Dorfstraße 3; WDVS oder Sgraffitto


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 17.07.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau-, Umwelt- und Energieausschuss Sitzung des Bau- und Umweltausschusses 17.07.2024 ö 5

Sachverhalt

Die neue Werkleitung wurde als Vertretung des Eigentümers Eigenbeitrieb Kultur mit dem Projekt Umbau der Dorfstraße 3 zur Tourist-Info mit BackOffice vertraut gemacht. Die Werkleiterin hat in diesem Zuge das Objekt natürlich besichtigt und würde gerne nochmal die Fassadensanierung in Frage stellen, die lt. Beschluss vom 03.05.2023 demnächst erfolgen soll. 

An der Fassade der Dorfstraße 3 befinden sich Gestaltungselemente, zwei so genannte Sgraffiti, die lt. derzeitiger Planung unter einem neuen WDVS (Wärmedämmverbundsystem) verschwinden würden. Da die Anbringung des WDVS die Sgraffitto vorraussichtlich unwiderruflich zerstören würde, möchte die Werkleitung nochmal auf diese Sgrafitto aufmerksam machen und den Bauausschuss erneut um eine Abwägung „Wärmeschutz gegenüber Kulturschutz“ bitten.


 


Bei einem Sgrafitto handelt es sich um ein Bild, welches in den Putz gekratzt wird. Hierdurch entsteht ein farbiges Bild mit etwas Tiefe. Die Technik hat ihren Ursprung in Italien und Böhmen im 16. Jahrhundert. In den 1920er Jahren wurde die Technik wiederentdeckt und war vor allem in den Nachkriegsjahren sehr beliebt. Auch die Sgrafitti an der Dorfstraße stammen aus diese Zeit. Am südlichen Gebäudeteil in Richtung Hotel Wolf befindet sich eine Darstellung des Ettaler Gnadenbilds und auf dem nördlichen Gebäudeteil, Richtung Westen, ein Dekor in Form geometrischer Muster. In den 70er Jahren stirbt diese Technik fast aus und durch die vermehrte Anbringung von WDVS verschwinden immer mehr dieser Wandbilder. Besonders in Oberammergau ist die bunte Fassadengestaltung sehr ortsbildprägend und daher erhaltenswert.

Im Magazin der deutschen Denkmalstiftung wird die Technik und die Bedeutung diese Wandkunst der Nachkriegsjahre kurz und anschaulich erklärt. 

Um zukünftig möglichst viel Energie einzusparen wurde allerdings die Anbringung eines WDVS beschlossen. Hierbei werden Platten vollflächig auf die Fassade geklebt und gedübelt. Die Dämmplatten müssen um Tauwasserabfall zwischen den Schichten und damit Bauschäden vorzubeugen, vollflächig aufliegen. Hierzu müssen die Sgrafitto vollflächig zugespachtelt werden und die Dämmplatten zusätzlich mit Dübeln befestigt werden. Nach Rücksprache mit Malern wird es vorraussichtlich nicht möglich sein, diese revisibel zu montieren. 

Wenn man den Wärmeschutz an den Flächen der Sgraffiti ausspart, kann es aber evtl. möglich sein, dass es im Inneren durch verschiedene Oberflächentemperaturen zu Tauwasserabfall und Schimmel kommt. Eine Innenwanddämmung in den betroffenen Räumen kann dem entgegenwirken, aber es kann keine Garantie gegeben werden, dass diese Maßnahme ausreichend ist, um Schimmelbildung entgegen zu wirken.

Ebenso stehen die Interessen des Mieters gegen den Erhalt des stirnseitigen Sgraffitos am südlichen Gebäudeteil in Richtung Hotel Wolf, da hier die Anbringung einer Werbetafel geplant ist. 

Um alle Interessen zu verbinden ist der Vorschlag der Bauverwaltung auf ein WDVS bei der Fassade des nördlichen Gebäudeteils zu verzichten und nur die Innenhofseite zu dämmen. Evtl. wäre es sinnvoll, die Heizkörpernischen mit Innenwanddämmung zu ertüchtigen, eine vollflächige Innenwanddämmung ist nach Meinung der Bauverwaltung nicht ratsam, da zu viele Aussparungen, Ecken und Kanten in der Wandfläche sind, so dass es hier an zu vielen Stellen zu Wärmebrücken kommen kann, welche besonders anfällig für Schimmelbildung sind. 
Man müsste die Dämmung im Bereich des Gnadenbildes als Innenwanddämmung ausführen, die Mieter zum richtigen Lüften und heizen einweisen, um Schimmelbildung zu vermeiden, und ggf. diese Fläche nachträglich dämmen. Das Gnadenbild könnte unter einer Werbetafel der Ammergauer Alpen verschwinden, wäre aber gesichert für zukünftige Generationen.

Die Beschlusslage hat sich inzwischen auch dahingehend geändert, dass mittlerweile absehbar ist, dass das Gebäude zukünftig nicht mehr mit Gas, sondern über ein Nahwärmenetz mit regenerativer Energie geheizt wird.  

In Planung und Koordination sind die Anschlüsse und die Innendämmung etwas aufwendiger, allerdings kann durch den Wegfall der vollflächigen Fassade des Nordteils davon ausgegangen werden, dass sich die Maßnahme kostenneutral bis kostengünstiger darstellt.

Beschlussvorschlag

Zugunsten des Erhalts der Sgraffiti wird auf WDVS außen verzichtet und die Maßnahme wie oben aufgeführt geplant und ausgeführt.

Beschluss 1

1. Zugunsten des Erhalts der Sgraffiti (beide) wird auf WDVS außen verzichtet und die Maßnahme wie oben aufgeführt geplant und ausgeführt.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 4, Dagegen: 4

Beschluss 2

2. Zugunsten des Erhalts der Sgraffiti (Marienbild) wird auf WDVS außen verzichtet und die Maßnahme wie oben aufgeführt geplant und ausgeführt.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 5, Dagegen: 3

Datenstand vom 29.08.2024 11:30 Uhr