Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an jüdische Mitbürger


Daten angezeigt aus Sitzung:  19. Haupt- und Finanzausschuss, 17.12.2018

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Haupt- und Finanzausschuss (Markt Erlbach) 19. Haupt- und Finanzausschuss 17.12.2018 ö 2

Sachverhalt/Rechtliche Würdigung

In der Sitzung des Marktgemeinderates am 13.07.2018 wurde beschlossen, dem Antrag der SPD-Fraktion zur Verlegung von Stolpersteinen zuzustimmen und die Verwaltung beauftragt, eine entsprechende Übersicht zu erstellen.
Bei der Verlegung dieser Stolpersteine geht es darum, vor dem letzten Wohnhaus, aus dem Juden deportiert wurden, einen Gedenkstein im Gehweg zu verlegen. Aus Markt Erlbach wurde jedoch kein einziger jüdischer Bürger deportiert.

Folgende Auflistung zeigt die ehemaligen, meist vorübergehenden Wohnadressen von jüdischen Bürgern:
Hauptstraße 10                Babette (Lisette?) und Rosa Stein, Frau Kohn
Hauptstraße 36                Jette und Sophie Ickelheimer
Hauptstraße 37                Martin und Laura Ickelheimer
Hauptstraße 45                Familie Hausmann

Bis 1938 sind 10 jüdische Bürger aus Markt Erlbach verzogen, am Ende des Jahres wurde Markt Erlbach für „judenfrei“ erklärt.

Aus Sicht der Verwaltung wird von der Verlegung von Stolpersteinen aus nachfolgenden Gründen abgeraten:
1) Wie oben bereits ausgeführt gab es keine Deportationen aus Markt Erlbach.

2) Bei einem Stolperstein handelt es sich nicht um eine Gehwegplatte oder einen Pflasterstein im eigentlichen Sinne, sondern um ein Kunstobjekt des Künstlers Gunter Demnig, das in seinem Eigentum verbleibt. Auswirkung hiervon ist, dass Herr Demnig bei sämtlichen Veränderungen (Ausbesserungsmaßnahmen im Gehwegbereich, Verlegung von Sparten im Untergrund usw.) angehört werden muss und dessen Zustimmung erforderlich ist.

3) Die Verlegung eines Stolpersteins wird auf der Internetpräsenz des Künstlers mit 120 Euro angegeben. Hinzu kommen jedoch noch die Übernachtungskosten, die Fahrtkosten sowie die Vorbereitungen durch den gemeindlichen Bauhof.

4) Der nächste freie Termin zur Verlegung wäre frühestens im Oktober 2019 (Stand vom Oktober 2018), eher Anfang 2020. Dieser Zeitraum widerspricht jedoch den Bauarbeiten in der Hauptstraße, die in den entsprechenden Bereichen schon abgeschlossen sind und dadurch der neu gepflasterte Abschnitt wieder geöffnet werden müsste.

5) Der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Bayern lehnt die Stolpersteine als unwürdig ab, da die Namen bei einer Verlegung im Gehweg „mit Füßen getreten werden“, die Messingplatte oft verschmutzt wird und durch Abrieb mit der Zeit unleserlich wird.

Um den ehemaligen jüdischen Bürgern in Markt Erlbach würdevoll und in einem entsprechenden Rahmen zu gedenken, wird seitens der Verwaltung vorgeschlagen, auf  einem der neuen Marktmöbel, das gegenüber der ehemaligen Synagoge auf der Südseite der Hauptstraße zwischen den Anwesen 19 und 21 eingebaut wird, eine Gedenktafel einzupflegen.

Steffen Bien kann die von der Verwaltung aufgeführten Argumente gegen eine Verlegung von Stolpersteinen nicht nachvollziehen. Zudem bemängelt er, dass beim Künstler nicht frühzeitiger angefragt wurde.
Volker Rudolph ergänzt, dass die SPD-Fraktion bei ihrer positiven Haltung pro Verlegung der Stolpersteine bleibt.

Werner Stieglitz berichtet von einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Dieser begrüßt grundsätzlich die Stolpersteine und sieht hierin keine schädliche Wirkung („Mit den Füßen treten“).

Gerhard und Wagner und Reiner Leinsle vom Heimatverein sprechen sich in Anlehnung an die Argumente der Verwaltung gegen die Verlegung der Stolpersteine aus. Im Rangaumuseum wird die Geschichte der Juden in Markt Erlbach aufbereitet und in einer Ausstellung vorgestellt.

Rudolf Meth schlägt vor, dass sowohl die Stolpersteine als auch die von der Verwaltung angedachte Gedenktafel verwirklicht werden.
Diesem Vorschlag schließt sich Rudolf Born an.

Beschlussvorschlag

Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Marktgemeinderat, anstatt der Stolpersteine eine Gedenktafel auf der neuen Sitzbank auf der Südseite der Hauptstraße zwischen den Anwesen 19 und 21 zu errichten.

Beschluss

Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Ma rktgemeinderat, anstatt der Stolpersteine eine Gedenktafel auf der neuen Sitzbank auf der Südseite der Hauptstraße zwischen den Anwesen 19 und 21 zu errichten.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 4, Dagegen: 5

Datenstand vom 28.12.2018 10:33 Uhr