Seniorenarbeit in Poing; Fortschreibung des Seniorenkonzeptes


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 13.09.2018

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 13.09.2018 ö beschließend 9

Sachverhalt

Am 27.03.2018 hat die Gemeinde Poing einen Workshop zur Fortschreibung des kommunalen Seniorenkonzeptes durchgeführt, der folgende zentrale Kernforderungen erarbeitete:

Orts- und Entwicklungsplanung:
Unter Berücksichtigung insbesondere der Verbesserung der Pflege, die Vermittlung von Hilfen im Alter, ggf. einer Einrichtung einer Sozialstation, auch eines Bürgerzentrum in den neuen Wohngebieten;

Mobilität und Barrierefreiheit:
Verbesserung der Busverbindungen nach Ebersberg und im Gemeindegebiet und Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes für Senioren, Absenkung der Bordsteine;

Ehrenamt:
Neuorganisation des Ehrenamtes für Senioren unter Leitung eines/einer hauptamtlichen Fachkraft (Kümmerer) ergänzend zur bereits bestehenden Stelle der Seniorenbeauftragten;

Neue Wohnformen und Teilhabe:
Forcierung des Einkommensgeförderten Wohnungsbaus und bezahlbare gemeinschaftliche Wohnprojekte insbesondere in den geplanten neuen Wohngebieten W 7 und W 8; u. a. Nutzung der vorhandenen Einrichtungen über deren Zweckbindung hinaus für ein generationsübergreifendes Kulturprogramm in den Quartieren

In der öffentlichen Sitzung am 03.05.2018 ist dem Gemeinderat das Ergebnis des Workshops mit diesen Kernforderungen vorgestellt worden.

Zwischenzeitlich liegen der Verwaltung die Ergebnisse der Einwohnerprognose bis 2033 mit einer Bedarfsermittlung für ambulante und stationäre Pflege vor, die in der Sitzung erläutert werden.

Zudem hat die Verwaltung einen Workshop zur Entwicklung eines Mobilitätskonzepts durchgeführt, erste Zielsetzungen formuliert und darüber hinaus ein mögliches Anforderungsprofil eines sogenannten „Kümmerers“ erarbeitet.

  1. Pflegebedarf in Poing
(Anlage 1)
Frau Dr. Pethe vom Büro räumliche Entwicklung (BRE) wird den Stand und Bedarf anhand einer Powerpoint-Präsentation erläutern.

Die Einwohnerentwicklung 2015 -2017 und Prognose bis 2033 stellt fest, dass die Zuzugszahlen die Entwicklung der Senioren ab 65 Jahren kaum beeinflussen.  

Dabei wird bestätigt, dass die längere Lebenserwartung von Frauen nach dem Ableben der Lebenspartner zu überproportionalen Einzelhaushalten führen wird. Hier ist neben dem Ausbau von Hilfs- und Pflegeangeboten die nachhaltige Entwicklung der weiteren Versorgungsstruktur wie medizinische Versorgung, ortsnaher Einzelhandel, Barrierefreiheit der Wohnbaugebiete und öffentlicher Nahverkehr sicherzustellen.

Zudem wirkt sich dies auf das soziale Netz der Hinterbliebenen aus. Das Alleinleben kann sich zur Vereinzelung entwickeln.

    1. Bedarfsabschätzung der ambulanten Pflege:

Aktuell nehmen 79 Poinger die Angebote verschiedener ambulanter Pflegedienstleister in Anspruch. Bis 2033 wird sich der Bedarf um weitere 37 (- 40) Poinger erhöhen, gesamt auf 116
(- 120) Personen.

Zu berücksichtigen ist, dass die drei in Poing tätigen Pflegedienste, insbesondere der Pflegestern, aktuell in anderen Gemeinden zusätzlich 39 Personen versorgen.

Diese Zahl wird sich bis 2033 auf 56 (- 60) Personen erhöhen. Dies ist bei der Bedarfsermittlung zu berücksichtigen. Während die bisher tätigen ambulanten Dienste an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, ist zu prüfen, ob der Pflegestern sein Angebot auf den steigenden Bedarf der Gemeinde ausrichten kann oder Alternativangebote aus dem Umland geprüft und eingesetzt werden sollen.

    1. Stationäre Pflege

Der Pflegestern bietet neben  Einrichtungen in anderen Gemeinden in Poing 32 Dauer- und 2 Kurzzeitpflegeplätze an. Diese sind mit 14 Poinger und 20 Auswärtigen belegt. 15 Poinger sind auswärts untergebracht. Es wird darauf hingewiesen, dass der Pflegestern als interkommunales Unternehmen nicht ausschließlich auf Poinger Bürger reduziert ist. Deshalb kann die Ausrichtung nicht ausschließlich auf den Poinger Bedarf orientiert werden.

Bis 2033 würde bei dieser gemischten Belegungsprognose der Bedarf um 10 Plätze für Poinger, um 14 Plätze für Auswärtige in Poing und um 10 Plätze für auswärts untergebrachte Poinger, gesamt um 34 Plätze steigen.

Für die Gemeinde entsteht dadurch ein Handlungsbedarf für die Erweiterung des stationären Pflegeangebotes. Dies kann sowohl durch eine neue zusätzliche Einrichtung und damit einer Erhöhung des Platzangebotes durch den Pflegestern oder andere Träger, als auch durch mögliche trägergestützte Einrichtungen wie Pflege-Wohngemeinschaften und/oder ein zusätzliches Angebot einer Demenz-Wohngemeinschaft gesichert werden. Einrichtungen dieser Art können in den geplanten Wohngebieten 7 oder 8 errichtet und betrieben werden.

    1. Betreutes Wohnen

Aktuell werden in Poing 23 Personen in der ausgelasteten betreuten Wohnanlage des Pflegesterns versorgt. Bis 2033 erhöht sich dieser Bedarf um mindestens weitere 17 barrierefreien Wohneinheiten  in Poing.  

    1. Pflegegeld  – selbstorganisierte Pflege –

Die Zahl derjenigen Senioren, die in Poing von Angehörigen zu Hause gepflegt werden, ist schwer zu ermitteln. Die Verwaltung weist darauf hin, dass aufgrund der Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade keine Referenzwerte existieren. Deshalb hat die Verwaltung auf Gesundheitsberichterstattung des Bundes aus dem Jahr 2015, Region Bayern, zurückgegriffen und die Ergebnisse für die selbstorganisierte Pflege daraus abgeleitet.
Diese Statistik beruht auf den zwischenzeitlich nicht mehr aktuellen Pflegestufen 1-3:

45,5 % aller in Bayern erfassten Pflegebedürftigen sind Empfänger von Pflegegeld. 54,5 % aller in Bayern erfassten Pflegebedürftigen sind in der ambulanten oder stationären Pflege untergebracht.

Eine Ableitung für Poing kann erst in den folgenden Jahren im Rahmen der periodischen  Überprüfung und Fortschreibung der Seniorenprognose genauer erfasst werden. Die Verwaltung schätzt jedoch, dass aufgrund des Zuzugs von jungen Familien die selbstorganisierten Pflege in Poing unter dem bayerischen Durchschnitt liegt, zudem in der Bundesstatistik die strukturschwachen Länder bzw. Regionen erfasst sind, in denen die häusliche Pflege von Angehörigen deutlich stärker praktiziert wird als in den Ballungsräumen.

  1. Anforderungsprofil einer Fachkraft zur Stärkung des Ehrenamtes und aufsuchender Seniorenarbeit, „Kümmerer“

Der Workshop zur Fortschreibung des kommunalen Seniorenkonzeptes hat vorgeschlagen, zur Unterstützung der bestehenden Seniorenarbeit eine weitere Stelle für eine Seniorenfachkraft einzurichten. Die Verwaltung hat deshalb folgende ergänzende Anforderungsprofile für eine Vollzeitkraft erarbeitet:

Um die Vereinsamung und die Bedürftigkeit von Senioren und Seniorinnen im Gemeindegebiet rechtzeitig und präziser zu erfassen und die Selbstständigkeit hochbetagter Menschen lange zu erhalten, empfiehlt die Verwaltung, durch präventive Hausbesuche ein „Kümmerersystem“ als zusätzliches, niedrigschwelliges Angebot einzurichten.

Diese Zielgruppe im Gemeindegebiet soll insbesondere nach deren vorheriger Zustimmung durch präventive Hausbesuche informiert und individuell beraten werden, welche Angebote und sozialen Kontakte zur Stärkung der Selbständigkeit vor Ort genutzt und welche präventiven Vorkehrungen getroffen werden könnten, um Pflegebedürftigkeit möglichst lange zu vermeiden. Die bestehende Vernetzung mit den spezialisierten Landkreisorganisationen trägt hierzu mit entscheidend bei.

Dazu soll der offene Generationentreff zunächst, soweit möglich, in den kommunalen Räumen des  ehemaligen Hauses Liebhart und in Zusammenarbeit mit den dort tätigen verschiedenen Trägern ausgebaut und unterstützt werden, jedoch nicht allein auf diesen Standort beschränkt bleiben. Auch das Angebot des Projektes Mehr-Generationen-Aktiv (MEGA) des Ortsverbandes der Arbeiterwohlfahrt in Kooperation mit dem Familienzentrum Poing e.V. im Bürgerhaus und den dortigen Beratungsangeboten ist weiter zu entwickeln und der mittel- bzw. langfristige Bedarf in den neuen Wohngebieten festzustellen.

Mittel- bzw. langfristig soll insbesondere die geplante Fachkraft in Vollzeit den Aufbau und die Konsolidierung einer stabilen Nachbarschaftshilfe in Poing sicherzustellen, auch um spätere Kosten zu minimieren.

Vor allem in Kommunen mit hohem Zuzug wie in Poing ist eine koordinierte und engagierte ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe notwendig. Gerade ältere Alleinstehende brauchen Zuwendung und verlässlich Hilfe und die Perspektive, die ihnen hilft, möglichst lange in ihrem vertrauten Wohnumfeld bleiben zu können.

Zeitlich überschaubare Hilfsangebote, ob im Haushalt, im Garten, beim Einkaufen, Arztbesuchen oder Spaziergängen sind sinnvolle Aufgaben, die engagierte Ehrenamtliche als persönlich befriedigend empfinden und bei der sie selbst soziale Kontakte und Erfahrungen hinzugewinnen.
Die neue Fachkraft soll deshalb feststellen, wo vorhandenes zivilgesellschaftliches Engagement Unterstützung und Begleitung braucht, aber auch, wo bürgerschaftliches Engagement stark und selbstverantwortlich handelt. Aufgabe der Fachkraft ist deshalb insbesondere, die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln und zu begleiten, die an freiwilligem Engagement interessiert sind und neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Diese sind  mit dem vorhandenen ehrenamtlichen Potential in Poing zu bündeln, zu strukturieren, anzuleiten, zu qualifizieren und zu fördern.
Dabei soll sie auch das ehrenamtliche Engagement im Familien- und Jugendbereich ergänzend einbeziehen, weiterentwickeln und ebenfalls fördern, um ein zuverlässiges, ehrenamtliches Angebot von und für alle Generationen auch zur Unterstützung des kulturellen Angebotes aufzubauen.
Die Entwicklung und der Ausbau einer IT-gestützten und seniorenfreundlichen Informationsplattform wie im Workshop gefordert, eine sogenannte  „Seniorenapp“, sowie die Unterstützung bei deren Nutzung kann das Angebot ergänzen und der PC-affinen älteren Generation schnellen Zugang zu Informationen ermöglichen.

Die Verwaltung schlägt deshalb vor, wie im Workshop empfohlen, eine in der Senioren- und Konzeptarbeit erfahrene Fachkraft in Vollzeit einzustellen und dem Fachbereich 4 zuzuordnen. Mit den beiden im Seniorenbereich tätigen Fachkräften sollte die Gemeinde Poing den demographischen Herausforderungen in den nächsten Jahren Rechnung tragen können.

Entsprechende Förderstrukturen seitens der Staatsregierung sind hierbei durch die Verwaltung zu prüfen.

(Anlage 2, Anforderungsprofil der Stelle)

Beschlussvorschlag

  1. Der Bericht zum Pflegebedarf in der Gemeinde Poing wird zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, mögliche Varianten zur Deckung des mittel- bzw. langfristigen Bedarfs zu erarbeiten.

  1. Das Anforderungsprofil für eine Vollzeitstelle Fachkraft für die Seniorenarbeit wird befürwortet.

  1. Die Stelle wird genehmigt und ist im Stellenplan 2019 zu berücksichtigen. Diese ist so früh wie möglich auszuschreiben.

Beschluss

  1. Der Bericht zum Pflegebedarf in der Gemeinde Poing wird zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, mögliche Varianten zur Deckung des mittel- bzw. langfristigen Bedarfs zu erarbeiten.

  1. Das Anforderungsprofil für eine Vollzeitstelle Fachkraft für die Seniorenarbeit wird befürwortet.

  1. Die Stelle wird genehmigt und ist im Stellenplan 2019 zu berücksichtigen. Diese ist so früh wie möglich auszuschreiben.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 24, Dagegen: 0

Kurzbericht

(kra) In der öffentlichen Sitzung am 03.05.2018 ist dem Gemeinderat das Ergebnis des Workshops mit diesen Kernforderungen vorgestellt worden.

Orts- und Entwicklungsplanung

Mobilität und Barrierefreiheit

Ehrenamt

Neue Wohnformen und Teilhabe

Zwischenzeitlich liegen der Verwaltung die Ergebnisse der Einwohnerprognose bis 2033 mit einer Bedarfsermittlung für ambulante und stationäre Pflege vor, die in der Sitzung erläutert werden.

Zudem hat die Verwaltung einen Workshop zur Entwicklung eines Mobilitätskonzepts durchgeführt, erste Zielsetzungen formuliert und darüber hinaus ein mögliches Anforderungsprofil eines sogenannten „Kümmerers“ erarbeitet.

1.        Pflegebedarf in Poing
(Anlage 1)
Frau Dr. Pethe vom Büro räumliche Entwicklung (BRE) erläuterte den Stand und Bedarf anhand einer Powerpoint-Präsentation.

Die Einwohnerentwicklung 2015 -2017 und Prognose bis 2033 stellt fest, dass die Zuzugszahlen die Entwicklung der Senioren ab 65 Jahren kaum beeinflussen.  

Dabei wird bestätigt, dass die längere Lebenserwartung von Frauen nach dem Ableben der Lebenspartner zu überproportionalen Einzelhaushalten führen wird. Hier ist neben dem Ausbau von Hilfs- und Pflegeangeboten die nachhaltige Entwicklung der weiteren Versorgungsstruktur wie medizinische Versorgung, ortsnaher Einzelhandel, Barriere-freiheit der Wohnbaugebiete und öffentlicher Nahverkehr sicherzustellen.

Zudem wirkt sich dies auf das soziale Netz der Hinterbliebenen aus. Das Alleinleben kann sich zur Vereinzelung entwickeln.

Bedarfsabschätzung der ambulanten Pflege:

Aktuell nehmen 79 Poinger die Angebote verschiedener ambulanter Pflegedienstleister in Anspruch. Bis 2033 wird sich der Bedarf um weitere 37- 40 Poinger erhöhen, gesamt auf 116-120 Personen.

Zu berücksichtigen ist, dass die drei in Poing tätigen Pflegedienste, insbesondere der Pflegestern, aktuell in anderen Gemeinden zusätzlich 39 Personen versorgen.

Diese Zahl wird sich bis 2033 auf 56-60 Personen erhöhen. Dies ist bei der Bedarfsermittlung zu berücksichtigen. Während die bisher tätigen ambulanten Dienste an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, ist zu prüfen, ob der Pflegestern sein Angebot auf den steigenden Bedarf der Gemeinde ausrichten kann oder Alternativangebote aus dem Umland geprüft und eingesetzt werden sollen.

Stationäre Pflege

Der Pflegestern bietet neben Einrichtungen in anderen Gemeinden in Poing 32 Dauer- und 2 Kurzzeitpflegeplätze an. Diese sind mit 14 Poinger und 20 Auswärtigen belegt. 15 Poin-ger sind auswärts untergebracht. Es wird darauf hingewiesen, dass der Pflegestern als interkommunales Unternehmen nicht aus-schließlich auf Poinger Bürger reduziert ist. Deshalb kann die Ausrichtung nicht ausschließlich auf den Poinger Bedarf orientiert werden.

Bis 2033 würde bei dieser gemischten Bele-gungsprognose der Bedarf um 10 Plätze für Poinger, um 14 Plätze für Auswärtige in Poing und um 10 Plätze für auswärts unter-gebrachte Poinger, gesamt um 34 Plätze steigen.

Für die Gemeinde entsteht dadurch ein Handlungsbedarf für die Erweiterung des stationären Pflegeangebotes. Dies kann sowohl durch eine neue zusätzliche Einrichtung und damit einer Erhöhung des Platzangebotes durch den Pflegestern oder andere Träger, als auch durch mögliche trägergestützte Ein-richtungen wie Pflege-Wohngemeinschaften und/oder ein zusätzliches Angebot einer Demenz-Wohngemeinschaft gesichert werden. Einrichtungen dieser Art können in den geplanten Wohngebieten 7 oder 8 errichtet und betrieben werden.

Betreutes Wohnen

Aktuell werden in Poing 23 Personen in der ausgelasteten betreuten Wohnanlage des Pflegesterns versorgt. Bis 2033 erhöht sich dieser Bedarf um mindestens weitere 17 barrierefreien Wohneinheiten in Poing.

Pflegegeld  – selbstorganisierte Pflege –

Die Zahl derjenigen Senioren, die in Poing von Angehörigen zu Hause gepflegt werden, ist schwer zu ermitteln. Die Verwaltung weist darauf hin, dass aufgrund der Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade keine Referenzwerte existieren. Deshalb hat die Verwaltung auf Gesundheitsberichterstattung des Bundes aus dem Jahr 2015, Region Bayern, zurückgegriffen und die Ergebnisse für die selbstorganisierte Pflege daraus abgeleitet.
Diese Statistik beruht auf den zwischenzeitlich nicht mehr aktuellen Pflegestufen 1-3:

45,5 % aller in Bayern erfassten Pflegebedürftigen sind Empfänger von Pflegegeld. 54,5 % aller in Bayern erfassten Pflegebedürftigen sind in der ambulanten oder stationären Pflege untergebracht.

Eine Ableitung für Poing kann erst in den folgenden Jahren im Rahmen der periodischen Überprüfung und Fortschreibung der Seniorenprognose genauer erfasst werden. Die Verwaltung schätzt jedoch, dass aufgrund des Zuzugs von jungen Familien die selbstorganisierten Pflege in Poing unter dem bayerischen Durchschnitt liegt, zudem in der Bundesstatistik die strukturschwachen Länder bzw. Regionen erfasst sind, in denen die häusliche Pflege von Angehörigen deutlich stärker praktiziert wird als in den Ballungs-räumen.

Den Bericht zum Pflegebedarf in der Gemeinde Poing hat der Gemeinderat zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wurde beauftragt, mögliche Varianten zur Deckung des mittel- bzw. langfristigen Bedarfs zu erarbeiten.

Anforderungsprofil einer Fachkraft für die Seniorenarbeit zur Stärkung des Ehrenamtes

Der Workshop zur Fortschreibung des kommunalen Seniorenkonzeptes hat vorgeschlagen, zur Unterstützung der bestehenden Seniorenarbeit eine weitere Stelle für eine Seniorenfachkraft einzurichten. Die Verwaltung hat deshalb folgende ergänzende Anforderungsprofile für eine Vollzeitkraft erarbeitet:

Vereinsamung und die Bedürftigkeit von Senioren und Seniorinnen im Gemeindegebiet rechtzeitig und präziser erfassen und die Selbstständigkeit hochbetagter Menschen lange zu erhalten.

Diese Zielgruppe im Gemeindegebiet soll insbesondere nach deren vorheriger Zustimmung durch klärende Kontaktaufnahme in-formiert und individuell beraten werden, welche Angebote und sozialen Kontakte zur Stärkung der Selbständigkeit vor Ort genutzt und welche präventiven Vorkehrungen getroffen werden könnten, um Pflegebedürftigkeit möglichst lange zu vermeiden. Die bestehende Vernetzung mit den spezialisierten Landkreisorganisationen trägt hierzu mit entscheidend bei.

Dazu soll der offene Generationentreff zu-nächst, soweit möglich, in den kommunalen Räumen des ehemaligen Hauses Liebhart und in Zusammenarbeit mit den dort tätigen verschiedenen Trägern ausgebaut und unterstützt werden, jedoch nicht allein auf diesen Standort beschränkt bleiben. Auch das Ange-bot des Projektes Mehr-Generationen-Aktiv (MEGA) des Ortsverbandes der Arbeiterwohlfahrt in Kooperation mit dem Familienzentrum Poing e.V. im Bürgerhaus und den dortigen Beratungsangeboten ist weiter zu entwickeln und der mittel- bzw. langfristige Bedarf in den neuen Wohngebieten festzustellen.

Mittel- bzw. langfristig soll insbesondere die geplante Fachkraft in Vollzeit den Aufbau und die Konsolidierung einer stabilen Nachbarschaftshilfe in Poing sicherzustellen, auch um spätere Kosten zu minimieren.

Vor allem in Kommunen mit hohem Zuzug wie in Poing ist eine koordinierte und engagierte ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe notwendig. Gerade ältere Alleinstehende brauchen Zuwendung und verlässlich Hilfe und die Perspektive, die ihnen hilft, möglichst lange in ihrem vertrauten Wohnumfeld bleiben zu können.

Zeitlich überschaubare Hilfsangebote, ob im Haushalt, im Garten, beim Einkaufen, Arztbesuchen oder Spaziergängen sind sinnvolle Aufgaben, die engagierte Ehrenamtliche als persönlich befriedigend empfinden und bei der sie selbst soziale Kontakte und Erfahrungen hinzugewinnen.

Die neue Fachkraft soll deshalb feststellen, wo vorhandenes zivilgesellschaftliches Engagement Unterstützung und Begleitung braucht, aber auch, wo bürgerschaftliches Engagement stark und selbstverantwortlich handelt. Aufgabe der Fachkraft ist deshalb insbesondere, die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln und zu begleiten, die an freiwilligem Engagement interessiert sind und neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Diese sind mit dem vorhandenen ehrenamtlichen Potential in Poing zu bündeln, zu strukturieren, anzuleiten, zu qualifizieren und zu fördern.

Dabei soll sie auch das ehrenamtliche Engagement im Familien- und Jugendbereich ergänzend einbeziehen, weiterentwickeln und ebenfalls fördern, um ein zuverlässiges, eh-renamtliches Angebot von und für alle Generationen auch zur Unterstützung des kulturellen Angebotes aufzubauen.

Die Entwicklung und der Ausbau einer IT-gestützten und seniorenfreundlichen Informationsplattform wie im Workshop gefordert, eine sogenannte „Seniorenapp“, sowie die Unterstützung bei deren Nutzung kann das Angebot ergänzen und der PC-affinen älteren Generation schnellen Zugang zu Informationen ermöglichen.

Dem Vorschlag der Verwaltung, eine in der Senioren- und Konzeptarbeit erfahrene Fach-kraft in Vollzeit einzustellen und dem Fachbereich 4 zuzuordnen stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. Die Stelle wurde genehmigt, soll im Stellenplan 2019 zu berücksichtigt werden und so früh wie möglich ausgeschrieben werden.

Mit den beiden im Seniorenbereich tätigen Fachkräften sollte die Gemeinde Poing den demographischen Herausforderungen in den nächsten Jahren Rechnung tragen können.

Entsprechende Förderstrukturen seitens der Staatsregierung sind hierbei durch die Verwaltung zu prüfen.

Datenstand vom 29.10.2018 13:57 Uhr