Klärwerk 2040 - Sachstandsbericht


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Werkausschusses GTL, 19.05.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werkausschuss Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (Stadt Lindau) 2. Sitzung des Werkausschusses GTL 19.05.2022 ö informativ 3

Sachverhalt

Für das Klärwerk Lindau sind in den kommenden Jahren umfangreiche Umbau und Erweiterungsmaßnahmen geplant, um die Anlage zu ertüchtigen und angemessen zu erweitern, sowie eine Verbesserung der biologischen Reinigungsleistung zu erzielen. Damit wird dem Reinheitsanspruch des Vorfluters „Bodensee“, insbesondere in seiner Funktion als Trinkwasserreservoir, entsprochen. 
Das Herzstück der Neukonzeption der biologischen Reinigungsstufe ist die Umstellung auf das Membran-Belebungsverfahren. Dabei erfolgt die Abtrennung des Belebtschlammes anders als bei konventionellen Kläranlagen nicht durch Sedimentation, sondern durch eine Membranfiltration. Die Membranen ermöglichen es, die Belebtschlammkonzentration im Belebungsbecken deutlich zu erhöhen, was dazu führt, dass sehr viel weniger Beckenvolumen für den Reinigungsprozess benötigt wird. Darüber hinaus stellt die Membran eine Barriere dar, die einen vollständigen Partikelrückhalt (z.B. Mikroplastik) und einen weitestgehenden Rückhalt von Bakterien und Viren erzielt. 
Mit Hilfe von freiwerdendem Beckenvolumen ist es zukünftig im Rahmen der Neukonzeption der Kläranlage auch vorgesehen, die Mischwasserbehandlung zu verbessern. Zukünftig wird die Schmutzfrachtbelastung des Bodensees bei Starkregenereignissen reduziert, indem im Regenwetterfall mehr Wasser (bis 800 l/s) auf das Klärwerk gefördert wird. Die Membrananlage wird dabei mit 550 l/s beaufschlagt, während die restlichen 250 l/s nach der mechanischen Vorreinigung zwischengespeichert werden und nach Abklingen des Regenereignisses gedrosselt dem biologischen Reinigungsprozess zugeführt werden. Sollte die Kapazität der Speicherbecken während des Regenereignisses überschritten werden, wird das Überlaufwasser dem bestehenden Sandfilter zugeführt und damit der Großteil der Feststoffe entnommen und gleichzeitig die Schmutzfracht reduziert.

Die Maßnahmen im Rahmen der Neukonzeption werden so geplant, dass eine zukünftige Erweiterung des Klärwerks Lindau, um eine weitere Verfahrensstufe zur Spurenstoffelimination (so genannte 4.Reinigungsstufe) problemlos realisiert werden kann. Hierzu wird flankierend zu den Planungsarbeiten des Klärwerksumbaus eine Machbarkeitsstudie zur Identifizierung des bestmöglichen Verfahrens für eine 4.Reinigungsstufe am Standort durchgeführt, die insbesondere auch der Beantragung von Fördermitteln dient. Ebenso wird eine Energiestudie durchgeführt, die die Energieeinspar- und nutzungspotenziale auf dem Klärwerk identifizieren wird, um u.a. durch innovative Ansätze die Energiebilanz des Klärwerks zu verbessern.   

Die Planungsleistungen (Ausführungsplanung) zur Neukonzeption des Klärwerks Lindau wurden am 16.02.2022 an das Büro aqua consult Ingenieur GmbH aus Hannover vergeben. Die Vergabe und der Beginn der Planungsleistungen war ursprünglich für Sommer 2021 vorgesehen, jedoch musste diese aufgrund der Einwände eines unterlegenen Bieters und der daraufhin notwendigen Klärung durch die Vergabekammer verschoben werden. Nach Ausräumung der Einwände und finalen Klärung durch die Vergabekammer, konnten die Planungen nun Ende Februar 2022 begonnen werden.

Der hier vorliegende Sachstandsbericht erläutert den Stand der Planungen zur Neukonzeption des Klärwerks Lindau und gibt einen Ausblick auf den Ablauf der Planungs- und Umbauschritte in den nächsten Monaten und Jahren.

Fachliche Bewertung

  1. Maßnahmenziel
Das Maßnahmenziel der Neukonzeption des Klärwerks Lindau ist die Umstellung des jetzigen zweistufigen NH4-PO-Verfahrens auf eine einstufige Membranbelebungsanlage mit den dazugehörigen notwendigen Änderungen und Anpassungen der zugeordneten Verfahrensstufen und der Anlagenperipherie.
Im Rahmen der Neukonzeption des Klärwerks Lindau sind die folgenden Anlagenteile betroffen, an denen es zu Sanierungs- / Umbau- und Neubau-Maßnahmen kommt:

  • Grundhafte Sanierung der bestehenden Vorklärbecken 3 und 4, die als Regenwasserbecken genutzt wurden und zukünftige Nutzung als Vorklärbecken 1 und 2
  • Grundhafte Sanierung der beiden bestehenden Vorklärbecken 1 und 2 und deren Umbau zu Regenwasser-Pufferbecken
  • Neubau einer Siebanlage nach der Vorklärung als weitergehende mechanische Reinigung vor der Membrananlage
  • Ertüchtigung des bestehenden Hebewerkes
  • Umbau der derzeitigen Belebungsstufe 1 zu einer Kaskadenbiologie-Anlage inkl. Umbau der Belüftungseinrichtung
  • Umbau des derzeitigen Zwischenklärbeckens zur Membranfiltration 
  • Neubau eines Technikgebäudes zur Unterbringung der Anlagenperipherie für die Membranfiltration (Gebläse, Abzugspumpen, Chemikaliendosierung, Schaltanlage)
  • Umbau und Ertüchtigung des Pumpwerks für den Rücklaufschlamm
  • Umbau der biologischen Stufe (derzeitiges Belebungsbecken 2) in ein Spitzenausgleichsbecken zur Mischwasserspeicherung
  • Austausch der Maschinen- und Elektrotechnik zur Schlamm-Eindickung im bestehenden Gebäude
  • Errichtung einer neuen Gasfackel
  • Integration aller Anlagenteile in das bestehende Prozessleit-System (mit entsprechenden Visualisierung, Automatisierung und Dokumentation der Daten)


  1. Beschreibung der Baumaßnahme

Vorklärbecken und Pufferbecken
Die derzeitigen Vorklärbecken 3 und 4 werden künftig als Vorklärbecken 1 und 2 betrieben.
Die beiden bisherigen Vorklärbecken 1 und 2 werden auch weiterhin betrieben, allerdings dienen sie zukünftig als Pufferbecken 1 und 2 zur Mischwasserrückhaltung
Aufgrund des Alters der Becken sind Betonsanierungsarbeiten notwendig, um die Bausubstanz wieder instand zu setzen und einen langfristigen Weiterbetrieb aller 4 Becken zu gewährleisten. Weiterhin zählen zu den notwendigen bautechnischen Sanierungen Anpassungsarbeiten im Bereich der Zulaufrinnen und im Bereich des Ablaufschachtes (Schacht 27), der zukünftig zentrales Verteilungsbauwerk auf die Puffer- und Spitzenausgleichsbecken sowie die Siebanlage sein wird. Die Räumeranlage auf den zukünftigen Vorklärbecken 1 und 2 wird komplett erneuert. Auf den Pufferbecken wird die bestehende Räumeranlage zurückgebaut und keine neue installiert. Die Sanierung bzw. Umbau der 4 Becken erfolgt gestuft, d.h. dass zunächst die Vorklärbecken 3/4 (zukünftig VKB 1/2) saniert werden und dann die Vorklärbecken 1/2 (zukünftig Pufferbecken).

Siebanlage
Zum Schutz der Membranfiltrationsmodule wird eine Siebanlage der biologischen Behandlungsstufe vorgeschaltet, um Faserstoffe und Feststoffe, die die vorgeschalteten Verfahrensstufen (Rechen, Vorklärung) noch passieren konnten, zurückzuhalten. Die Siebanlage wird hinter den bestehenden Vorklärbecken und vor dem Zwischenhebewerk angeordnet. Bautechnisch werden drei Gerinne erstellt, in die die Siebbandrechen eingesetzt werden. Die Gerinne mit den Sieben und der zugehörigen Siebgutentwässerung werden in einem kleinen Siebgebäude in Leichtbauweise untergebraucht. 

Umbau der biologischen Stufe
Die bestehende Biologie 1 wird von einem dreistraßig (2 x Niederlaststraße, 1 x Hochlaststraße), parallel betriebenen Belebungsbecken in ein Belebungsbecken mit Kaskadendenitrifikation umgebaut, bei der das Abwasser zukünftig die drei Becken nacheinander durchfließt. Um den Fließweg entsprechend anzupassen, sind verschiedene bautechnische Arbeiten an den Verteilgerinnen sowie an den Beckenwänden notwendig. Um den notwendigen Lufteintrag für die biologischen Prozesse zukünftig effizienter zu gestalten, wird das Belüftungssystem (derzeit Tellerbelüfter) erneuert. Maschinentechnische Erneuerungen/Umbauten sind darüber hinaus im Bereich des Zwischenhebewerkes vorgesehen – eine der vorhandenen 4 Pumpen wird getauscht, um Zuflussverhalten und Pumpenkapazität besser aufeinander abzustimmen – sowie im Bereich des Rücklaufschlammpumpwerkes (RS-Pumpwerk). Das RS-Pumpwerk dient der Rückführung des durch die Membranmodule zurückgehaltenen Belebtschlamms in das Belebungsbecken. Aufgrund des neuen Prozesses sind hier Rohrleitungsführungen etc. anzupassen.

Membranfiltration und Technikgebäude
Um den belebten Schlamm vom gereinigten Abwasser abzutrennen, werden in konventionellen Kläranlagen große Absetzbecken (so auch aktuell auf dem KW Lindau) betrieben. Zukünftig erfolgt diese Abtrennung auf dem KW Lindau mit Hilfe von Membranen. Die Poren der verbauten Membrane (Ultrafiltration) lassen lediglich das gereinigte Wasser passieren und trennen den Belebtschlamm ab. Die Membrane sind zu Modulen zusammengefasst, die wiederum in die bestehenden Zwischenklärbecken eingebaut werden. Es werden sechs Filtrationszellen mit voraussichtlich je 21 Modulen errichtet. Die Abtrennung der einzelnen Zellen erfolgt mit Stahlbetonwänden, die in das bestehende Zwischenklärbecken eingebaut werden. Das Abwasser wird mit Permeatabzugspumpen durch die Membran gezogen. Um die Filtrationsfähigkeit der Module zu gewährleisten, werden diese von unten mit Luft beaufschlagt, einer sogenannten Crossflow-Belüftung. In größeren Intervallen erfolgt eine chemische Reinigung der Module. Hierfür wird dann eine Filtrationszelle aus dem Abwasserreinigungsprozess herausgenommen, entsprechende Reinigungschemikalie hinzugegeben und für eine bestimmte Dauer ein Reinigungsprogramm gefahren. Die für die Membranfiltration notwendige Anlagenperipherie (Gebläse für die Belüftung, Pumpen zum Abzug des Permeats, Chemikaliendosierung und Schaltanlage) wird in einem dem Zwischenklärbecken angelagerten eingeschossigen Technikgebäude mit nach Süden geneigtem Pultdach untergebracht. Die geneigte Dachfläche ermöglicht das Aufstellen von Photovoltaikmodulen. 

Spitzenausgleichsbecken
Zukünftig wird der biologische Abwasserreinigungsprozess auf dem KW Lindau ausschließlich im Bereich der umgebauten Biologie 1 und den Membranfiltrationszellen stattfinden. Die bestehende Biologie 2 wird zukünftig als Spitzenausgleichsbecken umgenutzt und wird Bestandteil der Mischwasserspeicherung /-behandlung. Das Konzept sieht vor, dass bei starken Regenereignissen nach Vollfüllung der Pufferbecken das Spitzenausgleichsbecken gefüllt wird und somit weitere Kapazität zur Mischwasserspeicherung zur Verfügung steht. Nach Beendigung des Regenereignisses kann das gespeicherte Mischwasser gedrosselt dem biologischen Behandlungsprozess zugeführt werden. Sollte auch die Kapazität des Spitzenausgleichsbeckens erschöpft sein und weiteres Mischwasser der Anlage zufließen, dann schlägt dieses Becken Mischwasser ab und leitet dieses über die vorhandenen Sandfilter zur weitergehenden Mischwasserreinigung. Um die bestehende Biologie zum Spitzenausgleichsbecken umzufunktionieren, wird die bestehende Anlagentechnik des Beckens weitestgehend demontiert. KIeinere bautechnische Anpassungen für eine gleichmäßige Befüllung und maschinentechnische Ergänzungen für die Rückförderung des gespeicherten Mischwassers in die biologische Behandlung sind in diesem Zusammenhang notwendig.

Weitere Maßnahmen außerhalb der o.g. Verfahrensstufen / übergeordnete Maßnahmen
Außerhalb der zuvor genannten Verfahrensstufen erfolgt darüber die Erneuerung der maschinellen Überschussschlammeindickung als Sofortmaßnahme, weil die bestehende Anlagentechnik abgängig ist und dringend erneuert werden muss. Hierfür werden die bestehenden Trommelsiebe (Rotamat) durch zwei Scheibeneindicker ersetzt, die zukünftig die weitere Eindickung des Überschusschlamms vor Einbringung in den Faulbehälter übernehmen werden. Die vorhandene Gasfackel wird ebenfalls im Projekt außerhalb der o.g. Verfahrenseinheiten erneuert. Zudem erfolgen umfangreiche Ertüchtigungen der übergeordneten EMSR-Technik und dabei insbesondere die Integration aller neuer Anlagenteile in das bestehende Prozessleitsystem (mit entsprechender Visualisierung, Automatisierung und Dokumentation der Daten).

  1. Projektablauf
Grundsätzlich ist vorgesehen alle o.g. Maßnahmen bis zum Frühjahr/Sommer 2025 umzusetzen. 

Das Projekt wurde gestartet mit der Sofortmaßnahme zur Erneuerung der maschinellen Überschussschlammeindickung. Die entsprechende Ausschreibung und Auftragsvergabe ist bereits erfolgt und der Austausch der Aggregate für Juli/August 2022 vorgesehen. Daneben wurden die Planung, sowie die Ausschreibungsunterlagen für die neue Gasfackel erstellt. Hier ist eine Veröffentlichung der Ausschreibung am 16.05.2022 und die Auftragsvergabe für Anfang Juli 2022 geplant. Die Ausführung ist realistisch im November 2022 zu erwarten.

Die Bearbeitung der beiden Studien (Machbarkeit 4.Reinigungsstufe / Energiestudie) wurde seitens des Planungsbüros ebenfalls bereits direkt zu Beginn des Projektes gestartet, um Ergebnisse während des Planungsprozesses noch integrieren zu können. Die Fertigstellung der Studien ist bis August 2022 (4. RS) bzw. Oktober 2022 (Energie) vorgesehen.

Die weiteren Umsetzungsschritte (nur Ausführung dargestellt) gestalten sich geplant wie folgt:

Vorklärbecken und Pufferbecken, Bautechnik Siebanlage
Bauausführung Umbauschritt 1 (Sanierung VKB, Erneuerung Räumer VKB)
August 2022 bis November 2022 
Bauausführung Umbauschritt 2 (Zulauf-/Ablaufgerinne, Bautechnik Siebanlage, Sanierung Pufferbecken)
Februar 2023 bis Juni 2023

Umbau biologische Stufe
Bauausführung Umbau Biologie / Verteilgerinne / Zwischenhebewerk
Juni 2023 bis September 2023

Membranfiltration und Technikgebäude
Bauausführung Technikgebäude 
(Hinweis Bauantragstellung Technikgebäude notwendig: ca. 29.07.2022)
Mai 2023 bis November 2023
Bauausführung Umbau Zwischenklärung / Membranfiltration
Dezember 2023 bis Juli 2024
Inbetriebnahme / Probebetrieb Membranfiltration
Juli 2024 bis Februar 2025

Spitzenausgleichsbecken
Bauausführung Spitzenausgleichsbecken
Juli 2024 bis November 2024

 
Es bleibt hinsichtlich der Terminschiene abzuwarten, wie sich Störungen der Lieferketten und generelle Probleme im Bereich der Rohstoffverfügbarkeit infolge der ggf. anhaltenden Corona-Pandemie und des Ukraine-Konflikts auf den Zeitplan auswirken. 


  1. Kosten und Finanzierung
Eine Liste der geplanten Ausschreibungen mit den geplanten Veröffentlichungsterminen sowie der berechneten Kosten (gem. der Kostenberechnung der Entwurfsplanung der SAG Ingenieure) ist im Folgenden dargestellt. 


Es bleibt im Zusammenhang der Kosten ähnlich wie im Zusammenhang der Verfügbarkeit und Lieferzeiten abzuwarten, welche Einflüsse sich zukünftig noch durch die anhaltende Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ergeben. Die jüngsten extremen Kostensteigerungen im Bereich von z.B. Edelstahl lassen jedoch befürchten, dass teilweise insbesondere bei maschinentechnischer Ausrüstung Kostensteigerungen zu erwarten sind. Inwieweit auch in bislang weniger betroffenen Bereichen (z. B. bei zementgebundenen Baustoffen wie Beton) zukünftig Kostensteigerungen zu erwarten sind, kann noch nicht abgeschätzt werden, wobei ebenfalls zu befürchten ist, dass sich steigende Energiepreise aller Wahrscheinlichkeit nach auch hier kurzfristig bemerkbar machen werden. Die Submissionsergebnisse der ersten Ausschreibungen (Sanierung VKB, Räumer VKB) werden hier einen ersten Trend erkennen lassen.

  1. Zusammenfassung / Fazit
Die Planungen zur Erweiterung und Neukonzeption der biologischen Reinigungsstufe mit Membran-Belebungsverfahren für das KW Lindau sind wie geplant angelaufen und befinden sich im Zeitplan. Die Auswirkungen der aktuellen Krisen auf die Kosten und den zeitlichen Ablauf des Gesamtprojektes sind aktuell nicht absehbar. Derzeit wird jedoch noch vom dargestellten Zeitplan ausgegangen. 

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
     
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
   





Diskussionsverlauf

Bürgermeister   H o t z   bedankt sich bei Berichterstatter   D r. E x l e r   .
Stadtrat   G e b h a r d   begrüßt es, dass dieses Thema energisch vorangetrieben wird und möchte wissen, wie hoch das Energie-Einsparpotential ist? Welche Voraussetzungen werden für eine Förderung der 4. Reinigungsstufe benötigt? Und wie wirkt sich der Umbau auf die Geruchssituation im Umfeld des Klärwerks aus?
Berichterstatter   D r. E x l e r   bezieht sich auf die Energiestudie, welche als Teil des Ingenieurvertrags erarbeitet wird.
Berichterstatter   D r. E x l e r   räumt ein, dass das Membranbelebungsverfahren energieintensiver ist, als das bisherige Verfahren. Es erhöht sich aber die Ablaufqualität und die Implementierung der 4. Reinigungsstufe wird dadurch günstiger. In der erwähnten Energiestudie werden zum einen Energieoptimierungspotenziale eruiert und zum anderen Möglichkeiten der Energieerzeugung aufgezeigt. Es wird z.B. einen Abwasserwärmetauscher und einen weiteren Ausbau der Photovoltaik geben.
Aktuell ist der Energiebedarf  für das Klärwerk bezogen auf die Reinigungsleistung überdurchschnittlich hoch, da das spezielle NH4PO Verfahren einen hohen Energieverbrauch hat.
Stadtrat   G e b h a r d   möchte die quantitative Einsparung wissen. Berichterstatterin   D r. B u r g a r d   antwortet, dass die besagte Energiestudie dazu konkrete Ergebnisse liefern wird.  Das Ziel ist es in einigen Jahren einen energieautarken Betrieb zu erreichen. Voraussetzung für den Umbau und die entsprechende dezentrale Energieerzeugung ist eine Erneuerung der Elektrotechnik, angefangen von der Mittelspannungsstation über die Niederspannungshauptverteilung bis hin zu den Zuleitungen der Unterverteilungen. Die Netzstruktur ist nicht mehr zeitgemäß und überaltert. Der Umbau erfordert eine Grunderneuerung auch in diesem Bereich. Die Investitionssumme für den Umbau der Wasserlinie beträgt 12 Millionen. Aufgrund der besonderen Marktsituation aktuell ist mit Kostensteigerungen zu rechnen.
Bürgermeister   H o t z   geht über zu der 2. Frage von Stadtrat   G e b h a r d   , Fördermittel für die 4.Reinigungsstufe.
Berichterstatter   D r. E x l e r  informiert, dass Membrantechnik eine gute Vorlage schafft, bei der die 4. Reinigungsstufe mit weniger Investition und Betriebskosten ist. In der laufenden Machbarkeitsstudie werden gerade verschiedene technische Optionen untersucht und im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse verglichen: Ozonierung und anschließende Filterung in der bestehenden Filteranlage, Dosierung von Pulveraktivkohle in der Belebung und nachgeschalteter GAK-Filter (granuläre Aktivkohle)
Obwohl das Bayerische Umweltministerium im Moment weniger Fördermittel vergibt, hofft Berichterstatterin   D r.  B u r g h a r d   auf großzügige Berücksichtigung, da das Klärwerk aufgrund der Bodensee Nähe zu den priorisierten Standorten in Bayern gehört. Die Machbarkeitsstudie mit den Variantenuntersuchungen wird im Sommer beim WWA Kempten und dem LfU Augsburg (Landesanstalt für Umwelt) zur Begutachtung eingereicht. Daraufhin wird das Bayerische Umweltministerium eine Entscheidung fällen.
Bei der 3. Frage von Stadtrat   G e b h a r d   ging es um die Geruchssituation während und nach des Umbaus. Berichterstatter   D r. E x l e r   informiert, dass der Umbau auf die Gerüche keinen Einfluss haben wird und auch in der Zukunft keine Veränderung zu erwarten ist.
Stadtrat   J ä g e r   möchte gerne Informationen zu Investitions- und die Betriebskosten und der Standzeit einer Membranfilteranlage bekommen. Berichterstatter   D r. E x l e r   geht davon aus, dass die Lebensdauer dieser Module 10-15 Jahre haben. Eine regelmäßige Routine-Reinigung und einmal im Jahr eine Intensivreinigung wirkt sich positiv auf die Lebensdauer aus. Stadtrat   J ä g e r   hakt noch einmal bzgl. der Betriebskosten nach. Berichterstatter   D r. E x l e r   verweist auf die Kostenvergleichsrechnung der Entwurfsplanung. Diese besagt, dass die leicht erhöhten Betriebskosten (Stromkosten), durch geringe Investitionen mehr als kompensiert werden.  Die Membrananlage ist für Lindau wirtschaftlicher als die konventionelle Anlage und garantiert zudem wesentlich bessere Reinigungsstandards. 
Stadtrat   B ü c h e l e   fragt an, ob es schon andere Anlagen mit dieser Technik gibt.
Berichterstatter   D r. E x l e r   kann bestätigen, dass es bereits viele Membrananlagen weltweit gibt, die teilweise schon älter als 20 Jahre sind. Die Membrantechnik ist eine erprobte Technologie.
Stadtrat   S t r a u ß   möchte wissen, ab wann die 4.Reinigungsstufe zur Pflicht wird. Lt. seines Wissens ist es mit der 4.Reinigungsstufe möglich auch Medikamente herauszufiltern. Außerdem fügt er hinzu, dass er froh über den Bau der leistungsstarken Anlage ist.
Berichterstatter   D r. E x l e r   weiß nicht, wann die 4. Reinigungsstufe Pflicht wird. In der Schweiz ist das bereits der Fall. Es werden immer mehr Anlagen geplant. Lindau  ist gemäß bayerischer Abwasserstrategie Teil der prioritären Anlagen, die zukünftig mit der 4. Reinigungsstufe ausgestattet werden sollen. Die Initiative Lindaus jetzt schon entsprechende Behandlungsstufen vorzusehen, birgt gute Chancen auf eine Förderung als Modellanlage.
Berichterstatterin   D r. B u r g a r d    verweist auch noch einmal auf die gestiegene Einwohnerzahl, welche u.a. ein Förderungsgrund mehr für das Bayerische Umweltministerium sein könnte.
Stadtrat   S t r a u ß   verweist noch einmal auf seine Frage zur Filterung von Medikamenten. Berichterstatter   D r. E x l e r   kann bestätigen, dass diese durch die neue Technik abgetrennt werden.
Stadtrat   F r e i b e r g   befürchtet, dass durch Lieferengpässe und Materialmangel die Baukosten deutlich höher ausfallen könnten und fragt nach, ob es Steuerungsmöglichkeiten gibt, diese zu korrigieren?
Berichterstatter   D r. E x l e r   kann sich vorstellen, dass die Mischwasserbehandlung etwas zurück gestellt werden könnte. Allerdings sind das nicht nennenswerte Beträge. Alle anderen Maßnahmen müssen im Zusammenhang mit den gesetzlichen Anforderungen umgesetzt werden. Berichterstatterin   D r. B u r g a r d   ergänzt, dass man generell die Bauzeitenpläne etwas den Gegebenheiten des Marktes anpassen kann. Derzeit haben verschiedene Anbieter noch Ware da, (Beispiel  Schlammeindickung), so dass sich die Mehrkosten noch im Rahmen bewegen.
Bürgermeister   H o t z   weist darauf hin, dass durch die Überarbeitung der Pläne die Kosten deutlich reduziert wurden. Vertrauen sollte in die durchführenden Personen gesetzt werden.
Stadtrat   F e h r e r  fragt nach, ob die 12 Millionen im Budgetrahmen sind? Bürgermeister   H o t z   antwortet, dass das Budget schon größer war. Berichterstatterin   D r. B u r g a r d   bestätigt, dass bei der ursprünglichen Planung der Neubau großer Becken vorgesehen war, deren Umsetzung aus heutiger Sicht allein schon mehrere Millionen Euro mit steigender Tendenz kosten würden.  Der ursprüngliche Kostenrahmen der konventionellen Lösung würde genau derselben Inflation unterliegen, wie die jetzige Lösung. Der Umbau folgt den gesetzlichen Anforderungen und muss demnach trotz absehbarer Kostensteigerungen umgesetzt werden. Stadtrat   R e i c h   befürchtet, dass durch Lieferverzögerung in der Elektronik der Umbau negativ betroffen sein wird.
Berichterstatter   D r. E x l e r   teilt die Befürchtung. Es sei auch seine größte Sorge. Aqua consult hat überlegt bestimmte Baugruppen vorher zu kaufen, aber das Risiko  ist zu groß, dass diese nicht oder nur teilweise verbaut werden. Als Abnehmer ist man quasi ausgeliefert und kann nur hoffen, dass die Lieferprobleme sich bald entspannen.
Berichterstatterin   D r. B u r g a r d   fügt hinzu, dass Anlagebauer und Lieferfirmen die Lager gefüllt haben, um eigene Kunden bedienen zu können, was zu einer zusätzlichen Verknappung der frei verfügbaren Ware führt.
Bürgermeister   H o t z   fragt die Mitglieder des Werkausschusses, ob es noch Fragen gibt?
Stadtrat   G e b h a r d   möchte gerne wissen, ob Öffentlichkeitsarbeit stattfindet? Berichterstatterin   D r. B u r g a r d  verweist auf Berichterstattungen durch Radio, Fernsehen, Zeitung und andere öffentliche Medien. Werkleiter   K a t t a u   kündigt weitere Artikel zum Klärwerksumbau in der Bürgerzeitung an. Zusätzlich finden bereits heute Kläranlagenführungen statt. Zusätzliche Öffentlichkeitsarbeiten auf der Homepage der GTL und in den sozialen Netzwerken sollen folgen.
Bürgermeister   H o t z   bedankt sich bei den Berichterstattern   D r. E x l e r   und    D r. B u r g a r d   .
D r. E x l e r   und   Frau D r . B u r g a r d   verlassen die Sitzung.

Dokumente
Anlage_Werkausschuss_2022-05-19 (.pdf)

Datenstand vom 07.09.2023 09:59 Uhr