Sanierung des Innenstadtbereiches von Vöhringen; Sanierung der Mühlbachbrücke im Bereich Ulmer- / Frauenstraße; Billigung der weiteren Planungsschritte


Daten angezeigt aus Sitzung:  Stadtratssitzung, 18.02.2009

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Verkehrsausschuss Bau- und Verkehrsausschuss-Sitzung 05.02.2009 ö Vorberatung 6
Stadtrat Stadtratssitzung 18.02.2009 ö Beschließend 7

Sachverhalt

Mit dem Beschluss des Stadtrates in seiner Sitzung vom 27.11.2008 wurde für die
Neugestaltung der Ulmer Straße der Kreuzungsbereich Ulmer-/ Frauen-/ Silcherstraße in den Maßnahmenbereich integriert.
Die geplante Sanierung der Mühlbachbrücke in diesem Bereich ist somit unmittelbar auch in den zeitlichen Ablauf für den Ausbau der Ulmer Straße einzubeziehen.

Die ursprüngliche Sanierung der tangierten Brücke wurde zwar bereits im Haushalt 2009 kostenmäßig veranschlagt. Die vormalige Kostenschätzung sah allerdings lediglich eine Sanierung der bestehenden Korrosionsschäden vor.

Im Rahmen ingenieurgeologischer Untersuchungen wurden die Eigenschaften des Baugrundes und des bestehenden Straßenaufbaus nun konkret ermittelt. Anhand der Ergebnisse aus den Untersuchungen können die zukünftigen bautechnischen Anforderungen abgeleitet werden.

Das Gutachten wurde noch im Dezember 2008 in Auftrag gegeben, wobei die konkreten Untersuchungen auch noch vor Weihnachten durchgeführt wurden. Die Untersuchungsergebnisse selbst wurden am 15. Januar 2009 der Stadtverwaltung mitgeteilt.

Die Bohrung im Brückenbereich führte zu folgendem Ergebnis:
Das Brückenelement weist lediglich eine Deckung von 2-4 cm Asphalt auf.
Eine Abdichtung ist nicht vorhanden.

Aufgrund der fehlenden Schutzschicht wurde deshalb ein weiteres Ingenieurbüro für eine detaillierte Analyse des Brückenelementes eingeschaltet. Hierzu wurden mehrere Bohrungen getätigt. Dessen Bohrmehl wurde auf den Chloridgehalt untersucht. Außerdem folgte eine optische Untersuchung der Unterseite.

Die Inaugenscheinnahme ergab, dass das Brückenelement in der Brückenmitte einen
Längsriss aufweist, der sich bis zur Unterkante fortsetzt. Daneben sind die flächenförmigen Korrosionsschäden (Rostfahnen, Betonabplatzungen) zu erkennen.
Die Gesamtbilanz der Brückenuntersuchung lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Die Analyse der Bohrmehlproben zeigt, dass der kritische Chloridgehalt teilweise über dem vierfachen Wert liegt. Das vorhandene Chlorid, wohl durch Winterstreuung hervorgerufen, ist mindestens 4 cm tief in den Überbau vorgedrungen; im Riss in der Brückenmitte sogar deutlich weiter.

Bei Chloridkonzentrationen oberhalb des Grenzwertes ist davon auszugehen, dass ohne besondere Schutzmassnahmen die Bewehrungskorrosion beginnt. Daraus würden sich mit der Zeit lokal gefährliche Querschnittsabminderungen der tragenden Bewehrung ergeben. Dieser Prozess ist von außen nicht erkennbar.
Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sowie Gründen der Verkehrssicherheit muß das geschädigte Brückenelement und Teile der Stützwand wohl abgebrochen werden.
Das Ingenieurbüro Dr.-Ing. Koch aus Kempten wird in den beiden Februarsitzungen (BA und StR) anwesend sein und die Sachlage sowie die weitere Vorgehensweise näher erläutern.
Das Ingenieurbüro rät nach derzeitigem Kenntnisstand von einer Instandsetzung der "Brückenmitte" technisch und wirtschaftlich ab.
Um das Bachbett des Mühlbaches möglichst wenig zu tangieren, wird vorgesehen, die Auflager für den Neubau der Brücke mit Bohrpfählen hinter den vorhandenen Uferwänden auszuführen.
Insbesondere die aufwändige Geometrie mit Anpassung an Bestand, der vorhandene Baustahl, die vorhandenen Sparten, die neuen Bohrpfähle und der Abbruch des alten Brückenelementes verursachen hohe Kosten.
Die vorläufige Kostenschätzung geht bei dieser Vorgehensweise zunächst einmal von einer Gesamtsumme von 350.000 Euro aus.
Davon entfallen auf die reinen Baukosten ca. 275.000 Euro. Die Nebenkosten gliedern sich in Honorarkosten für Tragwerksplanung, Ingenieurplanung, Bauleitung und Prüfstatik.

Es wird allerdings zu prüfen sein, welche alternativen Baumaßnahmen denkbar und gegebenenfalls empfehlenswert sind, um hier eine dauerhafte, zweckmäßige und gegebenenfalls auch kostengünstigere Lösung zu erreichen.
Ein konkreter Beschlußvorschlag ist aufgrund dieser und anderer noch zu klärender Fragen daher frühestens zur Stadtratssitzung am 18. Februar 2009 möglich.

Empfehlung

Ein konkreter Beschlußvorschlag wird voraussichtlich in der Stadtratssitzung vom
18. Februar 2009 unterbreitet.

Diskussionsverlauf

Bürgermeister Janson nimmt Bezug auf die Vorberatung dieses Tagesordnungspunktes in der Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses vom 05.02.2009. Er begrüßt sodann Herrn Wörfel und Herrn Schuchert vom Ingenieurbüro Koch, Kempten.

Herr Wörfel zeigt mittels Beamer noch einmal die erheblichen Schäden an der Brücke, die insbesondere durch das Eindringen von Chlorid entstanden sind. Im Anschluss daran stellt er drei Ausbauvarianten vor.
?        Variante 1 sieht einen neuen Überbau auf den bestehenden Unterbauten vor. Da dieser nach DIN-Fachbericht jedoch nicht für eine Tragfähigkeit von 60 t ausreicht, scheidet der Vorschlag aus.
?        Variante 2 erhält ein neues Rahmenbauwerk, wobei der alte Trog herausgerissen und ein neuer Trog gebaut wird, der für ein Hochwasser HQ 100 ausreicht und eine Tragfähigkeit von 60 t ausgelegt ist. Nachteilig hierbei ist jedoch, dass während der Bauzeit das im Mühlbach verbleibende Restwasser mittels einer Pumpe kostenaufwändig abgesaugt und umgleitet werden müsste. Die Bauzeit für diese Variante würde ca. 12 Wochen betragen. Der Straßenbelag müsste um ca. 10 cm angehoben werden.
?        Variante 3 belässt den alten Trog und sieht den Bau einer neuen Brücke außerhalb des Troges mit einer Tiefgründung vor. Der Straßenbelag müsste hierbei um ca. 25 cm angehoben werden. Die Bauzeit würde ca. 10 Wochen betragen. Nach Angaben des Büros Koch müssten im Mühlbach während der Bauzeit mindestens 200 bis 300 l/sec. Wasserdurchfluss sichergestellt werden, was bei Variante 3 leichter möglich ist.
Die Altenstadter Kanalgenossenschaft geht in Normalzeiten von einer zugesagten Wassermenge von 4 kmb/sec aus.

Das Büro Koch empfiehlt die Realisierung der Variante 3. Die Baukosten würden bei beiden Vorschlägen (Variante 2 und 3) bei ca. 200.000 € netto liegen.

Nach Ansicht des Städteplaners, Herrn Arnold, würde sich die Anhebung der Straßenhöhe um ca. 25 cm sehr nachteilig auf die Sanierungsplanung der Ulmer Straße auswirken, weshalb er sich für die Variante 1 ausspricht. Nach Auskunft der Regierung von Schwaben bestehe für den Neubau der Brücke allerdings keine Fördermöglichkeit nach FAG oder GVFG, sondern allenfalls aus Mitteln der Städtebauförderung. Insoweit obliege der Stadt zwar nur die Empfehlung, nicht aber wohl die zwingende Verpflichtung zur Einhaltung der DIN-Normen hinsichtlich der Tragfähigkeit, d.h. die Brücke könnte wie bisher mit einer Tragfähigkeit von 30 t gebaut werden. Er regt deshalb an, dass von Seiten des Büros Koch die vorgestellten drei Varianten noch einmal bezüglich einer Festlegung der Tragfähigkeit auf 30 t, deren Realisierbarkeit und Kosten untersucht werden sollten.

Das Büro Koch weist daraufhin, dass diese Leistungen nicht im bisherigen Honorar enthalten sind und hierfür weitere Kosten entstehen.

Der Vorschlag von Herrn Notz, an dieser Stelle evtl. eine kostengünstigere Verrohrung vorzunehmen und darauf ein Brückenbauwerk zu errichten, wird aus städtebaulichen wie auch aus technischen Gründen abgelehnt. Darüber hinaus können auch noch wasserrechtliche Bedenken hinzukommen.

Herr Walk bittet zu prüfen, ob eine Ableitung des Mühlbaches schon beim sog. Fallenstock und eine Einleitung in Illerzell möglich wäre, damit die aufwändigen Pumpkosten bei Variante 2 vermieden werden könnten. Dazwischen würden nach seinem Kenntnisstand keine Kraftwerksbenutzer mehr liegen.

Herr Barth greift noch einmal den in der Bau- und Verkehrsausschusssitzung bereits geäußerten Vorschlag einer evtl. Auflassung der Brücke und Ersatz nur durch einen Fußgänger- und Radfahrerüberweg bei der Silcherstraße auf. Er hält diesen Vorschlag städtebaulich für sehr attraktiv und zudem für erheblich kostengünstiger.

Die meisten Gremiumsmitglieder, wie auch Herr Arnold, halten diese Idee zwar durchaus für überlegenswert. Bei näherer Untersuchung überwiegen jedoch die Nachteile über die evtl. städtebaulichen Aspekte. Als nachteilig wird gesehen:

?        Die angestrebte Belebung der Innenstadt wird durch erschwert, da die Silcherstraße nicht nur eine Erschließungs-, sondern auch eine Versorgungsfunktion hat.
?        Die Zufahrt zum Fliederweg wird erschwert (Einbahnstraße),
?        teilweise entstehen wesentliche Umwege für die Anlieger zwischen Ulmer Straße und Bahngleis.
?        Problematisch ist eine Auflassung wegen des Busunternehmens in der Silcherstraße, die Zu- und Abfahrten müssten dann über Wohngebietsstraßen erfolgen.
?        Die Zufahrt über die Straße Zur Säge – Ulmer Straße ist aufgrund des schrägen Einmündungsbereiches nicht gut geeignet.
?        Die Zufahrt über die Straße Auf der Härte ist wegen der dortigen Wohnblocks ebenfalls problematisch.
?        Die Polizeiinspektion Illertissen lehnt den Vorschlag in seiner Stellungnahme vom 17.02.2009 ab.
?        Es würde ein großer zeitlicher Druck bezüglich Umsetzung der Baumaßnahme „Ulmer Straße“ entstehen, da nicht viele Dinge geklärt werden müssen (evtl. Einschaltung Verkehrsplaner, Regierung von Schwaben, Professor Schirmer).
?        Beim Ausbau der Bahnhofstraße würden zeitlich begrenzt Probleme entstehen (keine Ausweichmöglichkeit über Silcherstraße).
?        Im Falle der geplanten Schließung der „Alten Poliere“ würde sich die Problematik noch verstärken.

Aufgrund der dargestellten Nachteile wird diese Alternativüberlegung nicht weiter verfolgt.
Es verbleibt somit dabei, dass die schadhafte Brücke in der Silcherstraße durch eine neue gleichartige Brücke ersetzt wird. Hinsichtlich der Art der Ausführung wird das Büro Koch beauftragt, schnellstmöglich eine Untersuchung der vorgestellten drei Varianten bezüglich einer Festlegung der Tragfähigkeit auf 30 t, deren Realisierbarkeit und Kosten anzustellen. Aufgrund des knappen Zeitplans für die Sanierung Ulmer Straße wird angeregt, ggf. die Entscheidung in einer Sondersitzung Anfang / Mitte März bekannt zu geben und eine abschließende Beschlussfassung herbeizuführen.

Abstimmungsergebnis: 18 : 0 angenommen

Anmerkung: Herr Hinterkopf befindet sich während der Abstimmung nicht im Sitzungssaal.