- Ausgangslage /Verfahren
Für den Bereich des ehemaligen Lehrgutes Priel soll eine Bebauungsplanänderung vorgenommen werden. Der Flächennutzungsplan wird im Parallelverfahren geändert, um das Entwicklungsgebot gemäß § 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB zu erfüllen.
Das Thema wurde im Stadtrat am 25.05.2022 behandelt. Nach der Diskussion schlug Herr Koschka vor, den Aufstellungsbeschluss zu fassen sowie die frühzeitige Beteiligung zu starten, dann einen Ortstermin durchzuführen und den Vorentwurf im weiteren Verfahren anzupassen. Dieser Vorgehensweise wurde zugestimmt.
Es wurden im o.g. Stadtrat folgende Beschlüsse gefasst, die für die weitere Bearbeitung relevant waren:
Beschluss 2
- Der Stadtrat der Stadt Lindau (B) beschließt die erneute Aufstellung der Bebauungsplanänderung des Bebauungsplanes Nr. 65 “Lehrgut Priel”, 1. Änderung “Gewerbegebiet Priel” gemäß § 2 Abs. 1 BauGB, inkl. eigener Betriebsleiterwohnungen, sofern dies immissionsschutzrechtlich möglich ist.
- Der Stadtrat der Stadt Lindau (B) billigt den Vorentwurf des Bebauungsplanes Nr. 65 “Lehrgut Priel”, 1. Änderung “Gewerbegebiet Priel” mit Stand vom 11.05.2022.
- Der Stadtrat der Stadt Lindau (B) beschließt die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB und die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 1 BauGB.
Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § Abs.1 BauGB zum Bebauungsplanvorentwurf einschließlich seiner Begründung mit Stand vom 11.05.2022 fand in der Zeit vom 25.07.22 bis 09.09.2022 statt. Während dieser Zeit konnten Stellungnahmen zu der Planung schriftlich oder zur Niederschrift bei der Stadt Lindau (B) vorgebracht werden. Die Abwägung der Stellungnahmen wird zeitnah im Stadtrat erfolgen.
Im Zeitraum der frühzeitigen Beteiligung gab es zwei Ortstermine:
Am 02.08.2022 fand als Auftakt der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung ein Informationsrundgang im Planungsgebiet mit interessierten Bürger:innen und Stadträt:innen statt, bei dem die Inhalte des Bebauungsplanes von den Planer:innen erläutert wurden. Für die ca. 20 Anwesenden waren v.a. die folgenden Themen von Belang:
- Höhe und Länge der zukünftigen Baukörper
- Konflikt der neuen Nutzung mit dem Bestand (v.a. Verkehrssicherheit Gehölze)
- Nähe der Straße zum Bach bzw. Entwässerung/Hochwassersicherheit
- die Möglichkeit von Betriebsleiterwohnungen sowie der
- Biotop- und Artenschutz.
Die Anwesenden wurden gebeten, ihre Anregungen im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung schriftlich vorzubringen, um diese der Abwägung unterziehen zu können.
Am 20.09.2022 fand am Bismarck-Denkmal (Heldenweg) ein Ortstermin mit Frau Dr. Alfons, Stadträt:innen, Herrn Mayer von der GWG und Vertreter:innen der Verwaltung statt. Es wurde v.a. das Maß der baulichen Nutzung innerhalb der Gewerbeflächen (Höhe und Länge) bzw. Einbindung in die Landschaft, die Erschließung sowie der Abstand zum Gewässer (Giebelbach) diskutiert. Einige Stadträt:innen brachten erneut die Notwendigkeit der Etablierung von Betriebsleiterwohnungen im Priel vor.
Als nächster Schritt soll jetzt (auf Vorschlag der Oberbürgermeisterin am Ortstermin vom 20.09.2022) aufgrund der noch offenen Fragen und inhaltlichen Anregungen zunächst eine Vorberatung des überarbeiteten Bebauungsplanvorentwurfes im Bau- und Umweltausschuss erfolgen. Es sollen auch im Sinne eines Moodboards positive Beispiele von Gewerbebauten mit Fassadenbegrünung etc. gezeigt werden.
Die Änderungen umfassen:
- eine andere Verkehrsführung im östlichen Teil mit Abrücken der Erschließungsstraße vom Giebelbach (Einhaltung des Gewässerrandstreifens mind. 5 Meter)
- (damit einhergehend) die Anpassung der Zuschnitte der Gewerbeflächen
- die Reduzierung der maximalen Gebäudehöhen im nördlichen Teil der Gewerbeflächen.
Die Beschlussvorschläge (s.u.) beinhalten dementsprechend die Änderungen gegenüber dem Vorentwurf (Planstand zur Stadtratssitzung vom 25.05.2022).
Hinsichtlich des Themas Betriebsleiterwohnungen ergibt sich folgendes Bild: Aufgrund des Wunsches von Stadtratsmitgliedern Betriebsleiterwohnungen zu ermöglichen, fand erneut ein fachlicher Austausch intern mit der Bauordnung und extern mit der Schallschutzgutachterin statt. Dieser Austausch führte in der Verwaltung zu der Entscheidung, den Vorentwurf zunächst nicht zu ändern, d.h. Betriebsleiterwohnungen sollen weiterhin aus folgenden Gründen nicht zulässig sein: Wohnungen für im Gewerbegebiet tätiges Personal werden weiterhin vorrangig vor dem Hintergrund der hohen Beeinträchtigung durch zwei Bahnlinien und die Friedrichshafener Straße ausgeschlossen. Die Flächen hier sollen ausschließlich für eine gewerbliche Nutzung vorgehalten werden. Zudem birgt die Etablierung von Betriebsleiterwohnungen innerhalb der Gewerbegebietsflächen erhebliches Konfliktpotential. Die Erfahrung zeigt, dass diese Wohnungen langfristig oft nicht von den Betriebsleitern bewohnt werden. Durch einen Nutzerwechsel entstehen dann im Nachhinein Spannungen, weil die Wohnung schädlichen Umweltauswirkungen ausgesetzt ist. Dies kann bei bestehenden Betrieben zu Einschränkungen führen. Auch die Neuansiedlung von Betrieben kann erschwert sein, weil durch eine vorhandene Wohnnutzung eine Schutzwürdigkeit besteht, die zu Einschränkungen für einen neuen Betrieb führt.
Die Äußerungen der Bürger:innen sowie Stadträt:innen im Rahmen der beiden Ortstermine decken sich inhaltlich weitgehend mit Einwendungen aus der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit. Von 14 Stellungnahmen (3 private, 11 TÖBS) kamen 12 Anregungen zu den Themen der Ortstermine.
- Lage im Stadtgebiet von Lindau:
Der Änderungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 65 „Lehrgut Priel“ befindet sich im westlichen Stadtgebiet im Stadtteil Hoyren. Nördlich, bzw. auch durchquerend, schließt die Friedrichshafener Straße an. Das Plangebiet wird im Norden sowie im Süden durch Bahnlinien begrenzt.
Der zu ändernde Bereich des Bebauungsplanes sowie Erweiterung weist insgesamt eine Größe von ca. 5,78 ha auf.
Innerhalb des Änderungsgeltungsbereiches befinden sich folgende Grundstücke mit den Fl.-Nr.: 482 (teilweise), 482/2, 559/3 (teilweise), 638, 638/2, 639, 639/2, 639/3, 642/2, 688, 688/12, 688/13, 688/17, 688/18, 688/21, 695/7, 695/8 (teilweise), 695/9 (teilweise), 710/2 (teilweise), 734, 736 (teilweise), 748/2, 749 (teilweise), 749/2, 749/4 (teilweise), 1148/20 (teilweise), 1148/21 (teilweise), 1411/2 (teilweise), 1411/5 und 1411/6, Gemarkung Hoyren.
Im Änderungsbereich befinden sich aktuell im Westen brachliegende landwirtschaftliche Nutzflächen einer ehemaligen Gärtnerei. Nur wenige Flächen werden noch privat bewirtschaftet. Das bereits bestehende Wohnhaus wird aktuell als solches genutzt. Außerdem wurde 2021 die Erschließung gemäß des rechtskräftigen Bebauungsplanes Nr. 65 „Lehrgut Priel“ bereits hergestellt. Der zentrale Änderungsbereich wird durch ein Feldgehölz geprägt, durch das der Giebelbach fließt. Im Westen schließen sich landwirtschaftlich genutzte Flächen an. Die Teilbereiche des B-Planes werden durch die Bahnlinie Buchloe-Lindau getrennt. Das Gelände fällt leicht Richtung Süden ab.
- Bestehendes Planungsrecht
Für den Planbereich besteht ein rechtskräftiger Bebauungsplan Nr. 65 „Lehrgut Priel“ (rechtsverbindlich seit 24.08.1996).
Dieser Ursprungsbebauungsplan aus dem Jahr 1996 stellt als qualifizierter Bebauungsplan überwiegend ein reduziertes Gewerbegebiet dar. In diesem sind nur nicht störende Gewerbebetriebe zulässig. Nicht zulässig sind Einrichtungen nach § 8 Abs. 2 Nr. 3 und 4 BauNVO (Tankstellen und Anlagen für sportliche Zwecke) sowie Groß- und Einzelhandel. Ausnahmen nach § 8 Abs. 3 Nr. 2 und 3 BauNVO (Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale und gesundheitliche Zwecke sowie Vergnügungsstätten) sind nicht zugelassen.
Im östlichen Teilbereich ist zudem ein Mischgebiet dargestellt. In diesem sind Einrichtungen nach § 6 Abs. 2 Nr. 7 und 8 BauNVO (Tankstellen und Vergnügungsstätten) sowie Groß- und Einzelhandel nicht zulässig. Ausnahmen nach § 6 Abs. 3 BauNVO (Vergnügungsstätten) sind nicht zugelassen.
- Ziel und Zweck der Planung
Mit der Änderung wird das Ziel verfolgt, die Festsetzungen des rechtsverbindlichen Bebauungsplanes Nr. 65 „Lehrgut Priel“ an die aktuellen Anforderungen an ein Gewerbegebiet anzupassen.
Im Einzelnen ist geplant:
- eine geordnete, städtebauliche Entwicklung zu sichern
- Gewerbeflächen vorzuhalten
- die Nachverdichtung zu steuern
- die Erschließungssituation zu verbessern
- vorhandene Grünstrukturen freizuhalten und zu sichern.
Es sollen v.a. Flächen für kleine Handwerksbetriebe vorgehalten werden. Dies ist insbesondere angesichts der gewerblichen Flächenknappheit im Stadtgebiet Lindau von großer Bedeutung. Anlass waren v.a. vermehrte Anfragen von Gewerbebetrieben, darunter viele ortsansässige Unternehmen, zu möglichen Gewerbegrundstücken für Umsiedlungen oder zu Erweiterungszwecken.
Durch die Änderung kann gegenüber dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan ein großer Bereich von Bebauung freigehalten werden. Die Flächen haben sich, im Gegensatz zum Aufstellungsbeschluss des Jahres 2011 in weiten Teilen stark verändert, da nicht gebaut wurde. Der Bewuchs hat v.a. östlich des Giebelbaches zugenommen und eine höhere ökologische Wertigkeit erfahren. Dem wird jetzt Rechnung getragen in dem diese Flächen von der Bebauung freigehalten werden und als Grünfläche gesichert werden.
Neben der Erschließung für den motorisierenden Verkehr wird durch die Änderung des Bebauungsplanes auch eine Verbesserung der Erschließungssituation für Radfahrer und Fußgänger herbeigeführt. Aktuell gibt es keine Querungsmöglichkeit von der Schönauer Straße in die Giebelwiesen. Angestrebt wird eine Brücke über die Kreuzung Friedrichshafener Straße / Schönauer Straße und eine Unterführung an der Bahnstrecke Buchloe-Lindau. So kann eine direktere Wegeverbindung geschaffen werden. Verbessert wird zudem die Anbindung zwischen Schönau und der Insel durch einen zusätzlichen Rad- und Fußweg nördlich der Bahnstrecke Buchloe-Lindau.
- Wahl des Bebauungsplanverfahrens
Für die 1. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 65 „Lehrgut Priel“ wird das klassische Vollverfahren gewählt. Es wird eine Umweltprüfung durchgeführt. Der Begründung ist ein Umweltbericht beigefügt. Dieser enthält Aussagen zu den gemäß § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten und bewerteten Umweltbelangen.
- Festsetzungen des Bebauungsplanes
Um den Bebauungsplan an die aktuellen Anforderungen an ein Gewerbegebiet anzupassen, werden nachfolgende planungsrechtliche Festsetzungen durch die 1. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 65 „Lehrgut Priel“ geändert:
- Art der Baulichen Nutzung:
Gewerbegebiet nach § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB, § 8 Bau NVO i.V.m § 1 Abs. 5 und Abs. 6 BauNVO:
Als Art der baulichen Nutzung wird für die Bereiche zwischen den Bahnlinien ein Gewerbegebiet gemäß § 8 BauNVO festgesetzt. Der Nutzungskatalog gemäß § 8 BauNVO wird hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung modifiziert, um den städtebaulichen Zielen gerecht zu werden.
Entsprechend des Nutzungskonzeptes sind in dem Gewerbegebiet Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude, Gebäude und Räume für freie Berufe, Lagerhäuser und Gewerbebetriebe aller Art zulässig.
Ausnahmsweise zulässig sind Anlagen für soziale, sportliche und gesundheitliche Zwecke.
Grundsätzlichen Ausschluss erfahren Vergnügungsstätten, Tankstellen, öffentliche Betriebe, Einzelhandel, Großhandel, Beherbergungsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften, Lagerplätze und Anlagen für kirchliche und kulturelle Zwecke. (Zu den Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbegebiet zugeordnet und ihm gegenüber in Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind s.u.).
Vergnügungsstätten nach § 8 (3) BauNVO und Tankstellen nach § 8 (2) Nr. 3 BauNVO werden ausgeschlossen, da die gewerblichen Bauflächen den Unternehmen im handwerklichen Bereich und kleineren mittelständischen Unternehmen vorbehalten sein sollen. Es sollen z.B. Lindauer Unternehmen in beengten bestehenden gewerblichen Ansiedlungen oder mit bestehenden Nutzungskonflikten Gewerbe-Wohnen eine Chance haben, in einen gut erreichbaren neuen Standort ausweichen zu können. Für Vergnügungsstätten wird das bestehende Angebot in den östlichen Stadtteilen aus städtebaulicher Sicht als ausreichend bewertet. Der visuelle Auftaktbereich zum Stadtgebiet Lindau und der angrenzende Landschaftsraum sollen außerdem nicht mit Nutzungen des Sektors Vergnügungsstätten und Tankstellen und ihren häufig damit einhergehenden dominanten Werbeanlagen überformt werden.
Für öffentliche Betriebe ist derzeit bei der Stadt Lindau keine Nachfrage bekannt. Sie werden außerdem ausgeschlossen, um wegen ihres hohen Flächenverbrauchs für Erschließung und ggf. Lagerung nicht dem beabsichtigten Ziel des Ansiedelns kleinerer und mittlerer privater Unternehmen zu widersprechen.
Nutzungen des Einzel- und Großhandels werden ausgeschlossen, da das Einzelhandelsgutachten aus dem Jahr 2015 für sonstige nicht-integrierte Lagen unter 8.3.8 explizit keine Neuansiedelungen empfahl.
Nach mehrfacher Anregung der Stadträt:innen in der Sitzung des Stadtrates vom 25.05.22 sowie auf dem Ortstermin am 20.09.22, Betriebsleiterwohnungen zu ermöglichen, wurde der überarbeitete Vorentwurf dahingehend erneut geprüft. Als Ergebnis empfiehlt die Verwaltung zur Sicherstellung einer gewerblichen Nutzung auf längere Sicht am Ausschluss von Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbegebiet zugeordnet und ihm gegenüber in Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind festzuhalten. Auf die Konflikte, die eine Wohnnutzung im Gewerbegebiet auslösen kann wurde bereits hingewiesen (s.o.).
Die übrigen Nutzungen werden ausgeschlossen, da wirkungsvoll Flächen für das Neuansiedeln und die Umsiedelung kleinerer und mittlerer privater Unternehmen vorgehalten werden sollen. Mit dem Gewerbegebiet Priel wird die vorletzte größere zusammenhängende Gewerbefläche des FNP Lindau aktiviert. Vor dem Hintergrund, dass seit 2018 ein städtischer Beschluss zur Innenentwicklung besteht und real tatsächlich keine größeren geeigneten Gewerbeflächen mehr zur Verfügung stehen, muss mit dem hier sich eröffnenden Angebot planvoll umgegangen werden. Die Einschränkungen für alle genannten Einrichtungen, Nutzungen und Anlagen müssen daher zusammenfassend aus städtebaulicher Sicht vorgenommen werden.
Die Cima Beratung und Management GmbH erstellt derzeit ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept für die Stadt Lindau, bei dem die Bestandsgebiete (auch Priel) enthalten sind. Im Rahmen des Konzeptes wird eine Gewerbeflächenbedarfsprognose erstellt und die Flächenpotenziale in Lindau ermittelt.
Mischgebiet nach § 9 Abs.1 Nr. 1 BauGB, § 6 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 5 und Abs. 6 BauNVO
Südlich der Friedrichshafener Straße wird westlich und östlich der Bahnüberführung jeweils ein Mischgebiet festgesetzt.
Zulässig sind Wohngebäude, Geschäfts- und Bürogebäude, Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften, Sonstige Gewerbebetriebe, Anlagen für Verwaltung sowie kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke.
Ausnahmsweise zulässig sind Gartenbaubetriebe.
Nicht zulässig sind Betriebe des Beherbergungsgewerbes, Tankstellen, Vergnügungsstätten und Ferienwohnungen. Als Gründe für den Ausschluss dieser Nutzungen können die oben bei den Gewerbegebieten genannten gelten.
Ferienwohnungen werden ausgeschlossen, da der Standort aus der Sicht der Lagegunst für andere gewerbliche Nutzungen (z.B. Büroflächen mit hohem Anteil an Kundenverkehr) vorgehalten werden soll.
- Maß der baulichen Nutzung
Grundflächenzahl (GRZ)
Für die Gewerbegebiete wird eine Grundflächenzahl von 0,8 festgesetzt. Dies entspricht dem Orientierungswert für die Obergrenze von Gewerbegebieten gemäß Baunutzungsverordnung.
Für Mischgebiete wird eine Grundflächenzahl von 0,6 festgesetzt. Dies wiederum entspricht dem Orientierungswert für die Obergrenze von Mischgebieten gemäß Baunutzungsverordnung.
Maximale Höhe der Oberkante baulicher Anlagen bzw. Firsthöhe der Gebäude
Die maximale Gebäudehöhe beträgt im Gewerbegebiet 14 bzw. 16 m und in den Mischgebieten im westlichen 9 m bzw. im östlichen 12 m.
Aufgrund von Anregungen aus dem Stadtrat sowie von Bürger:innen wurden die Festsetzungen zu den Höhen im Gewerbegebiet überarbeitet. Die maximal möglichen Höhen wurden im nördlichen Teil des Plangebietes um zwei Meter reduziert, so dass sich, was die Gebäudehöhen über den ganzen Geltungsbereich angeht, ein einheitlicheres Bild ergibt.
Das Gelände fällt leicht Richtung Süden ab. Die Friedrichshafener Straße liegt etwa auf Höhe der Hausnummer 107 (westlicher Teil des Geltungsbereiches) vier bis fünf Meter höher als die südliche Erschließungsstraße des neuen Plangebietes an der Bahnlinie Friedrichshafen-Lindau. Richtung Osten wird dieser Unterschied geringer und beträgt auf Höhe der bestehenden Straßenunterführung der Friedrichshafener Straße noch ca. zwei Meter zwischen dem Nordrand der neuen Erschließungsstraße und dem Kreisverkehr am Südrand des Geltungsbereiches. In der Überarbeitung des Vorentwurfes wurde deswegen, was die Höhenentwicklung angeht, eine Unterteilung der Gewerbegebietsfläche vorgenommen. Die Gewerbegebietsflächen im nördlichen Bereich lassen eine Gebäudehöhe bis maximal 14 Meter zu. Auf den Gewerbegebietsflächen im südlichen Teil sind weiterhin Höhen bis zu 16 Metern möglich.
Im Unterschied zum bisherigen Bebauungsplan wird auf die Festsetzung von maximal zulässigen Vollgeschossen verzichtet, da gewerbliche Geschosse stark voneinander abweichende Höhen aufweisen können.
- Überbaubare Grundstücksgrenze
Die überbaubaren Grundstücksflächen werden durch die Festsetzung von Baugrenzen definiert.
- Grünordnung
Die grünordnerischen Festsetzungen zielen auf eine gute, dauerhaft funktionierende und ökologisch hochwertige Durchgrünung ab. Das Plangebiet befindet sich im Übergangsbereich der Kernstadt zur freien Landschaft. Eine harmonische Eingliederung in das Landschaftsbild ist von großer Bedeutung. Das Plangebiet ist aus der Umgebung gut einsehbar. Bestehende Grünstrukturen werden gesichert und sollen eine Weiterentwicklung erfahren. Die Bauflächen erhalten durch die grünordnerischen Festsetzungen eine gute Durch- und Eingrünung.
Baum– und Strauchpflanzungen
Bei der Auswahl der Gehölze wurden Gehölze ausgesucht, die eine große Standortamplitude (Stichwort: Klimawandel) haben und als stadtklimaresistent gelten. Ein Teil der Gehölze ist „gebietsheimisch“, um dem Erhalt und der Entwicklung der Lebensraumfunktion Rechnung zu tragen.
Es werden Mindestqualitäten für die Baum- und Strauchpflanzungen angegeben, um baldmöglichst eine gute Funktion hinsichtlich Gestaltqualität, Eingrünung und Lebensraumpotential sowie für das Mikroklima zu erreichen.
Für die Baumpflanzungen, die Pflege sowie Nachpflanzungen bei Verlust werden Vorgaben gemacht. So sind z.B. im Bereich von Belagsflächen ausreichend große Pflanzquartiere zu schaffen sowie Bäume bei Verlust zu ersetzen. Die Baumauswahl hat so zu erfolgen, dass die Bäume sich in ihrem natürlichen Habitus entfalten können.
Gestaltung der Grünflächen und Pflanzungen
Als Auftakt zum Gewerbegebiet wird an der Friedrichshafener Straße die Pflanzung einer Hecke festgesetzt. Entlang des westlichen Erschließungsringes erfolgt die Pflanzung einer Baumreihe mit Großbäumen und einem Pflanzabstand von ca. 12 Meter. Hierdurch wird das Gewerbegebiet gegliedert und die größere Gewerbefläche gefasst und eingegrünt. Pro zusammenhängender Baumreihe ist die gleiche Baumart zu wählen, um abschnittsweise eine gleichmäßige Gestaltqualität zu erhalten. Um die Grundstücke erschließen zu können, sind Unterbrechungen der Grünstrukturen/Baumreihe von maximal 6 Metern Breite möglich.
Am östlichen Erschließungsring sind an den „Eckpunkten“ Bäume zu pflanzen.
Die Gewerbegrundstücke sind auf mindestens 10% der Grundstücksfläche zu begrünen und gärtnerisch zu gestalten. Innerhalb der Grünflächen dürfen keine baulichen Anlagen (auch keine Stellplätze) errichtet werden.
Stellplätze sind mit Bäumen zu überstellen. Die Festsetzung zur Begrünung eines Anteils der Grundstücksfläche und die Bepflanzung mit Sträuchern und Bäumen dient der Gliederung des Landschafts- und Ortbildes, der Bereicherung der Biotopstruktur innerhalb der Baugrundstücke und verbessert das Mikroklima.
Dach- und Fassadenbegrünung
Der Dach- und Fassadenbegrünung wird im zukünftigen Gewerbegebiet eine hohe Bedeutung beigemessen. Es werden Festsetzungen getroffen zu Art und Umfang der Begrünung. Dach- und Bauwerksbegrünungen erfüllen wichtige Funktionen. Sie dienen der ökologischen, funktionalen und gestalterischen Verbesserung des Wohn- und Arbeitsumfeldes. Zudem haben sie durch die Beschattung und den Wasserrückhalt eine positive Auswirkung auf das Mikroklima der Gebäude sowie des Umfeldes.
Grünfläche im östlichen Teil
Die früher gartenbaulich genutzte Fläche im Südosten des Plangebietes wird als private Grünfläche festgesetzt. Hier soll auf längere Sicht das Feldgehölz Richtung Osten erweitert werden. Dies führt zu einer Erhöhung der Strukturvielfalt, Lebensraumfunktion und Gestaltqualität.
- Ökologischer Ausgleich
Durch den Bebauungsplan entstehen Eingriffe in Natur und Landschaft, die über ökologische Maßnahmen auszugleichen sind. Das Konzept zur Grünordnung kann auf den Ausgleichsbedarf angerechnet werden. Zudem wird der östliche Teil (Feldgehölz und Giebelbach) als ökologische Ausgleichsfläche festgesetzt. Der noch verbleibende Ausgleichsbedarf erfolgt auf externen Flächen die im weiteren Verlauf des Bebauungsplanverfahrens konkretisiert werden.