Der Erste Bürgermeister begrüßt den Revierförster der Gemeinde, Herrn Patrick Schelbert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er erteilt ihm das Wort.
Herr Schelbert informiert die Anwesenden über Lage und Größe des Gemeindewaldes. Es werden vier Bereiche des Gemeindewaldes begangen. Der Fokus des Waldbegangs liegt dabei auf den Folgen des Klimawandels. Folgende Waldabteilungen wurden begangen:
- Abteilung Karst
- Abteilung Duttenbrunner Weg
- Abteilung Schwarzsol
- Abteilung Brunntal/Pillenberg
a) Abteilung Karst
Revierförster Schelbert erklärt den in den letzten Jahren durch Käfer- und Sturmschäden stark beeinträchtigten Zustand des Gebietes.
2021 wurde im Bereich zunächst ein Käfernest mit Borkenkäferbefall an den Fichten entdeckt und ausgerodet. Die Bereiche wurden mit Roteiche nachbepflanzt.
2022 ist ein größerer Sturmschaden im Winter entstanden. Auch diese Bereiche wurden mit Roteiche nachbepflanzt.
2023 machte die Trockenheit im Juni extrem schnell durch erneuten Käferbefall mit rasanter Ausbreitung zu schaffen. Die auf der Fläche verbliebenen Fichten wurden großflächig mit Borkenkäfern befallen und mussten letztlich mit Harvester entfernt werden. Dieser Bereich konnte bisher noch nicht wieder vollständig aufgeforstet werden. Es entstand der Eindruck eines regelrechten Kahlschlages auf der gesamten Fläche. Dies ist aber so erst über den genannten Zeitraum insgesamt entstanden.
Gefragt wird zur rasanten Ausbreitung. Bei für Käfer günstiger Witterung ist es möglich, dass sich der Käfer innerhalb von 3 bis 4 Wochen ausbreiten kann. Aufgrund der sehr heißen Sommer in den vergangenen Jahren fehlt den Bäumen zudem die Widerstandskraft. Dass die Schädigungen nun so rasant zu Tage traten, kam für die Forstwirtschaft überraschend und war so nicht erwartet worden. Zumal im Frühjahr gehofft wurde, dass der hohe Niederschlag für eine Erholung der Bäume gesorgt hätte.
Herr Schelbert stellt darüber hinaus fest, dass die Abteilung Karst über sehr guten Waldboden verfügt. Der Boden ist lehmhaltig und kann Feuchtigkeit gut speichern. Trotzdem kam es zu den dargestellten Schäden.
Da bisher immer mit Einzelschutz für die neu gepflanzten Bäume gearbeitet wurde und sich die Fläche über die Jahre erst so ausgedehnt hat, empfiehlt Herr Schelbert, auch die neuen Nachpflanzungen mit Einzelschutz zu versehen. Als an den Klimawandel angepasste Baumart empfiehlt er die Schwarznuss. Dies ist für den Himmelstadter Wald eine neue Baumart. Die Schwarznuss stammt aus Amerika.
Als ergänzende Arten werden Douglasie und Roteiche vorgeschlagen. Im Bereich müssen in der kommenden Zeit weitere Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Ein weiterer Einschlag lässt sich nicht vermeiden.
Gefragt wird, ob es sinnvoll ist, Samen aus dem Gemeindegebiet (z.B. Birke, Buche, Ahorn) zu sammeln und auf die Fläche aufzubringen.
Dem steht prinzipiell nichts dagegen. Die Flächen im Bereich sind aber nur teilweise geeignet, da sehr viel Beiwuchs (Brennnessel, Brombeere) verhindert, dass der Samen auch auf den Boden kommt.
Gefragt wird zu den Plastikwuchshüllen und eventuellem Mikroplastik. Die Wuchshüllen sind aus langlebigem Plastik und teilweise aus Maschendraht. Sie dienen als Fegeschutz und vor Verbiss durch Wildtiere und sollen solange die Baumsetzlinge schützen, bis davon auszugehen ist, dass sie groß genug sind. Dann werden die Wuchshüllen eingesammelt. Es soll möglichst kein Plastik im Wald verbleiben.
b) Abteilung Duttenbrunner Weg
In der Abteilung Duttenbrunner Weg sind auch sehr starke Käferschäden zu vermelden. Hinzukommt, dass die Bäume in diesem Bereich schlechtere Wuchsbedingungen haben, da der Boden wesentlich schlechter ist, als im Karst.
Herr Schelbert plant hier punktuelle Nachbepflanzungen mit Buche, Kirsche, Ahorn und Eibe (helle Bereiche). Tanne könnte eventuell auch in den dunkleren Bereichen eingebracht werden, da diese Baumart mit wenig Licht zurechtkommt. Zudem scheint die Klimatoleranz der Tanne aufgrund ihrer Pfahlwurzel evtl. höher als bisher angenommen.
In der Summe soll im Bereich eine Fläche von ½ bis ¾ ha nachbepflanzt werden.
Gefragt wird zur Trockenresistenz der nachzupflanzenden Bäume und ob eine Bewässerung im Anfangsstadium notwendig wäre.
Aufgrund der Beschaffenheit im Wald kann eine Bewässerung nachzupflanzender Bäume nicht gewährleistet werden. Um ein gutes Anwachsen zu sichern, sind deshalb Jahreszeiten zu wählen, in denen von einer guten Durchfeuchtung des Bodens auszugehen ist. Zudem kann anstelle wurzelnackter Ware (Laubbäume) bei Nadelhölzern auch auf Topfpflanzen zurückgegriffen werden.
Gefragt wird zur Naturverjüngung im Bereich. Allgemein ist im Himmelstadter Wald noch gute Naturverjüngung (meist Buche) vorhanden. Allerdings sollte die Baumartenvielfalt und damit Resistenz des Waldes durch Nachpflanzungen erhöht werden.
Für die Nachpflanzungen wird Einzelschutz (sog Netze eher für Douglasie, Wuchshüllen eher für Laubbäume) empfohlen. Gleichzeitig gilt der Dank an Herrn Werner Trabold, der in ehrenamtlicher Arbeit alte nicht mehr benötigte Wuchshüllen aus dem Wald entfernt hat.
c) Abteilung Schwarzsol
In der Abteilung Schwarzsol war der Käferbefall am massivsten. Aufgrund des starken Befalls war der Einsatz eines Harvesters notwendig. Die Fällungen fanden im letzten Monat statt.
Die Bäume wurden von verschiedenen Borkenkäferarten befallen. Der sog. Buchdrucker befällt die Baumstämme, der sog Kupferstecher dagegen ist eher in den Kronen zu finden.
Aufgrund der sehr hohen Menge der Borkenkäfer, die zwar an sich nur einen Radius von 500 m haben aber aufgrund ihrer massenhaften Anzahl sehr weite Teile ganz befallen können, scheint hier ein weiterer großflächiger Einschlag nötig. Die Durchforstung von 1 bis 2 ha wird aber im aktuellen Jahr nicht mehr durchgeführt werden können und auf das kommende Jahr verlagert.
Auffällig ist, dass den Bäumen im Bereich die Trockenheit besonders zu schaffen macht.
Überlegt wird, mit trockenresistenten Arten wie z.B. Zedern nachzupflanzen. Dafür sind auch Förderungen möglich.
Folgende Vorgehensweise empfiehlt sich: Schlechtes, befallenes Holz ist vorrangig zu entnehmen. Noch gutes Holz sollte erst mal geschont werden. Das Holz wird verkauft, hauptsächlich für die Baubranche. Außerdem wird davon ausgegangen, dass künftig auch viel Holz an die chemische Industrie verkauft werden kann.
Zu überlegen ist, wie viel Prozent des Gemeindewaldes unter Schutz gestellt werden sollte. Das Gremium ist sich darüber einig, dass der Wald mit Bedacht genutzt werden sollte. Einheimische Partner für die Holzverarbeitung sind zu bevorzugen.
Gefragt wird zur Co2-Bilanz des Einschlages. Laut Hiebplan sollten nicht mehr als 1900 fm eingeschlagen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass im gleichen Maße zuwächst, bzw.
30 % mehr zuwächst als eingeschlagen wird.
Der Fichtenanteil im Himmelstadter Gemeindewald liegt bei 9%.
Das Verhältnis Einschlag-Zuwachs wird sehr genau beobachtet und gegebenenfalls im langfristigen Plan nachjustiert.
Der Klimawandel und vermehrte Einschlag von Käferfichten hat trotzdem Auswirkungen, z.B. auf den Brennholzverkauf (bisher i.d.R. Buche, die nun eher geringer eingeschlagen werden sollte) Alternativ könnte aber überlegt werden, auch Fichtenholz als Brennholz vermehrt anzubieten.
d) Abteilung Brunntal/Pillenberg
In der Abteilung Brunntal sind einige Bäume markiert, die auf den ersten Blick noch gesund aussehen. Jedoch haben sie in der Krone mehrere vertrocknete Äste. Astabwurf droht. Die Trockenschäden wirken sich auf die Qualität des Holzes aus. Die Bäume sind, je weiter fortgeschritten die Schädigung ist, schlechter zu vermarkten.
Die besichtigte Buche wird noch als Stammholz verkauft und ergibt ca. 3 fm zu einem Preis von ca. 80 -150 €/fm.
Verwiesen wird auf die karge Bodenbeschaffenheit. Es gibt nur wenig Humuserde auf dem Kalkboden. Den Bäumen geht es eher schlecht.
Die Buchen im Bestand sind ca. 140 Jahre alt. Es soll aber versucht werden, die Eichen im Bestand zu erhalten.
Gefragt wird zu den Hügeln entlang des Weges. Hierbei handelt es sich um Überreste des Wegebaus.
Abstimmungsergebnis: o. A.