Datum: 23.04.2024
Status: Abgeschlossen
Sitzungsort: Sitzungssaal Rathaus
Gremium: Sozialausschuss
Körperschaft: Gemeinde Pettendorf
Öffentliche Sitzung, 19:00 Uhr bis 21:15 Uhr
Öffentliche Sitzung
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1. Wohnformen: Zielsetzung und Empfehlung an den Gemeinderat über die Ausrichtung und Dimensionierung
Gremium
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Sitzung
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Sitzungsdatum
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ö / nö
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Beratungstyp
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TOP-Nr. |
Sozialausschuss (Gemeinde Pettendorf)
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2. Sozialausschuss
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23.04.2024
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ö
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Sachverhalt
Anstoß für die Erarbeitung einer Empfehlung des Sozialausschusses hinsichtlich der Ausrichtung und Dimensionierung der Wohnformen für Senioren ist das Ergebnis der Bürgerbefragung. Die Ergebnisse wurden von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (afa) aus München, vertreten von Frau Herkert, analytisch aufgearbeitet und sind für die Allgemeinheit auf der Homepage zugänglich unter
Auszug aus der Einleitung des Ergebnisberichts:
„Als eine Grundlage für die zukünftige Gestaltung der Seniorenpolitik in der Gemeinde Pettendorf fand im September/Oktober 2023 eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 40 Jahren statt. Ziel war es, mehr über die Lebensbedingungen sowie die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen, bzw. der Bürgerinnen und Bürger im Alter in der Gemeinde zu erfahren. Die Bürgerbefragung zum Seniorenpolitischen Konzept beinhaltet Fragen zu den Themenbereichen Versorgungsangebote, Wohnen im Alter, Hilfen im Alltag, Mobilität sowie zu Angeboten, die pflegende Angehörige entlasten. Die Befragung fand als Vollerhebung statt: Anfang September 2023 wurden über das Amtsblatt an die Bürgerinnen und Bürger informiert und auch ein Beiblatt mit Erläuterungen zu Wohnformen abgedruckt. Der fünfseitige Fragebogen wurde von der Gemeinde direkt versendet. 687 Fragebögen wurden an die Gemeinde zurückgesendet und konnten in die Auswertung der Befragung einbezogen werden, hinzukommen weitere 99 Bögen, die online über das Portal „Umfrage online“ ausgefüllt wurden.“
Diskussionsverlauf
Anstoß für die Erarbeitung einer Empfehlung des Sozialausschusses hinsichtlich der Ausrichtung und Dimensionierung der Wohnformen für Senioren ist das Ergebnis der Bürgerbefragung. Die Ergebnisse wurden von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (afa) aus München, vertreten von Frau Herkert, analytisch aufgearbeitet und sind für die Allgemeinheit auf der Homepage zugänglich unter
Auszug aus der Einleitung des Ergebnisberichts:
„Als eine Grundlage für die zukünftige Gestaltung der Seniorenpolitik in der Gemeinde Pettendorf fand im September/Oktober 2023 eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 40 Jahren statt. Ziel war es, mehr über die Lebensbedingungen sowie die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen, bzw. der Bürgerinnen und Bürger im Alter in der Gemeinde zu erfahren. Die Bürgerbefragung zum Seniorenpolitischen Konzept beinhaltet Fragen zu den Themenbereichen Versorgungsangebote, Wohnen im Alter, Hilfen im Alltag, Mobilität sowie zu Angeboten, die pflegende Angehörige entlasten. Die Befragung fand als Vollerhebung statt: Anfang September 2023 wurden über das Amtsblatt an die Bürgerinnen und Bürger informiert und auch ein Beiblatt mit Erläuterungen zu Wohnformen abgedruckt. Der fünfseitige Fragebogen wurde von der Gemeinde direkt versendet. 687 Fragebögen wurden an die Gemeinde zurückgesendet und konnten in die Auswertung der Befragung einbezogen werden, hinzukommen weitere 99 Bögen, die online über das Portal „Umfrage online“ ausgefüllt wurden.“
Diskussionsverlauf
Bürgermeister Obermeier begrüßt die anwesenden Mitglieder und die Vertreterinnen und Vertreter des Seniorenforums und des Umweltforums. Er erläutert den Sachverhalt auf Grundlage der Ergebnisse der Seniorenbefragung. Bürgermeister Obermeier schlägt vor, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gremiums ihre Vorstellungen zur Ausrichtung und Dimensionierung der Wohnformen vortragen.
Gemeinderat Grundei vertritt die Auffassung, dass die Ansiedlung einer stationären Pflegeeinrichtung verfolgt werden sollte. Grundsätzlich zeigt die Befragung auf, dass die überwiegende Mehrheit der Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich im eigenen Haushalt leben möchten. Sobald dies nicht mehr möglich ist, sind meist weitreichende Pflege- und Bereuungsmaßnahmen erforderlich, die eine entsprechende Organisation und Professionalität voraussetzen. Die demographische Entwicklung macht es zwingend erforderlich, dass auch in der näheren Umgebung weitere stationäre Pflegeeinrichtungen (Altenheime) errichtet werden. Ein Standort in Pettendorf würde sowohl der einheimischen Bevölkerung als auch dem angrenzenden Umland zu Gute kommen.
Der Vorsitzende des Umweltforums, Hubert Dennerlohr, sieht die Ausgangsschwierigkeit, den Bedarf mit einem realistischen Blick auf die Machbarkeit, gepaart mit Akzeptanz in der Bevölkerung, zu verbinden. Die vorhandene ländliche Struktur mit Eigenheimbesitz führt dazu, dass grundsätzlich jeder solange im Haus bleibt, wie es geht. Die Ansiedlung eines Alten- und Pflegeheims ist für die Gemeinde Pettendorf aus seiner Sicht überdimensioniert und auch schwer zu stemmen. Seine Präferenz gilt der „Ambulant betreuten Wohngemeinschaft (ABWG) in einer Größenordnung von 12 bis 24 Plätzen. Diese Wohnform ließe sich zudem in unterschiedlichen Ortsteilen realisieren und bedarfsgerecht planen. Die Akzeptanz bei der Umfrage für diese Art des Seniorenwohnens war zudem stark ausgeprägt.
Bürgermeister Obermeier trägt hierzu bei, dass die Ergebnisse auch davon gestützt werden, dass gerade jüngere Befragte sich tendenziell für diese Wohnform ausgesprochen haben. Für die ABWG stellt sich zudem die Frage, ob Demenzkranke dort ebenfalls mit den Personen, die nicht von Demenz betroffenen sind, zusammenleben sollten. Des Weiteren informiert Bürgermeister Obermeier über eine neue Variante der ABWG, die ein trägergestütztes Modell vorsieht. Die Kosten der trägergestützten Einrichtungen liegen allerdings über denen der privat organisierten Wohnformen. Dies liegt primär darin begründet, dass etablierte und professionelle Träger, wie z. B. das BRK, die Johanniter, die Caritas und ähnliche ihre Beschäftigten tarifkonform bezahlen und auch ansonsten hohe Anforderungen an die arbeitsrechtlichen Standards gelten. Als Faustformel gilt ein Personalkostenaufwand von ca. 20.000 €/12 Plätzen.
Hubert Dennerlohr gibt zu bedenken, dass es ein Konzept, das für alle Bürger passt, in Pettendorf nie geben wird. Ergänzend weist der Vorsitzende des Umweltforums darauf hin, dass die Wohnform „Betreutes Wohnen“ aus seiner Sicht nur für ältere Menschen ohne Pflegebedarf in Frage kommt. Wenn jemand aus den eigenen vier Wänden rausgeht, ist betreutes Wohnen meist nicht ausreichend. Auf die Frage wieviel Einheiten zumutbar sind, verweist Herr Dennerlohr auf die Einrichtung in Pfatter, die mit 14 Wohneinheiten aus seiner Sicht ausreichend dimensioniert ist. Die oberste Priorität liegt für ihn klar bei der Umsetzung der ABWGs.
Frau Dr. Männel vertritt die Auffassung, dass gerade für Alleinstehende die ABWG für 12 Personen eine sinnvolle Einrichtung darstellt. Da es gerade im Alter auch immer mehr Menschen gibt, die keinen Familienanschluss haben, stellt für sie die trägergestützte ABWG eine sinnvolle Alternative dar. Aus diesem Grund begrüßt sie es auch Träger, wie den BRK, von dem Konzept in Pettendorf zu überzeugen bzw. als Partner zu binden. Gerade beim BRK bestehen in der Region Möglichkeiten auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen. Aufgrund ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospizbereich nimmt sie leider zunehmend zur Kenntnis, dass auch die Altenheime der Region keine Pflegeplätze mehr anbieten können. Auf lange Sicht wäre daher nach Auffassung von Frau Dr. Männel auch ein Altenheim im Gemeindebereich Pettendorf sinnvoll. Unabhängig davon betont sie, dass bei allen Einrichtungen in der unmittelbaren Nähe „Leben stattfinden“ muss. Der Anschluss an Gemeinschaft und Gesellschaft sollte unbedingt gewährleistet werden. Da es kaum Demenzplätze gibt, ist es grundsätzlich wünschenswert, diese mit den ABWGs zu realisieren.
Das Modell „Betreutes Wohnen“ sieht Frau Dr. Männel kritisch. Nach ihrer Erfahrung werden die meist sehr hochpreisig angebotenen Wohnungen schlecht verkauft und sind in ländlich geprägten Strukturen vss. schwierig umsetzbar.
Gemeinderat Dr. Schweiger macht deutlich, dass sich die Akteure nicht auf eine Lösung reduzieren sollten. Nach seiner Erfahrung kann sich im laufenden Prozess die eine oder andere Lösung ergeben, die momentan nicht vorstellbar war. Die ABWG ist für ihn eine „sympathische“ Lösung. Vor allem kommt sie dem Konzept am nächsten, das grundsätzlich auch schon im Baugebiet Pettendorf-Südwest mit den Hausgruppen vorgesehen war. Aus seiner Sicht sollte in den ABWGs keine Mischung mit dementen Personen erfolgen, da diese in diesem Wohntyp schwierig zu betreuen sind.
Zweiter Bürgermeister Bink spricht sich grundsätzlich für die ABWGs und das Betreute Wohnen aus. Ebenso wie Gemeinderat Dr. Schweiger vertritt er die Auffassung, dass man sich auch anderen Lösungen nicht dauerhaft verschließen sollte. Wichtig sei vor allem, dass das Raumprogramm auch einen Platz für einen Seniorentreff vorsehen muss. Problematisch bleibt aus seiner Sicht die personelle Situation bei den Pflegediensten und Trägern. Insoweit bleibt es „spannend“ wie sich die Konzepte realisieren lassen. Ebenso sei es notwendig, dass die Realisierung im Einvernehmen mit einem Investor erfolgen muss, da die Gemeinde Pettendorf nicht über die notwendigen Ressourcen verfügt, Wohn- und Betreuungseinrichtungen für Senioren eigenständig zu errichten. Bezüglich der Demenzkranken vertritt er die Auffassung, dass für diese eine Betreuungsmöglichkeit abgesetzt von den normalen ABWGs gefunden werden sollte. Auch für die Tagespflege besteht derzeit noch kein akuter Bedarf, da diese in Wolfsegg und Hainsacker ausreichend abgedeckt sei. Hier ist aufgrund der demographischen Entwicklung langfristig über eine Neuausrichtung, ggf. dann auch am Standort Pettendorf, nachzudenken.
Gemeinderat Manz sieht bezüglich der Tagespflege derzeit ebenfalls keinen Handlungsbedarf. Ebenso wie Gemeinderat Bink sei hier der Blickwinkel auf die Entwicklung in den nächsten Jahren zur richten. Wie die Bürgerbefragung zeigt, haben die AWBGS und das Betreute Wohnen die höchste Akzeptanz. Insoweit sind auch für ihn diese Wohnformen mit Priorität 1 zu verfolgen. Dabei sollte eine ausreichende Flexibilität gesichert werden und auch Kombinationen von Wohnformen sollten möglich sein. Gemeinderat Manz vertritt die Auffassung, dass eine trägergesteuerte ABWG einfacher zu realisieren sei, als die privat organisierte Form. Das betreute Wohnen ist aus seiner Sicht für die rüstigen Senioren eine gute Alternative. Wichtig ist, dass auch Platz für die Bewohner im Außenbereich vorhanden ist. Hier gibt es am Beispiel des grundsätzlich sehr gelungenen Konzepts in Pfatter durchaus Luft nach oben. Der Außenbereich in Pfatter ist nach Gemeinderats Manz Auffassung zu klein ausgeführt. Auch sollte Platz für eine mögliche Erweiterung vorhanden sein. Insgesamt häng die Realisierbarkeit ganz klar von einem möglichen Investor ab. Das Platzangebot sollte 30 bis 40 Plätze umfassen.
Der Seniorenbeauftragte Alfred Stiegler plädiert eingangs dafür, nicht nur eine reduzierte „Pettendorfer Sicht“ auf das komplexe Thema zu haben. Alle Wohnformen können und dürfen zwangsläufig nicht nur für Pettendorfer Bürgerinnen und Bürger verfügbar sein. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass seit Jahren in der näheren und weiteren Region Pettendorfer einen Platz in unterschiedlichsten Wohnformen, insbesondere Alten- und Pflegeheimen, gefunden haben. Aus Herrn Stieglers Sicht ist die Einrichtung in Pfatter vom Grundkonzept gut gelungen, jedoch ist die Anlage nicht weitläufig genug gebaut. Die Umsetzung in Pettendorf sollte hier mehr Aufenthaltsqualität bieten. Ebenso wie seine Vorredner argumentiert der Seniorenbeauftragte, dass man für die Demenzkranken eine Lösung außerhalb der ABWGs findet. Herr Stiegler macht deutlich, dass für ihn nur eine trägergesteuerte ABWG in Frage kommt. Ebenso vertritt der Seniorenbeauftragte die Auffassung, dass in der Gemeinde Pettendorf auch ein Pflegeheim mit 60 Plätzen denkbar wäre. Für die ABWGS hält er eine Größenordnung von mindestens drei Gruppen für angemessen. Dabei sei auch zu bedenken, dass durch entsprechende bauliche Trennung auch eine Einrichtung mit mehr als 24 Plätzen in einem Ortsteil realisiert werden kann. Nach Herrn Stieglers Auffassung wären vier Einrichtungen (ABWGs) für 48 Personen erforderlich. Hierzu müsste man bedenken, dass bereits mehr als 30 Personen im Umfeld von Pettendorf in Betreuungseinrichtungen leben, was zeigt, dass der Bedarf an Betreuung bereits ohne die zu erwartenden Effekte des demographischen Wandels nicht unerheblich ist. Die Wohnform „Betreutes Wohnen“ sollte als Modell nicht verworfen werden. Auch die Tagespflege ist vor Ort wünschenswert, insbesondere damit sich die Betroffenen in einem gewohnten Umfeld aufhalten können. Wichtig ist vor allem ein Gemeinschaftsraum, der offen ist für Externe. Ebenso erforderlich sei aus seiner Sicht ein Gemeinschaftsangebot, in dem Personen zum Mittagessen gehen können. Für das „Betreute Wohnen“ sieht der Seniorenbeauftragte einen Bedarf für 15 bis 20 Plätze.
Der Seniorenbeauftragte Dieter Pecher betont ebenfalls, dass „Betreutes Wohnen und die ABWGs“ die höchste Akzeptanz haben. Es sei daher sinnvoll in Richtung ABWG und Betreutes Wohnen zu entwickeln. Aufgrund der ansteigenden Zahlen bei den Demenzfällen ist es ebenso wichtig, für die Demenzpatienten Lösungen zu realisieren. Inwieweit diese in ABWGs oder anderen Einrichtungen erfolgen, wird der Umsetzungsprozess zeigen. Unabdingbar ist aus Herrn Pechers Sicht ein Gemeinschaftsraum. Dort könnten auch seniorenbezogene Veranstaltungen stattfinden. Bezüglich der Tagespflege sei zwar heute noch kein akuter Bedarf gegeben, jedoch muss für die Zukunft berücksichtigt werden, dass auch hier die Fallzahlen steigen und eine Lösung in Pettendorf erforderlich wird. Daher muss beim Planen und Bauen eine Flexibilität, ggf. durch modular erweiterbare Einrichtungen, gewährleistet werden. Herr Pecher sieht einen Bedarf für zwei ABWGs. Aus seiner Sicht ist kein Altenheim (stationäre Pflegeeinrichtung) erforderlich.
Gemeinderätin Gabi Vetter-Löffert vertritt die Auffassung das die Ambulant betreute Wohngemeinschaft (ABWG) eine sinnvolle Lösung darstellt. Bezüglich der Tagespflege stellt sich mittelfristig die Frage, ob der Bedarf gegeben ist, jedoch sollte man die Option „mitdenken“. Schwierig wird es sein, einen Träger zu finden. Für die Wohnform Betreutes Wohnen ist der Bedarf aus Frau Vetter-Löfferts Sicht trotz der Umfrageergebnisse in der Praxis voraussichtlich zu gering. Diese Wohnform ist nur dann interessant, wenn die bisherige Wohnung aufgrund fehlender Barrierefreiheit nicht sinnvoll bewohnbar ist. Hier ist die Hemmschwelle für die Bürgerinnen und Bürger in ein Betreutes Wohnen wechseln, gerade im ländlichen Raum, ggf. zu groß. Ein Altenheim kommt für die Gemeinderätin Vetter-Löffert nicht in Frage, da Pettendorf für eine solche Einrichtung zu klein ist.
Gemeinderätin Alexa Muehlenberg sieht den Bedarf für die ABWGs im Rahmen einer Größenordnung von 12 bis 24 Plätzen. Jedoch müsste man bereits aus Gründen der Notwendigkeiten der tatsächlichen Umsetzung verschiedene Strategien parallel betrachten. Die Hauptfrage lautet immer: „Wie können wir gutes Leben im Alter ermöglichen?“ Die Einrichtung in Pfatter ist aus Sicht von Gemeinderätin Muehlenberg sehr gut gelungen. Vorbildlich war, dass dort mehrere Optionen der Betreuung und des miteinander Lebens vorhanden sind, so war es z. B. möglich, am gemeinsamen Essen teilzunehmen. Die räumliche Einengung im Außenbereich ist zwar nicht optimal, könnte jedoch bei einer vergleichbaren Einrichtung in Pettendorf deutlich besser umgesetzt werden. Aus der Umfrage ergibt sich, dass die überwiegende Anzahl der Befragten sich die Einrichtung am Zentralort wünschen. Dies sollte bei der Planung und Realisierung unbedingt berücksichtigt werden. Schön wäre es, so Frau Muehlenberg, wenn die Wohn- und Betreuungseinrichtungen in der Eigenverantwortung der Gemeinde entstehen könnte.
Quintessenz der Diskussion
Bürgermeister Obermeier fasst die Ergebnisse zusammen:
- Betreute Wohnformen, in der Größenordnung ähnlich der Gemeinde Pfatter mit 15 bis 20 Einheiten sind denkbar.
- Ein Altenheim ist nach mehrheitlicher Meinung überdimensioniert.
- ABWGS ja, aber ggf. sind diese problematisch zu führen, wenn sie von Angehörigen organisiert bzw. gestützt werden müssen. Daher Option des trägergestützten Modells (mit)verfolgen.
- Ein bis zwei ABWGS und Betreutes Wohnen sind konsensual erforderlich.
- Ebenso zusätzliche Räume für multifunktionale Nutzung (Gemeinschaft, Seniorenforum, Essen, etc.).
- Tagespflege sollte später modular ergänzt werden können.
- Außenanlagen sollten großzügiger gestaltet werden und den Bewohnern „Luft lassen“.
Zur Abstimmung werden gestellt:
Vorschlag: ABGWs mit ein bis zwei Gruppen
Ergebnis: Allgemeiner Konsens.
Vorschlag: Betreutes Wohnen mit max. 20 Wohneinheiten.
Ergebnis: Allgemeiner Konsens.
Vorschlag: Tagespflege optional, später auch mit der Idee, den Pflegestützpunkt mittel- bis langfristig nach Pettendorf zu bringen.
Ergebnis: Allgemeiner Konsens
Vorschlag: Allgemeiner Aufenthaltsraum mit Flexibilität der multifunktionalen Nutzung und „Öffnung“ für Nichtbewohner, z. B. gemeinsames Essen, Seniorenforum, etc.
Ergebnis: Allgemeiner Konsens.
Beschluss
Der Sozialausschuss empfiehlt dem Gemeinderat die Grundlagen für die Realisierung nachfolgender Wohnformen zu schaffen:
a) ABGW mit ein bis zwei Gruppen
b) Betreutes Wohnen mit max. 20 Wohneinheiten
c) Tagespflege optional (mit zukünftiger Ansiedlung des Pflegestützpunkts)
d) Allgemeiner Aufenthaltsraum mit multifunktionaler Nutzung und Flexibilität nach außen
Abstimmungsergebnis
Dafür: 7, Dagegen: 0
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2. Weitere Themenbereiche
a. Mobilität
b. Infrastruktur
c. Teilhabe
d. Pflege
Gremium
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Sitzung
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Sitzungsdatum
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ö / nö
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Beratungstyp
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TOP-Nr. |
Sozialausschuss (Gemeinde Pettendorf)
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2. Sozialausschuss
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23.04.2024
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ö
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2 |
Sachverhalt
Vgl. TOP 1
Diskussionsverlauf
Themenfeld Mobilität:
Bürgermeister Obermeier stellt Eingangs die Frage in den Raum, wie wir Mobilität denken sollen? Der Landkreis Regensburg hat für den ÖPNV ein Defizit in Höhe von 11 Millionen Euro im Jahr zu tragen. Bereits aus diesem Grund ist eine Vielzahl von wünschenswerten Optimierungen im ÖPNV nicht finanzierbar. Hinzu kommt, dass die Auslastung des ÖPNV gerade im ländlichen Raum teilweise furchterregend schlecht ist. Dieter Pecher merkt an, dass es bezogen auf Pettendorf primär um die schlechte innerörtliche Taktung geht. Für viele ältere Menschen sei es eben wichtig, z. B. zum Arzt, PettenDorfladen oder zur Apotheke zu kommen. Dies sei mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schlicht nicht möglich. Frau Dr. Männel weist darauf hin, dass es hat sich durchaus bewährt hat, wenn es eine zentrale Stelle gibt, die ein ehrenamtliches Fahrangebot anbietet, z. B. im Rahmen der Nachbarschaftshilfe.
Herr Dennerlohr verweist in diesem Zusammenhang auf ein Modell der Gemeinde Feldkirchen-Westerham die ein Fahrzeug beschafft hat, das durch Ehrenamtliche betrieben wird. Das Modell nennt sich „Gmoabus“, die Koordination der Fahrdienste funktioniert über eine App und wird täglich angeboten. Herr Dennerlohr sieht dieses Modell auch für Pettendorf denkbar. Hierzu erfolgt sinnhafterweise eine Diskussion im Umweltforum.
Themenfeld Infrastruktur:
Herr Stiegler schlägt vor, dass mehr Ruhebänke im Gemeindegebiet errichtet werden sollten. Insbesondere soll es älteren Personen ermöglicht werden, dass sie bei längeren Fußwegen zwischendurch rasten können. Auch das Thema „Mitfahrbankerl“ sollte wieder aufgegriffen werden.
Herr Dennerlohr sieht eine vielen Bereichen Nachholbedarf, insbesondere hinsichtlich einer ansprechenden Dorfplatzgestaltung, etc.
Für Gemeinderätin Muehlenberg muss die Barrierefreiheit auch fußläufig gewährleistet werden. Ebenso sollten Radwege ertüchtigt werden. Dass Radwegenetz hat aus ihrer Sicht zu viele Schwachstellen. Auch sollte der Zugang zum Personennahverkehr verbessert werden. Gerade an Kreuzungen und Übergängen seien bessere Hinweise erforderlich, z. B Displays, um Autofahrer auf Gefahrenstellen mit Fußgängerverkehr hinzuweisen.
Aus Sicht von Gemeinderätin Vetter-Löffert sei es wichtig verbindende Wege, die plötzlich aufhören oder ziellos verlaufen, zu verwirklichen. Als Beispiel nennt sie den Fußweg zum Sportplatz.
Bürgermeister Obermeier weist darauf hin, dass viele der angesprochenen Themen insbesondere im Rahmen der „Dorferneuerung Pettendorf“ aufgegriffen werden könnten. Ebenso sei die Thematik der Ruhebänke bei geeigneten Standorten per se kein Thema.
Themenfeld Teilhabe und Pflege:
Handlungsvorschlag Quartiersmanager („Kümmerer“)
Gemeinderätin Muehlenberg merkt an, dass es viele Menschen gibt, die es verlernt haben etwas zu tun. Ein Kümmerer wirkt konzeptionell gegen Einsamkeit. Es geht darum, die Leute zu aktivieren und Angebote für Menschen zu schaffen, um eine Teilhabe zu ermöglichen. Sie merkt an, dass es entgegen der weitreichenden Annahme, dass es durch Vereine etc. genügend Möglichkeiten der Teilhabe gibt, durchaus Gründe vorliegen könnten, warum Menschen nicht in Vereinen organisiert sind. Gerade auch die Motivation dieser Personen ist Aufgabe eines Kümmerers.
Bürgermeister Obermeier macht deutlich, dass Angebote ausreichend vorhanden sind. Ernüchternd ist, dass viele Menschen die Einrichtung „Seniorenforum“ nicht einmal kennen. Dies unter dem Vorzeichen, dass sowohl auf der Homepage als auch im ehemaligen Pettendorf aktuell und im Bürgerbladl ausreichend Informationen verbreitet werden. Auch ehrenamtlich wird sehr viel geleistet. Es stellt sich erneut die Frage: Was soll ein Quartiersmanager darüber hinaus leisten können?
Gemeinderätin Vetter-Löffert vertritt die Auffassung, dass dieser bereits aus Gründen der Einbindung in die Verwaltung effektiver auf die Bedarfe eingehen könnte. Dem Ehrenamt seien hier aus unterschiedlichen Gründen Grenzen aufgesetzt. Vor allem zeitliche und organisatorische.
Gemeinderat Manz sieht einen Vorteil des Kümmerers durchaus in der möglichen Vernetzungsleistung. Jedoch sei in Pettendorf durch das Ehrenamt eine weitreichende Abdeckung der Handlungsfelder, auch im Seniorenbereich, gegeben. Insoweit sieht er keine absolute Notwendigkeit aktuell eine solche institutionalisierte Form, wie den Quartiersmanager, einzuführen.
Für Gemeinderat Bink ergibt sich aus dem Quartiersmanagement kein Vorteil gegenüber dem Status Quo. Er macht deutlich, dass er sich umfassend mit dem Aufgabenprofil beschäftigt habe. Die Inhalte zeigen auf, dass sich gegenüber der bereits geleisteten Seniorenarbeit keine Vorteile ergeben. Daher ist der Quartiersmanager bzw. Kümmerer nicht erforderlich.
Gemeinderätin Muehlenberg macht klar, dass die Jugend- und Seniorenarbeit absolut gleichzusetzen ist. Im Vergleich zur Jugendarbeit, die in Pettendorf professionalisiert wurde, fallen die Senioren mit einer rein ehrenamtlichen Lösung „hinten runter“.
Herr Dennerlohr merkt an, dass trotz eines umfassenden Engagements der Bürgerinnen und Bürger erforderlich sei, einen professionellen Impulsgeber zu haben. Wenngleich man mit vielen Themen zur Gemeinde kommen kann, wäre die professionelle Begleitung des Themas wünschenswert.
Bürgermeister Obermeier merkt ergänzend an, dass gerade die Generation 60+ sich auch selber wieder mehr organisieren muss. Senioren, die fit sind, können auch selbst mehr dazu beitragen, mögliche Missstände zu beseitigen. Es sind zu wenig aktiv - wenn man die Gesellschaft verändern will, muss man etwas beitragen. Zudem weist er auf die entstehenden dauerhaften Kosten für das Quartiersmanagement und das Missverhältnis der organisatorischen Anforderung hin.
Beim Quartiersmanager handelt es sich um eine akademische Fachkraft, in der Regel ein Dipl.-Sozialpädagoge. Aufgrund des Aufgabenprofils ist eine Eingruppierung in EGr. 11b vorzusehen. Die Personaldurchschnittskosten liegen hier bei 75.600 €, unter Berücksichtigung der Kosten des Büroarbeitsplatzes kostet eine Vollzeitkraft 100.300 €. Auf dieser Grundlage fallen für den Quartiersmanager in vier Jahren 401.200 € (Vollzeit) Personalkosten inkl. Büroarbeitsplatz an. Mit 50%iger Wochenarbeitszeit liegen wir bei 200.600 €. Dadurch relativiert sich die „großzügige“ Förderung von 80.000 € deutlich. Nicht berücksichtigt sind zudem Sachkosten für Maßnahmen des Quartiersmanagers.
Quelle der Personalkosten: Die Gemeindekasse 21/2023, Randnummer 200 (S.500).
Bürgermeister Obermeier schlägt vor, über die Einführung eine Quartiersmanagers abstimmen zu lassen.
Themenfeld Pflege:
Vgl. auch TOP 1
Beschluss
Der Sozialausschuss empfiehlt dem Gemeinderat über die Schaffung einer Stelle für eine/n Quartiersmanager/in in der nächst möglichen Sitzung zu entscheiden.
Abstimmungsergebnis
Dafür: 3, Dagegen: 4
Datenstand vom 28.08.2024 11:43 Uhr