Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bereich der sog. "Sägewerksvilla"; Beschluss des Gemeinderates vom 25. April 2017


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 17.10.2017

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 17.10.2017 ö beschließend 5

Sachverhalt

  1. Auf Antrag der CSU –Fraktion vom 7.April 2017 hat der Gemeinderat am 25. April 2017 beiliegenden Beschluss zur Schaffung von günstigem Wohnraum an der Pollinger Straße 24 („Sägewerksvilla“) gefasst (Anlagen).
  2. Die Verwaltung hat sowohl mit der Wohnungsgenossenschaft Fünf-Seen-Land als auch mit dem Verband Wohnen gesprochen. Beide haben Interesse an einer Wohnbebauung bekundet. Hinsichtlich der Förderung wurde auch bei der Regierung von Oberbayern nachgefragt, jedoch bleibt die Förderhöhe hier der konkreten Antragstellung und künftigen Nutzung der Wohnanlage vorbehalten. Die „Schädlichkeit“ eines Architektenwettbewerbes ist nicht gegeben, da geförderter Wohnungsbau ohnehin einem Wettbewerbsverfahren nach der Vergabeverordnung (VgV)  unterzogen werden muss. Der Planungswettbewerb stellt dabei den fachlichen und fairen Wettstreit der Ideen als Kern einer Vergabe öffentlicher Planungsleistungen dar.
  3. Hinsichtlich einer Bebauung hat sich die Verwaltung nochmals Gedanken gemacht, wie das innerörtliche Areal im städtebaulichen Sanierungsgebiet möglichst unter Berücksichtigung des alten Baumbestandes und der ortsbildprägenden Sägewerksvilla entwickelt werden kann. Zur Sägewerksvilla hat das Archiv folgende Aussagen getroffen:
Die Sägewerksvilla steht für zwei wichtige Entwicklungen in Gilching - für die Industrialisierung und für den Beginn der Städteentwicklung. Untrennbar verbunden damit ist der Zimmerer und Baumeister Melchior Fanger, der die Möglichkeiten seiner Zeit erkannte und der das Sägewerk erbaute:
Als die Bahn 1903 nach Gilching kam, bestand Gilching nur aus dem Altdorf, das ein reines Bauerndorf war. Die Bahn schaffte die Basis für Mobilität und brachte auch die Industrialisierung nach Gilching. Als Melchior Fanger das Dampfsägewerk am Bahnhof erbaute, war Holz ein wichtiges Wirtschaftsgut in Oberbayern; mit der Bahn konnte das Holz endlich über weite Strecken und in großen Mengen transportiert werden. Im Gilching Werk waren 1909 bereits um die zwanzig Arbeiter beschäftigt.

Dazu kam, dass Melchior Fanger auch Baumeister war und ihm viel Grund im Bereich der Bahntrasse gehörte: So kam ihm eine wichtige Rolle bei der Gründung der Waldkolonie zu; er plante Blockhäuser für die Münchner Sommerfrischler und verwendete beim Bau das Holz aus dem Sägewerk. Auch die Entwicklung des Bahnhofsviertels hat Fanger maßgeblich beeinflusst, da er die Bahnhofsrestauration Wallner nach Gilching holte und am Bau der Villenkolonie beteiligt war.
Melchior Fanger verkaufte das Sägewerk vermutlich um 1921 an Johann Bissinger. Bissinger bezog eine Villa in der Sägewerkstr. 9, die 1939 von Maria Treffler gekauft wurde und 1969 an die Gemeinde als Stiftung fiel. Sie befand sich gegenüber des Bahnhofs und wurde abgerissen.
Max Keck, der das Sägewerk von der Familie Bissinger übernahm, baute sich seine eigene Villa - die heutige Sägewerksvilla - mit Blick auf das hölzerne Lagerhaus am Bahnhof. Neben der Keck-Villa (Sägewerkstr.11), gehörte ihm im Jahr 1958 ein anderes Wohnhaus (Sägewerkstr.8), das Sägewerk (Sägewerkstr.10) und die Sägewerk-Hallen (Sägewerkstr.11a), von denen heute eine in Gewerbegebiet steht.
Vom Sägewerk-Komplex, der eine wichtige Rolle für die Entwicklung Gilchings gespielt hat, ist leider nur noch die Villa Keck übrig geblieben. Es existieren nicht einmal mehr historische Fotos, auf denen das komplette Areal zu sehen ist, so dass schon so vieles davon für uns verloren ist.
  1. In Anlage beigefügt sind zwei Planungsalternativen. Variante 2 würde den Abbruch der Sägewerksvilla und die Beseitigung des alten Baumbestandes bedeuten, was einen erheblichen Eingriff in das noch historische Ortsgefüge darstellen würde. Variante 1 nimmt Rücksicht auf den alten Baumbestand und den Erhalt der Villa als ortsbildprägenden Bau. Sicherlich kann mit Mitteln aus der Städtebauförderung das alte Gebäude saniert und langfristig, nach einem möglichen Umzug der Tafel in andere und geeignete Räumlichkeiten, einer neuen Nutzung zugeführt werden (z.B. barrierefreies Museum im Erdgeschoss und in der Ortsmitte). Der bezahlbare Wohnraum könnte dort entstehen, wo jetzt die Fahrradabstellanlagen für die S-Bahn situiert sind. Diese wiederum könnten auf die andere Straßenseite, Richtung Bahnschuppen und Rampe verlegt werden. Die Bushaltestellen sind entlang der Pollinger Straße dargestellt, der Wartebereich befindet sich im Grünbereich vor der Villa. Auch die Fenster des neuen Pflegeheims würden bei dieser Variante 1 zur Grünfläche hin offen und unverbaut bleiben. Dagegen würde die vorgeschlagene Wohnbebauung in Variante 1 den Bahnhofsvorplatz nach Westen fassen und dieser könnte als sog. Shared- Space-Bereich mit dem neuen Kulturbahnhof eine neue Aufenthaltsqualität erreichen.

Finanzielle Auswirkungen

Gesamtkosten der Maßnahmen
Beschaffungs-/ Herstellungskosten
EUR
Jährliche Folgekosten/-lasten
EUR

Veranschlagung im Verwaltungshaushalt
 

im Vermögenshaushalt
 
im Haushaltsplan nicht veranschlagt
Haushaltsansatz

Haushaltsstelle


Deckungsvorschlag (Finanzierung):

Beschlussvorschlag

Der Gemeinderat nimmt den Sachverhalt zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bereich der sog. "Sägewerksvilla" zur Kenntnis und stimmt Variante 1 für die weiteren Planungsschritte zu. Nach dem vorgelegten Planungskonzept mit Variante 1 ist dem Gemeinderat ein Umsetzungskonzept für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bereich der sog. "Sägewerksvilla" vorzulegen.

Beschluss

Der Gemeinderat nimmt den Sachverhalt zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bereich der sog. "Sägewerksvilla" zur Kenntnis und stimmt Variante 1 für die weiteren Planungsschritte zu. Nach dem vorgelegten Planungskonzept mit Variante 1 ist dem Gemeinderat ein Umsetzungskonzept für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bereich der sog. "Sägewerksvilla" vorzulegen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 18, Dagegen: 6

Datenstand vom 23.01.2018 12:45 Uhr