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5. Sitzung des Werkausschusses GTL, 11.11.2021
Beratungsreihenfolge
Sachverhalt
In Lindau leistet der Lieferverkehr einen maßgeblichen und unverzichtbaren Beitrag. Er stellt sicher, dass Geschäfte Waren zum Verkauf anbieten können und die Regale in den Supermärkten bestückt sind. Zudem sorgen die Logistikunternehmen dafür, dass Online-Kunden ihre bestellten Waren erhalten und bei Bedarf auch zurückschicken können. Nicht nur für Handel und Stadtbewohner leistet der Lieferverkehr einen essentiellen Beitrag. Auch ortsansässige Unternehmen können i. d. R. erst durch eine zuverlässige Logistik ihre Leistungen erbringen.
In den letzten Jahren verzeichneten städtische Lieferverkehre, bedingt durch den wachsenden E-Commerce, einen starken Anstieg. Es ist zu erwarten, dass dieser Anstieg in den nächsten Jahren anhalten wird. Dieses Wachstum verschärft die ohnehin ausgeprägte Nutzungskonkurrenz im städtischen Raum und verdeutlicht den Handlungsdruck. Für Lindau ist es deshalb entscheidend, die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftsverkehrs zu gewährleisten und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um diesen gleichzeitig möglichst stadtverträglich, umweltfreundlich und zukunftsgerecht zu gestalten.
Das „Lindauer Logistikkonzept (LiLo)“ verfolgt darauf aufbauend die Zielstellung, die Lieferlogistik in Lindau klimafreundlich zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen der Erarbeitung des Konzeptes für die Stadt Lindau wurden die Logistikverkehrsströme in der Stadt untersucht und konkrete Maßnahmenansätze für den Lieferverkehr geprüft.
Fachliche Bewertung
Die Grundlage des Lindauer Logistikkonzept bildet das im Stadtrat am 21.06.2017 beschlossene Klimafreundliche Lindauer Mobilitätskonzept (KLiMo).
Der Lieferverkehr unterteilt sich in verschiedene Segmente, die im Rahmen des LiLo beachtet wurden. Er setzt sich zu einem Großteil aus Stückgutverkehren (Transportgüter sind als Einheit einzeln handhabbar), Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) und Verkehren des Großhandels sowie Lieferdiensten für das Gewerbe und die Konsumenten (d. h. sowohl Filial- als auch Endkundenbelieferung) zusammen.
Folgende Teilziele wurden bei der Konzepterstellung verfolgt:
- Verkehrsvermeidung und Verlagerung: Reduzierung logistikbedingter Verkehre in der Stadt Lindau
Ausstoß von verkehrsbedingten Treibhausgasen verringern: Reduzierung von Treibhausgasemissionen logistikbedingter Verkehre
Etablierung eines klimafreundlichen und stadtverträglichen Lieferverkehrs: Aufbau einer starken Kooperation zwischen beteiligten Akteuren und Schaffung eines Netzwerks
Die Konzepterstellung fand im Zeitraum von August 2020 bis November 2021 statt und glie-derte sich in die 4 Phasen 1. Bestandsanalyse, 2. Entwicklung und Formulierung von Vor-schlägen, 3. Validierung und 4. Ausarbeitung des Logistikkonzeptes. Projektbegleitend wurde ein regelmäßiger Austausch (Jour fixe) mit der Stadt Lindau in Form einer Arbeitsgruppe zum LiLo initiiert.
Der Gesamtprozess des Lindauer Logistikkonzeptes, von der Analyse über die Konzeption bis hin zu konkreten Maßnahmen, wurde durch eine besondere intensive Beteiligung begleitet. Im Mittelpunkt der Erarbeitung des Konzeptes steht die Beteiligung und Vernetzung von Händlern, Logistikern und Gewerbetreibenden durch verschiedene Dialogformate.
Im Rahmen der Beteiligung wurden gemeinsam mit den Akteuren mögliche Maßnahmen diskutiert und erste Ansätze für eine Umsetzung in Lindau entwickelt. Zusätzlich fand eine Online-Beteiligung von Bürger/innen über die Plattform „Adhocracy“ statt. Interessierte der Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit, eine Kurzbefragung zum Thema Lieferverkehre zu beantworten. Insgesamt nahmen über 110 der Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage zum LiLo teil. Das Konzept beinhaltet insgesamt 12. Der vorliegende Bericht stellt einen Endbericht zum Projekt dar, siehe Anlage.
Mit dem Lindauer Logistikkonzept hat die Stadt Lindau ein Instrument zur Hand um die Verkehrswende im Bereich Wirtschaftsverkehr zu gestalten.
Diskussionsverlauf
Bürgermeister H o t z bittet Berichterstatter V a l d e s V a l v e r d e den Sachverhalt anhand der vorliegenden Präsentation zu erläutern.
Berichterstatter V a l d e s V a l v e r d e begrüßt das Gremium, führt in die Thematik ein und verweist auf das „Klimafreundliche Lindauer Mobilitätskonzept (KLiMo)“. Er übergibt das Wort an Herrn S p i e ß und Frau J o r d a n (LNC LogisticNetwork Consultants ), die das Konzept erstellt haben. Die externen Berichterstatter erläutern das Konzept anhand der beiliegenden Präsentation.
Stadtrat J ä g e r möchte wissen, ob alle Anbieter mit einer übergreifenden Lösung einverstanden sind und ihre Ware an einen einzelnen zuständigen Logistiker übergeben. Berichterstatterin J o r d a n informiert daraufhin, dass bestimmte Hürden noch zu nehmen, die CAP-Dienstleister aber auf alle Fälle mit dem Konzept einverstanden sind. Mikro-HUBs werden andernorts bereits umgesetzt. Die Standorte und die Miete sind jedoch noch im Einzelnen zu klären.
Stadtrat J ä g e r interessiert, was die Logistikunternehmer zu diesem Konzept sagen und ob Schwierigkeiten bei der Konzeptumsetzung mit Stückgut erwartet werden? Berichterstatterin J o r d a n stellt dar, dass es bei Paketlieferungen gute Erfahrungen gibt und man sich den Stückguttransport ebenfalls gut vorstellen kann. Es sind aber noch Detailfragen hinsichtlich der Standorte, des notwendigen IT-Services, des Haftungsübergangs sowie die Betreiberfrage zu klären.
Stadtrat G e b h a r d möchte wissen, wer das System verantworten soll und ob mit den Stadtwerken bereits gesprochen wurde. Berichterstatterin J o r d a n macht deutlich, dass es sich bei LiLo zunächst um die Gesamtkonzeption handelt. Die Betreiberfrage soll im Rahmen der Umsetzungsplanung geklärt werden. Im Gespräch ist man bereits mit Logistikern, aber nicht mit den Stadtwerken. Berichterstatter S p i e ß ergänzt, dass man mit diversen Akteuren im Gespräch ist, auch mit der Stadt. Die detaillierten Maßnahmen müssen nun erarbeitet werden. Laut Berichterstatter S p i e ß ist hier insbesondere positiv anzumerken, dass sich Speditionen, und so auch der Stückgutdienstleister MÜLLER, für das Konzept ausgesprochen haben und nicht nur die CAP-Dienstleister, wie es gewöhnlich der Fall ist.
Stadtrat M ü l l e r hat zwei Fragen: Zum einen möchte er wissen, wie die Waren vom Mikro-HUB auf das Lastenrad kommen. Aufgrund des Gewichts ist das für die Zusteller unzumutbar, aber wer trägt dann die Kosten? Zum anderen interessiert ihn, wer die Aufgabe des Lieferbeauftragten übernimmt. Die Stadt kann nicht für das Funktionieren des Zustellungsprozesses verantwortlich sein. Auf die erste Frage antwortet Berichterstatterin J o r d a n, dass die CAP-Dienstleister dazu bereit sind, die Kosten zu übernehmen und erläutert den Prozess: Zuerst werden die Standorte definiert und geschaut, wo eine Belieferung mit Rädern möglich ist. Dann wird analysiert, von welchem Standort aus die Verteilung der Ware am besten erfolgen kann. Hinsichtlich der zweiten Frage zum Lieferverkehrbeauftragten erläutert Berichterstatterin J o r d a n, dass diese Stelle nicht für den Zustellungsprozess bzw. die Abwicklung verantwortlich ist, sondern die Kommunikation zwischen den verschiedenen Stakeholdern übernehmen soll.
Stadtrat K a i s e r begrüßt das LiLo, denn für ihn stellt es einen guten Weg in Zeiten eines verstärkten Onlinehandels dar. Auch im Bereich der Logistik sieht er die Verantwortung eindeutig bei der Stadt, da es hier, wie auch beim ÖV, um Mobilität geht und ein Mehrwert für Bürger und Händler entsteht. Ähnliches war bereits mit der Citylogistik in den 1990er Jahren angedacht, scheiterte jedoch, da sich die Logistiker aus der Ladestraße zurückzogen. Das Konzept ist sinnvoll und wird funktionieren, so wie es auch beim ÖV, bei dem auch mehrere Unternehmen involviert sind, funktioniert. Positiv findet er insbesondere, dass sowohl CAP-Dienstleister als auch Stückgutspeditionen ihre Bereitschaft zur Beteiligung signalisiert haben.
Stadtrat F e h r e r kann sich die Mikro-HUBs auch gut vorstellen, bringt aber zum Ausdruck, dass die Versanddienstleister hier die Kosten tragen müssen.
Stadtrat R e i c h hat Bedenken, dass es gelingt, die Ware im Bereich der Insel auf die Räder zu bringen. Der Platz auf der Insel ist kostbar. Deshalb möchte er wissen, ob die Ware auch außerhalb der Insel auf die Räder gebracht werden kann. Berichterstatterin J o r d a n informiert, dass die Reichweite der Räder zwar begrenzt, die Umverteilung der Ware außerhalb der Insel aber möglich ist.
Stadtrat S t r a u ß ist der Meinung, dass mit dem LiLo die Insel vom Verkehr entlastet werden kann, zum anderen erhöhen die Poller und die sehr eingeschränkten Lieferzeiten den Stress für die Zusteller erheblich.
Stadtrat S t r a u ß möchte zudem wissen, ob es Zuschüsse für das Konzept, die Umsetzung der Mikro-HUBs und auch die Errichtung von Paketstationen gibt. Berichterstatter V a l d e s V a l v e r d e informiert, dass es für die drei genannten Bereiche jeweils eine 50 %ige Förderung gibt. Bürgermeister H o t z möchte wissen, ob nur die investiven Maßnahmen oder auch die Betriebskosten bezuschusst werden. Berichterstatter V a l d e s V a l v e r d e antwortet darauf, dass nur die Betriebskosten nicht bezuschusst werden.
Beschluss
Der Werkausschuss nimmt das Lindauer Logistikkonzept zustimmend zur Kenntnis.
Abstimmungsergebnis
Dafür: 13, Dagegen: 0
Datenstand vom 06.04.2022 11:46 Uhr