Wie im TOP 3 bereits beschrieben, haben sich die Großhandelspreise Strom im vergangenen Winter und im bisherigen Verlauf von 2023 gegenüber den dramatischen Preisexplosionen im Sommer 2022 deutlich entspannt, wenngleich sie sich noch immer in etwa auf dem 3 - 4-fachen Wert der Preise vor 2021 befinden.
Zum 01.01.2023 mussten die GWO aufgrund der auch auf den Terminmärkten stark angestiegenen Stromhandelspreise die Tarife für ihre Kunden deutlich erhöhen (22,9 % im Tarif GEWO bei 3.000 kWh/a). Bei der Strompreiskalkulation Anfang November 2022 wurde für den am häufigsten gewählten Tarif GEWO ein Energiepreis von 16,50 ct/kWh angesetzt. Als Grundlage diente eine Absatzprognose von 11,8 GWh für die eigenen Vertriebskunden (SLP und RLM).
Im Beschaffungsportfolio waren zum Stand 10.11.2022 bereits 9,62 GWh für 2023 bestellt. Der Rest von 2,20 GWh bzw. 18,6 % war noch nicht auf dem Terminmarkt beschafft und wurde zum aktuellen Terminmarktpreis für 2023 bewertet, welcher am 09.11.2022 bei 330 €/MWh (bzw. 33,0 ct/kWh) lag. Hierbei stellte die Bewertung dieser Restmenge ein großes Risiko dar, da die weitere Entwicklung der Spotmarktpreise wie auch der Absatzmengen nicht vorhersehbar war.
Die bisherige Entwicklung in 2023 zeigte jedoch, dass die Spotmarktpreise deutlich unter der Bewertung vom 10.11.2022 lagen und unterjährig auch niedrigere Absatzmengen zu verzeichnen sind (von Januar bis August 2023 rund - 6 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum).
Aufgrund dieser Entwicklung und dem aktuellen Stand des Beschaffungsportfolios für 2024 (bereits bestellte Strommengen) sieht die Werkleitung die Möglichkeit, die Strompreise zum 01.01.2024 deutlich zu senken.
Der Stand des aktuellen Beschaffungsportfolios bei der KOS Energie GmbH für 2024 und die Absatzprognose der eigenen Vertriebskunden ergibt folgendes Bild:
Beschaffungsportfolio, Stand 18.09.2023
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Menge
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Preis
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Kosten
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Prognose Stromabsatz 2024 GWO-Vertriebskunden
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10.799 MWh
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- Beschaffungsstrategie KOS - 2024 bereits bestellt
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7.948 MWh
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110,1 €/MWh
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875.196 €
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- Beschaffungsstrategie KOS - 2024 offen, mit Struktur
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1.118 MWh
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168,5 €/MWh
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188.452 €
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- Vormerkung Spotmarkt 2024 (= Restmenge)
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1.733 MWh
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133,1 €/MWh
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230.644 €
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Gesamt
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10.799 MWh
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119,8 €/MWh
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1.294.292 €
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Kalk. Vollstrompreis 1)
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125,4 €/MWh
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Anteil bereits bestellt:
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73,6 %
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Anteil offen:
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26,4 %
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1) KOS: Abwicklung, Strukturierung, Mengen- und Ausgleichsenergie-Risiken: + 5,60 €/MWh
Die Werkleitung plant, auch für 2024 einen Anteil von rund 10 - 20 % der prognostizierten Strommenge von 10.799 MWh auf dem Spotmarkt zu beschaffen. Dies ist auch abhängig vom weiteren Verlauf des Terminmarktes 2024 bis zum Jahresende 2023.
Aufgrund der erfreulichen deutlichen Entspannung bei den Strombeschaffungskosten und der Tatsache, dass die bei der Strompreiskalkulation für 2023 angesetzte Höhe der Spotmarktpreise wie auch die einkalkulierten Risiken bei der Strombeschaffung nicht eingetreten sind, erwartet die Werkleitung im Stromvertrieb 2023 deutlich niedrigere Strombeschaffungskosten, als bei der Kalkulation im November 2022 angesetzt. Hierdurch ist im Stromvertrieb im Jahresergebnis 2023 mit einem deutlichen Überschuss zu rechnen.
Zum aktuellen Zeitpunkt steht noch nicht fest, wie sich zum 01.01.2024 die Netzentgelte bzw. die staatlich verordneten Netzumlagen verändern. Bei den Netzentgelten läuft derzeit noch die Kostenprüfung für die 4. Regulierungsperiode Strom. Die vorgelegten Unterlagen werden derzeit noch von der Landesregulierungsbehörde geprüft.
Unter der Voraussetzung, dass in den kommenden Wochen an den Energiemärkten keine erneuten Verwerfungen auftreten, schlägt die Werkleitung vor, die Strompreise für die eigenen Tarifkunden zum 01.01.2024 um rund 15 % zu senken. Bei der Kalkulation für die Höhe der Reduzierung wurde ein Anstieg der Netzentgelte um rund 4 %, gleichbleibende Netzumlagen sowie kein oder nur ein geringer Jahresüberschuss im Stromvertrieb 2024 angesetzt. Hierdurch soll von dem erwarteten hohen Jahresüberschuss in 2023 den eigenen Stromkunden in 2024 wieder etwas zurückgegeben werden.
Die endgültige Festlegung der ab 01.01.2024 geltenden Strompreise soll Anfang November 2023 erfolgen und die weitere Entwicklung an den Energiemärkten bzw. die Entwicklung der weiteren Strompreisbestandteile (z. B. Netzentgelte, Netzumlagen) berücksichtigen.
Auch bei den Sondervertragskunden ist nach dem derzeitigen Stand mit einer deutlichen Preissenkung zu rechnen. Hier ist ebenfalls die weitere Entwicklung an den Energiemärkten von Bedeutung. Die Kalkulation der Strompreise ab 01.01.2024 und die Unterbreitung von Angeboten für die Sondervertragskunden (RLM) erfolgen bis Jahresende durch die Werkleitung.