Das Vorhaben befindet sich im Geltungsbereich des vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 82, 4. Änderung „Erweiterung Lindaupark“, rechtskräftig seit dem 22.10.2022.
In der Stadtratssitzung vom 23.10.2024 wurde zum vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 82 „Bleiche“, 4. Änderung „Erweiterung Lindaupark“ ein Vorhabenträgerwechsel beschlossen, da der Lindaupark veräußert wurde. In gleicher Sitzung wurde die Durchführungsfrist vom 23.10.2024 um zwei Jahre bis zum 22.10.2029 verlängert.
Der neue Eigentümer, die LiPa GmbH, ist somit als Vorhabenträger in die bestehenden Verträge zur Umsetzung des Vorhabens eingetreten, so wie es im Vorhaben- und Erschließungsplan als Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplan dargestellt ist.
Seitens des aktuellen Vorhabenträger bestehen Überlegungen und Planungen zu strukturellen und gestalterischen Änderungen des Lindauparks, um diesen als Shopping Center in Lindau zukunftsfähig und noch attraktiver zu machen.
Hierbei ist geplant neben Veränderungen im Inneren des Einkaufszentrums auch die Fassade zu erneuern und einer neuen Gestaltungsidee zu unterwerfen. Im Bereich der Fassade sind Aufenthaltsmöglichkeiten für gastronomische Nutzungen im Freien vorgesehen. Durch die veränderte Architektur der Fassade soll zudem das Gesamtbild des Lindauparks eingefasst, gegliedert und modernisiert werden.
Beschreibung des Vorhabens
Die beabsichtigte Neugestaltung des Lindauparks sieht vor, die bisherige Fassade aus horizontalen Lamellen, Gitterrostebenen und Treppen sowie die nachträglich angebauten Boxen rückzubauen. Im 1. Obergeschoss sowie im Dachgeschoss werden Terrassen geschaffen, die die Aufenthaltsqualität erhöhen. Der Eingang wird akzentuiert, die Ausstellungsfläche des Blumenladens und das Café werden in den Eingangsbereich integriert. Um die verschiedenen Bereiche zu verbinden, erhält die Südansicht eine Einfassung aus sandfarbenen Sichtbetonstützen. Zusätzlich werden zwei Fluchttreppenhäuser hinter
der Säulenreihe platziert.
Entlang der Kemptener Straße können im Bereich der heutigen Anlieferung „Müller“ überdachte Fahrradstellplätze entstehen. Die Fassaden sollen über Putz oder Fliesen an das Material der neuen Stützen angeglichen werden. Das Fluchttreppenhaus erhält eine Fassade aus gekantetem Blech ähnlich der Parkhausfassade von Haus N, so dass der Lindaupark sich visuell Haus N annähert und somit Eingang zum 4-Linden-Quartier wird.
Die neue Fassade zum Berliner Platz schafft räumlich eine klare Kante, die durch die heutige gegliederte Fassade nicht gegeben ist.
Durch die Anforderungen an die Fluchttreppenhäuser sowie die Breite der Terrasse im Dachgeschoss von 3m, die sich aus einem Tisch für vier Personen sowie einer Fluchtwegebreite von 1,20m ergibt, verschiebt sich die Vorderkante der Stützen mit 0,85m über die derzeitige Baugrenze. Der leicht hervorgeschobene Eingangsbereich liegt 1,32m über der Baugrenze. Die Überschreitung liegt bei gesamt 69m².
Gestaltungsbeirat
Das Vorhaben wurde am 06.12.2024 im Gestaltungsbeirat behandelt. Die Beruhigung der Fassade mittels einer umgreifenden neuen Gebäudehülle wird seitens des Gestaltungsbeirats begrüßt. Die Weiterführung dieses gestalterischen Ansatzes entlang der gesamten Fassadenabwicklung an der Kemptener Straße wird empfohlen.
Weiterhin wurde eine Untersuchung angeregt, ob die innerhalb der Fassade geplanten Pflanztröge genutzt werden können, um zumindest Teilen der neuen Fassade einen wirksameren grünen Ausdruck zu verleihen und so der Architektur ihre Strenge zu nehmen. Geprüft werden sollte darüber hinaus, ob das breite Eingangsportal eine gewisse vertikale Gliederung verträgt und somit stärker mit dem insgesamt vertikalen Fassadenraster harmoniert.
Dass die neue Gebäudehülle durch Aufenthaltsangebote und Außengastronomieflächen zu einer Interaktion von Innen- und Außenraum und damit zu einer Belebung der Platzfläche vor dem Gebäude beitragen soll, wird ebenfalls ausdrücklich begrüßt. Unterstützt wird dies durch die im Rahmen des Gebäudeumbaus geplante Verlagerung des Zu- und Ausfahrtsverkehrs weg vom Berliner Platz hin zur Kemptener Straße. So kann die Platzfläche des Berliner Platzes zukünftig durch teilweise Entsiegelung und Pflanzung großkroniger Bäume stadtklimatisch und atmosphärisch deutlich aufgewertet werden.
Abgleich mit bestehendem Baurecht
Gegenüber des bestehenden, rechtskräftigen Bebauungsplanes wird mit der aktuell vorliegenden Planung die Baugrenze im Haupteingangsbereich um ca. 69 m² mit Fassadenbauteilen überschritten. Nach Auffassung der Bauverwaltung kann eine Befreiung von der Festsetzung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes in Aussicht gestellt werden, da bei einem Vorhaben in der Größe des Lindauparks eine Überschreitung der Baugrenze in dem geplanten Ausmaß noch verhältnismäßig erscheint und städtebaulich vertretbar ist. Die Form der Baugrenze ist weiterhin eingehalten und der Vorplatz bietet noch eine ausreichende Größe um die dargestellte Erweiterung aufzunehmen.