Hauptamtsleiter Gantner erläutert, dass bereits in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 26.01.2016 unter TOP 231 unter Bezugnahme auf den Antrag der FDP-Fraktion vom 26.10.2015 zum fortlaufenden Betrieb der Trambahnlinie 37 von Grünwald zur Stattmitte, das Ablehnungsschreiben der MVG vom 26.11.2015 wie folgt Stellung nimmt:
Im Zuge der diesjährigen Fahrplankonferenz wurde der Sachverhalt nochmals zur Debatte gestellt, wozu die MVG mit Schreiben 09.06.2016 folgendes mitteilt:
Wir haben den Wunsch nach einer Führung einer zusätzlichen Straßenbahnlinie von Grünwald direkt in das Münchner Stadtzentrum geprüft. Grundlage der Analyse war die Linienführung analog der im letzten Jahr baustellenbedingten Umleitung der Tramverkehre ab Ostfriedhof zum Sendlinger Tor mit der Linienbezeichnung 37. Die Bestandslinien 15 und 25 verkehren weiterhin im Status Quo.
Folgendes Prüfungsergebnis halten wir fest. Dies gilt unabhängig von einem Betrieb ganztags oder nur zu bestimmten Tageszeiten, wie etwa dem Berufsverkehr.
Es ist kein Fahrzeitgewinn einer Tramdirektverbindung gegenüber eines Umstieges am Wettersteinplatz zur U-Bahnlinie 1 zu erwarten. Die Fahrzeit mit dem Ziel Sendlinger Tor ist annähernd gleich. Entscheidend hierfür ist auch die Situation am Knoten Ostfriedhof. Abbiegende Fahrbeziehungen benötigen mehr Zeitfenster als Fahrten, die geradeaus über die Kreuzung führen wie dies heute der Fall ist. Im Verspätungsfall würden so zudem schneller Folgeverspätungen auf weitere Linien übertragen werden. Eine ähnliche Situation gilt es im Bereich der Kreuzung Müllerstraße / Fraunhoferstraße zu berücksichtigen. Mit jeder zusätzlichen Linie kann sich die Fahrplanqualität aller dort verkehrenden Linien vermindern.
Da die potientiell neue Linie aus Gründen der ausgeschöpften infrastrukturellen Kapazität des Sendlinger Tors dort nicht gewendet werden kann, müsste diese mit einer anderen heute dort endenden Linie durchgebunden werden. Auf Grundlage des derzeitigen Netzzustandes könnte diese Durchbindung nur mit den Linien 27 oder 28 erfolgen. Da beide Linien nahezu ohne eigenen Gleiskörper betrieben werden, also sich den Straßenraum mit dem Individualverkehr teilen, ist von einem weiteren Einflussfaktor auszugehen, der sich negativ auf die Betriebsstabilität einer zusätzlichen Linie auswirkt. Diese Auswirkungen übertragen sich in der Folge auch auf weitere Linien im direkten Umfeld, wie etwa auf die Linien 15 und 25, die heute zu den pünktlichsten Linien im gesamten Tramnetz Münchens zählen. Ein Grund hierfür ist, dass auch nach Eröffnung der Neubaustrecke nach Berg am Laim Bf. der Betrieb auf einem Großteil der Linien auf eigenen Gleisen unabhängig vom Individualverkehr stattfindet. Die nachgewiesene hohe Zuverlässigkeit des Tramverkehrs in Grünwald könnte mit einer zusätzlichen Linie 37 nicht garantiert werden.
Verkehrlich ist eine zusätzliche Linie ebenfalls kritisch zu bewerten. Neben dem oben genannten ausbleibendem Fahrzeitgewinn ist eine Erhöhung der Platzkapazität oder eine Taktverdichtung auf keinem Abschnitt des Linienweges erforderlich. Es würden damit erheblicher zusätzlicher Fahrzeugbedarf und Überkapazitäten zwischen Grünwald und Ostfriedhof sowie zwischen Ostfriedhof und Sendlinger Tor entstehen. Die damit verbundenen erhöhten Betriebskosten können nicht annähernd durch Fahrgastzuwächse bzw. Mehreinnahmen kompensiert werden. Dieses Finanzierungsdelta müsste für den gesamten Streckenverlauf von Grünwald bis Sendlinger Tor durch Dritte finanziert werden.
Für den für diese Linie erforderlichen Fahrzeugmehrbedarf von 8 Fahrzeugen ist neben der zu erwartenden Liefer- und Betriebsaufnahmezeit von 3 bis 5 Jahren mit einer Kosteninvestition alleine in den Fuhrpark von rd. 32 Mio. € auszugehen. Nicht eingerechnet sind die Betriebskosten, die durch eine Ausweitung der Werkstatt- und Personalkapazität entstehen. Diese Investitionen könnten ebenfalls nicht durch die MVG finanziert werden, da aus den oben genannten Gründen keinerlei Nutzen, sondern sogar ein monetärer Nachteil zu erwarten ist.
Dem gegenüber steht mit der umsteigefreien Verbindung nur ein ganz geringer Nutzen für Fahrgäste. Eine Umsteigenotwendigkeit steht jedoch in keinem Widerspruch zu den Formulierungen im Nahverkehrsplan des Landkreises München.
Zusammenfassend ist wegen der zu erwartenden hohen Kosten für Investition und Betrieb auf der einen Seite, die nicht von der MVG getragen werden können, und des geringen Nutzens für die Fahrgäste auf der anderen Seite von der Umsetzung einer zusätzlichen Tramlinie von Grünwald in das Münchner Stadtzentrum abzuraten.
GR-Mitglied Ritz würdigt, trotz der erneuten Absage der MVG, die hartnäckige und unermüdliche Weiterverfolgung der Thematik durch die Verwaltung und den ersten Bürgermeister.