BM Holzner bittet 3. BM Dr. Zimmer, den vorliegenden Antrag zu erläutern.
Wie 3. BM Dr. Zimmer ausführt, behandelte Herr Grassl von den Bayerischen Staatsforsten in der Bauausschusssitzung vom 29.04.2019 nur den Schutzwald am Fuderheuberg. Die Anfrage der Fraktion Bündnis90/Die Grünen wurde aber für den Schutzwald in der gesamten Gemeinde Piding gestellt.
Deshalb wurden nun Herr Resch als Privatwaldbetreuer des Forstamtrevieres Bad Reichenhall sowie Herr Argstatter als Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Piding eingeladen, lässt BM Holzner verlauten, dankt für ihr Kommen und bittet um deren Stellungnahmen.
Herr Resch bedankt sich für die Einladung und nimmt Stellung zu den Fragen, soweit diese in seinem Kompetenzbereich liegen.
Zu Frage 1.:
Hier gibt Herr Resch bekannt, das Gemeindegebiet Piding umfasst 967 Hektar Wald, darin enthalten 270 Hektar Schutzwald. Dieser Schutzwald befindet sich überwiegend auf der Staufenseite. Der Högl weist flächenmäßig nur wenig Schutzwald auf.
Der Schutzwald beginnt hauptsächlich ab einer Höhenlage von 600 Metern Meereshöhe, das ist 100 Meter höher als Schloss Staufeneck.
Die Gemeinde Piding besitzt 195 Hektar Wald, davon sind 127 Hektar als Schutzwald ausgewiesen.
Den Zustand der Wälder, insbesondere der Schutzwälder, in Piding bezeichnet Herr Resch als relativ zufriedenstellend. Das Laubholz verjüngt sich auf der Fläche, ist zwar dem Einfluss des Klimawandels ausgesetzt, kommt aber in ausreichender Zahl vor. Der Nadelholzbestand könnte besser sein, insbesondere der von der
Tanne.
Zu Frage 2.:
Bereiche des Schutzwaldes bei Höhenlagen über 600 Meter waren Anfang des Jahres von Schneebruch betroffen. Für den Privat- und Kommunalwald in Piding sind mehrere 1.000 Festmeter Schadholz angefallen; es ist noch nicht alles aufgearbeitet.
Der Privatwald ist nicht so stark geschädigt wie der Staatswald. Die Aufarbeitung von Schadholz hat oberste Priorität. Die Bereiche über 600 Meter sind schlecht oder gar nicht zu erreichen. Das bedeutet, in diesen Bereichen tritt als Folgeschaden der Borkenkäfer auf. Es ist damit zu rechnen, dass er sich hier stark entwickelt.
Zum gemeindlichen Wald:
250 Festmeter Schadholz, entstanden durch Schneedruck bzw. –bruch, konnten aufgearbeitet werden. Herr Resch dankt den Bauhofmitarbeitern für ihre tatkräftige Unterstützung. Mithilfe des Baggers sorgten sie dafür, dass die Waldarbeiter an das Schadholz herankommen konnten. Dass noch Laubholz liegt, stellt kein Problem dar, nachdem der Schädling „Buchdrucker“ nur Fichten befällt. Insofern gibt Herr Resch für den Kommunalwald Piding Entwarnung.
Zu den restlichen Flächen:
Im Gemeindegebiet Staufen liegt noch einiges an Schadholz. Die Waldbesitzer werden zu gegebener Zeit informiert und angesprochen. Da es sich aber um Privateigentum handelt, entscheiden die Waldbesitzer letzten Endes selbst über das Vorgehen.
Zu Frage 3.:
Dazu schickt der Vortragende vorweg, das Verbissgutachten 2018 ist eine nicht öffentliche Expertise der Forstverwaltung, die an die untere Jagdbehörde des Landratsamtes zur Festlegung des Abschussplans weitergereicht wird. Die Abschusspläne werden alle drei Jahre erstellt und den Jagdvorstehern bzw. Revierpächtern übermittelt.
Herr Resch führt an, das Jagdrevier Piding wird in Eigenbewirtschaftung durch die Jagdgemeinschaft genutzt. Diese ist verantwortlich für Wildbretverwertung, Jägerschaft und Jagdschäden. Herr Resch bittet um Verständnis, wenn er die Beantwortung der Fragen 4 bis 6 an den Vorstand der Pidinger Jagdgemeinschaft, Herrn Argstatter, weitergibt.
Herr Argstatter bemerkt einleitend, das Gemeinschafts-Jagdrevier Piding resultiert aus dem Zusammenschluss der Grundeigentümer mit Eigenbewirtschaftung. Bei dieser Genossenschaft agiert er als Beisitzer, ist angestellt als behördlich bestätigter Jagdaufseher und damit verantwortlich für den Jagdbetrieb und den Jagd-Abschussplan. Das Schutzwaldmanagement liegt beim Landesamt für Land- und Forstwirtschaft, die Verbiss-Situation ist Angelegenheit der unteren Jagdbehörde.
Zu Frage 1.:
Der Schutzwald besteht aus Buchen, Fichten, Tannen, Kiefern und Eichen. Sonstige Laubhölzer kommen in Hochlagen vor, selbst die Linde ist zu finden. Eine Überalterung des Schutzwaldes ist festzustellen, das Boden-Licht-Verhältnis ist unzureichend, deshalb fehlt die Verjüngung. Einzelschutz wäre anzubringen, empfiehlt Herr Argstatter.
Zu Frage 2.:
Für eine Bejagung im oberen Bereich des Jagdgebietes zwischen Gaisalpe und Machtlalm müssten die nicht mehr begehbaren beiden alten Wege (sogenannte Mittersteige) instandgesetzt werden.
Fehlende Wild-Ruhezonen im Bereich Nordhang Staufen verursachen ein Zurückdrängen des Gamswildes. Abhilfe würde das Zurückbauen des Klettersteiges schaffen.
Eine Verbesserung der Boden-Licht-Verhältnisse im Schutzwald wäre hilfreich.
Zu Frage 3.:
Im unteren Bereich ist die Belastung durch Schalenwildverbiss gering. Das Rotwild ist in Piding komplett ausgerottet.
Zu Frage 4.:
Auf der gemeindlichen Fläche befinden sich zwei Reviere – Strailach und Piding. Die Jagdbehörde bewertet diese als zusammenhängende Revier.
Laut dem Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung ergeben sich folgende Abschusszahlen:
Jahre 2016 bis 2018 – 165 Stück
Jahre 2019 bis 2021 – Erhöhung auf 180 Stück
Im Revier Strailach findet eine durchgehende Bejagung statt.
Zu Frage 5.:
Dies ist nur durch eine jährliche Inaugenscheinnahme zu beurteilen. Um eine Besserung feststellen zu können, müssen die Ziele der Waldbesitzer bekannt sein.
Zu Frage 6.:
Diese subjektive Beurteilung möchte sich Herr Argstatter nicht anmaßen.
BM Holzner dankt Herrn Resch und Herrn Argstatter für deren Ausführungen.
3. BM Dr. Zimmer spricht seine Anerkennung für die Berichterstatter aus. Gleichzeitig bedauert er, dass das Thema nicht im Gemeinderat behandelt worden ist.
3. BM Dr. Zimmer resümiert, Schutzwald ist vorhanden. Sein Zustand sollte nach außen kommuniziert werden, verbunden mit dem Hinweis, dass davon ein großer Teil auf Privatwald fällt und Handlungsbedarf besteht. Eine Verschlimmerung des Zustandes würde auch die Allgemeinheit betreffen. Er weist auf die Gefahren hin, wenn beschädigtes Holz nicht aufgearbeitet wird.
Zur jagdlichen Situation schlägt er Verbesserungen vor, wo dies möglich ist. Der obere Teil des Schutzwaldes muss intakt bleiben, sonst werden die Verbauungen im unteren Bereich nicht standhalten.
3. BM Dr. Zimmer thematisiert den Hinweis auf die beiden alten Wege und möchte wissen, wer für die Instandsetzung zuständig ist.
Diese alten Steige waren über Jahrhunderte zur Bewirtschaftung des Fuderheuberges begangen, so Herr Argstatter. Betroffen sind mehrere Grundeigentümer, zum Zuständigkeitsbereich kann er keine Aussage treffen. Nachdem die Wege nicht mehr genutzt werden, werden diese auch nicht mehr gepflegt. Darüber hinaus ist das Gelände gefährlich, eine Versicherung besteht nur für ihn, lässt er wissen.
3. BM Dr. Zimmer hält es für wesentlich, gemeinsam zu überlegen, wie die Infrastruktur in den Bereichen verbessert werden kann, an die man herankommt.
Herr Argstatter hält die Schaffung von Wild-Ruhezonen für genauso wichtig und lässt verlauten, man kann nicht das eine tun und das andere lassen.
3. BM Dr. Zimmer lässt den Klettersteig derzeit unbewertet und kommt zurück auf den Hinweis zum Rotwild. Deren Lebensräume haben sich geändert, die Situation ist inzwischen sehr schwierig geworden.
Das Vegetationsgutachten, erstellt alle drei Jahre, weist neben Veränderungen auch Empfehlungen aus und ermöglicht eine langfristige Planung, würdigt 3. BM Dr. Zimmer.
Herr Argstatter empfiehlt, jährlich im Frühjahr eine Waldbegehung abzuhalten.
3. BM Dr. Zimmer hebt den Einsatz von Herrn Argstatter hervor, begrüßt dessen Vorschlag zur Waldbegehung und ersucht, dazu auch den Gemeinderat einzuladen. Er fasst zusammen, eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der kommunalen Wälder wirkt vorbildlich auf die Privatwaldbesitzer.
GR Geigl thematisiert aus aktuellem Anlass den Tannenbestand im Gemeindewald und stellt die Frage, ob Tannenzweige abgeschnitten werden dürfen.
Herr Resch bejaht dies, auch wenn das Vorkommen der Tannen gering ist.
Seit er für den Gemeindewald die Betriebsleitung übernommen hat, bemüht er sich um ein Ansteigen des Tannenbestandes, unterbreitet Herr Resch.
GR Geigl greift das Thema „Wild-Ruhezonen“ auf und gibt an, auf der Reichenhaller Staufen-Südseite trifft man Gamswild an, obwohl dort drei Wege (über die „Steinernen Jäger“, den Normalweg über „Bartlmahd“ und der „Goldtropf“-Steig) verlaufen. Wo sind deren Ruhezonen, möchte er in Erfahrung bringen.
Diese Frage kann Herr Argstatter nicht beantworten, richtet den Fokus aber wieder auf den Schutzwald Fuderheuberg. Nach seiner Meinung muss dem Gamswild die Möglichkeit gegeben werden, in Ruhe ihre Kitze aufzuziehen. Ein Platz dafür ist in dem Bereich über dem sogenannten „Moar-Sand“. Hier stellt der Klettersteig einen Störfaktor dar, stellt der Jagdaufseher in den Raum.
GR Geigl nennt das Eschensterben, das auch über 1000 Meter auftritt und erkundigt sich über die Auswirkungen für den Schutzwald.
Das Eschentriebsterben ist existent und es kann nichts dagegen getan werden, erwidert Herr Resch. Die Esche ist aber im Schutzwald kein Thema, sehr wohl in der Aue, wo massive Ausfälle zu beklagen sind. Wie im übrigen südlichen Bayern ist der Ahorn nicht so gefährdet wie die Esche. Die Tanne ist im Schutzwald ein Stabilitätsfaktor. Sie übersteht als Tiefwurzler längere Dürrezeiten. Herr Resch fasst zusammen, auf Bergahorn und Tanne wird nach wie vor gesetzt, Eschen werden seit drei Jahren nicht mehr verwendet, es gibt aber einige gegen Eschentriebsterben resistente Eschen.
Die gesunden Eschen sollten geschont werden, lässt 3. BM Dr. Zimmer verlauten.
3. BM Dr. Zimmer nimmt Anstoß an der extremen Belastung des Högls und des Fuderheubergs durch Freizeitaktivitäten.
BM Holzner spricht Herrn Resch und Herrn Argstatter Dank für ihre Referate und Anerkennung für ihre verantwortungsvollen Tätigkeiten aus.
Herr Resch und Herr Argstatter verlassen um 19:41 den Sitzungssaal.