Auf Grund der möglichen Zuladung von bis zu 100kg sind Lastenräder hervorragende Verkehrsmittel, sowohl für Logistik als auch im Individualverkehr. So lassen sich Lastenräder vor allem für den wöchentlichen Einkauf oder für Freizeitfahrten mit den Kindern nutzen. Ein höherer Anteil an Lastenrädern würde dabei nicht nur an CO2 und weitere Treibhausgase einsparen. Die Verlagerung aufs Lastenrad würde auch erheblich den Kfz-Verkehr entlasten, wobei sowohl der Verkehr mit dem Lastenrad innerhalb Lindaus effizienter wäre, als auch der Verkehr weniger stocken würde.
Bewertung des Förderprogramms „Ich entlaste Lindau“
Wie man in der Abbildung 1 erkennen kann verteilen sich die Lastenradförderungen größtenteils auf den Bereich Reutin, sowie die Lindauer Insel und Aeschach, hier bitten Lastenräder guten Transport Möglichkeiten aufgrund der kurzen Wege.
Abbildung 1: Verteilung der Lastenradförderungen auf verschiedene Stadtgebiete
Als Teil der Evaluation wurde in Juni eine Umfrage über den Plattform Adhocracy+ gestartet, wo alle Förderträger aufgefordert wurden.
Die Evaluation des Förderprogramms „Ich entlaste Lindau“ hat zur Nutzung der Lastenräder gezeigt, dass diese durchschnittlich mindestens jeden zweiten Tag genutzt werden, so gaben 30% der Befragen an, dass sie ihr Lastenrad täglich nutzen während 57% angaben, das Lastenrad mindestens 4x die Woche zu nutzen.
Des Weiteren haben von den 23 Umfrageteilnehmern 18 Teilnehmer angegeben, dass ihnen das Lastenrad als Autoersatz für Fahrten innerhalb Lindaus dient. Benutzt wurde dabei das Lastenrad hauptsächlich zum Einkaufen oder für Freizeitfahrten im näheren Umfeld. 9 der 23 Teilnehmer gaben zudem an, dass ihnen das Lastenrad als dauerhafter Autoersatz dient.
Verwendet wurde das Lastenrad meist zum Einkaufen sowie für Freizeitfahrten im näheren Umfeld. Des Weiteren wurde es aber auch zur Kinderbeförderung oder aber für Fahrten zum Arbeitsplatz verwendet. Touristische Urlaubsfahrten oder Erkundungen im Urlaub wurden mit dem Lastenrad dagegen kaum unternommen.
Auf die Frage, wie viele Kilometer mit dem Lastenrad zurückgelegt wurden, antworteten zwar nur 20 Umfrageteilnehmer, diese legten aber insgesamt eine Strecke von 44.690 km zurück. Pro gefördertem Lastenrad wären das im Durchschnitt 2234,5 km. In den Antworten konnte man leider nicht unterscheiden, zu welchem Zeitpunkt das Lastenrad erworben wurde, denn sonst könnte man ausrechnen, welche Strecke durchschnittlich in einem Jahr zurückgelegt wurde. In diesem Fall setzt sich dieser Durchschnittswert sowohl aus Umfrageteilnehmern zusammen, welche ihr Lastenrad erst dieses Jahr gefördert bekommen haben, als auch aus Umfrageteilnehmern welche schon drei Jahre im Besitz eines Lastenrads sind.
Besonders geschätzt wurde vor allem die Flexibilität des Lastenrads, von 22 Umfrageteilnehmern gaben ganze 21 an, dass sie nun flexibel von A nach B kommen. Als weitere Gründe für das Lastenrad wurde unter anderem der fehlende Parksuchverkehr, die Entlastung des Klimas, die eingesparte Zeit, das Vermeiden von Staus sowie die sportliche Betätigung genannt. Rund die Hälfte gab dabei an, dass das eingesparte Geld durch das Lastenrad besonders geschätzt wurde.
Abgestellt wurden die Lastenräder zu Hause vor allem in der Garage, oder im Hinterhof. Ein geringer Anteil der Umfrageteilnehmer gab an, das Lastenrad im Keller, vor dem Haus auf einen öffentlichen Gehweg oder in einem Fahrradschuppen abgestellt zu haben. Unterwegs wurden die Lastenräder vor allem an Fahrradbügeln oder auf dem Gehweg abgestellt. Im Vergleich zu den anderen Fragen, gab hier eine sehr große Menge die offene Antwortkategorie Sonstiges an. Hier wurde von den Teilnehmern beschrieben, dass normale Fahrradbügel nicht auf Lastenräder ausgelegt sind sowie das eine große Fläche gesucht wird, an welcher andere Verkehrsteilnehmer nicht gestört werden und eine Manipulation am Lastenrad erschwert wird. Eine solche Fläche wäre aber nicht immer auffindbar.
Das Mobilitätsverhalten der Zuwendungsempfänger hat sich vor allem dahingehen verändert, als dass das Lastenrad das Auto für bestimmte Wege innerhalb der Stadt ersetzt. Von den 22 Umfrageteilnehmern gaben vier Personen an, gar kein Auto mehr zu besitzen, während zwei Personen angaben, ein Auto abgemeldet zu haben, Überschneidungen zwischen den beiden Kategorien gab es keine. Auch unter der Kategorie Sonstiges wurde angegeben, dass die Lastenräder vor allem für den Binnenverkehr innerhalb der Stadt benutzt werden, oder das die Zuwendungsempfänger seit der Förderung viel weniger Auto fahren.
Als positive Erlebnisse schilderten zwei Umfrageteilnehmer folgende Erfahrungen:
„Gleich beim ersten Einkauf: der komplette Inhalt des Einkaufswagen passte rein.
Und: als wir mit unserem Auto für den Urlaub im August zum Tanken fuhren und nur ein Drittel unseres Tanks seit dem letzten Tanken im Januar davor verbraucht war. Seit März hatten wir das Lastenrad und haben mit ihm alle Einkäufe, Transportfahrten usw. gemacht statt mit dem Auto!
Und: Immer wieder werden wir auf das Lastenrad angesprochen und unsere Erfahrungen damit erfragt.“
„Viele Spontangespräche, Staunen über das Rad, insgesamt viel häufigere Nutzung als ursprünglich gedacht.“
„Ich wurde auf das Lastenrad angesprochen, habe einer jungen Familie meine Eindrücke und Erfahrungen damit geschildert, worauf hin der Vater direkt nach einem Förderprogramm seiner Heimatstadt suchte und fand. Fazit: Sie werden sich wohl auch eines kaufen.“
Als negative Erlebnisse wurden von weiteren Teilnehmer vor allem die fehlenden Abstellmöglichkeiten genannt:
„Das Parken mit einem Lastenrad ist generell etwas schwierig. Die "normalen" Fahrradparkplätze sind von der Größe nur bedingt geeignet.
Das Parken mit unserem Lastenrad ist an vielen Stellen nicht möglich, sowohl bei Freizeitaktivitäten als auch beim Einkauf.“
Gewünscht wurden sich vor allem Abstellflächen für Lastenräder, der bessere Schutz vor Kraftfahrzeugen sowie die Beibehaltung der Lastenrad Förderung:
„Die Förderung für den Kauf beibehalten und gleichzeitig das Angebot der Leihlastenräder ausbauen und vergünstigen. Bisher scheint es noch keine ernsthafte Alternative zu einem eigenen Rad oder Auto (z.B. längere Ausflüge damit werden schnell teuer).
Dass sie sich auch um Abstellplätze an Supermärkten kümmern. Besonders schlimm finde ich es bei Lidl“.
„Das Lastenrad vor den PKW schützen, größere Parkplätze , Fahrradstraßen , weniger Schlaglöcher“.
Anhand der Umfrage hat sich zudem gezeigt, dass die Lastenradförderung der Stadt Lindau einen bedeutenden Einfluss auf die Kaufentscheidung der Lindauer Bürger hatte. So gaben 22% an, dass die Förderung einen großen Einfluss auf ihre Kaufentscheidung hatte, weitere 35% gaben an, dass sie nur durch die Förderung in der Lage waren sich ein Lastenrad anzuschaffen. Die Lastenradförderung hatte also für 57% der Umfrageteilnehmer einen großen bis entscheidenden Einfluss.