Halbjahresbericht


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses, 10.11.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werk- und Abwasserausschuss Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses 10.11.2022 ö informativ 3

Sachverhalt

Erschließung Funkmast am Kirnsteiner See und Autobahnparkplatz Kranzhorn
Über die Maßnahme wurde bereits in den vergangenen Sitzungen des Werkausschusses berichtet. Die Verlegung der Mittelspannungstrasse von Einfang bis zum Funkmast am Kirnsteiner See sowie der Wasserleitung (DA 75) und Abwasserdruckleitung (DA 110) von Einfang bis zum Autobahnparkplatz Kranzhorn hat bereits gute Fortschritte gemacht.
Eine besondere Herausforderung war hierbei die Querung der Mineralölfernleitung DN 1000 der Deutschen Transalpine Oelleitungs GmbH (TAL) sowie der Gashochdruckleitung DN 400 der bayernets GmbH (siehe Übersichtsplan). Diese Arbeiten wurden von den Betreibern überwacht. Die TAL versah im Zuge der Kreuzungsarbeiten die Mineralölfernleitung mit einer neuen Umhüllung.
Von den 2.260 m von Einfang bis zum Funkmast fehlen noch etwa 200 m im südlichen Abschnitt (Bereich Einfang). Am Funkmast ist noch eine Trafostation zu errichten. Der Stromanschluss soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
→ Anlage - Übersichtsplan Erschließung Funkmast und Autobahnparkplatz Kranzhorn

Sanierung Hochbehälter Watschöd
Da das Ergebnis der 1. Ausschreibung vom 31.05.2022 deutlich über der Kostenberechnung lag, beschloss der Werkausschuss am 07.07.2022, die Ausschreibung aus wirtschaftlichen Gründen aufzuheben und eine erneute Ausschreibung mit einem Ausführungstermin bis spätestens Frühjahr 2023 zu starten.
Das Gewerk „Mineralische Instandsetzung“ wurde daraufhin am 14.07.2022 erneut ausgeschrieben, wobei von den beiden abgegebenen Angeboten das günstigere Angebot bei netto 264.952 € (ohne USt) lag. Gegenüber der Kostenberechnung mit Zuschlag für die Preissteigerung von 30 % (155.100 € x 1,3) war der Angebotspreis immer noch um 31,4 % höher. Trotz dieser Überhöhung beschloss der Gemeinderat in der Sitzung am 13.09.2022 die Vergabe, da in der derzeitigen Lage bei einer erneuten Ausschreibung nicht mit einem besseren Angebot gerechnet werden kann.
Die Arbeiten für die mineralische Instandsetzung außen (Abdichtung / Isolierung mit Foamglas) sollen noch im November durchgeführt werden. Die deutlich umfangreicheren Sanierungsarbeiten innen sollen bis Frühjahr 2023 fertiggestellt werden.

Strukturkonzept Wasserversorgung
Die bisherigen Ergebnisse des Strukturkonzeptes wurden von Hr. Haindl vom Ingenieurbüro INFRA in der Werkausschusssitzung am 07.07.2022 vorgestellt. Seither wurde der Schwerpunkt auf eine mögliche Erschließung von Grafenherberg mit Wasser und Abwasser gelegt, siehe TOP 6.
Aufgrund der im Strukturkonzept ermittelten Kosten für die Errichtung eines neuen Hochbehälters im Vergleich zu den Kosten für die Sanierung von bestehenden Hochbehältern kann es sinnvoll sein, in der laufenden Förderperiode der RZWas, welche bis Ende 2024 läuft, zunächst den neuen Behälter zu bauen und die Sanierungsmaßnahmen in die zu erwartende Folgeperiode ab 2025 zu verschieben. Hierdurch könnte die für Vorhaben nach Nr. 2.2.3 der RZWas mögliche Höchstfördersumme (ca. 1,25 Mio. Euro) in der laufenden Periode ausgeschöpft werden.
Das Strukturkonzept soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.

Strommarkt
Die Preise an den Stromhandelsbörsen, an welchen auch der überwiegende Teil des Stromes für die Kunden der Gemeindewerke Oberaudorf beschafft wird (über den Dienstleister KOS Energie GmbH), sind bereits im letzten Jahr ab August 2021 unerwartet deutlich angestiegen und haben im ersten Halbjahr 2022 nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24.02.2022 kontinuierlich neue Höchststände erreicht. Im Sommer führte schließlich die Ankündigung der Gazprom vom 14.06.2022, den Gasfluss durch die Ostseepipeline Nordstream 1 auf 40 % zu drosseln, zu einer erneuten Preisexplosion bei Erdgas und Strom. 
Der Terminmarkt 2023 erreichte am 26.08.2022 ein Allzeithoch von 98,5 ct/kWh. Dies entspricht dem 20-fachen Wert gegenüber Anfang 2021. Im September und Oktober sind die Preise für den Terminmarkt 2023 wieder gesunken, befanden sich jedoch am 08.11.2022 immer noch bei 33,5 ct/kWh und damit auf einem sehr hohen Niveau. Dies entspricht in etwa dem 9-fachen Preis des Terminmarktes vor zwei Jahren (Betrachtung des Folgejahres).
Terminmarktpreise Strom 2023, 2024 und 2025 (Grundlast - Base, Stand 09.11.2022):

Als Auslöser für den Anstieg der Strombörsenpreise kann im Wesentlichen der Anstieg der europäischen Erdgaspreise angeführt werden, flankiert von hohen Preisen für den europäischen CO2-Zertifikatehandel. Ursache für den hierbei in etwa vergleichbaren Preisanstieg bei Strom und Erdgas ist das Preisbildungssystem an den Strombörsen („Merit Order“): Von den abgerufenen Stromerzeugungsanlagen bestimmt der Strompreis der teuersten Anlage den Strompreis für alle eingesetzten Anlagen. Durch dieses Preisbildungssystem erzielen Stromerzeugungsanlagen, welche von den hohen fossilen Brennstoffkosten bzw. vom CO2-Zertifikatehandel nicht betroffen sind und ihren Strom an der Strombörse vermarkten, seit den deutlichen Preisanstiegen in 2021 sehr hohe Gewinne. 
Im Sommer 2022 verstärkte das Umfeld des europäischen Energiemarktes den Energiemangel und befeuerte den Preisanstieg. Hierzu zählen insbesondere der Erdgasmangel als Folge des Ukrainekrieges, die Nichtverfügbarkeit von rund der Hälfte der französischen Atomkraftwerke sowie die weitverbreitete Trockenheit in Europa (Strom aus Wasserkraft, fehlendes Kühlwasser für konventionelle Kraftwerke, Binnenschifffahrt).
Im Strommarkt hätte ein Eingriff in das Preisbildungssystem an den Strombörsen (Merit Order) zu einer deutlichen Reduzierung der Strompreise in diesem Jahr führen können. Spanien und Portugal entschieden bereits im Mai, in den Strommarkt einzugreifen, wobei dies in etwa zu einer Halbierung des Terminmarktpreises für 2023 führte. In Deutschland konnte sich der Gesetzgeber hierzu jedoch nicht durchringen, wozu auch die von den sogenannten Experten geäußerten Bedenken beitrugen.
Eine weitere Besonderheit des Strommarktes ist, dass der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren auf der Angebotsseite regulierend eingegriffen hat: So verteuert der CO2-Zertifikatehandel bestimmte Energieträger oder die Abschaltung von Grundlastkraftwerken (Atom und Kohle) sorgte bei nicht gleichzeitig entsprechendem Ausbau erneuerbarer Energien für einen Mangel auf der Angebotsseite.
Für 2022 wurden etwa 20 % der Strommengen für die Vertriebskunden der GWO nicht auf dem Terminmarkt bestellt, sondern werden zu den tagesaktuellen Spotmarktpreisen beschafft. Aufgrund der in diesem Jahr deutlich höheren Beschaffungskosten für diese 20 % Spotmarktmengen rechnen die Gemeindewerke 2022 im Stromvertrieb mit einem hohen Jahresverlust. Die Verluste etwas dämpfen könnte die jüngste Entwicklung auf dem Spotmarkt. Hier sind die Preise seit Anfang Oktober deutlich gesunken und erreichten im Monatsmittel Oktober 15,3 ct/kWh (August 46,5 ct/kWh, September 34,6 ct/kWh). Hingegen lag der Terminmarktpreis 2023 im Oktober im Mittel noch bei 41,0 ct/kWh.
Entwicklung der Spotmarktpreise Strom vom 01.01.2021 bis 10.11.2022 (Day-Ahead, Deutschland):
Termin- / Spotmarkt:        Strom und Gas werden an den Börsen der EEX gehandelt. Auf dem Spotmarkt wird kurzfristig innerhalb von 1 - 2 Tagen lieferbarer Strom gehandelt, während auf dem Terminmarkt längerfristige Lieferverträge mit einer Vorlaufzeit von bis zu sechs Jahren geschlossen werden (Terminkontrakte). Auf dem Terminmarkt Strom 2023 wird Strom gehandelt, welcher in 2023 geliefert wird.
Der für die Kunden der Gemeindewerke benötigte Strom wird zu einem großen Teil von der KOS Energie GmbH über eine dreijährige Beschaffungsstrategie auf dem Terminmarkt in vielen Teilmengen bestellt. Bei einer Nachbetrachtung stellt man fest, dass mit einer längerfristigen Beschaffungsstrategie oder bei früherer Beschaffung von zusätzlichen Terminmarktmengen die negativen Auswirkungen der explodierenden Stromhandelspreise im Beschaffungsportfolio hätten eingedämmt werden können. Jedoch ist an den Strommärkten seit Ende 2020 ein kontinuierlicher Preisanstieg zu verzeichnen, welcher Entscheidungen für die Beschaffung größerer Strommengen abweichend von der Beschaffungsstrategie schwierig machte (siehe Grafik oben).
Eine Beschaffung von unterjährigen Mengen auf dem Terminmarkt zur Reduzierung der Spotmarktmengen wurde regelmäßig geprüft, wobei dies aufgrund der ebenfalls sehr hohen Terminmarktpreise (Monat bzw. Quartal) keinen Vorteil gebracht hätte.
Aufgrund dieser Entwicklung müssen die GWO zum 01.01.2023, wie auch viele andere Versorgungsunternehmen, die Strompreise deutlich erhöhen (siehe TOP 5). 

Diskussionsverlauf

Im Halbjahresbericht weist WL Paul darauf hin, dass es sich bei den Erschließungsarbeiten für den Funkmast am Kirnsteiner See und den Autobahnparkplatz Kranzhorn aktuell um das größte technische Projekt der Gemeindewerke handelt. Die Maßnahme soll noch heuer zum Abschluss gebracht werden.
Bei der Sanierung des Hochbehälters Watschöd werden unter anderem die Oberflächen der Wasserkammern mit Hochdruckwasserstrahlen etwas abgetragen und mit einem speziellen Spritzbeton im Anschluss wieder hergestellt. Nach den Sanierungsmaßnahmen soll der Zustand des Hochbehälters wieder einem neuen Behälter gleichen.
Das zentrale Thema in diesem Jahr waren die Entwicklungen an den Energiemärkten. WL Paul erläutert den Sachverhalt, wie oben beschrieben. Die Strommärkte haben sich seit Oktober 2022 nach unten bewegt, sind derzeit aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Auffällig ist, dass die Preise auf dem Spotmarkt seit Oktober deutlich niedriger sind als die Preise auf dem Terminmarkt 2023.
BGM Bernhardt weist darauf hin, dass das Preisbildungssystem an den Strombörsen (Merit Order) bereits bei der Einführung sehr umstritten war.
Im Gremium besteht Einvernehmen, dass Möglichkeiten für eine zusätzliche Eigenerzeugung von Strom in Oberaudorf genutzt werden sollten.

Datenstand vom 17.11.2022 13:40 Uhr