Datum: 11.10.2024
Status: Niederschrift
Sitzungsort: Gemeindewald Himmelstadt
Gremium: Gemeinderat Himmelstadt
Körperschaft: Gemeinde Himmelstadt
Öffentliche Sitzung, 15:00 Uhr bis 18:25 Uhr


Öffentliche Sitzung

TOP-Nr. Bezeichnung
1 Waldbegang mit Revierförster (Forstamtmann) Patrick Schelbert
2 Vorstellung des Forstbetriebsplans durch Revierförster (Forstamtmann) Patrick Schelbert; Beratung und Beschlussfassung
3 Kurze Anfragen

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1. Waldbegang mit Revierförster (Forstamtmann) Patrick Schelbert

Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Himmelstadt (Gemeinde Himmelstadt) 11. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt - Waldbegang 11.10.2024 ö 1

Sachverhalt

Erster Bürgermeister Herbert Hemmelmann begrüßt Revierförster Patrick Schelbert und Forstdirektor Christoph Kirchner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er erteilt ihnen das Wort.
Herr Schelbert informiert die Anwesenden über Lage und Größe des Gemeindewaldes. Folgende Waldabteilungen wurden begangen:

  • Abteilung Karst/Kleingründlein 
  • Abteilung Duttenbrunner Weg
  • Christbaumkultur

  1. Abteilung Karst/Kleingründlein (Flächenaufforstung)

Bei dem begangenen Bereich handelt es sich bodenmäßig um einen der besten Standorte im Gemeindewald. Herr Schelbert stellt fest, dass die Abteilung Karst über sehr guten Waldboden verfügt. Der Boden ist lehmhaltig und kann Feuchtigkeit gut speichern.
Vor zwei Jahren wurde im Bereich eine explosionsartige Ausbreitung von Schädlingen (Borkenkäferbefall) festgestellt. Auf der Fläche mussten so über die Zeit immer wieder Bäume gefällt werden, um die Ausbreitung einzudämmen. Bereits 2021 und 2022 wurde teilweise mit Roteiche nachgepflanzt und mit Einzelschutz versehen. Auch 2023 wurde eine weitere Nachpflanzung notwendig. Der Revierförster hat sich für Schwarznuss entschieden. Erfreulich ist, dass fast alle Pflanzen angewurzelt sind. Es gibt so gut wie keinen Ausfall.
Bei der Schwarznuss handelt es sich um eine nicht einheimische Art, die ursprünglich aus Amerika stammt. Sie verfügt über gutes Wertholz. Die Früchte sind sehr hart und innen schwarz.
Derzeit fehlt noch der Begleitwuchs mit Hainbuche, Linde und Buche. Hier wird darauf gehofft, dass sich dieser durch natürlichen Anflug selbst noch bildet. Pflegemaßnahmen sind im Bereich derzeit noch nicht notwendig.
Auch die bereits 2021 bzw. 2022 angepflanzte Roteiche ist keine einheimische Baumart, aber schon etwas länger in Deutschland beheimatet. Auch wenn hier etwas mehr Ausfälle zu verzeichnen sind, sind die Pflanzen doch im Großen und Ganzen recht gut angewachsen.

Revierförster Schelbert erläutert, dass zunehmend mit alternativen Baumarten experimentiert werden muss, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Einheimische Baumarten haben oft mit Schädlingsbefall zu kämpfen, z.B. bei der Kiefer mit Prachtkäferbefall. Auch Lärche und Tanne sind nicht zukunftsträchtig.
Es gibt derzeit keine einheimische Baumart, sowohl im Nadel- als auch im Laubholz, die nicht Probleme aufgrund des Klimawandels hat. Auffällig ist jedoch, dass aufgrund des niederschlagreichen Jahres 2024 die Bedingungen für den Wald etwas besser sind.

Das Gremium erkundigt sich zur Größe der aufgeforsteten Fläche. Diese beläuft sich mittlerweile auf 0,5 ha.
Der Gemeinderat betrachtet die Größe auch unter dem Blickwinkel des Flächenverbrauchs für Windkraftanlagen.
Forstamtrat a.D. Werner Trabold erläutert, dass der bestehenbleibende Flächenverbrauch für ein Windkraftrad zwar 0,5 ha sind, aber in der Bauzeit eine größere Fläche gerodet werden muss, um ein Windkraftrad zu errichten.


  1. Abteilung Karst ca. 300m weiter oberhalb der Aufforstungsfläche (Alteichenbestand)
Revierförster Schelbert erläutert den Zustand der Bäume im Alteichenbestand. Es häufen sich bei den Eichen Schädlingsbefall mit Eichenprachtkäfer. Die Larven des Käfers befallen nicht das Kernholz, sondern sitzen direkt unter der Rinde. Erst seit diesem Jahr werden nennenswerte Schäden durch die Eichenprachtkäfer verzeichnet. Problematisch ist der relativ schnelle Folgebefall anderer Schädlinge, die dann auch Splint- und Kernholz befallen. Dies senkt die Qualität des Holzes, wodurch für die Eichen keine so hohen Preise mehr erzielt werden können.
Revierförster Schelbert zeigt dem Gremium einen befallenen Eichenbaum. Sein Vorschlag ist, diesen Baum noch in diesem Herbst einzuschlagen und zu versuchen, ihn auf die Versteigerung zu legen. 
Forstamtrat a.D. Werner Trabold bestätigt das Vorgehen, möglichst mit geringster Risikostufe befallene Bäume noch einzuschlagen. Nach dem Einschlag sollte am Baum erkundet werden, ob ein Befall im Kernholz bereits gegeben ist. Dies soll als Grundlage für die Entscheidung dienen, auch Nachbareichen zu entnehmen oder stehenzulassen.

Forstdirektor Christoph Kirchner ergänzt, dass die Befallsituation sich in diesem Jahr verstärkt hat. Auch die Folgeschädigungen sind eine neuere Entwicklung. Es ist nicht bekannt, ob der Eichenprachtkäfer auch Roteichen befällt oder ob nur einheimische Eichenarten betroffen sind.


  1. Abteilung Duttenbrunner Weg (Buchebestand und Jungdurchforstung links des Weges)
Revierförster Schelbert verweist auf geschädigte Buchen direkt am Weg. Das Schadbild der Buchen ergibt sich aus den Trockenschäden der vergangenen Jahre. Aufgrund absterbender Äste im Kronenbereich ist ein Einschlag risikoreich. Herr Schelbert schlägt vor, betroffene Buchen, die gefahrlos entnommen werden können, zu fällen. Buchen, bei denen durch den Einschlag mit höheren Risiken zu rechnen ist, eher stehen zu lassen.
Die Buche hat keinen so hohen Wertverlust, da es sich von vornherein um kein so hochpreisiges Wertholz handelt. Der Bucheneinschlag bei kranken Bäumen sollte daher eher vorsichtig durchgeführt werden.
Für den Jungbestand sieht der Revierförster im kommenden Jahr eine Durchforstung auf ca. 10 ha vor. Hier sollen mit einem Unternehmer Pflegemaßnahmen vorgenommen werden. Der Revierförster will dabei wie folgt vorgehen: Zunächst ist altes Holz zu entnehmen, anschließend junges Holz und abschließend eine Feinerschließung. Rückegassen müssen noch angelegt werden.
Bäume auf der Rückegasse werden entnommen. 
Auf der rechten Seite des Duttenbrunner Weges ist die Maßnahme bereits abgeschlossen. Die nun durchzuführende Pflege erstreckt sich links des Weges.

Dass die Buche so viele Schäden aufweist, war in der Risikoabschätzung bisher nicht beachtet worden. Die Buchenschäden durch Trockenheit sind allerdings sehr schnell aufgetreten, so dass die Auswirkungen noch nicht berücksichtigt werden konnten.

Schwierig ist die Pflege auch dadurch, dass nicht gezielt nur einzelne Buchen entnommen werden können, da dies nicht durch das Kosten-Nutzen-Verhältnis abgebildet werden kann, bzw. kein Unternehmer gefunden werden kann, der nur vereinzelt einschlägt.

Forstamtrat a.D. Werner Trabold schlägt als Nachpflanzung Elsbeere vor.


  1. Christbaumkultur
Auf die bereits sehr hoch gewachsenen Christbäume wird verwiesen.
Diese sind so nur noch eingeschränkt zu verkaufen. Auch die Unterpflege ist erschwert.
Firma Reith und die Gemeindearbeiter mähen den Bereich jedes Jahr, kommen aber immer schwieriger unter die Bäume.
Vorgeschlagen wird daher, den Bereich insbesondere in der Mitte auszudünnen und größere Bäume zu entnehmen.
Jagdpächter Gerold Nötscher schlägt vor, dass die gut erreichbaren hohen Bäume am Rand für den Verkauf auf Weihnachtsmärkte etc. (z.B. nach Würzburg) stehen gelassen werden sollten.
Verwiesen wird darauf, dass eine Entnahme, wie sie jetzt angedacht ist, bereits vor ca. 10 - 15 Jahren schon einmal durchgeführt worden ist. Beachtet werden sollte auch, dass in der Gemeinde ca. 4 bis 5 Fuhren Wedel benötigt werden. Hierzu sollte aufgeastet werden, so dass Gassen zum Mähen frei werden.
Weihnachtsbäume mit einer Größe von 2,50 m bis 3 m sind i.d.R. am besten verkaufbar.
Der Gemeinderat wird gebeten, sich Gedanken über die Verkaufspreise pro lfd. Meter Baum zu machen.
Bisher betrug der Verkaufspreis ca. 10 €/m. Eine Steigerung auf 15 € wird vorgeschlagen.

Bürgermeister Hemmelmann dankt Herrn Kirchner und Herrn Schelbert für den sehr informativen Waldbegang.
Die Sitzung wird bezüglich der übrigen Tagesordnungspunkte in der Mehrzweckhalle fortgesetzt.

Abstimmungsergebnis:                o. A.

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2. Vorstellung des Forstbetriebsplans durch Revierförster (Forstamtmann) Patrick Schelbert; Beratung und Beschlussfassung

Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Himmelstadt (Gemeinde Himmelstadt) 11. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt - Waldbegang 11.10.2024 ö 2

Sachverhalt

Fortführung der Sitzung in der Mehrzweckhalle:

Herr Schelbert hält einen kurzen Rückblick auf das Forstwirtschaftsjahr 2023 und den damaligen Stand der Einnahmen und Ausgaben. Im vergangenen Jahr war ein Hieb von 2100 fm geplant gewesen. Tatsächlich wurde jedoch mehr eingeschlagen (insg. 2203 fm). Dies ergab sich auch aus der großen Masse an Schad- und Käferholz. Der Anteil an Käferholz am Gesamteinschlag betrug insgesamt 42 %.
Im Haushaltsansatz wurde noch mit einem Forstergebnis in Höhe von rund 22.400 € gerechnet. Tatsächlich erbrachte das Jahr 2023 abschließend einen Gewinn von 134.634 €. Es wird allerdings verwiesen darauf, dass Hiebjahr und Abrechnungsjahr sich überschneiden. Das Hiebjahr geht von Oktober bis September, wogegen das Abrechnungsjahr das Kalenderjahr betrifft. Auch Fichten sind zu einem guten Preis verkauft worden.
Es wird davon ausgegangen, dass sich die Einnahmesituation in den kommenden Jahren eher verschlechtern wird.
Der Jahresbetriebsplan für das Jahr 2024 sah folgende Hiebsätze vor: 
                       Soll (geplanter Einschlag)                Ist (tatsächlich eingeschlagen wurden)
gesamt                         2240 fm                        2695fm                

Momentan stehen Einnahmen von 62.318 € Ausgaben von 42.206 € gegenüber. Damit besteht aktuell ein Plus von ca. 20.112 €. Allerdings kommen hier noch Kosten für Pflegemaßnahmen und Löhne hinzu. Aber auch die erwarteten Förderungssummen sind noch nicht vollständig eingetroffen. Revierförster Schelbert geht davon aus, dass das Jahresergebnis mit einer schwarzen 0 abschließt. Der Käferholzbestandteil lag bei 83 %.
Vorgeschlagen wird, die schlechten Bestandteile in den Blick zu nehmen und die guten Bestände zu erhalten.        
Der Jahresbetriebsplan für das Jahr 2025 sieht folgende Hiebsätze vor: 

Soll (geplanter Einschlag)                
Endnutzung                           810 fm (häufig Fichten)                                
Altdurchforstung                    690 fm (auf rund 9 ha)                                        
Jungdurchforstung                    390 fm (auf 8 ha mit Harvester)                                        
Jugendbestandspflege.          100 fm (auf 10 ha motormanuel mit Unternehmer)                
gesamt                         1990 fm                                        

Darüber hinaus sollen Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. 
Es werden erwartet:

Ausgaben        145.522 €
Einnahmen        154.496 € (inbegriffen 125.812 € Holzverkauf, 1.500 € Nebennutzung. 1.700 € Jagdpacht, 25.484 € staatliche Zuschüsse)
Es wird von einem Betriebsergebnis von 8.974 € ausgegangen.

Herr Schelbert schlägt vor, die Brennholzpreise moderat anzuheben. Dies sollte nur den Preis für Polterholz am Weg betreffen. Vorgeschlagen wird eine Erhöhung von 50 € auf 55 €/fm.
Der Preis für Kronenholz sollte bestehen bleiben. 
Bürgermeister Hemmelmann ergänzt, dass der Gemeinderat auch über eine notwendige Preiserhöhung für Christbäume beraten sollte.
Bürgermeister Herbert Hemmelmann bedankt sich bei Revierförster Patrick Schelbert und Forstdirektor Christoph Kirchner für die Ausführungen zum Jahresbetriebsplan. Aufgrund fehlender Beschlussfähigkeit des Gemeinderates wird entschieden, den vorgestellten Jahresbetriebsplan in der nächsten Sitzung des Gemeinderates zu beschließen.
Forstdirektor Christoph Kirchner gibt bekannt, dass er ab 01.02.2025 in die Freistellungsphase der Altersteilzeit tritt und daher an keinem weiteren Waldbegang mehr teilnehmen wird. Er dankt für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Beschluss:

Die Beschlussfassung wird vertagt

Abstimmungsergebnis:                o. A.

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3. Kurze Anfragen

Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Himmelstadt (Gemeinde Himmelstadt) 11. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt - Waldbegang 11.10.2024 ö 3

Sachverhalt

Datenstand vom 31.10.2024 13:59 Uhr