Strom- und Wasserabsatz
Für das gesamte Stromnetz der Gemeindewerke betrug der Rückgang des Stromabsatzes 2020 gegenüber 2019 3,75 %, wobei dies im Wesentlichen der Corona-Pandemie zuzuschreiben war. Wegen der Fortsetzung der Pandemie mit starken Einschränkungen im ersten Halbjahr 2021 wird in diesem Jahr nach den bisher bekannten Einspeisemengen ein Stromabsatz wie in 2020 erwartet. Im Wirtschaftsplan wurde noch von einem weiteren Rückgang von 2 % ausgegangen.
Wirtschaftsplan 2021, Investitionen
Die im Wirtschaftsplan vorgesehenen Investitionen liegen zum Teil im Zeitplan zurück bzw. können in 2021 nicht alle umgesetzt werden. Hierzu die folgenden Hinweise
- Mit der Erneuerung der Wasserleitung Oberloh wurde am 02.11.2021 begonnen.
- Länge 500 m, DN 80, Fertigstellung noch im November geplant.
- An der bisherigen PVC-Leitung traten in den vergangenen Jahren mehrere Rohrbrüche auf.
- Mit der Neuverlegung wird auch ein Leerrohr für ein Niederspannungskabel zur Reserve mitverlegt.
- Breitbandausbau (Schule, Rathaus): Die technischen Arbeiten sind abgeschlossen.
- Modernisierung Leittechniksystem AQASYS (Fernwirk- und Leittechniksystem für die Wasser- und Stromversorgung): Aufgrund der vielfältigen Anforderungen wurde die Fa. Zemsauer Elektrotechnik GmbH Ende Januar mit einer Bestandsaufnahme, Vorplanung und Erstellung eines Leistungsverzeichnisses beauftragt. Diese Arbeiten wurden von der Fa. Zemsauer sehr umfassend und detailliert durchgeführt, benötigten hierdurch aber mehr Zeit als geplant. In der Bestandsaufnahme und Vorplanung konnten wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden, welche in der jetzt fertiggestellten Leistungsbeschreibung eingeflossen sind. Die Ausschreibung soll noch in diesem Jahr erfolgen, damit die Umsetzung nach dem Winterhalbjahr erfolgen kann.
- Neubau einer Trafostation: Die Erneuerung der Trafostation an der Sudelfeldstraße wurde an die Fa. Energietechnik Jackl vergeben uns soll noch heuer abgeschlossen werden.
- Sanierung bzw. Neubau Hochbehälter ‐ Planung: Die Arbeiten erfolgen durch das Ingenieurbüro Killi. Von den Hochbehältern Bergschlössl und Watschöd wurden detaillierte Bauwerksuntersuchungen durchgeführt, wie z. B. betontechnologische Untersuchungen durch Bohrkernentnahmen. Für die anderen 6 Hochbehälter wird derzeit eine Bewertung und Kostenschätzung für eine, sofern erforderlich, notwendige Sanierung durchgeführt. Die Ergebnisse sollen in das Strukturkonzept Wasserversorgung des Ingenieurbüros INFRA einfließen.
- Sanierung Hochbehälter Watschöd (2 Kammern): Im Wirtschaftsplan wurden 45 T€ für erste Sanierungsmaßnahmen in 2021 vorgesehen, welche jedoch heuer nicht mehr durchgeführt werden können. Vom Ingenieurbüro Killi wurde im Oktober jedoch die Ausführungsplanung und Erstellung einer umfassenden Leistungsbeschreibung für eine Ausschreibung fertiggestellt. Da die Maßnahmen nach 2.2.3 der RZWas zuwendungsfähig ist, muss jedoch zunächst ein Zuwendungsantrag gestellt werden. Hierfür wird noch eine Maßnahmenbeschreibung benötigt.
- Dokumentenarchivierung (Digitalisierung von Dokumenten): In 2020 wurden 332 komplette Papierordner der Gemeindewerke digitalisiert. In diesem Jahr erfolgten 294 weitere Ordner. Je Ordner wurde eine PDF-Datei erzeugt und mit Texterkennung umgewandelt ins Dokumentenmanagementsystem überführt. Mit der leistungsfähigen Suchfunktion im DMS können die Ordner in sehr kurzer Zeit nach Stichwörtern durchsucht werden.
- Maßnahmen zur Netzstabiliät nach dem EnWG (Redispatch 2.0): Bei den von allen Stromnetzbetreibern umzusetzenden Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Systemstabilität in den Stromversorgungsnetzen müssen Stromerzeugungsanlagen mit einer Leistung über 100 kW dahingehend ausgerüstet werden, dass sie bei auftretenden Netzengpässen jederzeit auf Anforderungen der übergeordneten Netzbetreiber abgeschaltet oder zurückgeregelt werden können. Die Gemeindewerke haben als Dienstleister für die Umsetzung die Bayernwerk Netz GmbH beauftragt. Der deutschlandweit vorgegebene Starttermin 01.10.2021 konnte von der Branche nicht eingehalten werden und verschiebt sich zumindest ins Frühjahr 2022. Die Gemeindewerke hielten alle geforderten Verpflichtungen rechtzeitig ein, wie z. B. die Lieferung von Stammdaten der betroffenen Anlagen.
Neben den Investitionsmaßnahmen gemäß Wirtschaftsplan wurde noch das in der WA-Sitzung am 01.07.2021 behandelte Strukturkonzept für die Wasserversorgung an die Fa. INFRA aus Rosenheim vergeben. Die bisherigen Wasserbedarfsberechnungen für die zukünftige Wasserversorgung von Oberaudorf kommen zu dem Ergebnis, dass das derzeitige Speichervolumen in den Hochbehältern für die sichere Versorgung der Tiefzone unzureichend ist. Das erforderliche Zusatzvolumen ist hierbei noch in Klärung.
Strom- und Wasserversorgung - Wichtige Ereignisse und Arbeiten in 2021
Sparte Strom
- Zählerturnuswechsel Strom: Bereits rund 200 Stromzähler nach Ablauf der Eichfristen durch moderne Messeinrichtungen ausgetauscht.
- Ca. 15 neue Hausanschlüsse Strom hergestellt, 16 Hausanschlüsse sind in Planung.
- Trafostationen: Reinigungsarbeiten und Erdungsmessungen durchgeführt.
- Planungen für die Erneuerung von Trafostationen in 2022 und 2023.
- Ladesäulen am Rathaus wurden errichtet und in Betrieb genommen.
- Zahlreiche Anfragen und Beratungstermine für die Ladeinfrastruktur in Privathäusern.
- NS-Verkabelung Lohbichlweg neu verlegt (mit neuer Gasleitung); Teilstücke von Freileitungen im Lohbichlweg und in der Carl-Hagen-Straße wurden abgebaut.
- Straßenbeleuchtung: Wiederkehrende Prüfungen von ca. 100 Masten erfolgten durch die Fa. Roch; Schäden wurden durch die Gemeindewerke beseitigt.
- Neubau der Eisenbahnbrücke (Unterführung) an der Reisacher Straße durch die DB Netz AG (geplant in 2023): Im Zuge der Maßnahme ist seitens der Gemeindewerke eine Umverlegung von 20-kV-Kabel notwendig. Die Planungen sind heuer angelaufen.
- Wiederkehrende jährliche Prüfungen an mobilen elektrischen Geräten und Werkzeugen (DIN-VDE-Prüfungen): Gemeinde und Gemeindewerke rund 1.000 Geräte.
- Fußgängerüberweg Rosenheimer Straße (Zebrastreifen) - Umbau Beleuchtung, Anschluss einer Fahrrad-Ladestation (Doppelstation).
- Betrieb und Wartungsarbeiten Wasserkraftwerk Mühlbach, Spitzenlastaggregate, Straßenbeleuchtung etc.
Sparte Wasser
- 16 Wasserrohrbrüche behoben. Im Frühjahr und Herbst wurden in zwei „Nachtaktionen“ auffällige Netzabschnitte nach Leckagen geprüft (mit Ultraschallmessgeräten). Es wurden jeweils 3 schadhafte Stellen entdeckt und repariert.
- Ca. 20 Hausanschlüsse erneuert oder neu gebaut, z. T. noch in Arbeit. Auffällig in den vergangenen Jahren ist, dass sich viele Baustellen immer mehr zum Jahresende hin verschieben.
- Schadensfälle durch veraltete Hausanschlüsse häufen sich im Innen- und Außenbereich. Oft wenig Verständnis der Eigentümer für Erneuerung.
- Teilnahme am Benchmarking Wasserversorgung: Bearbeitung des sehr umfangreichen Fragenkataloges durch Michael Schmid und Thomas Pütz. Die Teilnahme ist eine Voraussetzung, um Zuwendungen nach der RZWas zu erhalten.
- Sanierung Gemeindebrunnen: Um die Schächte des Brunnens am Burgtor und des Marienbrunnens für das Absperren und Ablesen nicht mehr betreten zu müssen, wurden Vorrichtungen gebaut.
Ein neuer Zählerschacht für den Marienbrunnen ist sehr aufwendig und sollte mit der geplanten Straßensanierung Rosenheimer Straße / Kufsteiner Straße kombiniert werden (2024).
Das Thema Gemeindebrunnen wurde in der WA-Sitzung am 10.11.2020 ausführlich behandelt. Hier wurde auch die Frage aufgeworfen, ob alle Brunnen weiterhin erhalten werden sollen.
- Notstromaggregate in den Hochbehältern Ried und Hocheck wurden gewartet.
- Eine Abiturientin und ein Schüler absolvierten in diesem Jahr ein einwöchiges Praktikum bei den Gemeindewerken.
Explosion der Großhandelspreise Strom (Strombeschaffung)
Nachdem die Stromhandelspreise in den vergangenen Jahren vergleichsweise niedrig waren, sind sie in diesem Jahr auf extreme Höhen geklettert.
Ausschlaggebend für die in letzter Zeit stark angestiegenen Preise sind die Handelspreise für den erzeugten Strom an den Strombörsen der EEX in Leipzig und Paris, die entweder auf dem Terminmarkt oder dem Spotmarkt gehandelt werden. Auf dem Spotmarkt wird kurzfristig innerhalb von 1 - 2 Tagen lieferbarer Strom gehandelt, während auf dem Terminmarkt längerfristige Lieferverträge mit einer Vorlaufzeit von bis zu sechs Jahren geschlossen werden (Terminkontrakte).
Die Strombörsenpreise auf dem Terminmarkt sind seit Dezember 2020 kontinuierlich und seit Ende August diesen Jahres sprunghaft angestiegen, eine Entwicklung, die in dieser Größenordnung auch von Experten im Energiemarkt nicht vorhergesehen wurde. Wie aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich ist, betrugen im Januar 2020, also noch vor der Corona-Pandemie, die Terminmarktpreise für das Jahr 2022 46 €/MWh und erreichten schließlich in der ersten Oktoberhälfte 2021 im Mittel 130 €/MWh, also fast den dreifachen Wert (Anmerkung: 10 €/MWh entsprechen 1 ct/kWh).
Für diese Strompreisentwicklung werden häufig die folgenden Gründe genannt:
- Die Preise für den Handel europäischer CO2-Zertifikate stiegen in 2021 sprunghaft an. Bei diesem Emissionshandel erwerben Betreiber konventioneller Kraftwerke Zertifikate, mit denen ihnen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe das Recht eingeräumt wird, CO2-Emissionen in die Atmosphäre abzugeben. Die Preise betrugen 2019 noch rund 20 - 30 € pro Tonne CO2, erreichten dann Ende August 2021 die Marke von 60 € je Tonne und bewegen sich seither um diesen Wert.
Hinweis zur CO2-Emission von Erdgas und leichtem Heizöl:
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Erdgas
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Heizöl EL
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Brennstoffmenge
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1.000 Nm³
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1.000 Liter
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Menge CO2 bei Verbrennung
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2,0 Tonnen
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2,6 Tonnen
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Heizenergie (Heizwert) 1)
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10.100 kWh (10,1 kWh/Nm³)
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9.800 kWh (9,8 kWh/l)
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1) Bei Brennwertkessel höhere Heizenergie (Erdgas + 11 %, Heizöl + 6 %)

- In Deutschland hatte Erdgas 2020 bei der gesamten Stromerzeugung einen Anteil von 16,3 %. Die Handelspreise für Erdgas sind in den vergangenen Monaten stark angestiegen. So haben sich die Weltmarktpreise an der New Yorker Börse NYMEX in den vergangenen 12 Monaten in etwa verdoppelt. Deutlich stärker angestiegen sind die Terminmarktpreise 2022 in Deutschland, welche sich im gleichen Zeitraum in etwa vervierfacht haben. Parallel zu dieser Entwicklung sind auch die Weltmarktpreise für Kohle auf neue Höchststände geklettert.
- Verzicht auf konventionelle Großkraftwerke. Deutschland will 2022 die letzten Atomkraftwerke abschalten. Ebenso wird der Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant. Durch die Verknappung der konventionellen Stromerzeugung auf der einen Seite und dem nicht entsprechenden Ausbau von erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen auf der anderen Seite (siehe Grafiken unten) entsteht eine Verknappung des Stromangebotes. Fehlende Strommengen müssen wiederum durch fossile Energieträger ausgeglichen werden, wobei dies wieder die Nachfrage nach Erdgas und Kohle erhöht und in Verbindung mit den Kosten für den Emissionshandel zu Mehrkosten bei der Stromerzeugung führt.
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland 2020:
Quelle: BDEW, Stand 04.2021
Jährliche installierte Windenergie-Leistung in Deutschland:
Quelle: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR), Stand 17.02.2021
- In 2022 kommt noch der Sondereffekt hinzu, dass die Erzeugung von Strom aus Windkraft aufgrund eines niedrigeren Windaufkommens bis Oktober hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch dies stärkte die Nachfrage nach fossiler Energie, mit den vorhin genannten Effekten.
- Nach den bisherigen Kenntnissen werden in Deutschland die Strom-Netzentgelte zum 01.01.2022 um durchschnittlich etwa 5 % ansteigen. Gründe hierfür sind neben den allgemeinen Preissteigerungen der Ausbau erneuerbarer Energien aber auch Mindereinnahmen der Stromnetzbetreiber aufgrund des niedrigeren Stromabsatzes im Pandemiejahr 2020, welche nach den Regeln der Netzentgelt-Regulierung in den Folgejahren ausgeglichen werden dürfen.
- Den Anstieg der Strompreise dämpfen wird die EEG-Umlage. Diese sinkt zum 01.01.2022 auf 3,723 ct/kWh.
Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Kunden?
Die Gemeindewerke beschaffen den für ihre Kunden benötigten Strom über die KOS Energie GmbH, bei der sie mit 11 anderen Stadt- und Gemeindewerken beteiligt sind. Von der für 2022 prognostizierten Gesamtmenge von 11.779 MWh wurden bereits 8.681 MWh durch eine vereinbarte Beschaffungsstrategie bestellt. Hierbei werden über einen dreijährigen Zeitraum nach festen Regeln wiederkehrend Teilmengen für das Lieferjahr auf dem Terminmarkt beschafft (für 2022 bisher 101 Teilmengen).
Bei dem bisherigen Füllstand von 8.681 MWh handelt es sich um eine Bandmenge, welche zum günstigeren Preis „Base“ bestellt wurde. Base bezeichnet dabei eine kontinuierliche Strombelieferung, bei der jede Viertelstunde dieselbe Leistung an Strom geliefert wird. Für die Abweichungen zu den tatsächlich ausgespeisten Mengen, welche im Winter höher sind als im Sommer und auch untertägig stark schwanken, müssen noch zusätzliche Mengen gekauft bzw. verkauft werden, z. B. zu Terminmarkt-Quartalspreisen oder im Lieferzeitraum zu den tagesaktuellen Preisen (Spotmarkt). Für diese Strukturabweichungen sind die Kosten für den Kauf meist deutlich höher und im Verkauf meist deutlich niedriger als im „Base“.
Weiterhin wurde im Beschaffungsportfolio Anfang 2020 für das Lieferjahr 2022 eine Menge von 515 MWh für einen Sondervertragskunden eingestellt.
Hierdurch weist das Beschaffungsportfolio der Gemeindewerke für das Lieferjahr 2022 einen aktuellen Füllstand von 9.196 MWh auf, welche überwiegend noch zu günstigen Konditionen beschafft werden konnten. Dies sind 78 % der o. g. Gesamtmenge von 11.779 MWh. Bei der Restmenge von 2.583 MWh (22 %) wären die Beschaffungskosten für den Typ „Base“ aktuell etwa doppelt so hoch wie der Durchschnittspreis der bisherigen Beschaffungsmenge. Darüber hinaus sind beim derzeitigen Füllstand noch nicht die o. g. Strukturabweichungen berücksichtigt, welche zusätzliche Kosten verursachen.
Berücksichtigen sollte man hier, welche Ausmaße die Preise für den Terminmarkt 2022 im Oktober 2021 angenommen haben. So lagen die Strombeschaffungskosten für einen Sondervertragskunden (RLM) auf dem Terminmarkt 2022 bei durchschnittlich rund 14 ct/kWh. Im Falle einer Beschaffung der Strommenge für einen Kunden zu diesem Preis würde seine Stromrechnung 2022 um rund 28 % höher ausfallen als in 2021.
Die Gemeindewerke Oberaudorf sind über die aktuelle Entwicklung auf dem Energiemarkt insofern besorgt, da keiner seriös vorhersagen kann, wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln werden.
Aufgrund der sprunghaft angestiegenen Strompreise Anfang Oktober wurde von der Werkleitung die vereinbarte Beschaffungsstrategie bei der KOS am 05.10.2021 ausgesetzt.
Für die kommenden Wochen und Monate plant die Werkleitung das weitere Vorgehen wie folgt:
- Falls die Terminmarktpreise bis zum Ende des Jahres deutlich zurückgehen, wird die Beschaffungsstrategie wieder aufgenommen bzw. bei günstigen Energiemarktpreisen die noch fehlenden Mengen für 2022 teilweise oder komplett bestellt (vergl. oben, Restmenge derzeit 22 %).
- Falls die Terminmarktpreise auf dem bisherigen Niveau bleiben bzw. weiter steigen, wird ab 01.01.2022 zumindest ein Teil der fehlenden Mengen auf dem tagesaktuellen Markt (Spotmarkt) beschafft.
Insgesamt erfordert das weitere Vorgehen eine gewisse Risikobereitschaft, um auch die Chancen sinkender Handelspreise nutzen zu können. Hierbei kann jedoch nicht sichergestellt werden, dass die Mitte November festzulegenden Strompreise die weitere Entwicklung ausreichend berücksichtigen. Aufgrund der bereits beschafften Strommenge von 78 % ist aus Sicht der Werkleitung das verbleibende Risiko im Falle von weiter steigenden Strompreisen vertretbar (rund 90.000 €, falls der Strompreis um 30 €/MWh ansteigt).
Für die Anpassung der Strompreise zum 01.01.2022 (siehe nächster TOP) sieht daher die Kostenkalkulation für die noch fehlende Menge von 2.583 MWh einen Beschaffungspreis von im Mittel 14 ct/kWh vor.
Aufgrund der zuletzt sehr stark angestiegenen Stromhandelspreise soll hier noch auf eine weitere Problematik hingewiesen werden. In Deutschland versorgen rund 1.370 Stromlieferanten Privatkunden und Gewerbebetriebe mit elektrischer Energie. Aufgrund der Vertragslaufzeit von Stromlieferverträgen mit Preisgarantie ist davon auszugehen, dass manche Lieferanten die für Ihre Kunden benötigten Strommengen nicht vorab auf dem Terminmarkt zu festen Preisen bestellt haben. Da sie jetzt fehlende Mengen zu viel höheren Preisen nachbestellen müssen, ist eine Insolvenzwelle nicht unwahrscheinlich. Erste Lieferanten haben bereits Insolvenz angemeldet. Hiervon können demnächst auch einige der aktuell 70 Lieferanten betroffen sein, welche Kunden in Oberaudorf beliefern. Die Gemeindewerke Oberaudorf in der Rolle des Stromnetzbetreibers tragen daher das Risiko, zustehende Netzentgelte von ausfallenden Drittlieferanten nicht einnehmen zu können.