Am 19.03.2025 fand eine Besprechung im Landratsamt Rosenheim bzgl. zukünftiger Finanzierung statt.
Die DB Regio als Betreiber der ROSI hat folgende Vorschläge unterbreitet:
1. Aufteilung des ROSI-Gebietes in 4 Sektoren:
Das Konzept sieht vor, den bestehenden fünf Fahrzeugen je einen Sektor zuzuweisen (Sektoren Mitte, Süd-Ost, Süd-West, Nord); nur im Sektor Nord sollen zwei Fahrzeuge eingesetzt werden, da hier überproportional viele Fahrtwünsche bestehen.
Im Sektor Prien sind vier Übergabepunkte definiert (Bahnhof, Marktplatz, Stock, Vachendorf Bahnhof). Zusätzlich wird noch ein Übergabepunkt zwischen den Sektoren Süd-West und Süd-Ost definiert. Jedes Fahrzeug verbleibt zwingend im eigenen Sektor und kann bei einem Fahrtwunsch in einen fremden Sektor hinein oder aus einem fremden Sektor hinaus nur die definierten Übergabepunkte ansteuern.
Sollte das Konzept umgesetzt werden, sind während der regulären Betriebszeiten keine freien sektorenübergreifenden Fahrten mehr möglich, sondern nur noch über einen Fahrzeugwechsel am Übergabepunkt. Damit ergibt sich für 71% der bisher durchgeführten Fahrten keine Änderung. Anders formuliert haben 71% der angefragten Fahrten diese Voraussetzungen bereit erfüllt. Für die verbleibenden 29% wird sich der Komfort senken, da umgestiegen werden muss. Allerdings können hier Spareffekte erreicht werden, da bspw. auf eine Weiterfahrt mit der Rosi am Übergabepunkt verzichtet wird und der ÖPNV/SPNV genutzt wird oder die Fahrt gänzlich unterlassen wird. Die freiwerdenden Ressourcen können mit hoher Wahrscheinlichkeit von anderen Fahrgästen genutzt werden, da Rosi teilweise so ausgelastet ist, dass nur 10% der Fahrtwünsche realisiert werden können. Durch die nunmehr höhere Verfügbarkeit der Fahrzeuge können mehr Fahrtwünsche realisiert werden, was zu höheren Fahrgeldeinnahmen führt.
2. Preiserhöhungen:
Die Fahrpreise sind gestaffelt nach gefahrenen Kilometern und sollen verdoppelt werden. Bei mehr Kilometern verringert sich der Preis für den einzelnen Kilometer schrittweise. Die Preisstruktur stellt sich künftig wie folgt dar:
Zone
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Reichweite
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Alter Preis
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Neuer Preis
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1
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bis 4 km
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3,00 €
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6,00 €
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2
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4 bis 8 km
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4,20 €
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8,40 €
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3
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8 bis 10 km
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5,40 €
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10,80 €
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4
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10 bis 15 km
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7,20 €
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14,40 €
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5
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ab 15 km
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7,20 € + 3 € pro km
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14,40 € + 6 € pro km
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Komfortzuschlag D-Ticket
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-
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3,00 €
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6,00 €
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Ein weiterer einnahmensteigernder Effekt tritt durch die Sektoren ein. Soll die Fahrt sektorenübergreifend durchgeführt werden, ist die Buchung eines zweiten Fahrzeugs am Übergabepunkt nötig. Bei der Übergabe beginnt im zweiten Fahrzeug wieder die Zone 1. Die DB Regio Bus prüft, ob eine einheitliche Buchung der Rosi für zwei Fahrten, also mit gesichertem Rosi-Anschluss am Übergabepunkt, technisch möglich ist.
Aufgrund der bisherigen besonders hohen Nachfrage ist davon auszugehen, dass Rosi auch bei einer Verdoppelung der Fahrpreise weiterhin ausgelastet sein wird. Fahrten quer durch mehrere Sektoren, die das jeweilige Fahrzeug zeitlich lang gebunden haben und damit zur Ablehnung anderer Fahrwünsche und vielen Leerstandskilometern geführt haben, werden preislich unattraktiver, sodass der Fahrgast eher bereit sein wird, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
Berechnung Kostenänderung:
Die DB Regio Bus hat am 21.03.2025 eine Berechnung der Änderungen der Fahrgeldeinnahmen übersandt.
Durch die Einführung des geschilderten Sektorenmodells können, wie oben dargelegt nur noch 71% der bisherigen Fahrten ohne Änderung durchgeführt werden. Hierfür wurden rechnerisch bislang 168.000 Euro eingenommen, ab der Preiserhöhung wird das doppelte eingenommen, also 336.000 Euro.
Rein rechnerisch bedeutet die Einführung des Sektorenmodells aber auch einen Verlust von etwa 12.000 Fahrten, die nun nicht mehr bedient werden können mit einem Zahlungsausfall (nach neuen Preisen) von 122.440 €. Dur die freiwerdenden Kapazitäten eröffnen sich hier potenziell neue Fahrten, die kürzer und deshalb pro Kilometer mehr kosten als die wegfallenden Fahrten. Diese Fahrgeldeinnahmen schätzt die DB Regio Bus auf 190.506 €. Dadurch kann also rein rechnerisch mit Mehreinnahmen von etwa (190.506 Euro – 122.440 Euro =) 68.000 Euro gerechnet werden.
Insgesamt ist also mit Mehreinnahmen von (168.000 Euro + 68.000 Euro =) 236.000 Euro zu rechnen. Das ergibt einen Gesamtfahrgelderlös von (336.000 Euro + 68.000 Euro =) 404.000 Euro.
Hier ist noch nicht berücksichtigt, dass generell mehr Fahren durchgeführt werden können, weil die jeweilige durchschnittliche Reisezeit verringert wird (keine Durchfahrten durch die Sektoren, keine Anschlussbuchung beim Übergabepunkt, vermehrter Umstieg auf Zug und Bus). Durch die Definition von fünf Übergabepunkten kann die Poolingquote erhöht werden, was wieder zu mehr Verfügbarkeit und damit zu mehr Fahrgeldeinnahmen führt.
Damit können die nach einer Aufstellung der RoVG aus April vergangenen Jahres errechneten überschießenden Defizite der Rosi wahrscheinlich aufgefangen werden. Durch die sinkende Förderquote ist aber davon auszugehen, dass ab dem Betriebsjahr 5 und 6 (01.05.2026 bis 30.04.2028) weitere kostensenkende oder einnahmenerhöhende Maßnahmen nötig werden, um das noch nicht von Gemeinderatsbeschlüssen bedeckte Defizit auszugleichen.
Dies bedeutet, dass für das 4. Betriebsjahr von Seiten des Landratsamtes Rosenheim kein Defizit erwartet wird.
Diese Lösung würde von Seiten der Verwaltung einen Weiterbetrieb auf jeden Fall für das 4. Betriebsjahr ermöglichen.
Der Gemeinderat muss nun noch entscheiden wie mit den bereits aufgelaufenen Defiziten aus den ersten 3 Betriebsjahren umgegangen werden soll.
Die Defizite lauten wie folgt:
8.276,96 € für das 1. Jahr (01.05.2022 bis 30.04.2023)
16.494,51 € für das 2. Jahr (01.05.2023 bis 30.04.2024)
20. 986,99 € Prognose für das 3. Jahr (wurde noch nicht final abgerechnet)
Sollte der Gemeinderat das Finanzierungskonzept und somit einen Weiterbetrieb von ROSI zumindest bis 30.04.2026 befürworten könnte der Beschlussvorschlag wie folgt lauten:
Unter Zugrundelegung der vorgestellten Kostenprognose soll Rosi ab Mai 2025 zunächst bis einschl. April 2026 nach dem veränderten Sektorenmodell wie vorgeschlagen und mit Verdopplung des jeweiligen Fahrpreises weitergeführt werden. Die Kostenprognose nimmt der Gemeinderat als reine Schätzung zur Kenntnis. Eine Entscheidung über den Weiterbetrieb der Rosi über den April 2026 hinaus wird nach Vorlage einer entsprechenden Evaluation und ggf. Anpassung der Kostenschätzung getroffen.
Die abgerechneten Defizite aus dem 1. Jahr (8.276,96 €) und dem 2. Jahr (16.494,51 €) werden an das Landratsamt Rosenheim erstattet.
Beim 3. Jahr ist die endgültige Abrechnung abzuwarten.
Sollte die Kostenprognose von 20.986,99 € eingehalten oder verringert werden, gibt der Gemeinderat die Defizitzahlung frei.
Sollte das Defizit höher ausfallen erfolgt eine erneute Behandlung im Gremium.
Die Defizitzahlungen (1 – 3 Betriebsjahr ROSI) sind in Haushalt 2025 berücksichtigt.