Antrag Bürgerstimme: Geschwindigkeitsreduzierung Amperpettenbach auf 30 km/h


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses, 15.09.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau-, Planungs- und Umweltausschuss (Gemeinde Haimhausen) Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses 15.09.2020 ö 1.2

Sachverhalt

Die Bürgerstimme Haimhausen beantragt eine Geschwindigkeitsreduzierung von 50 km/h auf 30 km/h für den Ortsteil Amperpettenbach, insbesondere für die Alte Kreisstraße. Der Spielplatz am Ortseingang ist aus Sicht der Bürgerstimme ein wichtiger Grund für die Umsetzung der Geschwindigkeitsreduzierung, da hier häufig Kinder die Straße queren. Die Charakteristik der Straße in Amperpettenbach entspricht einer dörflichen Hauptstraße ohne Gehwege; Anlieger und Kinder sind dazu verleitet auf der Straße zu gehen, sich am Straßenrand zu treffen und teilweise dort auch zu spielen. Es leben in Amperpettenbach viele Kinder und das Verkehrsaufkommen ist aufgrund der Gewerbe am Ort recht hoch.

Derzeitige Beschilderung: Direkt nach dem Ortsschild steht Verkehrszeichen „Achtung Kinder“, aus dem Ort kommend vor dem Spielplatz ebenfalls.
Die Auswertung des Temposys ergibt, dass die v85%-Geschwindigkeit bei 48 km/h liegt, bei einem Fahrzeugdurchlauf von 29 in der Stunde.
Die Auswertung des Vedasys ergibt eine v85%-Geschwindigkeit von 51 km/h. Höchstgeschwindigkeit eines (regelmäßig nachts zwischen 22:30 und 2 Uhr fahrenden) PKW: 100 km/h.
In Amperpettenbach leben derzeit 8 Kinder im Alter von 0-6 Jahren und 10 im Alter von 7 bis 12 Jahren.

Auszug aus HAV, Hinweise für das Anbringen von Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen für eine Tempo 30-Zone:
„Die Einrichtung einer Tempo 30-Zone sollte für viele Straßen abseits der Vorfahrtsstraßen angestrebt werden. So bilden sie bewusst einen Kontrapunkt zu den Straßen des überörtlichen Verkehrs oder sonstigen Vorfahrtsstraßen. Verkehrsteilnehmer müssen mit einer solchen Regelung rechnen“.

  • Eine Straße des überörtlichen Verkehrs kann bei der Alten Kreisstraße aus Sicht der Verwaltung nicht erkannt werden, auch wenn Amperpettenbach und Sulzrain heute noch verbindet. Seit die DAH 3 den überörtlichen Verkehr aufnimmt, ist diese Straße als überörtliche Straße entbehrlich und überwiegend dem landwirtschaftlichen Verkehr zuzuordnen.
  • Bei einem Spielplatz am Ortseingang, parkenden Fahrzeugen am Fahrbahnrand und fehlendem Gehweg ist aus Sicht der Verwaltung mit einer Tempo 30 zu rechnen.

Wie an den Auswertungen des Tempo- und Vedasys (siehe oben) ersichtlich, wirkt ein Temposys durchaus regulierend auf den Fahrer. Bei den oben aufgeführten Auswertungen war das Temposys auf 50 km/h eingestellt.

Zu bedenken ist, dass bei einem Fahrzeugdurchlauf von 29 Fahrzeugen in der Stunde und den wenigen Terminen, die Haimhausen für Kontrollen der Kommunalen Verkehrsüberwachung zur Verfügung hat, der Kontrollpunkt Amperpettenbach eher untergeordnet sein wird.


Stellungnahme der Polizei: Tempo 30 wird abgelehnt. Alte Kreisstraße ist mit Vz 136 „Achtung, Kinder“ richtig beschildert; 30 wäre kontraproduktiv. 30 verleitet viele Fahrer dazu „ich darf 30 fahren“, jegliches Achtung-Schild und damit auch das Schild „Achtung, Kinder“ bedeutet: Hier sind Kinder, jede gefahrene Geschwindigkeit, insbesondere 30, könnten zu schnell sein“.


Als Kompromiss-Lösung wären 2 Temposys (ortseinwärts vor dem Spielplatz und zu Beginn der Alten Kreisstraße im Ort), die auf Tempo 30 eingestellt werden dürfen (d.h., ab 30 km/h leuchtet die Anzeige rot mit dem traurigen Smiley, unter 30 km/h grün mit dem freundlichen Smiley). Im August war ein Temposys mit eingestellter Geschwindigkeit 30 km/h vor der Alten Kreisstraße 18 montiert. Ein Temposys (ohne Speicherfunktion, mit Solarmodul) kostet ca. 2.400 €.

Dazu auch ein Auszug aus der Zeitschrift KOMMUNAL vom 19. August 2020:

Verkehrsschilder-Studie: Mit Smileys die Verkehrssicherheit erhöhen VON CHRISTIAN ERHARDT:

„Tempolimits werden von Autofahrern häufig ignoriert. Besonders gefährlich ist das vor Schulen oder Kindergärten. Wie ein Belohnungssystem dagegen helfen kann und Verkehrsplaner zudem spannende Daten bekommen. Wechseln wir noch mal kurz ins klassische Amtsdeutsch: Wir sprechen in diesem Beitrag über Dialog-Displays im Straßenverkehr. Das sind Verkehrsschilder, aber keine offiziellen Verkehrszeichen, sie ersetzen also nicht das Tempo 30 Schild vor der Schule. Aber sie ergänzen es. Moderne Displays arbeiten mit Emotionen. Angezeigt wird per Smiley ein Gemütszustand – lächelnd oder eben traurig. Was im Straßenverkehr und vor Schulen ganz witzig aussieht, hat auch nachweislich einen Effekt. Ein Forscherteam aus Berlin hat die Wirkung der Dialog-Displays ausgewertet. Demnach reduzieren Autofahrer vor einem solchen animierten Smiley ihre Geschwindigkeit im Durchschnitt um zwei bis vier Km/h. Jeder zweite, der zu schnell an der Schule oder Kita vorbeifuhr, hat seine Geschwindigkeit deutlich – im Schnitt um fünf bis sechs Stundenkilometer – angepasst. Macht im Ergebnis der Forscher einen Wert von 42 bis 64 Prozent weniger Raser. Sprich, die Zahl derjenigen, die mit mehr als Tempo 30 durch eine solche Zone fuhren, reduzierte sich um bis zu 64 Prozent. Und offenbar gibt es einen Lerneffekt: Autofahrerinnen und Autofahrer, die regelmäßig die Strecke nutzen, hatten ihre Geschwindigkeit spätestens beim vierten Mal in aller Regel automatisch schon angepasst. Eine Art Lerneffekt. Einziger Haken: Sobald die Smileys wieder abgebaut wurden, kehrten die Autofahrer zu ihrem alten Verhalten zurück.“

Beschluss

Das Gremium ist der Auffassung, die Ortsverbindung der Alten Kreisstraße ist durch die DAH 3 nicht gegeben, der Charakter einer reinen Siedlungsstraße überwiegt allein schon aufgrund der vielen Kinder, die hier die Straße zwischen den parken Fahrzeugen, den Häusern und dem Spielplatz die Straße wechseln. Zone 30 für Amperpettenbach ist anzuordnen, um die gefahrenen Geschwindigkeiten zu verringern.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 6, Dagegen: 1

Datenstand vom 14.10.2020 10:00 Uhr