Daten angezeigt aus Sitzung:
3. Sitzung des Stadtrates, 29.03.2022
Beratungsreihenfolge
Sachverhalt
Die erarbeitete Klimawandelstudie wurde in der Sitzung des Klimabeirates am 10. Februar 2022 vorgestellt. Die Studie enthält verschiedene Maßnahmevorschläge aus den Bereichen Forst und Waldwirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Hochwasserschutz, Gesundheit, Raumordnung und Stadtplanung, Straßenbau und Verkehr, Energiewirtschaft, Naturschutz sowie Fischerei.
In der letzten Sitzung des Klimabeirates wurden insgesamt vier Maßnahmenvorschläge aus der Klimawandelstudie behandelt. Es handelt sich dabei um Maßnahmen, die kurzfristig bis mittelfristig durch die Stadt umgesetzt werden können. Hierzu fand eine Abstimmung mit den jeweiligen Abteilungen statt.
Der Klimabeirat legt dem Stadtrat folgende Empfehlung vor:
- Stadtbäume - Aufstockung der Neuanpflanzungen
Maßnahmen zur Stärkung der grünen und blauen Infrastruktur (Netzwerk natürlicher und naturnaher Flächen mit unterschiedlicher naturräumlicher Ausstattung, z.B. Flüsse, Alleen, Parkanlagen, Grünanlagen etc.) eignen sich besonders gut um den negativen Effekten des Klimawandels wie Hitze, Trockenheit und Starkregen entgegenzuwirken. Stadtbäume nehmen hier eine ganz zentrale Rolle ein.
Die Graten- und Tiefbaubetriebe Lindau, Fachbereich Stadtgärtnerei sind neben der Pflege und Unterhaltung aller städtischer Grünflächen und Parkanlagen auch für den Erhalt, Pflege und Neupflanzung der Stadtbäume verantwortlich.
In den vergangenen Jahren wurden zwischen 60 und 70 Bäume jährlich gepflanzt. Bei diesen Neupflanzungen handelt es sich zum Teil um Ersatzpflanzungen durch z.B. Abgang oder Fällungen.
Der Klimabeirat empfiehlt die Aufstockung von zusätzlichen Neupflanzungen im Jahr, neben den notwendigen Nachpflanzungen. Die Anzahl der zusätzlich zu pflanzenden Bäume sollte 50 Bäume im Jahr betragen. Um der Bildung von Hitzeinseln entgegenzuwirken und die Aufenthaltsqualität im Stadtgebiet zu steigern, empfiehlt der Klimabeirat ein Pflanzkonzept zu erarbeiten.
- Waldumbau zu klimaangepassten Mischwäldern
Die Stadt Lindau besitzt ca. 28,19 Hektar Forstfläche, welche durch Revierförster Christian Müller betreut werden. Der Waldumbau, hin zu einem klimarobusten Mischwald, wird bereits seit längerem betrieben.
Nach Rücksprache mit Herrn Müller ist ein Waldumbau zu einem klimaangepassten Wald sinnvoll und dringend geboten. Laut Herrn Müller ist ein klarer Beschluss des Stadtrats gewichtiger, als eine Willensbekundung, denn er hat eine bindende Wirkung. Dadurch kann gewährleistet werden, dass Gelder für klimaresistente Sorten bereitgestellt und der notwendige Umbau vorangetrieben werden kann. Gemeinsam mit den städtischen Liegenschaften und dem Revierförster kann festgelegt werden, wieviel Bäume in welcher Zeit zu pflanzen sind. Durch regelmäßige Berichterstattung ist die Umsetzung entsprechend dokumentiert.
Der Klimabeirat empfiehlt dem Stadtrat die städtischen Waldflächen zu einem klimaangepassten Mischwald umzubauen.
- Starkregenkonzept
Aus der vorliegenden Klimawandelstudie stellt der Starkregen für die Stadt Lindau potenziell die größte Gefahr dar.
Der Klimabeirat empfiehlt dem Stadtrat ein Starkregenkonzept mit entsprechenden Simulationen erarbeiten zu lassen. Nach Fertigstellung ist das Starkregenkonzept entsprechend in die Notfallpläne der Stadt Lindau (B) zu integrieren.
- Konzept der Schwammstadt – gesplittete Abwassergebühren
Der Klimabeirat sieht den Maßnahmenvorschlag der gesplitteten Abwassergebühren als eine Einzelmaßnahme aus einem Gesamtkonzept der Schwammstadt. Der Klimabeirat empfiehlt die Erarbeitung eines Konzeptes der Schwammstadt, bei den alle Maßnahmen gebündelt sind, so dass die Maßnahmenbündel dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt werden können.
Fachliche Bewertung
- Bereich der Baumpflege - Aufstockung der Neuanpflanzungen
Um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel zu leisten, sollen zukünftig die Neupflanzungen aufgestockt werden, da Bäume CO2 binden.
Das CO2-Aufnahmevermögen eines Baumes ist neben verschiedenen natürlichen Faktoren, wie Baumart, Alter des Baumes, Kronenvolumen, Bodenbeschaffenheit etc. vor allem abhängig von der Vitalität eines Baumes. Je vitaler ein Baum ist umso mehr CO2 kann er aus der Luft binden.
Hier kommt bei der Pflanzung von Bäumen die Beschaffenheit (Größe und Qualität) von den Pflanzgruben sowie die notwendigen Pflegemaßnahmen eine besonderer Bedeutung zu.
Die Zuständigkeit liegt bei den Garten- und Tiefbaubetrieben Lindau.
- Waldumbau zu klimaangepassten Mischwäldern
Der Umbau hin zu einem klimaangepassten Mischwald dient dazu, die nicht trockenheitsresistente Fichtenmonokultur durch einen artenreichen Wald zu ersetzen.
Damit kann der Wald seine vielfältigen Funktionen besser wahrnehmen. Neben der Regulierung des Wasserhaushaltes und der Sicherung unserer Trinkwasserversorgung, die Reinigung der Luft, schützen Wälder vor Geröll und Schneelawinen sowie Bodenerosion, bieten Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität. Zudem wirken Wälder ausgleichend auf unser Klima.
Die Zuständigkeit liegt bei den städtischen Liegenschaften und dem zuständigen Revierförster.
- Starkregenkonzept
Bei einem Starkregenereignis fallen sehr große Mengen Niederschlag in einem kurzen Zeitraum, meist innerhalb weniger Stunden. Diese Regen haben eine geringe räumliche Ausdehnung, sodass häufig nur ein kleines Gebiet, beispielsweise ein einzelner Stadtteil, betroffen sein kann.
Die Folge dieser Starkregenereignisse ist eine Überlastung der Kanalisation (auch nach Ausbau oder Sanierung), so dass die Wassermengen oberflächlich abfließen und ein entsprechendes Schadenpotenzial aufweisen.
Durch ein Starkregenkonzept mit entsprechenden Simulationen können die Wasserwege verfolgt und Gefahrenstellen sowie mögliche Wassersammelbereiche identifiziert werden. Betroffene Flächen / Gebäude können mittels Schutzmaßnahmen (z.B. mobile Hochwasserwände) geschützt werden bzw. der Abfluss kanalisiert und dort abgeleitet werden, wo das Schadenspotential geringer ist.
Die Zuständigkeit liegt bei den Garten- und Tiefbaubetrieben Lindau.
4. Konzept der Schwammstadt
Bei dem Konzept der Schwammstadt spielt der richtige Umgang mit Wasser eine entscheidende Rolle, um die Gefahren des Klimawandels (anhaltende Hitze, Dürre, Starkregen etc.) abzumildern.
Die Schwammstadt ist ein Konzept, anfallendes Regenwasser in Städten lokal aufzunehmen und zu speichern, wie ein Schwamm, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten.
Dabei kommt großen Stadtbäumen eine besondere Aufgabe zu, durch Wasseraufnahme und Verdunstung. Die Schwammstadt macht dadurch die Stadt grüner.
Natur gleichermaßen.
Die Zuständigkeit liegt bei den Garten- und Tiefbaubetrieben Lindau.
Diskussionsverlauf
Stadtrat Müller spricht die Rodung von Bäumen bei der Therme an. Er hat dafür bereits eine Anfrage beim Amt für Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gestellt. Seiner Meinung nach müsse die Stadt hier mit Nachdruck an den Betreiber der Therme herantreten, damit hier wieder aufgeforstet wird.
Stadtrat Strauß spricht sich dafür aus, die bestehenden Bäume zu schütze. Dies ist nicht über die Freiflächengestaltungssatzung abgedeckt. Daher bereitet die Bunte Liste hier eine Baumschutzverordnung vor.
Der Leiter des Stadtbauamtes, Herr Koschka, antwortet Stadtrat Müller, dass die Stadt hier beim Verfahren der Rodung bei der Therme gehört wurde, jedoch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten entscheidet. Der Betreiber der Therme muss einen Ausgleich leistet.
Stadtrat Hübler regt an, dass man in der Bürgerzeitung einen Aufruf macht, dass man zur CO2-Kompensation einen Baum spenden kann.
Oberbürgermeisterin Dr. Alfons dankt für die gute Anregung.
Stadtrat Hummler sagt 600 Euro seitens der CSU für eine Baumspende zu.
Stadtrat Müller möchte beantragen, dass die Stadt sich in dem beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten anhängigen Verfahren über den Rodungsantrag des Thermenbetreibers dafür einsetzen möchte, dass die Ausgleichsmaßnahme für die ungenehmigte Rodung am Standort der ungenehmigten Rodung erfolgt.
Oberbürgermeisterin Dr. Alfons entgegnet, dass dies nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegt und dass nicht beim vorliegenden Tagesordnungspunkt umfasst ist.
Stadtrat Müller kündigt an, den Antrag schriftlich zu stellen.
Beschluss
- Der Stadtrat beauftragt die Garten- und Tiefbaubetriebe der Stadt Lindau zusätzliche Neuanpflanzungen, neben den Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Jährlich sollen zusätzlich 50 Bäume gepflanzt werden. Um der Bildung von Hitzeinseln entgegenzuwirken und die Aufenthaltsqualität im Stadtgebiet zu steigern ist ein entsprechendes Konzept zu erstellen.
- Der Stadtrat beschließt den städtischen Wald zu einem klimaangepassten Mischwald umzubauen.
- Der Stadtrat beauftragt die Garten- und Tiefbaubetriebe der Stadt Lindau (GTL) ein Starkregenkonzept mit entsprechenden Simulationen erarbeiten zu lassen.
- Der Stadtrat beauftragt die Garten- und Tiefbaubetriebe der Stadt Lindau (GTL) mit der Erstellung des „Schwammstadt-Konzeptes“.
Abstimmungsergebnis
Dafür: 28, Dagegen: 0
Dokumente
SR_2022_03_29_TOP5_Ö_Empfehlung-KBR (.pdf)
Datenstand vom 12.04.2022 08:37 Uhr