZ 239 „Sonderweg für Fußgänger“ verbietet rechtlich eigentlich den Radverkehr. Dies entspricht nicht der Nutzung und nicht den Ausweisungen in einschlägigen Radroutenplänen.
Die Steigung beträgt auf einer Länge von ca. 120 m ca. 10% und ist damit so groß, dass nur Radfahrer mit entsprechender Schaltung die Route bergauf fahren können ohne zu schieben. Bergab fahren ist auch kritisch, weil Bremsen mit der Gefahr verbunden ist, dass man ins Schleudern kommt. Begegnungen – auch mit dem Fußverkehr – sind wegen der geringen Breite und „falschen“ Querneigung oftmals gefährlich.
Für den Alltagsverkehr ist diese Streckenführung in ihrem jetzigen Ausbauzustand eigentlich nicht zumutbar.
Der Radverkehr fließt im Moment von der Isar nach Grünwald mit der höchsten Verkehrsstärke im Mischverkehr auf der Staatsstraße 2572, mit der zweithöchsten entlang der Schloßleite und der geringsten über die Treppenanlage entlang der Staatsstraße 2572/Flößersteig. Es ist ersichtlich, dass die Schloßleite vermehrt bergauf und die Staatsstraße im Mischverkehr vermehrt bergab befahren wird.
Die gezählten Verkehrsstärken spiegeln höchstwahrscheinlich nicht die eigentliche Nachfrage wider, da die Fahrmöglichkeiten nicht attraktiv für alle RadfahrerInnen ausgebaut sind.
Mögliche Wegeführungen vom Isarufer nach Grünwald
1. Über die Schloßleite
Die Schloßleite wäre für den Radverkehr befahrbar, wenn der Weg – mit vergleichsweise geringfügigen Ein-griffen ertüchtigt würde.
Folgende Maßnahmen wären erforderlich:
? Sanierung des oberen Kantenbereiches
? Herstellung einer einheitlich gut befahrbaren Wegbreite
? Anpassung der Querneigung
? Befestigung des Weges ohne kiesige Oberfläche (z.B. rauer Asphalt)
2. Auf der Staatsstraße
Eine alternative Route ist die Staatsstraße 2572. Auf der Westseite ist zwischen der Isarbrücke und der Einmündung Zugspitzstraße auf einer Länge von ca. 1000 m ein Höhenunterschied von ca. 60 m zu überwinden. Das bedeutet eine durchschnittliche Steigung von 6%.
Auf der Ostseite ist zwischen der Isarbrücke und der Einmündung Dr.-Max-Straße auf einer Länge von ca. 550 m ein Höhenunterschied von ca. 50 m zu überwinden. Das bedeutet eine durchschnittliche Steigung von 9%. Demnach ist die Steigung auf der Ostseite um 3% steiler.
Beobachtungen vor Ort haben ergeben, dass eine Vielzahl von RadfahrerInnen auf der Staatsstraße abwärts fahren. Der flachere Westaufstieg wird gerade noch akzeptiert, letztendlich aber vermutlich auch weil die Schiebestrecken eigentlich unzumutbar sind. Der östliche Aufstieg – mit seiner um die Hälfte größeren Steigung und wegen der größeren Kurvigkeit subjektiv schmaler gefühlten Fahrbahn wird nur von sportlichen RadfahrerInnen gefahren.
Mit geringen Geschwindigkeiten stellt der bergauf fahrende Radverkehr i.d.R. ein Verkehrshindernis dar.
Eine Möglichkeit, die es aber hinsichtlich ihrer vielfältigen Wirkungen gewissenhaft zu untersuchen gilt, wäre ein talseitig auf einem Kragarm geführter ggf. auch von der Straßengradiente unabhängiger Radweg.
3. Auf dem Fußweg
Eine dritte Möglichkeit, vom Isarufer nach Grünwald zu kommen, stellt der nördlich der Staatsstraße 2572 gelegene Fußweg dar.
Innerhalb dieses Fußweges gibt es eine Treppenanlage mit 70 Stufen und einer Schieberampe. Letztendlich muss der Radfahrende diese Route zur Gänze schieben, weil sie verkehrsrechtlich als Fußweg ausgewiesen ist. Diese Route ist für den Alltagsradverkehr kein akzeptables Angebot.
Weiteres Vorgehen und Empfehlung
In einem nächsten Schritt sollte abgeklärt werden, mit welcher Maßnahme / welchen Maßnahmen eine Verbesserung der Situation insbesondere auch für den Alltagsradverkehr gewünscht, aber auch möglich ist.
Dies hängt u.a. ab von:
- den Zuständigkeiten
- der Möglichkeit eines Eingriffs in das dortige Naturschutzgebiet
- die an die Rahmenbedingungen geknüpften technischen Möglichkeiten
Theoretisch denkbare Lösungsansätze, die zu untersuchen und abzuwägen sind:
- Optimierung des im Wald verlaufenden Wegs (Schloßleite) (zwischen Kiosk an der Isarbrücke und Café und Restaurant „Lindenwirt“)
- Anbau eines Radwegs, der die Staatsstraße 2572 begleitet (z.B. als Kragarmkonstruktion im Süden neben der St2572)
An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass der Freistaat derzeit staatsstraßenbegleitende Radwege mit einer hohen Quote fördert.
Um dies alles abzuklären, ist es empfehlenswert, einen Termin zu vereinbaren, zu dem alle relevanten Ämter und Dienststellen eingeladen werden. Ziel dieses Termins sollte sein, ein Votum zu erlangen, welche Lösung die am ehesten umzusetzende ist, um die Lücke im Radwegenetz zu schließen.
Hierzu wurde von Seiten des Landratsamtes München die Bereitschaft erklärt, federführend tätig zu werden und alle betroffenen Behörden und Institutionen für weitere Planungen zu Gesprächen einzuladen.
Der von der Gemeinde beauftragte Verkehrsplaner Herr Fahnberg wird sich diesbezüglich mit dem Landratsamt in Verbindung setzen und das Einverständnis der Gemeinde für das weitere Vorgehen übermitteln.