Daten angezeigt aus Sitzung:
2. Gemeinderat, 02.02.2023
Beratungsreihenfolge
Sachverhalt
Am 26.01.2023 fand das Arbeitstreffen der Akteure zum Thema „Seniorenwohnformen“ im Saal des Mayerwirts in Pettendorf statt. Unter Akteuren versteht man die in der Gemeinde oder im Landratsamt Wirkenden aus den Bereichen Pflege, Hilfsdienste, ärztliche Versorgung, Seelsorge oder Vereinen sowie dem Gemeinderat als Entscheidungsorgan und den gemeindlichen Beteiligungsforen Umweltforum und Seniorenforum.
Zum Beginn der Veranstaltung konnte der Erste Bürgermeister Eduard Obermeier 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem geladenen Expertenkreis begrüßen. Nicht geladen, aber teilnehmend war auch ein Vertreter der BI.
Das Arbeitstreffen wurde unter Federführung der Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle AfA – Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung GmbH durchgeführt.
Die Moderation übernahm Frau Herkert vom AfA mit Unterstützung von Sozialraumplanung Paraplü Fr. Renner aus Winzer.
Eingangs wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Frage konfrontiert „Wie ist es in Pettendorf?“
gebeten die wichtigsten Vor- und Nachteile des Lebens in Pettendorf zu dokumentieren. Die Ergebnisse dieser Einstiegsfrage konnten wie folgt festgehalten werden:
Positiv
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Negativ
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Gute Versorgung
Aktive Gemeinschaft
Lage (Stadtnähe vs. im Grünen)
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Betreuungsangebot gering
Leben ohne Pkw schwierig
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Ruhe, frische Luft, Natur
Viel Platz
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Einkaufen
Ärzte/Krankenhaus
Schlechte Busverbindung
Großes Haus u. Garten im Alter
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Krankenpflegestation vorhanden
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Bereitschaft, die eigenen Angehörigen zu pflegen, sinkt immer mehr
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Man kennt sich (Nachbarschaft)
Ärztliche/zahnärztliche Versorgung
Lebenswertes Umland
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ÖPNV
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Gute Dorfgemeinschaft (nicht anonym, man kennt sich; aktive Vereine)
Gewachsenes Dorf, nicht verstädtert
Schöne Landschaft um das Dorf
Arzt, Apotheke, Dorfladen, Kirche fußläufig im Hauptort
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Schlechte Anbindung ÖPNV
Kein Treffpunkt für Senioren
Keine Tagespflege
Perspektive für Betreuung im Alter unklar
Barrierefreiheit schwierig
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Gute Gemeinschaft
Café als Treff für Jung und Alt
Vieles im Hauptort fußläufig erreichbar (Ärzte, Kirche, Einkaufen etc.)
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Kein Betreuungsangebot im Hauptort
Kein Wohnangebot für Senioren im Hauptort
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Vereine (Sport) vorhanden
Umgebung (Natur ländlich sehr schön)
(Lebensmittel-)Versorgung gut durch Dorfladen abgedeckt
Ärztliche Versorgung, Apotheke etc. vorhanden, Tagespflege dto.
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ÖPNV fehlt
Soziale Treffpunkte fehlen (bis auf Dorfcafé)
Größerer Gemeinschaftsraum/sozialer Treffpunkt fehlt
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Aktive Gemeinde (Vereine)
Am Hauptort alles Notwendige verfügbar (Café, Ärztehaus, Supermarkt)
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ÖPNV (Frequenz)
Hügelig
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Gemeindegröße – jede(r) kennt jede(n)
Café und Dorfladen als Treffpunkt
Soziales Miteinander und Vereinsleben
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Keine Koordinierungsstelle für Hilfsbedürftige auf Gemeindeebene
Bisher keine Einrichtung für Menschen mit Pflege-/Betreuungsbedarf
Barrierefreies Rathaus
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Starke soziale Struktur in der Gemeinde
Pettendorf mit allem, was der Senior braucht (Ärzte, Treffpunkt, Nahversorgung, Busanbindung …)
Viele Ehrenamtliche
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Wohnformen für Senioren als konkretes Projekt noch nicht angegangen
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Nachbarschaft
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Keine Möglichkeit, in Pettendorf zu bleiben, wenn es im eigenen Wohnumfeld nicht mehr geht
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Nachbarschaft meistens intakt
Ärztliche Grundversorgung vorhanden
Seniorenforum und Pfarreien für Senioren aktiv
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Fehlender bedarfsgerechter Wohnraum
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Dörfliches Miteinander
„Daheim-Gefühl“
Generationenübergreifendes Vereinsangebot
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Fehlende alternative Wohnformen
Geringes Angebot zur Unterstützung durch Gemeinde
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Intaktes soziales Gefüge (Vereine, Nachbarschaftshilfe)
Dörfliche Struktur in Stadtnähe
Grundversorgung
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Topografie
Barrierefreiheit
Fehlendes Zentrum (Kirche, Apotheke, Laden verstreut im Ort)
Seniorengerechte Wohnformen
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Gemeinschaft/Nachbarschaft
Leben in Heimat
Natur/Erholung
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Risiko Nahversorgung
Risiko Mobilität/öffentlicher Verkehr im Alter
Risiko bei Pflegebedürftigkeit
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Dorfcharakter, man kennt sich noch größtenteils, wenn man sich ins Dorfleben einbringt
Viel Natur, ruhige Umgebung
Man hilft sich (noch)
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Senioreneinrichtung fehlt (welche Art?)
Gehweg z. T. schwierig, zu eng
Zuviel Verkehr, weil zu viele zu wenig zu Fuß gehen
Barrierefreie Zugänge fehlen z. T.
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Arzt und Einkaufsmöglichkeit in nächster Nähe zueinander
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Hilfe beim Bürokratie-Dschungel
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Nachbarschaftshilfe
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Angebote für Senioren
Wohnangebote für ältere Menschen
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Alle notwendigen Einrichtungen im Hauptort (Ärzte, Apotheke, Post, Einkaufsmöglichkeiten usw.), ländliches Flair
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Quelle: Eingesammelte Karten v. Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Mehrfachnennungen möglich
Nach dem Auftakt wurden die Akteure von Frau Herkert gebeten sich auf drei Arbeitsgruppen zu verteilen, erwünscht war grundsätzlich ein Wechsel innerhalb der Gruppen. Die Themenbereiche waren:
Wohnen und Grundversorgung – Beratung und soziale Netzwerke – Unterstützung und Pflege
Wohnen und Grundversorgung, z.B:
- Barrierefreier und Altersgerechter Wohnraum
- Barrierefreies Wohnumfeld
- Wohnprojekte
- Mobilität
- Nahversorgung
Beratung und soziale Netzwerke, z.B.:
- Anlaufstelle
- Qualifiziertes Beratungsangebot
- Treffpunkte und Begegnungsangebote
- Vernetzung Verein, Einrichtungen und Dienste
- Generastionenübergreifende Angebote
Unterstützung und Pflege, z.B.:
- Pflege und Betreuung
- Angebote für besondere Zielgruppen
- Entlastungsangebote für pflegende Angehörige
- Ehrenamtliche helferkreise
- Nachbarschaftshilfe
In diesen Themenfeldern sollte erarbeitet werden:
- Was läuft in Pettendorf bereits gut?
- Worin wird Bedarf gesehen?
- Welche Ideen, Projekte wären geeignet, sollten umgesetzt werden?
Das Ergebnis der Arbeitsgruppen wurden dem Plenum vorgestellt, auf Nachfragen präzisiert oder von der Moderatorin erläutert. Im Anschluss erhielt jeder Teilnehmer 3 Punkte für die Gewichtung der einzelnen Themenbereiche. Die bewerteten Themenbereiche sehen Sie im Anhang.
Hier stellten sich folgende Themen -Schwerpunkte heraus:
9 Punkte im Komplex Seniorenhausgemeinschaft:
- größere Häuser sind grundsätzlich vorhanden
- Umbau von leer stehenden Häusern
- Werbung dafür
13 Punkte im Bereich ambulant betreute Wohngemeinschaften
11 Punkte für große stationäre Lösung
15 Punkte Begegnungsräume etablieren
12 Punkte Quartiersmanager als „Treiber“ im Sinne von professionellem Anschieber in der Thematik
In der Zusammenfassung wurde nochmals explizit auf die verschiedenen Wohnformen, konkret auf
a) ambulant betreute Wohngemeinschaften (i.d.R. 2 x 12 Personen),
b) stationäre Lösungen,
c) betreutes Wohnen und
d) barrierefreies Wohnen in Kombination mit a)
und die damit verbundenen Organisationsformen, Raum- und Platzprogramme, sowie die Trägerschaften eingegangen.
Hieraus wurde deutlich, dass die Begrifflichkeiten nicht allen klar wären und dass die präzise Aufklärung der Gemeindebürger zu den einzelnen Betreuungsformen auch für eine Bürgerbefragung entscheidend wichtig wäre. Deswegen sollten vorab Informationsveranstaltungen zur Erläuterung der Wohnformen stattfinden und auch eine Informationsserie im PA gestaltet werden, die die einzelnen Angebote im Detail und klar erläutert. Bei den Informationsveranstaltungen soll versucht werden, Betreiber oder Betroffene (z.B. bei Amb. Betreuten WGs) mit einzuladen.
Auch über die Möglichkeit der Quartiersmanagement soll informiert werden.
Bei allen Bereichen ist darzulegen, wo die jeweilige Rolle der Gemeinde gesehen wird.
Diskussionsverlauf
Bürgermeister Obermeier stellt dem Gemeinderat die Zusammenfassung des Arbeitstreffens vor. Eingangs entsteht eine Diskussion über den Begriff der „Akteure“, insbesondere würde der Kontext vermitteln, dass die künftige Beteiligung sich wieder nur auf diesen Personenkreis reduziert. Hier wäre es angebracht von Anfang an einen niedrigschwelligen Zugang für die breite Bevölkerung zu ermöglichen. Gemeinderätin Vetter-Löffert kritisiert in diesem Zusammenhang ausdrücklich die fehlende Einbindung der BI „Pettendorf bewahren“. Bürgermeister Obermeier stellt klar, dass der Teilnehmerkreis der Sitzung am 26.01.2023 eben aus dem beschriebenen Personenkreis bestand, der vor allem unmittelbar mit der Thematik betraut war und ist. Der Foliensatz mache jedoch klar, dass die Beteiligung künftig einer breiten Öffentlichkeit ermöglich wird, da sich jeder bei der Befragung einbringen kann. Gemeinderat Achhammer nimmt nochmals Bezug auf den ins Spiel gebrachten Bedarf von zwölf Plätzen in betreuten Wohngemeinschaften. Diese Zahl sei nach seiner Auffassung angesichts der Bevölkerungsstruktur und der Anzahl der bekannten Fälle deutlich zu gering. Bürgermeister Obermeier erwidert, dass eine Befassung mit Detailfragen zum jetzigen Zeitpunkt zu früh sei. Den Bedarf näher zu begründen ist Aufgabe der nachfolgenden Prozesse. Gemeinderat Dotzler schlägt vor, den Begriff der „Akteure“ durch Teilnehmer zu ersetzen. Dadurch würde sich keiner benachteiligt fühlen. Gemeinderat Bink kritisiert die unnötige Diskussion über den Begriff der „Akteure“. Es findet zum wiederholten Mal eine unnötige „Wortklauberei“ statt, die in keiner Weise gerechtfertigt ist. Der vorliegende Text sowie der daraus erarbeitete Folienvortrag geben das wieder, was tatsächlich stattgefunden hat. Gemeinderat Dotzler knüpft nochmals an und verweist auf seinen Vorschlag, den Begriff „Akteure“ durch Teilnehmer zu ersetzen. Im Gemeinderat entsteht nochmals eine kurze Diskussion über den Verlauf des Arbeitstreffens. Es besteht diesbezüglich Konsens darüber, dass es ein sehr gelungenes, harmonisches und konstruktives Treffen war, bei dem alle Beteiligten ihre Sichtweisen - ohne das diese in Frage gestellt wurden oder einer überzogenen Kritik der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgesetzt wurden - vertreten konnten. Gemeinderat Dr. Bosl meldet sich zu Wort und bittet darum, dass alle Beteiligten dies auch nach außen hin transportieren.
Die Gemeinderäte Pengler und Manz weisen darauf hin, dass der Folienvortrag teilweise offene Fragen für den unbeteiligten Leser hinterlässt. So sollten wenn möglich Erläuterungen zu den Wohnformen aufgenommen werden, ebenso sollte unbedingt die ins Feld geführten 12 Betreuungsplätze thematisiert werden. Auch sollten Abkürzungen, wie z. B. PA vermieden bzw. ausgeschrieben werden, damit keine Interpretationsspielräume bleiben. Gemeinderat Amann schlägt vor, dass sich der Sozialausschuss im Bedarfsfall mit der Ausarbeitung betreffend der Wohnformen und der Betreuung befassen sollte. Dies wird zwar als gut empfunden, gleichzeitig ist der Ausschuss nur vorberatend, so dass dieser Vorschlag wieder verworfen wird.
Bürgermeister Obermeier schlägt vor, die vorgeschlagenen Korrekturen – soweit notwendig und sinnvoll – durchzuführen und dem Gemeinderat den Foliensatz zur Kenntnis zuzuleiten.
Beschluss
Der Gemeinderat nimmt die Ergebnisse zur Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt, die Bürgerinformation – und Beteiligung wie beschrieben zu organisieren und danach eine gezielte Bürgerbefragung mit Beteiligung der Akteure bezüglich der Wohnformen zu entwickeln, im Sozialausschuss vorzuberaten und nach Zustimmung des Gemeinderates durchzuführen. Die vorgeschlagenen Verbesserungen in der Zusammenfassung werden sachgerecht eingearbeitet.
Abstimmungsergebnis
Dafür: 16, Dagegen: 0
Datenstand vom 13.03.2023 10:27 Uhr