Erneuerung Heizungssystem Kläranlage - Baubeschluss und Ermächtigung zur Vergabe


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Werkausschusses GTL, 23.04.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werkausschuss Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (Stadt Lindau) 2. Sitzung des Werkausschusses GTL 23.04.2024 ö beschließend 3

Sachverhalt

In der Werkausschusssitzung vom 29.09.2022 wurden die Ergebnisse der Energiestudie vorgestellt. Ein wesentliches Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass Strom- und Wärmeerzeugung zusammen in ein Konzept für die gesamte Anlage münden müssen. Die Planungsleistung für die Erneuerung und Anpassung des Heizungssystems wurde am 08.05.2023 beschlossen.
Das hierfür beauftragte Ingenieurbüro Lippold hat ein umfangreiches Konzept vorgelegt, wie ein schlüssiges und effizientes Heizungssystem unter Ausnutzung der vorhandenen Erzeugeranlagen und durch die Erneuerung abgehender Anlagen für das Klärwerk aufgebaut werden kann.

Fachliche Bewertung

Die aktuelle Wärmeerzeugung der Kläranlage besteht aus zwei getrennten Anlagensystemen:

System 1
Gebäudeheizungen und Schlammanwärmen-/heizen (Niedertemperatur =
NT-System)
  • Klärgas-BHKW mit ca. 150 kWel und 190 kWth
  • Heizkessel mit ca. 700 kWth (Klärgas und Erdgas)
  • Puffertank mit 12 m³

System 2
Schlammtrocknung (Hochtemperatur = HT-System)
  • Holzhackschnitzel-Kessel mit 400 kWth

Die BHKW-Auslastung beträgt aktuell ca. 75 %. Dies ist auf die gewonnene Klärgasmenge
Zurückzuführen. Das Klärgas wird in einem 600 m³ Gasspeicher zwischengepuffert.
Für die Stromerzeugung ist neben dem BHKW eine PV-Anlage mit ca. 375 kWp installiert. Hiervon werden im Sommer / Übergangszeit ca. 50 kW an die Verwaltung der GTL abgegeben, so dass bei überwiegender Ost-/ West-Ausrichtung maximal 275 kW für die
Kläranlage zur Verfügung stehen. Der Reststrombezug erfolgt über das öffentliche
Netz mittels zwei 800 kVA-Trafos.

Der stündliche Strom-/ und Wärmeverbrauch der Kläranlage beträgt:


Die Jahresbilanz der Strom-/Wärmeerzeugung und des Strom-/Wärmebedarfs sieht
folgendermaßen aus:


Der Reststrombedarf kann mit einem PV-Anlagenausbau, der dieses Jahr schon greifen wird, weiter gesenkt werden. Allerdings kommt es im Sommer zu Peaks vor allem in den Mittagsstunden, die den Strombedarf des Klärwerks übersteigen werden. Die Einspeisung von Strom wird derzeit nur schlecht vergütet und außerdem entsteht eine Steuerschuld in Bezug auf die eingespeisten Strommengen. Solange die Stromspeicherung noch so teuer ist und auch der Wärmebedarf auf dem Klärwerk so hoch, schlägt das Ingenieurbüro die Umwandlung des Überschussstroms mittels eines elektrischen Durchlauferhitzers in Wärme vor. Diese Komponente ist vergleichsweise günstig in der Anschaffung und die erzeugte Wärmemenge kann im geplanten Wärmespeicher effizient gespeichert werden. Das Ziel im
Sommer sollte sein, tagsüber den Strombedarf sowie den Wärmebedarf über die PV-Anlage
in Kombination mit dem Durchlauferhitzer zu decken, damit nachts die BHKWs den Energiebedarf weitestgehend abdecken können. Der zukünftige Neubau eines größeren Gasspeichers wird diese Option begünstigen. 

Die Trennung in Hochtemperatur und Niedrigtemperatursystem wird beibehalten werden. Der abgehende überdimensionierte Gaskessel wird durch eine moderne Therme ersetzt, die sowohl Klärgas als auch Erdgas verbrennen kann. Zusammen mit einem ausreichend groß dimensionierten Wärmespeicher und der Hackschnitzelheizung wird das Hochtemperatursystem vor allem durch die Wärme des neuen BHKWs gespeist. Das Niedrigtemperatursystem wird zunächst an das HT-System gekoppelt. Später soll eine Wärmepumpe im Ablauf der Kläranlage die Wärme für die Gebäudeheizung und die Faulschlammerwärmung liefern.

Kostenschätzung Heizungskomponenten:

Steuerungskonzept:






Die erforderliche Elektrotechnik wird auf ca. 100.000 € brutto geschätzt:
Schaltschrank zur Versorgung der Heizungskomponenten mit SPS, PLS-Anbindung und Bedienpanel
SPS mit dezentraler Peripherie und Klemmkästen zum Anschluss der verteilten Komponenten








Zusammenstellung:














Gesamtkosten Heizung ohne Elektrik 


753.000 €


Steuerungstechnik
 
 
 
99.000 €





Ges.

852.000 €
 




Zzgl. 19 %

1.013.880 € 



Die Heizungskomponenten, sowie der Rückbau von Altanlagen werden vom Ingenieurbüro Lippold ausgeschrieben. Die elektrotechnischen Maßnahmen können über den bestehenden Rahmenvertrag vergeben werden.

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
1.013.880 € brutto    
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
Betrifft Wirtschaftsplan der GTL  





Beschlussvorschlag

Der Werkausschuss beschließt die bauliche Umsetzung der Erneuerung des Heizungssystems des Klärwerks und ermächtigt die Werkleitung zur Beauftragung von Bau-, Liefer- und Installationsmaßnahmen. 

Datenstand vom 16.04.2024 14:21 Uhr