Freiraumkonzept - Uferpark Wäsen


Daten angezeigt aus Sitzung:  4. Sitzung des Werkausschusses GTL, 29.09.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werkausschuss Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (Stadt Lindau) 4. Sitzung des Werkausschusses GTL 29.09.2022 ö beschließend 6

Sachverhalt

Der Freizeit- und Erholungsdruck auf die frei zugänglichen Uferbereiche und die angrenzenden öffentlich Grünanlagen hat in den letzten beiden Jahren weiter deutlich zugenommen was zu unterschiedlichsten Konflikten führt. Im Uferpark Wäsen mit seiner landschaftsbezogenen Freizeit– und Erholungsnutzung sind Belange des Landschafts- und Naturschutzes die größte Herausforderung. 
Die Schaffung von Biotop- und Ruhezonen (Naturareale) und Bereichen  zur Naherholung und Freizeitnutzung waren Kernanliegen der 2006 umgesetzten Planung.  Neben Aufenthaltsflächen für Erholungssuchende wurden sensible Naturbereiche als Ruhezonen ausgewiesen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen den Druck auf die Ruhezonen zu senken und die Besucher auf die Aufenthaltsflächen zu lenken waren erfolgreich sind aber unter den aktuellen Gegebenheiten nicht mehr ausreichend. Die bisherige Zonierung in intensiv genutzte Erholungsflächen und ungenutzte Naturareale muss angepasst und überarbeitet werden. Besonders wichtig sind die Uferbereiche, da hier das geschützte Bodensee-Vergissmeinnicht und andere Arten der Strandrasengesellschaft vorkommen und durch Lagerfeuer am Strand stark gefährdet sind.

Die GTL haben deshalb ein  Entwicklungs- und Pflegekonzept für den Uferpark Wäsen erstellt und bauliche sowie landschaftspflegerische Maßnahmen definiert.

Fachliche Bewertung

  1. Planungsziel
Ziel ist es zum einen den Uferpark Wäsen als öffentliche Grünfläche mit landschaftsbezogener Freizeit- und Erholungsnutzung zu erweitern und die Aufenthaltsqualität in den bestehenden Bereich sowie die Besucherlenkung zu verbessern. Zum anderen  sollen die Strukturen des Gartendenkmals gestärkt und durch landschaftspflegerische Maßnahmen in den Naturarealen Biotopstrukturen und Lebensräumen zur Förderung von Biodiversität und Artenschutz entwickelt und erhalten werden. 
     

  1. Beschreibung der Maßnahmen
Grundsätzlich gilt, dass in straßen- und wegenahen Bereichen und an Aufenthaltsflächen (Grillplatz, Feuerstelle, Infopunkt) die Verkehrssicherheit Priorität hat und Habitat-Strukturen wie Totholz (stehend, liegend und hängen) sowie Höhlen- und Biberbäume vorrangig in den Naturarealen gefördert und erhalten werden. Hierfür sind eine wirksamen Besucherlenkung und -information sowie Biber-Schutzmaßahmen an ausgewählten Bäumen notwendig. Die Sichtachsen zum See hin sollen geöffnet bzw. offen gehalten werden. Außerdem soll wo möglich entlang von Wegen ein gestuftes Begleitgrün mit mehrschichtigen, dichten und stabilen Gehölzbestände entwickelt werden. Im Zuge dieses Umbaus werden Hybrid-Pappeln aus den Beständen herausgepflegt und Populus nigra ‘Langenargen‘ verstärkt eingebracht. 

  1. Biotop und Ruhezone Ehemalige Parkanlage Villa Leuchtenberg
Der gesamte Abschnitt ist denkmalgeschützt, größtenteils als Biotop und Ruhezone ausgewiesen und soll/darf nicht betreten werden. Zeugnisse des ehemaligen Landschaftsparks sind zum einen die Artenzusammensetzung des Altbaumbestandes und zum anderen bauliche Anlage wie die Ufermauer und der Gartenpavillon. Der Bereich an der Ufermauer westlich des Uferweges ist bisher als Aufenthaltsfläche vorgesehen, eine Absturzsicherung an der Ufermauer ist nicht vorhanden. Durch den Bau eines Zaunes entlang der Eichwaldstraße wurde das Betreten der Gehölzflächen von dieser Seite aus gut unterbunden. Der Zutritt von Norden her ist weiterhin ungehindert möglich (Abb.1).

Abb. 1: Nördlicher Teil der Zone „Ehemalige Parkanlage Villa Leuchtenberg“

Bauliche Maßnahmen:
  • Verlegung des Weges, Neuordnung der Aufenthaltsfläche unter Einbeziehung des Gartenpavillons
  • Herstellen einer Absturzsicherung an der Ufermauer durch niedrige Anpflanzung
  • Herstellen ergänzender Einfriedungen zur Besucherlenkung (Zaun/Pflanzung) 


Landschaftspflegerische  Maßnahmen:
  • Freistellen des historischen Altbaumbestand, eventuell ergänzende Pflanzungen 
  • Entwicklung von artenreichen Hochstaudenfluren und Mähwiese

  1. Aufenthaltszone
Dieser Abschnitt des Uferparks befindet sich nicht vollständig in städtischem Besitz, ist aber als Kernstück der Freizeit- und Erholungsnutzung anzusehen. Vom Parkplatz aus gelangt man über den Hauptzugang entweder geradewegs zum See, über einen Trampelpfad auf direktem Weg zum Grillplatz mit WC-Anlage oder über einen weitere Wegeverbindung auf den Uferweg im Bereich des ehemaligen Wankel Institutsgebäudes. Der Zaun entlang der Eichwaldstraße reicht bis an den Hauptzugang und am  Grillplatz wurde ebenfalls durch einen Zaun der Zugang in die Biotop und Ruhezonen erschwert. Der Hauptzugang, die Obstwiese und die beiden Wegeverbindungen zum See hin sowie die geplante Hundefreilaufzonen und die neue Feuerstelle befinden sich auf einer Eigentumsfläche  des Bezirk Schwaben (Abb.2). 

Abb. 2: Aufenthaltszone mit neuer Feuerstelle und Hundefreilaufzone

Bauliche Maßnahmen im Bereich des Hauptzugangs:
  • Fahrradstellplätze erneuern
  • Bestehenden Einbauten (Poller, Schranke) erneuern
  • Beschilderung erneuern
  • Neuordnung des bestehend PKW Parkplatzes


Bauliche Maßnahmen im Bereich des bestehenden Grillplatzes:
  • Feuerstellen und Sitzgelegenheiten erneuern, Brennholzlager (Seeholz)
  • Sitzstufe  an der Uferlinie erstellen 
  • Zusätzliche Grillmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten mit Tisch bereitstellen
  • Sanitäranlage erneuern und um Service Station erweitern (Spülbecken, Müll-Sammelstelle)  

Bauliche Maßnahmen Neue Feuerstelle:
  • Schaffung einer weiteren Feuerstelle am Ufer 
  • Wegeverbindung zur neuen Feuerstelle verlegen/erneuern

Landschaftspflegerische  Maßnahmen:
  • Ausweisung einer Hundefreilaufzone mit angepasster Pflege
  • Instandsetzung und Ergänzung der Obstwiese 
  • Entfernung alter Zaunanlage

  1. Biotop und Ruhezone Campingplatz
Der Bereich, zwischen ehemaligem Wankel Institutsgebäude und Campingplatz, ist in erster Linie dem Naturschutz vorbehalten und besteht fast vollständig aus Biotop- und Kompensationsflächen (Abb.3). Als Kompensationsmaßnahmen wurden mehrere flache Tümpel angelegt und durch Düngeverzicht und angepasste Schnittzeitpunkte eine artenreiche Langgraswiesen entwickelt, deren Pflege derzeit über das Vertrags Naturschutzprogramm sichergestellt wird. Der Weiher und die Streuwiese sind kartierte Biotope und profitieren von der Pufferwirkung der angrenzenden Kompensationsflächen (Eutrophierung). 2022 wurde außerdem ein Zauneidechsenhabitat als artenschutzrechtlicher Ausgleich für die Erschließung der Therme auf der Fläche angelegt. Durch die notwendige Einfriedung der selbigen konnte die Nutzung eines unerwünschten Trampelpfades, der auf der Bezirksfläche beginnt und auf dem Uferweg vor dem Tor des Campingplatzes endet, in Teilen unterbunden werden. Hier sind weitere Maßnahmen notwendig um die Besucher wirkungsvoll aus den geschützten Flächen zu lenken. Zunehmend Probleme bereiten auch die alten Hybrid-Pappeln entlang des Uferweges. Starker Mistelbefall hat eine verstärkte Totholzbildung zur Folge was den Aufwand die Verkehrssicherheit betreffen deutlich steigert.
Abb. 3: Biotop- und Ruhezone mit Infopunkt

Bauliche Maßnahmen am Nebenzugang:
  • Fahrradstellplätze schaffen
  • Bestehenden Einbauten erneuern (Poller, Schranke)
  • Beschilderung

Bauliche Maßnahmen zur Besucherlenkung:
  • Erweiterung der Gräben am Uferweg 
  • Zusätzliche Zugangsbeschränkung, Felix-Wankel-Straße direkt am Campingplatz
  • Instandsetzung der Wege

Bauliche Maßnahmen am Infopunkt:
  • Sitzgelegenheiten und Beschilderung anpassen 

Landschaftspflegerische  Maßnahmen:
  • Verbesserung des Lebensraumes Streuwiese (Entbuschung)
  • Verbesserung des Lebensraumes Flachgewässer (Entbuschung, Entkrautung)
  • Hybrid-Pappeln am Ufer entfernen
  • Gehölzriegel am Infopunkt zum See hin öffnen 

  1. Projektablauf
Die Abstimmung des Pflege- und Entwicklungskonzept  mit Naturschutz, Denkmalschutz und dem Bezirk Schwaben ist bereits angestoßen. Die Untere Naturschutzbehörde wurde bei der  Ausarbeitung der landschaftspflegerischen Maßnahmen bereits im Vorfeld einbezogen. Eine Stellungnahme zum Gesamtkonzept steht noch aus. Der Bezirk Schwaben steht den auf seiner Eigentumsfläche vorgesehene Maßnahmen sehr wohlwollend gegenüber. Erste Gespräche vor Ort sind für Anfang Oktober geplant. Für den denkmalgeschützten Bereich haben erst mal eine gartendenkmalpflegerische Bestandsaufnahme sowie die Aufnahme des derzeitigen Bestandes zu erfolgen. 

Nach Beschluss durch den Werkausschuss werden die Planungen in den einzelnen Bereichen weitergeführt. Die Umsetzung ist Abschnittsweise möglich und im Zuge des Ausbaues des Bodenseeradweges im Bereich Uferpark Wäsen geplant. 

  1. Kosten und Finanzierung
Nach aktuellen Berechnungen gehen die GTL von folgenden Projektkosten aus: 

  • Verbesserung von Aufenthaltsqualität und Besucherlenkung                115.000 €
  • Verbesserung von Biotoptypen und Lebensräumen                          60.000 €

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
 175.000 €    
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
   





Diskussionsverlauf

Stadtrat   S t r a u ß   bedankt sich für den Vortrag von Berichterstatter   D i e t r i c h  und findet die Ideen sehr gut. Er befürwortet Investitionen, die in die Wäsen gemacht werden. Somit wird die Gartenschau auf weitere Gebiete ausgeweitet. Auch die Hundefreilaufzone begrüßt er. Er empfiehlt noch, dass Schilder für die öffentliche Toilette angebracht werden.
Stadtrat   F e h r e r   findet den aktuellen wilden Charme sehr gut und befürchtet, dass dieser durch das Projekt verloren geht.
Berichterstatter   D i e t r i c h  beruhigt, dass auch nach den Aufwertungsmaßnahmen immer noch der natürliche Charme des Wäsen erhalten bleibt..
Stadtrat   F e h r e r   findet wiederrum den Wäsen ohne Regelung sehr gut.
Berichterstatter   D i e t r i c h  berichtet, dass die GTL dort Vermüllung und Zerstörung festgestellt hat. Deshalb soll etwas Ruhe hinein kommen.
Stadtrat   F e h r e r   findet das nachvollziehbar und sinnvoll. Aber wir befinden uns jetzt in einer neuen Situation, da wir auf einen Not-Haushalt hinsteuern und die Prioritäten lieber anders setzen sollten z.B. Kitas / Schulen. Die aktuelle Situation kann nicht ignoriert werden.
Oberbürgermeisterin   D r. A l f o n s   erklärt, dass es sich erst einmal um eine fachliche Beurteilung handelt und dann erst wird entschieden, ob im Haushalt 2023 dafür finanzielle Mittel vorhanden sind. Oder gespart wird. Sie versteht die Bedenken. Die Auswahl, welches Projekt umgesetzt wird, entscheidet letztendlich der Stadtrat mit dem Haushaltsbeschluss.
Stadtrat   N ü b e r l i n   versteht beide Ansichten. Das Freiraumkonzept ist ein toller Vorschlag, aber sieht es ähnlich wie Stadtrat   G e b h a r d   . Die Wäsen ist „nice to have“, aber sieht TOP 10 als wertvoller.
Stadtrat   K a i s e r      findet Investitionen im Grünen immer gut. Der Druck bei den Wäsen wird größer, da innovativ gedacht wird. Auch trotz Haushaltseinsparungen sollte man an solchen Projekten dran bleiben, damit diese umgesetzt werden.
Stadtrat   K a i s e r   lobt die gute Fachplanung.
Stadtrat   B ü c h e l e   gefällt das Konzept, aber er befürchtet, dass aufgrund der Energiekrise viele Kosten  nicht mehr gedeckt werden können.  Er   plädiert dafür wichtige Projekte umzusetzen, wozu er das Projekt Wäsen nicht zählt.
Berichterstatter   H u m m l e r   erklärt noch einmal, dass es hier im Werkausschuss um die inhaltliche Zustimmung geht. Und erst im Rahmen der Haushaltsberatungen wird entschieden, ob das Projekt finanzierbar ist.
Oberbürgermeisterin   D r. A l f o n s   kann Stadtrat   B ü c h e l e    ebenfalls verstehen, aber stimmt Berichterstatter   H u m m l e r    zu, dass erst im Finanzausschuss die Umsetzung bzw. Streichung entschieden wird. Es gibt also eine umfangreiche Abstimmung.
Auch Stadtrat   F r e i b e r g   macht auf den angespannten Haushalt aufmerksam, der seit Sonntag durch das Ergebnis des Bürgerentscheids nicht mehr stimmt. Der Finanzplan müsste eigentlich neu gemacht werden. 
Berichterstatter   D i e t r i c h  erklärt, dass die Gesamtmaßnahme in kleinen Schritten über einen langen Zeitraum umgesetzt werden kann.
Stadtrat   H ü b l e r   weist darauf hin, dass ein schönes Naherholungsgebiet noch attraktiv für Tagestouristen ist und somit den Fremdenverkehr erhöht. 

Beschluss

Der Werkausschuss beauftragt die Werkleitung die Planungen voranzutreiben und empfiehlt dem Finanzausschuss, auf der Haushaltsstelle „Uferpark Wäsen“ die für die Umsetzung notwendigen Finanzmittel im Vermögenshaushalt 2023 einzuplanen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 12, Dagegen: 1

Datenstand vom 07.09.2023 10:15 Uhr