1 Ausgangssituation
Mitte 2022 wurde entschieden, die Gebäude „Begegnungszentrum“ und „KITA“ in reduzierter Form
fortan als getrennte Projekte weiterzuverfolgen. Bauherr für die KITA ist demnach die Stadt Füssen, für das Begegnungszentrum das Bistum Augsburg. Da sich das Grundstück (Flurstück 817/3) momentan vollständig in kirchlichem Besitz befindet, soll die für die KITA notwendige Fläche (südlicher Bereich des Grundstücks) per Erbpachtvertrag an die Stadt Füssen verpachtet werden. Eine ggf. weitere Abtrennung der Grundstücksfläche, auf welcher sich später die gemeinsam genutzten Stellplätze befinden, muss noch zwischen Stadt und Bistum geklärt werden.
2 Städtebauliches Konzept
Die Fläche für die KITA liegt im südlichen Bereich des Gesamtgrundstücks. Der langgestreckte,
zweigeschossige Baukörper definiert nach Norden eine großzügige Platzfläche, auf der im östlichen Bereich der Neubau des Begegnungszentrums als kompakter Solitär gesetzt ist.
Um den geplanten Charakter als Quartierszentrum zu stärken, sollen die beiden Gebäude in einer
einheitlichen Architektursprache und Materialität gestaltet werden.
Im nordwestlichen Bereich entsteht ein Quartiersplatz, an dem sich die Haupteingänge für BGZ und KITA befinden. Die Gestaltung des Quartiersplatzes wurde mit der Kirchenstiftung vorabgestimmt, auf deren Grundstück sich der deutlich größere Anteil befindet.
Die Stellplätze für PKW für beide Gebäude (nach aktuellem Stand 34) sollen auf dem Grundstück am östlichen Rand als Querparker und an der Lehmann Straße als Längsparker auf öffentlichem Grund nachgewiesen werden. Momentan wird davon ausgegangen, dass die Bauvorhaben ohne B-Plan_Verfahren umgesetzt werden können.
An der südwestlichen Gebäudeecke wird eine bauliche Verbindung zum bestehenden
Krippengebäude hergestellt. Nach Südosten definiert das so entstehende Ensemble die internen
Freiflächen für die Kinder. Deren Gestaltung ist den Plänen und Erläuterungen des
Landschaftsarchitekten zu entnehmen.
3 Gebäude
3.1 Abstimmungsprozess
Als Grundlage für den Gebäudeentwurf dient ein im Rahmen der Grundlagenermittlung
abgestimmtes Raumprogramm mit rd. 1.100 qm Nutzflächen (NUF 1-6). Als Basis dafür diente
wiederum ein „Summenraumprogramm“ (gesetzliche Vorgabe in Bayern) für eine altersgemischte
Einrichtung mit 8 Gruppen inkl. 10% Flächenzuschlag für Therapieräume. Die vorhandenen
Nutzflächen der bestehenden Kinderkrippe mit 2 Gruppen wurden dabei berücksichtigt.
Die notwendigen Technikräume wurden gem. den Vorgaben der Fachplaner eingeplant.
3.2 Innere Organisation
Der Hauptzugang erfolgt von Norden, vom neu gestalteten Quartiersplatz aus und wird durch einen markanten Gebäudeeinschnitt akzentuiert.
Das anschließende Foyer dient als zentraler Verteiler zu den verschiedenen Funktionseinheiten:
1. den gemeinschaftlichen Funktionen im Erdgeschoss u.a. mit Mensa und Merzweckraum
sowie 2 Gruppenräumen inkl. den zugehörigen Nebenräumen,
2. über die Haupttreppe ins Obergeschoss zu einem Spielflur, der weitere
4 Gruppeneinheiten, einen zweiten Mehrzweckraum und den Personalraum erschließt,
3. den Außenbereich der KITA und
4. über ein Verbindungsbauwerk dem Bestandsgebäude mit der Kinderkrippe.
Ein zweiter Eingang von Osten dient der Anlieferung der Küche und darüber hinaus als
Nebeneingang für Mitarbeiterinnen.
Im Sinne einer offenen und flexiblen Nutzung der KITA wurde aus Brandschutzsicht ein Konzept
ohne Einteilung in Brandabschnitte und ohne notwendige Flure entwickelt. Stattdessen werden die
Ebenen in jeweils 3 Nutzungseinheiten eingeteilt. Die beiden notwendigen Treppenhäuser können
im Obergeschoss sowohl über den Spielflur als auch über eine durchgehende, nach Süden
vorgesetzte Terrasse erreicht werden.
3.3 Konstruktion und Materialität
Das Gebäude wird als Massivbau mit tragenden Wänden, Stützen und Flachdecke geplant.
Die Außenwände werden dabei im Sinne der Nachhaltigkeit weitgehend mit einem hochdämmenden, 49 cm starken Hochlochziegel mit Perlitfüllung geplant und wo nötig mit Stahlbetonbauteilen ergänzt. Innenwände sind ebenfalls größtenteils in Mauerwerk vorgesehen.
Die nach Süden vorgesetzte Terrasse ist als leichte Konstruktion aus Stahl oder Holz vorgesehen.
Das Dachtragwerk ist als Holzkonstruktion geplant.
Das flach geneigte Dach soll mit einer Metalldeckung aus Titanzink oder Aluminium ausgeführt
werden. Das Dach wird so geplant, dass parallel zur Dachfläche Photovoltaikpaneele aufgebracht
werden können. Punktuell sind für die Belichtung innen liegender Räume Dachflächenfenster
vorgesehen.
Bei der Planung der Fassaden wurde mit Blick auf den sommerlichen Wärmeschutz auf ein
ausgewogenes Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen geachtet. Geschlossene
Fassadenflächen werden weitgehend mit einer strukturierten Putzschicht bekleidet.
Die Fenster und Außentüren sind als Holz-Glas- und /oder Holz-Aluminium-Konstruktionen mit 3-
fach-Isolierverglasungen geplant.
Die Südfassade wird großzügig zum Freibereich der KITA geöffnet. Türen in diesem Bereich sind als opake Holztüren geplant, erstens um den Glasanteil auch hier zu begrenzen und zweitens um einen Konflikt mit dem sonst ggf. notwendigen außenliegenden Sonnenschutz zu vermeiden. Die nach Süden vorgelagerte Terrassenschicht dient gleichzeitig als feststehender Sonnenschutz für die Südfassade. Die Details bzgl. des sommerlichen Wärmeschutzes (Sonnenschutzverglasung, außenliegender Sonnenschutz, innen liegender Blendschutz etc.) müssen noch im Rahmen der
Entwurfsplanung und der hier geplanten thermischen Simulation abgestimmt werden.
Gem. einem ersten raumakustischen Konzept sollen die Decken und teilweise auch die Wände mit
akustisch wirksamen Materialien belegt werden. Die Raumakustik muss jedoch im Detail noch mit
der Fachplanung Bauphysik abgestimmt werden.
Mauerwerkswände werden verputzt und gestrichen.
Einbaumöbel (Garderoben, Schränke) sind aus Holz (z.B. Kiefer) geplant.
Die Böden werden weitgehend als elastischen Beläge (z.B. Kautschuk) ausgeführt., Sanitärbereiche
beschichtet oder gefliest.
Die genauen Ausführungsarten der Bauteile werden im Zuge der Entwurfsplanung festgelegt.
Die Anbindung an das bestehende Krippengebäude erfolgt über ein 2-geschossiges
Verbindungsbauwerk. Die Verbindung im OG soll erst zu einem späteren Zeitpunkt geöffnet werden und bis dahin z.B. als Lager genutzt werden.
Elektrotechnik:
Sicherheitsbeleuchtungsanlage (SiBel)
Das Brandschutzkonzept liegt noch nicht vor, daher ist zunächst eine Sicherheitsbeleuchtungsanlage geplant, diese besteht aus einer Gruppenbatterieanlage mit Rettungszeichenleuchten (RZL) für die Fluchtwegkennzeichnung und Sicherheitsleuchten (SL) zur Beleuchtung der Flucht- und Rettungswege mit einer Nennbetriebsdauer von 3h.
Photovoltaikanlage (PV)
Auf den nördlichen und südlichen Dachflächen ist die Ausführung einer Photovoltaikanlage ~ 30 KWp geplant, der erzeugte Solarstrom dient der Deckung des Eigenverbrauchs mit Überschusseinspeisung in das öffentliche Netz. Insgesamt bieten die Dachflächen eine Generatorleistung von ca. 100 KWp.
Ein Stromspeicher ist aktuell nicht vorgesehen.
Schalt- und Steckgeräte
Für Schalter- und Steckgeräte werden Standardprogramme namhafter Hersteller vorgesehen.
Such- und Signalanlagen
Die Türsprechanlage wird auf die Telefonanlage aufgeschaltet.
An den Eingängen ist je eine Videokamera zur visuellen Zugangskontrolle geplant.
Behinderten – Rufanlagen in den Behinderten – WCs.
Gebäudeautomation
Automationssysteme
Die Zentralsteuerungen / Visualisierungen der Maßnahme werden über den nicht proprietären – also herstellerunabhängigen KNX – BUS (früher: Europäischer Installationsbus (EIB)) realisiert.
Der KNX übernimmt z.B. die Steuerung, Regelung, Visualisierung von Beleuchtung, Sonnenschutzanlagen, etc. in Abhängigkeit von Präsenz, Zeit, Helligkeit, Ansteuerung externer Anlagen (z.B. BMA) etc.
Die Bedienelemente vor Ort sind Tastschalter und Präsenzmelder. Es werden überwiegend konventionelle Standard - Schalterprogramme verwendet, die mittels Binäreingängen bzw. Taster - Universalschnittstellen die Signale
in Gruppenadressen des KNX umsetzen.
Wärmeversorgungsanlagen
Wärmepumpen (2 Stück) als Luft - Luft Wärmepumpe mit 50-55 KW thermischer Leistung
für den Neubau Kita und die bestehende Kinderkrippe und Wohnungen, Elektro Nachheizung
für die bestehenden Hochtemperaturkreise.
Pufferspeicher (2 Stück) für die Wärmepumpenanlage, Verteiler mit 3 Heizkreise für
Fußbodenheizungen Krippe und Kiga sowie Heizkörperkreis.
Verteilerabgänge mit Pumpe, Regelventil für Fußbodenheizung Kita, Krippe und Heizkörperkreis
bestehendes Gebäude.
Fußbodenheizung mit Einzelraumregelung, Rohrleitungen aus Metall Kunststoff
Verbundrohr.
Verteilleitungen aus Kupferrohr mit Dämmung aus Mineralwolle Diffusionsdicht.
Aufstellung Wärmepumpen hinter dem Treppenhaus der bestehenden Krippe.
Lufttechnische Anlagen
Lüftungsgeräte für innenliegende Räume und WC Anlagen mit Wärmerückgewinnung ca. 80 %
Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung als Kompaktgeräte mit ca. 200 cbm/h Luftleistung
Lüftungsgeräte als Kompaktgeräte für Küche und Spülküche mit ca. 600 cbm/h Luftleistung.
Gruppenräume erhalten aus Kostengründen keine Lüftungsanlage, Lüftung über Fenster.
Rohrleitungen aus verzinktem Stahlblech (Spiralfalzrohre), Schalldämpfer
Luftauslässe Zu und Abluft als Deckenauslass bzw. Tellerventil aus Stahlblech lackiert
Fortluftkanäle über Dach mit Deflektorhaube, Außenluftansaugung über Dach mit Deflektorhaube.
Außenanlagen
Technische Anlagen in Außenanlagen
Versickerung Regenwasser Verkehrsflächen und Dächer über Fillkörperrigole mit Absetzschacht zur Vorreinigung.
Fettabscheider mit Probeentnahmeschacht für Abwasser Küche und Spüle.
Grundleitungen aus KG Rohr im Sandbett verlegt zur Entsorgung von Schmutz und Regenwasser im Trennsystem.
Betonschächte für Revision und Reinigung gemäß DIN 1986 T-100. Hausanschluss Schacht für Schmutzwasserentsorgung.
Kostenschätzung
Die Gesamtkosten für das Projekt mit Stand vom 31.10.23 werden auf 7.761.555,- € geschätzt.
Baupreissteigerung
Die Kostenberechnung berücksichtigt keine mögliche Baupreisentwicklung für die Zukunft. Zur
Sicherstellung der Projektfinanzierung sind auskömmliche Ansätze für künftige Baupreissteigerungen zwischen dieser Aufstellung und dem gemittelten Ausführungsdatum durch Bauherrschaft oder Projektsteuerung zu berücksichtigen.
Kostenrisiken
Termine
Verzögerungen der Bauzeit führen zu einer weiteren Erfordernis Baupreissteigerungen in der Finanzierung zu berücksichtigen. Hinzu kommen ggf. saisonal bedingte Kostensteigerungen, z.B. für Schlechtwetterbau.
Fehlende Angaben/Planungsfortschritt
Die Vorentwurfs-Planung der Außenanlagen (KG 500) befindet sich aufgrund des Beauftragungszeitpunkts zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Aufstellung noch in der Bearbeitung. Hier wurde ein Ansatz gem. allgemeinen anteiligen Kosten gemäß BKI gewählt.
Die Fachplanung für die Küchentechnik wurde noch nicht beauftragt. Es wurde von HKA zunächst nur ein Erfahrungswert aus vergleichbaren Projekten angesetzt.
Für die Ausstattung Möblierung liegt keine Planung vor und es gibt keinen Ansatz von Nutzer oder
Auftraggeber. Hier wurde ein Ansatz gem. allgemeinen anteiligen Kosten gemäß BKI gewählt.
Für die Baunebenkosten liegen noch keine genaueren Ansätze des AG vor. Hier wurde ein Ansatz gem. allgemeinen anteiligen Kosten gemäß BKI gewählt.
Die Projekt-Gesamtkostenschätzung wird sich entsprechend der Ergebnisse der Abstimmungen noch ändern.