Sachstandsbericht nachhaltige Mobilität


Daten angezeigt aus Sitzung:  6. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 07.11.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Umweltausschuss (Stadt Lindau) 6. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses 07.11.2022 ö informativ 7

Sachverhalt

Mobilität ist ein sehr wichtiges Thema in Lindau, das von den Bürger und Bürgerinnen beständig breit diskutiert wird. Die Kernfrage ist, wie neue und alternative Mobilitätskonzepte die Lebensqualität in der Stadt nachhaltig verbessern können und dazu beitragen können, dass weniger Lärm, weniger Staus, weniger Stress und weniger Luftschadstoffe entstehen und Klimaschutz wie auch Mobilitätswende in Lindau gelingen können.

Nachhaltige Mobilität bedeutet eine umweltschonende und sozial verträgliche Fortbewegung, wie z.B. zu Fuß gehen, Radfahren, sowie die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Sharing-Angeboten.

Hauptaufgabe der Stabsstelle Mobilität ist die Erarbeitung von Verkehrskonzepten, Verkehrsinfrastrukturplanungen und die Förderung klimafreundlicher Mobilität.

Der Stabsstelle ist seit Mai 2022 teil des Bauamtes und vertritt die Stadt auch in ihrer Funktion als Aufgabenträgerin für den öffentlichen Personennahverkehr. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Radverkehrsförderung. Die Funktion des Radfahrbeauftragten ist diesem Fachbereich zugeordnet. Ziel des Fachbereichs ist die Verbesserung der Verkehrsqualität in Lindau durch eine möglichst stadt- und umweltverträgliche Gestaltung der Verkehrsabläufe. Hierbei soll neben der Verkehrsqualität, insbesondere die Verkehrssicherheit der einzelnen Verkehrsarten verbessert werden. Besonders wichtig ist die möglichst gute Vernetzung der Verkehrsträger untereinander, um die Intermodalität zu fördern und ein Höchstmaß an Lebensqualität für die Bürger und Gäste der Stadt zu erreichen. 

Fachliche Bewertung

Infostand zum Fuß- und Radverkehr
Der Fuß- und Radverkehr spielen eine zentrale Rolle, wenn es um umweltverträgliche Mobilität und die Lebensqualität in der Stadt Lindau geht. Sie sind kaum mit Kosten verbunden, gesundheitsfördernd und schließen niemanden von der Teilnahme aus. Fuß- und Radverkehr sind emissionsfrei, benötigen wenig Fläche und sind allen anderen Verkehrsarten in Hinblick auf Lärm, Abgase und Feinstaub überlegen. 
Radfahren liegt zudem voll im Trend und wird immer beliebter, sei es auf dem täglichen Weg zur Arbeit oder zur Schule, in der Freizeit oder im Urlaub. So hat sich der Radverkehr in Lindau in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Steigende Zahlen von Radfahrer:innen im Alltag wie beim Tourismus unterstreichen, dass die vorhandenen Angebote gern angenommen werden und die Nachfrage steigt.

Damit die Verkehrswende ein Erfolg wird, ist sicherzustellen, dass der Fuß- und Radverkehr weitergefördert wird. Die positiven Randbedingungen und die vorhandene Infrastruktur in Lindau sollten genutzt und weiterentwickelt werden. 

Das Mobilitätskonzept „KLiMo“ wurde im 2017 erstellt, mit dem darin enthaltenen Maßnahmenkatalog als Rahmenkonzept beschlossen und bereits mehrere Maßnahmen umgesetzt. Um das Radverkehrsnetz weiter zu konkretisieren, wurde ein Nahmobilitätskonzept erstellt. Das Netz verbindet durch teils neue Streckenführungen sowie Lückenschlüsse die Stadtteile besser miteinander und erhöht so deren Erreichbarkeit. Ein Hauptziel des Nahmobilitätskonzeptes ist es, die Wege für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen noch attraktiver und sicherer zu machen. Das Nahmobilitätskonzept enthält Maßnahmen zur Verbesserung der Orientierung, zur Steigerung der Verkehrsqualität, zur Schaffung von Barrierefreiheit sowie für mehr Verkehrssicherheit.

Das Radverkehrsaufkommen hat während der Corona-Pandemie weiter zugenommen, und die Stadt Lindau hat seitdem folgende Einzelmaßnahmen auf dem Weg gebracht:
Umgesetzte Maßnahmen 2020 und 2021
  • Holdereggenstraße 4 Bushaltestellen Umbau barrierefrei
  • Laubeggengasse Brougierstraße bis BÜ Gehweg
  • Ludwig-Kick-Straße Schweizerhofweg Umbau Bushaltestelle barrierefrei
  • Robert-Bosch-Straße Versöhnerkirche Neubau Bushaltestelle mit Überdachung (mit Straßen-Instandsetzung)
  • Friedrichshafener Straße Instandsetzung Straße und 1 Bushaltestelle
  • Bodenseestraße Oberreitnau barrierefreier Umbau von 2 Bushaltestellen und Schaffung einer Querungshilfe
  • Bodenseestraße Rad- und Gehweg-Instandsetzung 
  • Umbau Gehweg Enzisweilerstraße/Badstraße
  • Streitelsfingen Gehwegerneuerung von Montfortschlössle bis Hochbehälter Stadtwerke Lindau im Zuge Erneuerung terranets Gas-Hochdruckleitung
  • Ludwig-Kick-Straße Stadionumbau Bushaltestelle barrierefrei
  • Schönauer Str. Schutzstreifen
  • Geh- und Radweg Dunkelbuch entlang Regenrückhaltebecken
  • Dammsteggasse Geh- und Radweg entlang Kiosk
  • Eisenbahndamm Geh- und Radweg
  • Kapellenweg Richtung Bodolz Fuß- und Radweg Instandsetzung
  • Bahnübergang Bregenzer Straße
  • 2 x Bikehubs
  • Doppelstockparker Hintere Insel
  • Fahrradabstellanlage Bahnhof Reutin
  • Instandsetzung Lindenhofweg – Fahrradstraße 
  • Fahrradwegweisung – Beschilderung Radrouten des Nahmobilitätskonzepts
  • Schiffswerfte  Gehweg
  • Gehweg Spitalmühlweg BA 1

Maßnahmen 2022 - laufend
  • Aufstellung von 4 Zählstationen 
  • Querungshilfe am Schönbühl Waldkindergarten
  • Querungshilfe Schulstraße Bazienstraße
  • Querungshilfe Köchlinstraße Kemptener Straße Köchlinweiher
  • Lastenradmietsystem
  • Einführung DB Rad App +
  • Verleih von 100 Pedelecs und 200 E-Scooter
  • Erweiterung Fahrradbügel Insel
  • STADTRADELN - jährlich seit 2016
  • Europäische Mobilitätswoche - jährlich seit 2017
  • KLiMo-Station Bahnhof Reutin (Überdachung)


Geplante Maßnahmen ab 2023 
  • Kommunales Förderprogramm „Ich entlaste Lindau“
  • Bodensee-Fahrradstraße (Schachener Straße)
  • RW/GW  Bregenzer Str. (Bahnhof bis BÜ Bleicheweg)  
  • RW/GW Oberreitnau–Schönau BA II 
  • Bodensee-Fahrradstraße (Bregenzer Str. Eichwaldstr. Felix-Wankel-Str. und Frauenhoferstr.)
  • RW/GW  Bregenzer Str. (Binsenweg bis MC Donalds) 
  • Umsetzung von Maßnahmen des Nahmobilitätskonzeptes
  • Beseitigung der BÜ  Lotzbeck
  • RW/GW Brücke Friedrichshafener Str.

Infostand zur Mikromobilität
Die Mikromobilitätsangebote sind ein wichtiger Verkehrsbaustein zur Bewältigung der sog. „letzten Meile“, deren Einführung wurde bereits als Maßnahme des KLiMos empfohlen. Die Stadt Lindau hat deswegen mehrere Mikromobilitätsangebote im Jahr 2022 eingeführt. Diese sollen dazu beitragen, Wege innerhalb der Stadt noch einfacher zurückzulegen, ohne dabei auf das eigene Auto angewiesen zu sein.

Mikromobilitätsangebote gibt es inzwischen in vielen, oft auch kleineren Städten. Sie ergänzen bestehende klassische öffentliche Verkehrsträger und fördern gleichzeitig ein multimodales Verkehrsverhalten. Mit Mikromobilitätsangeboten sind dabei Kleinst- und Leichtfahrzeuge gemeint, welche hauptsächlich auf die individuelle Mobilität ausgerichtet sind. Zu diesen zählen unter anderem E-Scooter, Pedelecs, und E-Lastenräder, die in Lindau seit 2022 zunächst für zwei Jahre zur Verfügung stehen. 

Lastenrad Mietsystem
Nachdem sich die Stadt Lindau erfolgreich um das vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr ausgeschriebene Modellprojekt „Lastenrad mieten, Kommunen entlasten, Aufbau eine Lastenradmietsystems in Kommunen“ beworben hat, wurde innerhalb der letzten eineinhalb Jahre mit Hochdruck daran gearbeitet, ein Lastenrad Mietsystem für die Stadt Lindau aufzubauen. 

Das Lastenrad-Mietsystem stellt dabei einen Pull-Faktor dar, welcher neben dem Auto eine kostengünstigere und flexible Art der Mobilität gewährleistet, statt den Autoverkehr durch Push-Faktoren – Preissignale oder Verbote – unattraktiver zu machen. Der Verleih von E-Lastenrädern erlaubt es, dank der elektrischen Unterstützung, sein Ziel leicht und bequem zu erreichen, während man eine Menge an Gepäck mitnehmen kann.

Das ca. 20 kg schwere Lastenrad lässt sich dabei, exklusive Gewicht des Fahrers mit bis zu 70 kg beladen und kann dank seines leistungsstarken E-Motors mühelos gefahren werden. Je nach Zuladung und Fahrweise hat ein Lastenrad dabei mit voller Akkuladung eine Reichweite von bis zu 90 km. Dadurch können Lastenfahrräder den motorisierten Individualverkehr bei vielen täglichen Erledigungen ersetzen, sei es beim Abholen der Kinder, dem Transportieren von sperrigem Gepäck oder bei einem Großeinkauf. Da sie jedoch relativ kostspielig in der Anschaffung sind und geeignete Abstellflächen benötigen, müssen viele Haushalte und Einzelpersonen noch von einer eigenen Anschaffung absehen. Ein kommunales Verleihsystem stellt eine kostengünstigere Alternative dar, welche für jeden leicht zugänglich ist und durch die Trägerschaft der Kommune auf breite Akzeptanz stoßen kann.

Daher wurden im Rahmen des Modellprojektes acht Stationen mit jeweils 2 Lastenrädern pro Station aufgebaut welche sich auf folgende Standorte verteilen: Inselhalle, Stadttheater, Alfred-Nobel-Platz, Lindaupark, Münchhof, MiniMaxi, Aeschacher Markt und Kopernikusplatz.

Die Lastenräder sind dabei rund um die Uhr verfügbar und aufgrund des einstellbaren Lenkers und Sattels individuell auf den jeweiligen Nutzer anpassbar. Zusätzlich dazu wird das Lastenrad regelmäßig gewartet, sowie das Licht und der Reifendruck geprüft, wodurch man sich Werkstattbesuche sparen kann. 

Für die Umsetzung des Projekts hat die Stadt Lindau die Firma sigo GmbH als Partner etabliert, welcher das System betreibt, wartet und für den Nutzerservice zur Verfügung steht. Ausleihen lassen sich die Lastenräder über die Lastenrad-Bayern-App welche vom Unternehmen TeilRad GmbH entwickelt wurde und in allen Modellkommunen (Markt Cadolzburg, Stadt Freising, Gemeinde Lechbruck, Stadt Passau, Stadt Marktredwitz, Stadt Würzburg und Stadt Lindau) nutzbar ist.

Verleih von E-Scooter und Pedelecs
Nachdem die Stadt Lindau 2021 im Rahmen einer dreimonatigen Pilotphase 200 E-Scooter im gesamten Stadtgebiet testen durfte, entschied sich die Stadt im August 2022, Mikromobilitätsangebote im stationsbasiertem System anzubieten. Im Gegensatz zum „free-floating“-System lassen sich dabei die Mikromobilitätsangebote nicht willkürlich, sondern ausschließlich an insgesamt 47 Stationen innerhalb Lindaus ausleihen und wieder abstellen. Zudem wird es Park- und Verbotszonen auf der Insel und im Uferbereich geben. Die E-Scooter und Pedelecs dürfen nur auf Straßen und Radwegen fahren, in Fußgängerzonen ist das Fahren gar nicht erlaubt. Dies sorgt für sowohl für ein geordnetes Stadtbild, als auch für eine höhere Verkehrssicherheit, auch im Vergleich zum „free-floating“ System. 

Mit dieser Art der Fortbewegung lassen sich vor allem Wege innerhalb der Stadt noch einfacher zurücklegen. Vor allem in Verbindung mit dem ÖPNV und dem Fernverkehr sind diese Angebote, sowohl für den Durchgangs- als auch Zielverkehr innerhalb Lindaus gedacht.

Für den Verleih wurde im Rahmen eines Auswahlverfahrens das Unternehmen TIER Mobility SE ausgewählt. Dieses ist sowohl für die Bereitstellung, den Vertrieb als auch die Wartung der Fahrzeuge zuständig. 

Ausleihen lassen sich die E-Scooter und Pedelecs über die TIER-App, dort gibt es auch weitere Informationen zu Bedienung, Regeln und Stationen. 

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
     
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
   





Datenstand vom 16.02.2023 08:08 Uhr