Wasserversorgung Ramsenthal; Abstimmung zum weiteren Vorgehen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 29.11.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 29.11.2021 ö beschließend 3

Sachverhalt

Nachdem die Infos aus der vorangegangenen Sitzung und der Faktencheck im Amtsblatt vom 05.11.2021 sowohl in der Bürgerschaft als auch im Gemeinderatsgremium viele Rückfragen aufwarfen, informierte der Erste Bürgermeister umfassend über den derzeitigen Sachstand.

Ursache für die Untersuchung ist der  im Jahre 2019 gefasste Beschluss zur Aufgabe der Brunnen der gemeinsamen Wasserversorgung Ramsenthal-Harsdorf. Die Erkenntnisse der Untersuchung wurden in der letzten Sitzung vorgestellt und in einem Faktencheck zusammengefasst.

Im Vorfeld wurden mehrere Varianten untersucht, aufgrund technischer Gegebenheiten zeigten sich vier realisierbare Varianten, die das Ingenieurbüro näher beleuchtet hat.

Anhand der Präsentation des Ingenieurbüros stellte Christian Brunner diese vier Varianten umfassend vor. Im Bereich der Löschwasserversorgung ist festzuhalten, dass bei allen Varianten maximal der nach den Regelwerken erforderliche Mindestbedarf von 48 m³/h, für die Dauer von zwei Stunden aus dem Trinkwasserleitungsnetz vorgehalten werden kann. Eine größere Menge kann nicht durch das Trinkwasserleitungsnetz zur Verfügung gestellt werden. Ob für die Ortsteile Bremermühle, Hauenreuth, Heinersgrund und Ramsenthal ggf. ein erhöhter Bedarf gegeben ist, werden weitere Untersuchungen zeigen.

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass es im Bereich der Löschwasserversorgung bei allen Varianten zu einer Verbesserung kommt, da die erforderliche Mindestversorgung von 48 m³ über zwei Stunden sichergestellt werden kann. Dies ist eine wesentliche Verbesserung zur aktuellen Situation.

Für Christian Brunner kommen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung zwei der vier intensiv beleuchteten Varianten in Betracht. Gegebenenfalls sei sogar eine Konstellation aus beiden Varianten (1 und 3) denkbar. 

Ein häufig genannter Kritikpunkt zu Variante 1 ist die damit verbundene Aufgabe des Hochbehälters und die erforderliche Erhöhung des Versorgungsdrucks im gesamten Netz.

Christian Brunner erklärte, dass die Auflösung des Hochbehälters deshalb notwendig wäre, da dieser die falsche Höhenlage hat. Aus diesem Grund ist derzeit auch der Betrieb einer Druckerhöhungsanlage in Hauenreuth und im Bereich "Gehaig" notwendig. Diese Druckerhöhungsanlagen stellen den Versorgungsdruck für die Anwesen sicher, nicht aber die Löschwasserversorgung.

Wie bereits bei der Sitzung vom 25.10.2021 angesprochen, wird weiterhin geprüft, wie der Hochbehälter auch künftig sinnvoll genutzt werden kann. Ein Beispiel wäre die Nutzung einer Kammer als Notversorgung und einer Kammer als Zisterne für z. B. Löschwasserversorgung im Ortsteil Hauenreuth.

Eine weitere Frage war, weshalb Harsdorf auch nach dem FWO-Anschluss das Gemeindegebiet über die vorhandenen Hochbehälter versorgt. Christian Brunner erklärte, dass die Hochbehälter dort die richtige Höhenlage haben, weiterhin braucht Harsdorf einen Hochbehälter als Vorlagebehälter zum Pumpen in den höher gelegenen Hochbehälter. Im Gemeindegebiet Bindlach aber sind weitere Ortsteile vorhanden, die ohne Hochbehälter versorgt werden, so z. B. die Ortsteile des ehemalig eigenständigen Gemeindeteils Crottendorf.

Der enormen Angst in der Bevölkerung, Hausanschlüsse könnten aufgrund der Druckerhöhung Schäden davontragen, entgegnet Christian Brunner mit der Erklärung des Ingenieurbüros. Demnach "gewöhnen" sich die Wasserleitungen an den langsam ansteigenden Druck. Als Zeitraum für die Erhöhung wird die Dauer von einem halben Jahr vorgesehen. Weiterhin führte er aus, dass Rohre deutlich anfälliger seien gegen Druckschläge und Unterdruck als gegen eine langsame Drucksteigerung.

Auf die Frage, wer für Schäden aufkommt, die aufgrund der Druckerhöhung auf dem eigenen Grundstück entstehen, verwies Christian Brunner auf die Wasserabgabesatzung (WAS) und dazugehörige Beitrags- und Gebührensatzung (BGS-WAS). Die Leitungen ab der Grundstücksgrenze liegen im Zuständigkeitsbereich des Eigentümers. Nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik muss ein Hausanschluss mind. 80 % von 10 bar Dauerdruck standhalten. Die Drucksteigerung wird daher nur bei vorgeschädigten Leitungen Probleme bereiten.

Schäden an Rohren auf Privatgrund kann laut Christian Brunner nicht die Gemeinde tragen, da dies gegenüber den Eigentümern, die ihre Hausanschlüsse auf dem neuesten Stand haben, nicht solidarisch wäre. Ob ggf. eine Versicherung hierfür aufkommt, wäre im Einzelfall zu prüfen.

Im Ortsteil Hauenreuth und im Bereich "Gehaig" scheidet das Argument grundsätzlich aus, da hier der Druck geringer wäre als derzeit mit Druckerhöhungsanlagen.

Das Leitungsnetz von Ramsenthal wird seit Anfang der 60er Jahre durch Pumptätigkeit zum Hochbehälter ständigen Druckschlägen von über einem Bar ausgesetzt. Dieser Druck ist bereits jetzt höher als der später im Leitungsnetz vorhandene Druck. Eine detaillierte Überprüfung wird hierzu aber noch erfolgen.

Christian Brunner wurde außerdem zugetragen, dass der Brandschutz mit 96 m³ für die Dauer von zwei Stunden zu gewährleisten wäre (Empfehlung des Kreisbrandrates auf Initiative der Führungskräfte der FF Ramsenthal). Die offizielle Stellungnahme des Kreisbrandrates lag dem Gemeinderat vor. Bereits jetzt ist klar, dass diese Menge über das Wasserleitungsnetz in Ramsenthal nicht darstellbar ist. Hier wären weitere Standbeine zu schaffen. Die Notwendigkeit von Zisternen kann erst im Rahmen der weiterführenden Untersuchungen festgestellt werden.

Nach Rücksprach mit der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), sind für alle Leckage-Arten die jeweiligen Vorkehrungen getroffen. Die FWO verzeichnet einen sehr geringen Anteil an Rohrbrüchen oder Leckagen. Weiterhin steht die FWO mit Baufirmen in Vertragsverhältnissen, in denen einzuhaltende Reaktionszeiten festgesetzt sind. 

Zudem besteht die Möglichkeit einer Notversorgung mit mobilen Leitungen über den Zweckverband zur Wasserversorgung der "Benker Gruppe".

Die Entscheidung sollte nach Ansicht des Ersten Bürgermeisters nicht hinausgezögert werden, da sich ein Brunnen in einem technisch schlechten Zustand befindet, zudem geht für die weitere Planung und den Bau noch viel Zeit ins Land. Abschließend möchte er noch festhalten, dass weder er, noch der Gemeinderat eine möglichst kostengünstige Variante suchen möchte. Vergleiche mit anderen Investitionen sind für Christian Brunner aber an dieser Stelle unangebracht. Es muss keine billige, sondern eine angemessene, zweckmäßige und zukunftsfähige Lösung sein.

Werner Fuchs sieht die Löschwasserversorgung von der Trinkwasserversorgung sehr stark mitbestimmt. Er zeigt sich erstaunt, wie das Ingenieurbüro sich jetzt davonstehlen möchte. Es ist nicht so, dass das Ingenieurbüro festgesetzte Regeln auslegen kann. Das kann z. B. ein Kreisbrandrat, nicht aber ein beauftragtes Büro. In diesen Regelungen (Arbeitsblatt W405) ist dargestellt, dass die Löschwasserversorgung mit 48 m³ nicht überall ausreichend ist. Es geht hier um die Gefahren der Brandausbreitung. Werner Fuchs fragt sich, ob das Ingenieurbüro auch durch den Ortskern von Ramsenthal oder durch den Ortsteil Hauenreuth gelaufen ist. Die Stellungnahme des Kreisbrandrates ist selbstverständlich von fachlicher Natur, mit Auslegung des Regelwerks und kein Entgegenkommen an die FF Ramsenthal. Verwundert zeigte er sich, weshalb ein Hinweis des Ingenieurbüros unterblieb, dass der HB Hauenreuth als Zisterne genutzt werden könnte. Dies hätte bereits vorher geprüft/vorgeschlagen werden müssen. Ein Hochbehälter sichert die Versorgung.

Die geplanten Zisternen würden nicht reichen, es ist fraglich, warum z. B. in Hauenreuth keine Zisterne vorgesehen ist. Weiterhin könne die Trebgast zur Löschwasserversorgung genutzt werden, warum aber wurde z. B. in der Hauptstraße eine Zisterne eingeplant? Auch das ist ein Zeichen, dass nicht ordentlich gearbeitet wurde. Die Planung sagt zu Variante 3 aus, dass im Bereich der Kläranlage der Brandschutz nicht ausreicht. Im dortigen Nachklärbecken sei aber eine große Menge an Wasser vorhanden, auch das kritisierte Werner Fuchs.

Seine Empfehlung wäre Variante 3, hier könnte man durch eine Verbundleitung zum Zweckverband eine beiderseitige Notversorgung schaffen. Schnelles Handeln sollte unterbleiben, es sind noch genügend Gespräche zu führen und Grundlagen zu prüfen.

Werner Fuchs stellt die Frage, wie es mit dem Notversorgungskonzept aussieht. Wasserversorger sollen vorsorgen gegen Sabotagen und Terrorakte. Das Argument, dass andere Ortsteile oder auch der Zweckverband in Teilen ohne Hochbehälter versorgt werden, sei zwar richtig, dass hier aber auch mehrere Notverbünde zu anderen Versorgern bestehen, muss erwähnt werden. Weiterhin sieht er den finanziellen Unterschied zwischen den Varianten, gemessen am Haushaltvolumen, als eher gering an. Abschließend erwähnte er noch, dass der Abnahmepreis bei einer Versorgung über einen Hochbehälter bei 77 Cent, ohne Hochbehälter bei 80 Cent, liegt. 

An den Ersten Bürgermeister gab es folgenden Hinweis. Sich über Gesetze hinwegzusetzen, kann im Fall der Fälle zu gravierenden Folgen führen, daher nochmalige Hoffnung, dass das Vorgehen überdacht wird.

Christian Brunner erklärt, dass das Ingenieurbüro das Merkblatt anders auslegen würde. Grundschutz/Objektschutz ist hier die Frage. Die Ausführungen bezüglich der Zisternen seien ohne detaillierte Prüfung, rein zur groben Darstellung, eingeflossen. Der Hinweis zur Kläranlage ist richtig. Er verwies aber auf die Aufgabenstellung an das Ingenieurbüro, es handelte sich hier nur um eine hydraulische Rohrnetzberechnung.

Thomas Masel sprach sich im Namen der SPD-Fraktion gegen einen "Schnellschuss" aus. Gerade im Bereich der Löschwasserversorgung sollten hier Nachprüfungen erfolgen. Den Hinweisen des Kreisbrandrates sollte Gehör verschafft werden.

Nach Stefanie Kolanus Einschätzung wurde selten ein Thema mit so umfangreichen Ausführungen behandelt, dafür sprach sie ihren Dank aus. Weiterhin erkundigte Sie sich, ob in den Ortsteilen Gemein und Crottendorf Problemen bei Hausanschlüssen durch den höheren Versorgungsdruck vorliegen.

Markus Kuhn erklärte, dass die Hausanschlüsse in diesen Bereich noch nicht so alt sind. Daher liegen keine Erfahrungen mit Brüchen aufgrund des Alters der Leitungen vor.

Alfred Lautner verwies auf eine nach seinen Einschätzungen sehr hohe Brandlast im alten Ortskern und im Bereich "Gehaig" aufgrund des angrenzenden Waldes.



Christian Brunner verwies abschließend auf die Kostenschätzung. Hochbehälter und Druckerhöhung kosten ca. 30.000 € pro Jahr bei ca. 30.000 m³ pro Jahr im Versorgungsgebiet Ramsenthal. Was ihn insgesamt in der Diskussion zur Wasserversorgung Ramsenthal stört, ist die Unterstellung, dass sich das Ingenieurbüro sowie die gemeindlichen Mitarbeiter und er als Bürgermeister keine Gedanken machen.

Beschluss

Die Verwaltung wird beauftragt, eine detailliertere Untersuchung von Variante 1 und 3 voranzutreiben.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 16, Dagegen: 0

Datenstand vom 04.02.2022 10:34 Uhr