Beratung und Beschluss zur historischen Einordnung des Schäftlarner NS-Bürgermeisters Gustav Veith (1933-1945)


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 26.04.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat (Gemeinde Schäftlarn) Sitzung des Gemeinderates 26.04.2023 ö 5

Sachverhalt

Gustav Veith (1890 – 1970)
(Von den NS-Machthabern ernannter Bürgermeister der Gemeinde Schäftlarn von 1933 -1945)

Veith hatte 1926 das ehemalige Extraktionswerk an der Münchner Straße gekauft und zog 1927 nach Hohenschäftlarn zu. Er richtete hier eine Likörfabrik ein und gab daher als Beruf Kaufmann an. Nach der „Machtergreifung“ 1933 installierten ihn die Nationalsozialisten ohne demokratischer Wahl als Bürgermeister. Dies blieb er bis 1945.
 Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde er bis Oktober 1947 ins Internierungslager verbracht und dort als Mitläufer eingestuft. Er wurde nicht angeklagt und kehrte nach seiner Entlassung aus dem Lager nach Hohenschäftlarn zurück. Er starb 1970 in Wolfratshausen.  Der Gemeinde liegt die Meldekarte von Gustav Veith aus dem Jahr 1947 vor, welche nach seiner Rückkehr nach Hohenschäftlarn in der Gemeindeverwaltung angelegt wurde. Hier sind keine Vorstrafen oder Verurteilungen vermerkt worden. 

Aus Sicht der Verwaltung ist der NS-Bürgermeister ein Teil der Geschichte der Gemeinde Schäftlarn.   Die NS-Zeit mit Gleichschaltung unseres ganzen Landes, dem Entrechten ganzer Bevölkerungsgruppen, dem Abschaffen der Demokratie, mit Massenmord, Holocaust, Krieg und „völkischem Wahn“ muss für unsere Nachkommen weiter in Erinnerung bleiben. Wiederstand oder Gegnerschaft zur NS-Diktatur wurde in den Kommunen von Anfang an unterdrückt und bestraft. Das Austauschen des gewählten Bürgermeisters Böck durch das linientreue Parteimitglied der NSDAP Veith bildete das Fundament zur Unterwanderung des gesamten gesellschaftlichen Lebens der Gemeinde. Es wird vorgeschlagen, unter das Bild von Gustav Veith folgende Worte zur geschichtlichen Einordnung der Person zu ergänzen: „Gustav Veith, 1933-1945 von den NS-Machthabern ohne Wahl ernannter 1. Bürgermeister“

Diskussionsverlauf

Herr Blomeyer trägt vor, dass es sinnvoll wäre bei dem Bürgermeisterportrait von Gustav Veith einen QR-Code zu hinterlegen, mit dem eine entsprechende Dokumentation auf der Homepage über das Wirken und die Hintergründe dieses Bürgermeisters abgerufen werden können.

Herr Bieberbach ergänzt, dass es wünschenswert wäre, wenn die NS-Geschichte von Schäftlarn dokumentiert werden könnte.

Herr Dr. Ruhdorfer schlägt vor, dass der Archivar eine entsprechende Dokumentation über das Wirken des NS-Bürgermeisters Gustav Veith zusammenstellen könnte.

Beschluss

  1. Der Gemeinderat beschließt, unter das Bild von Gustav Veith folgende Worte zur geschichtlichen Einordnung zu ergänzen: 
„Gustav Veith, 1933-1945 von den NS-Machthabern ohne Wahl ernannter 1. Bürgermeister“

  1. Der Archivar wird beauftragt, eine Dokumentation des NS-Bürgermeisters Gustav Veith zusammen zu stellen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 19, Dagegen: 0

Datenstand vom 14.02.2024 13:37 Uhr