Halbjahresbericht


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses, 26.09.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werk- und Abwasserausschuss Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses 26.09.2023 ö informativ 3

Sachverhalt

Strommarkt
Nach den extremen Preisausschlägen an den Großhandelsmärkten für Strom und Gas bis Ende August 2022 trat im Herbst und Winter 2022 / 2023 wieder eine deutliche Entspannung ein. Diese setzte sich in 2023 zunächst fort, wobei sich die Terminmarktpreise für 2024, 2025 und 2026 seit März 2023 in etwa auf dem gleichen Niveau bewegen. 
Entwicklung der Strom-Terminmarktpreise vom 01.01.2020 - 20.09.2023 (Base):
Quelle: KOS Energie GmbH
Hinweis:        Die Grafik zeigt Energiepreise für Strom-Grundlast (Base). Der Energiepreis erhöht sich noch um die Kosten für den Ausgleich des untertägigen Lastverhaltens (Struktur). Der gesamte Strompreis setzt sich aus dem Energiepreis, den Netzentgelten, den Netzumlagen, der Konzessionsabgabe, der Stromsteuer, den Vertriebskosten sowie der Umsatzsteuer zusammen.
Vergleichsweise günstig entwickelten sich die tagesaktuellen Spotmarktpreise. Für Grundlast lagen sie im Mittel von Januar bis August bei 9,97 ct/kWh.
Die Gemeindewerke Oberaudorf als Stromversorgungsunternehmen kaufen den für ihre Kunden benötigten Strom zu einem großen Teil langfristig an den Terminmärkten ein. Der Einkauf erfolgt als Dienstleistung über die KOS Energie GmbH in Hallbergmoos. Über eine Beschaffungsstrategie wird Strom in der Regel in vielen Teilmengen in einem Zeitraum von drei Jahren vor dem Lieferjahr am Terminmarkt eingekauft. Diese Einkaufsstrategie führt zu einer Glättung der Strompreise über einen Zeitraum von drei Jahren, wobei Stromspitzen wie in 2022 etwas abgefedert werden können. Jedoch kann es umgekehrt bei einem Markt mit fallenden Preisen dazu führen, dass der Durchschnittspreis aufgrund der dreijährigen Beschaffung über dem aktuellen Preisniveau liegt.
Der an die Kunden der Gemeindewerke Oberaudorf gelieferte Strom wurde in 2021 und 2022 zu 80 - 85 % im Voraus auf dem Terminmarkt bestellt. Die restlichen 15 - 20 % wurden auf dem tagesaktuellen Spotmarkt beschafft. Auch in 2023 beziehen die Gemeindewerke einen Teil des Stroms über den Spotmarkt (ca. 12 %).
In 2022 und 2023 haben sich die Strompreise auf dem deutschen Strommarkt unter den vielen Lieferanten sehr unterschiedlich entwickelt, wobei dies vor allem an den verschiedenen Beschaffungsstrategien der Lieferanten liegt (kurz- bzw. längerfristige Beschaffung).
Gemäß einer Veröffentlichung des BDEW vom 26.07.2023 liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushalte mit 3.500 kWh pro Jahr im bisherigen Jahresmittel 2023 bei 46,27 ct/kWh. Im 2. Halbjahr 2022 betrug der Preis noch 40,07 ct/kWh. 
Zum Vergleich hierzu liegen die Strompreise für Kunden der Gemeindewerke Oberaudorf im Tarif GEWO noch deutlich darunter (2023: 43,09 ct/kWh; 2022: 34,98 ct/kWh; gerechnet mit 3.500 kWh/a).
Bei diesen Angaben wurde der Grundpreis eingerechnet.
Aufgrund dieser Preisentwicklung an den Handelsmärkten und der bereits auf dem Terminmarkt beschafften Strommengen für 2024 schlägt die Werkleitung vor, die zum 01.01.2023 stark erhöhten Strompreise für die Kunden der Gemeindewerke zum 01.01.2024 wieder spürbar zu senken (siehe TOP 5).

Sanierung HB Watschöd
Das Hauptgewerk für die Sanierung des Hochbehälters Watschöd (100 m³), die „Mineralische Instandsetzung“ wurde in der Sitzung des Gemeinderates vom 13.09.2022 für netto 264.952 € (ohne USt) vergeben.
Die Arbeiten für die mineralische Instandsetzung außen erfolgten bereits im November 2022. Hierbei wurde der obere Bereich der Wasserkammern freigelegt und die Wände mit Foamglas isoliert und abgedichtet:
Im Frühjahr und Sommer dieses Jahres erfolge schließlich die mineralische Beton-Instandsetzung der beiden Wasserkammern innen im laufenden Betrieb. Hierbei konnte immer nur eine Kammer saniert werden, während mit der anderen die Versorgung aufrechterhalten werden musste. Es wurden die folgenden Arbeiten durchgeführt, wobei zunächst an den Wänden, am Boden und an der Decke ein Abtrag der bestehenden schadhaften Beschichtungen durch Hochdruckwasserstrahlen erfolgte:
  • Außenwände und Mittelwand:
-        Risse in der Außenwand verpressen,
-        Abdichtung mit Fugenbändern am Übergang Bodenplatte - Außenwände,
-        Herstellung von Hohlkehlen an den Ecken der Wasserkammern (senkrecht),
-        Ertüchtigung der Mittelwand mittels Spritzbeton und Zusatzbewehrung, 
-        mineralische Beschichtung der vorbereiteten Betonflächen im Trockenspritzverfahren.
  • Bodenplatte:
-        Herstellung von Hohlkehlen am Übergang Bodenplatte - Außenwände,
-        mineralische Bodenbeschichtung mit Mörtel.
  • Instandsetzung bzw. „Auffrischung“ der Decke mit einer Tropfenstruktur:
-        mineralische Finish-Beschichtung im Trockenspritzverfahren.

Die Sanierung der Wasserkammern innen ist inzwischen abgeschlossen. In den kommenden Wochen sind noch die folgenden abschließenden Arbeiten durchzuführen:
-        Instandsetzung kleinerer Betonfehlstellen und Malerarbeiten im Rohrkeller (Pumpenraum).
-        Erneuerung der vorhandenen Rohrmantelpumpen durch Kreiselpumpen.
-        Erneuerung bestehender Rohrleitungen (Ersatz durch Edelstahl) und Absperrarmaturen.
-        Erneuerung der Steuerungs- / Fernwirktechnik sowie Teilen der Elektroinstallation (z. B. Beleuchtung).
-        Einbau einer Lüftungsanlage (natürliche Lüftung, keine Gebläse, Lüftungsöffnungen mit Filter).
-        Einbau einer Sicherheitstür (Eingangstür Hochbehälter).
Die Sanierung soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Ausbau Bad-Trißl-Straße
Im Zuge des Ausbaus der Bad-Trißl-Straße, Bauabschnitt 2 auf einer Länge von ca. 650 m werden auch rund 836 m Wasserleitungen inkl. Hausanschlüsse erneuert. Die Gesamtkosten hierfür sind auf 267.000 € veranschlagt. Für die Maßnahme wurde ein Förderantrag nach der RZWas gestellt. Im Zuwendungsbescheid wird eine Förderung von 100.320 € in Aussicht gestellt (836 m x 120 €/m).
Die Verlegearbeiten sind bereits zu rund 3/4 erfolgt.
Seitens der Sparte Strom wird im Bauabschnitt 2 ein Leerrohr entlang der Bad-Trißl-Straße als Reserve für zukünftige Anforderungen sowie auf ca. 150 m Länge ein neues Mittelspannungskabel von der Trafostation an der evangelischen Kirche (Straße „Am Gscheierbichl“) bis zur geplanten Trafostation für das Neubaugebiet „Am Heimfeld“ verlegt.

Aktionstag mit der Grundschule Oberaudorf - Thema Wasser
Die Gemeindewerke und die Grundschule Oberaudorf arbeiten regelmäßig zusammen. Ziel ist es hierbei, den Kindern der 4. Klassen die Bedeutung und Funktion der Wasser- und Stromversorgung zu erklären.
Heuer fand am 5. Juli ein Aktionstag zum Thema Wasser statt. Hierbei wurden die Kinder zunächst in der Schule zu den Themen Wasserkreislauf und Trinkwasser unterrichtet und die Aufgaben der Gemeindewerke in der Wasser- und Stromversorgung erläutert. Ebenfalls erhielt jedes Kind Infomaterial zum Thema Wasser und ein paar kleine Geschenke, wie z. B. eine Trinkwasserflasche aus Edelstahl. Positiv überrascht waren wir vom umfassenden Wissensstand, welche die Kinder zum Thema Wasser bereits hatten.
Im Anschluss wanderten die drei 4. Klassen abwechselnd zum Hochbehälter Bergschlössel, an welchem die Mitarbeiter der Gemeindewerke einiges zum Thema Trinkwasser vorbereitet hatten und den Kindern Bauteile und Einrichtungen eines Wasserversorgungsnetzes erklärten. Die Kinder konnten an einer Probenahmestelle frisches und kühles Trinkwasser zapfen, welches an dem heißen Sommertag besonders gut schmeckte.

Diskussionsverlauf

Der Sachverhalt wurde von WL Paul vorgetragen.
GR Herr Fürbeck stellte die Frage, ob die Gefahr eines großflächigen Stromausfalles (Blackout), welches während des Höhepunktes der Energiekrise 2022 vielfach diskutiert wurde, aktuell noch bestehe.
WL Paul erklärte hierzu, dass vom vorgelagerten Netzbetreiber Bayernwerk das Risiko von über mehrere Tage andauernden Stromausfällen weniger hoch bewertet wurde, als dies durch den Kreisbrandrat des Landkreises Rosenheim erfolgte. Das Bayernwerk führe Notfallpläne, wie die Stromnetze bei flächendeckenden Ausfällen schrittweise wieder in Betrieb genommen werden können. Dennoch habe in der Energiebranche die Netzstabilität einen hohen Stellenwert erhalten, da der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeuger mit sehr wechselhaftem (volatilen) Einspeiseverhalten stark zugenommen habe. Für die Netzstabilität sind alle Netzbetreiber verpflichtet, zusätzliche Aufgaben umzusetzen, wie z. B. „Redispatch 2.0“, bei welchem größere Stromerzeugungsanlagen auf Anforderung der Übertragungsnetzbetreiber kurzfristig abregelbar sein müssen.
Mit Blick auf die Energiemärkte teilt WL Paul mit, dass er aufgrund der Entspannung die Möglichkeit für deutliche Preissenkungen sehe. GR Herr Kloo verwies auf den großen Preisunterschied zu den GW Kiefersfelden, bei welchen der Strom deutlich günstiger sei als bei den GW Oberaudorf. WL Paul teilte hierzu mit, dass nach seinem Kenntnisstand die GW Kiefersfelden bereits in 2021 einen großen Teil ihres Strombedarfes bis 2024 im Voraus auf dem Terminmarkt zu den noch „alten“, vergleichsweise sehr günstigen Stromhandelspreisen bestellt hatten und hierdurch in 2022 / 2023 zu den günstigsten Stromanbietern in Deutschland zählten. Außerdem seien in Oberaudorf die Netzentgelte aufgrund des weitverzweigten Stromnetzes und der geringeren Anschlussdichte deutlich höher als in Kiefersfelden (Anmerkung: Bei einem Kunden mit 3.000 kWh/Jahr ca. 3,8 ct/kWh inkl. USt). Paul ergänzte, dass nach seiner Einschätzung trotz der geplanten deutlichen Strompreissenkungen bei den GW Oberaudorf zum 01.01.2024 der Strompreis der GW Kiefersfelden dann noch immer günstiger sein dürfte.
Zur Sanierung des Hochbehälters Watschöd stellte GR Herr Waller die Frage, ob zu dem Hauptgewerk mineralische Sanierung noch weitere Kosten hinzukommen. WL Paul antwortete, dass noch die Kosten für zwei neue Kreiselpumpen (Förderung des Trinkwassers zum Hochbehälter Ried), für die Erneuerung der Verrohrung (Edelstahl) sowie für die Elektro, Steuerungs- und Fernwirktechnik hinzukommen. Die Gesamtkosten bezifferte Paul auf über 400.000 €.
Zur Baumaßnahme in der Bad-Trißl-Straße stellte GR Herr Hefter fest, dass bei den Arbeiten für die Erneuerung der Wasserleitungen teilweise blaue Späne von den Schneidarbeiten auf dem Erdreich zu finden waren, welche nicht sachgerecht entfernt wurden. WL Paul teilte mit, diesen Mangel an die Bauverantwortlichen weiterzugeben.

Datenstand vom 06.10.2023 09:22 Uhr