Bodensee Fahrradstraße - Planungsbeschluss BA I + II


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Werkausschusses GTL, 18.05.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werkausschuss Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (Stadt Lindau) 2. Sitzung des Werkausschusses GTL 18.05.2021 ö beschließend 5

Sachverhalt

Der Bodenseeradweg ist einer der beliebtesten Radwege Mitteleuropas. Mit ca. 273 Kilometer umrundet der Bodenseeradweg fast durchwegs in Ufernähe den gesamten Bodensee. Ziel dieses Vorhabens ist die Aufwertung von insgesamt 3,0 km innerstädtischer Straßen und die Einrichtung von sogenannten Fahrradstraßen.

Der Werkausschuss hat in seiner Sitzung vom 25.07.2019 den Grundsatzbeschluss zur Aufwertung des Bodenseeradweges gefasst. Darauf aufbauend haben die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (GTL) einen Förderantrag eingereicht, welcher am 26.03.2021 seitens des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit genehmigt wurde. In der Zwischenzeit wurde ein sogenannter Wahrnehmungsspaziergang mit interessierten Anwohnern durchgeführt, um die Bedenken aber auch die Ideen der Anwohner aufnehmen und in der weiteren Planung berücksichtigen zu können.

Fachliche Bewertung

Eine Fahrradstraße ist eine für den Radverkehr vorgesehene Straße. Sie soll die Attraktivität des Radverkehrs steigern und Vorteile gegenüber dem Kraftfahrzeugverkehr schaffen. In Fahrradstraßen können, wenn dies (wie vorliegend beabsichtigt) durch Zusatzzeichen erlaubt ist, auch Kraftfahrzeuge fahren. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h. Durch die Markierung und Beschilderung wird die Besonderheit der Fahrradstraße für alle Verkehrsteilnehmer erkennbar.

Das Projekt wird mit insgesamt 80 % auf die förderfähigen Kosten bezuschusst. Für die Stadt Lindau bietet die Förderzusage die einzigartige Möglichkeit, die beiden wichtigen Themen „Straßenerhaltung“ und „Radverkehrsförderung“ zu verbinden. Einerseits würde man den Radverkehr fördern, andererseits den Investitionsstau im Straßenbau reduzieren.

        1. Planungsziele

Das übergeordnete Ziel dieses Projektes ist die Errichtung von Fahrradstraßen im Stadtgebiet Lindau. Einhergehend damit wird die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht. Zudem soll durch eine attraktive Straßenraumgestaltung der motorisierte Individualverkehr beruhigt werden.

        1. Beschreibung der Maßnahme

Gemeinsam mit dem Büro Besch & Partner aus Feldkirch haben die GTL eine Vorplanung für die Schachener Straße, zwischen Buswendeplatte Alwind und Badstraße, sowie für die Bregenzer Straße, zwischen Europaplatz und Unterführung Bregenzer Straße, entwickelt. Bei der Planung wurde versucht, auf alle Nutzer Rücksicht zu nehmen. Es ist vorgesehen, einen durchgehenden Straßenquerschnitt mit einer Breite von 6,0 m zu etablieren. Seitlich wird, je nach Platzverhältnissen, ein fahrbahnbegleitender Gehweg (entweder ein- oder beidseitig) vorgesehen. Gestaltungselemente, wie zum Beispiel Baumquartiere oder Straßenbegleitgrün werden, wo möglich, ebenfalls berücksichtigt. Die Flächenabgrenzung zwischen dem motorisierten Individualverkehr / den Fahrrädern und den Fußgängern soll mittels eines Hochbordsteins geschaffen werden. Die Bushaltestellen sollen auf der Fahrbahn angeordnet werden, damit das Einfädeln des Busses erleichtert wird und die notwendige Barrierefreiheit der Bussteige geschaffen werden kann. Durch diese, aber auch durch weitere geplante Maßnahmen, wie zum Beispiel die Änderung der Vorfahrt beim Knoten Alwindstraße, kann der Stadtbus auch zukünftig den Fahrplan in Richtung Alwind einhalten.

        1. Projektablauf / -beteiligte

Bevor in die erste Planungsphase, die Vorplanung eingestiegen wurde, haben die GTL zusammen mit der Bürgerbeteiligungsstelle der Stadt Lindau und dem Büro Besch & Partner einen Wahrnehmungsspaziergang mit den betroffenen Anwohnern im Bereich der Schachener Straße durchgeführt. Ziel dieses Spaziergangs war es, die Ideen und auch Befürchtungen der späteren Nutzer auf- und mitzunehmen sowie im weiteren Planungsprozess zu berücksichtigen. Im Bereich der Bregenzer Straße wurde vorerst auf eine aktive Bürgerbeteiligung verzichtet, da sich zum Status Quo für die Betroffenen keine wesentlichen Änderungen ergeben werden.

Die Abstimmungen mit dem Stadtverkehr Lindau sowie den anderen am Projekt beteiligten (z. B. Straßenverkehrsbehörde, Stadtbauamt, Polizei, SWLi usw.) haben im Vorfeld stattgefunden bzw. finden laufend statt. Die Verantwortlichen werden, wie vereinbart, eng in die Planungsphase eingebunden. Dadurch soll erreicht werden, dass die Einschränkungen zum Beispiel für den Stadtbus aus betrieblicher Sicht so gering wie möglich gehalten werden.

Nach Beschluss durch den Werkausschuss sollen die weiteren Planungsphasen durchgeführt werden. In diesem Zuge soll auch nochmals eine Bürgerbeteiligung erfolgen. Vorgesehen ist die Umsetzung der Maßnahme von Frühjahr 2022 bis Frühjahr 2023.

        1. Kosten und Finanzierung

Erfahrungsgemäß geht die Verwaltung von Projektkosten in der Größenordnung von ca. 3.225.000 € brutto für die Bauabschnitte I und II aus. Die Förderquote liegt hier bei rund 67,5 % der Gesamtkosten.

Die Planungskosten in Höhe von 50.000 € sind im Vermögensplan 2021 der Stadt Lindau eingeplant.

        1. Zusammenfassung / Fazit

Aus Sicht der Stadtverwaltung kann die Umsetzung dieser Maßnahmen aus folgenden Gründen nur dringend empfohlen werden:

  • Radverkehrsanteil überwiegt bereits heute schon auf diesen Strecken
    • keine merkliche Veränderung für Verkehrsteilnehmer

  • Erhöhung des Radverkehrsanteils (auch Alltagsverkehr)
    • Zielerreichung aus KLiMo und Nahmobilitätskonzept

  • keine Förderung bei herkömmlichem Straßenausbau
    • Gesamtinvestition für alle vier Bauabschnitte in Höhe von 4.650.000 €: Belastung des städtischen Vermögenshaushalts zu 100 %

  • identischer Straßenquerschnitt bei späterem Straßenbau
    • Begegnungsfall PKW / LKW

  • großzügigere Gehwege durch neuen Querschnitt
    • mehr Sicherheit für schwächste Verkehrsteilnehmer

  • Unterbindung des wilden Parkens durch Umgestaltung
    • weniger Behinderungen für Stadtbus im Sommer

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
ca. 3,225 Mio. €
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
63000.96290





Diskussionsverlauf

Die Mitglieder des Werkausschusses verzichten auf einen Sachvortrag.

Stadtrat   M ü l l e r   berichtet, dass Herr Pietsch, Betriebsleiter der Stadtverkehr Lindau (B) GmbH (SVL), nicht glücklich über die Errichtung einer Fahrradstraße in der Schachener Straße ist. Herr Pietsch hofft, dass der Stadtbus die Zeiten trotzdem einhalten kann. Da er große Bedenken bzgl. des Stadtbusses hat, wird er dagegen stimmen.
Oberbürgermeisterin   D r.   A l f o n s   erklärt, dass Herr Pietsch darüber nicht glücklich ist, aber ein Kompromiss gefunden wurde, mit dem er Leben kann. Herr Pietsch wird weiterhin in die Planung mit eingebunden.

Stadtrat   F e h r e r   erläutert, dass er von einer Förderquote in Höhe von 80 % ausgegangen ist. Im Sachverhalt steht nun, dass die Förderquote bei rund 67,5 % der Gesamtkosten liegt. Wie kommt es dazu? Außerdem erkundigt er sich, wie die Rückmeldungen beim Wahrnehmungsspaziergang waren. Des Weiteren teilt er mit, dass das Tempo der Radfahrer zur Leonhardskapelle enorm ist und fragt nach, wie dieses abgebremst werden kann.
Berichterstatter   H u m m l e r   erklärt, dass zwischen den förderfähigen und nicht förderfähigen Kosten unterschieden werden muss. Das Projekt wird mit insgesamt 80 % auf die förderfähigen Kosten bezuschusst. Das bedeutet, dass die Förderquote hier bei rund 67,5 % der Gesamtkosten liegt. Der Wahrnehmungsspaziergang diente auch dazu, Ängste und Befürchtungen der Anwohner zu nehmen. Der Großteil der Teilnehmer hat die Maßnahme als gut empfunden. Radfahrer müssen sich genauso wie die Autofahrer an das vorgegebene Tempolimit halten. Er nimmt das Thema mit und wird prüfen, ob hier etwas - ggf. auch baulich - unternommen werden kann.

Stadträtin   M a y e r   erkundigt sich, wann der Bauabschnitt in der Bregenzer Straße geplant ist und bis wann die Parkplätze weg kommen sollen. Sie stellt außerdem fest, dass die Fußgänger nicht mehr an dem „Toilettenhäuschen“ vorbeigeführt werden sollen.
Berichterstatter   H u m m l e r   erklärt, dass die Umsetzung des Bauabschnitts in der Bregenzer Straße von Frühjahr 2022 bis Frühjahr 2023 vorgesehen ist. Die aktuelle Konzeption sieht vor, komplett auf die Parkplätze zu verzichten. Der Bedarf ist da, aber der Zusammenhang mit einer Fahrradstraße wird nicht gesehen. Der Fußgängerweg hinter dem Toilettenhäuschen ist in einem sehr schlechten Zustand und befindet sich im Wurzelbereich der dortigen Bäume. Ggf. kann hier etwas mit einer wassergebundenen Decke gemacht werden.
Werkleiter   K a t t a u   ergänzt, dass es im Planungsprozess durchaus noch möglich ist, Andienungsbereiche/ Parkplätze einzuplanen.
Stadträtin   M a y e r   erkundigt sich, ob die Parkplätze gemäß Förderbescheid weg müssen?
Werkleiter   K a t t a u   teilt mit, dass die Parkplätze nicht zwingend weg müssen.

Stadtrat   M.   K a i s e r   berichtet, dass die Parkplätze in der Bregenzer Straße auf Vorschlag der Bunten Liste errichtet wurden und nur als Provisorium gedacht waren. Die bauliche Verengung des Asts Europaplatz - Bregenzer Straße macht durchaus Sinn. Des Weiteren teilt er mit, dass zwei Teilnehmer des Wahrnehmungsspaziergangs, mit denen er gesprochen hat, von der Präsentation begeistert waren. Bzgl. Bürgerbeteiligung ist man auf dem richtigen Weg und er bittet darum, dass so weiter gemacht wird.

Bürgermeister   H o t z   erkundigt sich, ob es verpflichtend ist, dass die Schachener Straße und die Bregenzer Straße umgesetzt werden. Er erklärt, dass er die Schachener Straße heute freigeben kann. Die Bregenzer Straße sieht er auch aufgrund der Parkplatznot noch nicht kommen. Er schlägt deshalb eine getrennte Abstimmung vor. Er möchte in den Denkprozess zur Bregenzer Straße mitgeben, dass der ein oder andere Stellplatz und ggf. kleinere Grüninseln vorgesehen werden. Bzgl. des Wahrnehmungsspaziergangs kann er weitergeben, dass das eine sehr positive Veranstaltung war.
Berichterstatter   H u m m l e r   erläutert, dass der Förderantrag mit allen vier Bauabschnitten gestellt wurde. Der Eigenanteil bleibt, ob die Bregenzer Straße gebaut wird oder nicht, immer gleich. Das Parkplatz-Thema nehmen wir mit und werden wir prüfen. Der Förderbescheid läuft im April 2024 aus. In diesem Zeitraum müssen die vier Bauabschnitte umgesetzt werden.
Oberbürgermeisterin   D r.   A l f o n s   ergänzt, dass die Parkplätze eine Frage der Sinnhaftigkeit und nicht abhängig von der Fördermaßnahme sind.
Werkleiter   K a t t a u   erläutert, dass auch Varianten mit mehr oder weniger Parkplätzen erarbeitet werden können.

Stadtrat   M ü l l e r   teilt mit, dass auf die Parkplätze in der Bregenzer Straße aufgrund des hohen Parkdrucks unter keinen Umständen verzichtet werden kann. Die Bregenzer Straße funktioniert auch heute schon als Fahrradstraße. Er findet es schade, dass der Fußgängerweg nicht mehr durch den Park geführt werden soll. Er beantragt, dass die Parkplätze in der Bregenzer Straße erhalten bleiben, auch wenn diese zur Fahrradstraße ausgebaut wird.
Oberbürgermeisterin   D r.   A l f o n s   erklärt, dass durch den heutigen Planungsbeschluss keine Festlegung der Parkplätze erfolgt. Es geht um die bauliche Planung und nicht um die verkehrsrechtliche Planung.

Stadtrat   R e i c h   beantragt gemäß § 28 Abs. 2 der Geschäftsordnung für den Stadtrat Lindau (Bodensee) vom 04.05.2020 den Schluss der Beratung.
Es wird sich darauf geeinigt, dass nach Abarbeitung der Rednerliste die Diskussion endet.

Stadtrat   G e b h a r d   spricht ein dickes Lob für die Bürgerbeteiligung aus. Diese ist wirklich gut gelungen. Er findet es gut, dass die Bürger aktiv angesprochen wurden. Das nochmal eine Beteiligung stattfindet, ist toll. Er fragt nach, ob das wilde Parken in der Schachener Straße durch eine Umgestaltung eingedämmt wird.
Berichterstatter   H u m m l e r   erklärt, dass das wilde Parken durch eine bauliche Umgestaltung in Form eines Absatzes eingedämmt werden soll.

Stadtrat   M.   K a i s e r   erläutert, dass die Planung der Bregenzer Straße vieles offen lässt. Es wäre der falsche Weg, die Planung zu schieben. Es muss geschaut werden, dass wir die Förderung bekommen. Die Straße wurde durch die Baufahrzeuge stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bürgermeister   H o t z   teilt mit, dass vorrangig eine Planung für die Schachener Straße aufgestellt werden soll. Die Planung zur Bregenzer Straße soll dann freigegeben werden, wenn die Erkenntnisse aus der Bürgerbeteiligung zum Karl-Bever-Platz vorliegen. Er beantragt deshalb, dass die Planung der Bregenzer Straße nach der Bürgerbeteiligung zum Karl-Bever-Platz intensiviert werden soll.
Berichterstatter   H u m m l e r   schlägt vor, zum Baubeschluss im Herbst zwei Varianten, eine mit Parkplätzen und eine ohne Parkplätze, zur Bregenzer Straße vorzulegen.
Oberbürgermeisterin   D r.   A l f o n s   wird die Verantwortlichen der Bürgerbeteiligung Karl-Bever-Platz über das Vorgehen informieren.

Aufgrund des Vorschlags von Berichterstatter   H u m m l e r   wird sich darauf verständigt, über die Anträge von Stadtrat   M ü l l e r   und Stadtrat   H o t z   nicht abzustimmen. Stattdessen wird der Beschlussvorschlag zur Planung der Bregenzer Straße wie folgt ergänzt.
Der Werkausschuss beauftragt die Werkleitung, auf Basis des vorgestellten Konzepts eine Planung für die Schachener Straße und zwei Planungsvarianten für die Bregenzer Straße, einmal mit und einmal ohne Stellplätze, aufzustellen.

Beschluss

Der Werkausschuss beauftragt die Werkleitung, auf Basis des vorgestellten Konzepts eine Planung für die Schachener Straße und zwei Planungsvarianten für die Bregenzer Straße, einmal mit und einmal ohne Stellplätze, aufzustellen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 13, Dagegen: 0

Datenstand vom 23.07.2021 09:49 Uhr