In der Sitzung vom 26.02.2025 wurde beschlossen, Herrn Deocar Bösenbdörfer für seine vielfältigen und langjährigen Verdienste für die Stadt Herrieden die Bürgermedaille in Silber zu verleihen.
Herr Bösendörfer wurde 2018 bei dem städtischen Ehrungsabend als „Ehrenamtlicher des Jahres“ ausgezeichnet. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten umfassen:
- ab 1957 Ministrant
- ab 1962 Jungschar – Gruppenleiter, später Jungkolping Leiter
- ab 1964 verschiedene Jugendbands für Jugendgottesdienste
- seit 1964 Kirchenchor der kath. Kirche
- Pfarrgemeinderat seit 1982
- Mitglied im Eine Welt Verein seit 1983
- Kolping 1. Vorsitzender 1988-2008
- Kreisjugendring 1. Vorsitzender 1984-94
- Jugendschöffe Landgericht Ansbach – für 2 Amtsperioden
- Gründungsmitglied Kleinkunstbühne und Altstadtfreunde
- Schülercoach 2009/2010
- seit 2008 Leiter der Tanzgruppe Strawanzerey
- Mitarbeit Steuerungsgruppe Fairtrade
- Mitarbeit Flüchtlingshilfe und im Netzwerk „weltoffen leben“
Laudatio der Bürgermeisterin:
„Wo beginnt man am besten, um Deine Verdienste für unsere Stadt angemessen zu würdigen?
Wie kann man dem großen Facettenreichtum Deiner Person und Deines jahrzehntelangen Engagements im Rahmen dieser Laudatio annähernd gerecht werden?
Welche Worte wählt man, um Deine beeindruckende Persönlichkeit und Dein vorbildliches Handeln in passender Weise zu honorieren?
Am besten ist es da vermutlich, Dich selbst zu Wort kommen zu lassen, und zwar mit Zeilen eines Deiner Lieder.
„Lass Dir Deine Sehnsucht nicht zerstören, Sehnsucht nach dem, was kein Auge sieht.
Was Dir auch die Klügsten nicht erklären können, Was als Geheimnis alle Welt durchzieht.
Lass Dir Deine Stimme nicht verbieten, wenn man sagt, dass man die Welt nicht ändern kann.
Und gibt sich auch die Ohnmacht damit schnell zufrieden: Klage das Unrecht an!
Lass Dir Deinen Einsatz nicht vermiesen für das Kleine und Geringe auf der Welt.
Auch die Spötter werden es noch lernen müssen, was am Ende wirklich zählt.“
Lieber Deo, Du warst über Jahrzehnte in verschiedenen kirchlichen Ehrenämtern tätig.
1957 wurdest Du Ministrant, ab 1962 hast Du eine Jungschar–Gruppe geleitet. Später warst Du Jugendkolping-Leiter und von 1988-2008 1. Vorsitzender der Herrieder Kolpingsfamilie. Bei der Kolpingsfamilie hast Du außerdem ab 2008 die Tanzgruppe „Strawanzerey“ maßgeblich gestaltet und geprägt. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch nicht Deine Mitgliedschaft im Pfarrgemeinderat seit 1982.
Gleichzeitig erfreust Du seit über 60 Jahren mit Deinem großen musikalischen Talent Deine Mitmenschen – instrumental und mit Deiner unvergleichlichen Bass-Stimme, früher in Jugendbands, viele Jahrzehnte im Kirchenchor, immer noch in wechselnder Besetzung bei Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen, gerne auch mit eigenen Kompositionen.
Du triffst stets den richtigen Ton! Doch vor allem hast Du durch Dein vielfältiges Wirken im kirchlichen Bereich immer wieder die Sehnsucht Deiner Mitmenschen für das geweckt, „was kein Auge sieht“. Du hast mit dazu beigetragen, dass Kinder und Jugendliche, später auch Erwachsene oder Senioren, eine Ahnung davon bekommen, welches Geheimnis, die Welt durchzieht, und was auch die Klügsten nicht erklären können. Mit Deinem Handeln hast Du Deine Mitmenschen stets ermutigt: „Lass Dir Deine Sehnsucht nicht zerstören, Sehnsucht nach dem, was kein Auge sieht. Was Dir auch die Klügsten nicht erklären können, Was als Geheimnis alle Welt durchzieht.“ Und wer noch auf der Suche nach diesem Geheimnis ist, kann Deinem Beispiel folgen und sich wie Du und Deine Frau Resi auf den Jakobsweg machen. Allein Eure Reiseberichte haben bei vielen Zuhörerinnen und Zuhörern die Sehnsucht nach dem, was kein Auge sieht, geweckt.
Doch Dein ehrenamtliches Engagement erstreckt sich weit über die Kirche hinaus.
Du hast Dir Deine Stimme nicht verbieten lassen, „wenn man sagt, dass man die Welt nicht ändern kann“. Du hast der „Ohnmacht“ keinen Raum gegeben und Dich nicht mit „Unrecht“ abgefunden. So wie Du es auch in den Zeilen Deines Liedes beschreibst.
Vielmehr setzt Du Dich bis heute unermüdlich für Gerechtigkeit ein. In diesem Zusammenhang muss auf Deine Tätigkeit als Jugendschöffe beim Landgericht Ansbach für die Dauer von zwei Amtsperioden hingewiesen werden. In Herrieden engagierst Du Dich als Mitglied des Eine Welt Vereins bereits seit 1983 und seit 2014 in der Steuerungsgruppe „Faire Stadt“ für eine gerechtere Welt. Dein Einsatz gilt menschenwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen weltweit und vor Ort, und zwar fair, regional und ökologisch.
Dabei tragen viele Aktionen der zurückliegenden Jahrzehnte des Eine Welt Vereins im wahrsten Sinne des Wortes Deine Handschrift. Kunstvolle handgeschriebene Informationsbroschüren, Plakate oder Karten hast Du für den Eine Welt Verein gestaltet und damit auf ganz außergewöhnliche Weise Bildungs- und Aufklärungsarbeit für eine gerechtere Welt geleistet.
Dass Menschen Gerechtigkeit widerfährt, dafür setzt Du Dich aber auch im Rahmen der Flüchtlingshilfe und im Netzwerk „weltoffen leben“ seit vielen Jahren ein. Überzeugt davon, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und dass dies auch für Geflüchtete gilt, unterstützt Du zusammen mit Deiner Frau Resi ganz konkret geflüchtete Menschen hier bei uns in Herrieden. Durch Deinen Einsatz trägst Du ganz wesentlich dazu bei, dass Integration gelingt und die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund wächst. Das, was im Artikel 1 unseres Grundgesetztes als staatlicher Auftrag formuliert ist, ist für Dich eine persönliche Herzensangelegenheit, die sich in Deinem Handeln widerspiegelt. „(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Du lässt Dir „Deinen Einsatz nicht vermiesen“ – nicht für eine gerechtere Welt – „aber auch nicht für das Kleine und Geringe auf der Welt“ und ich darf ergänzen „für die Jugend und die Kultur in unserer Stadt“.
Nicht nur als 1. Vorsitzender des Kreisjugendrings von 1984-94 oder als Schülercoach im Schuljahr 2009/2010 hast Du junge Menschen begleitet und in ihrer Entwicklung gefördert. Auch an vielen anderen Stellen hast Du neben Deinem Beruf im Ehrenamt die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen ernstgenommen und sie ermutigt selbstbestimmt und verantwortungsbewusst ihre Leben und die Gesellschaft zu gestalten.
Mit nachhaltigen Impulsen hast Du auch persönlich unsere Stadtgesellschaft mitgestaltet. Und das ganz kreativ, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Mit eigenen Ideen und Initiativen hast Du als Gründungsmitglied der Kleinkunstbühne und der Altstadtfreunde eine Entwicklung angestoßen, die mittlerweile eine außergewöhnliche und rundum positive Eigendynamik entwickelt hat. Als echter Altstadtfreund, hast Du Dich zusammen mit Deiner Familie bewusst für ein Leben in einem Haus innerhalb der Mauern unserer Altstadt entschieden. Während sich andere über die Belebung der Altstadt Gedanken machen, belebt und pflegt Ihr sie. Zweifelsohne hast Du somit im Laufe Deines Lebens nicht nur als sehr geschätzter Autor der „Zeitreisen“ Herrieder Geschichte geschrieben.
Blicken wir auf Dein ehrenamtliches Wirken zurück, dann werden „auch die Spötter lernen müssen, was am Ende wirklich zählt“, nämlich Dein selbstloser Einsatz für die Gemeinschaft, Dein unermüdliches Streben für Gerechtigkeit, Deine Liebe zu Deinen Mitmenschen.
Lieber Deo, ich danke Dir von Herzen - persönlich und im Namen der Stadt Herrieden - für all das, was Du für Deine Mitmenschen und für unsere Stadt geleistet hast. Es ist mir eine große Ehre, Dir heute die Bürgermedaille der Stadt Herrieden überreichen zu dürfen.“