Bürgermeister Obermeier eröffnet den Tagesordnungspunkt und begrüßt den anwesenden Architekten, Herrn Weinmann vom Planungsbüro schön u. gut sowie die Fachplaner für das Gewerk Heizung, Lüftung, Sanitär, Herrn Schießl und Herrn Putz vom Planungsbüro Schießl.
Herr Weinmann erläutert eingangs die grundsätzlich gegebenen Anforderungen an die Flexibilität der Leitungssysteme bezüglich der Nutzung des 1. Obergeschosses. Auch für das Erdgeschoss sollte berücksichtigt werden, dass Nutzungen – auch abweichend von der jetzigen - in späterer Zukunft problemlos möglich sein müssen. Durch ein Hohlbodensystem kann diese Flexibilität gewährleistet werden. Da das Hohlbodensystem eine Flächenlast von 500 kg/m² trägt, könnten so auch schwere Einbauten problemlos nachgerüstet und ohne Stemmarbeiten etc. mit den notwendigen technischen Anschlüssen versehen werden. Ausgehend von dieser Bauweise sollte auch die Heiz- und Lüftungstechnik konzipiert werden.
Als Alternative wurde die Möglichkeit der abgehängten Decke untersucht. Dadurch würde grundsätzlich eine ähnliche Flexibilität bei der Leitungsverlegung ermöglicht und der Einbau von Deckenklimageräten erleichtert. Als Heizung wäre eine Fußbodenheizung vorgesehen. Jedoch, so Architekt Weinmann, hat diese Alternative Auswirkungen auf die notwendige Gebäudehöhe. Herr Weinmann führt weiter aus, dass eine Erhöhung des Gebäudes (bei abgehängten Decken notwendig) Mehrkosten zur Herstellung der Baukonstruktionen in Höhe von ca. 35.000 € bis 42.000 € netto verursacht. Eine Erhöhung des Gebäudes verschärft im Hinblick auf die Vorgaben des B-Plans das Ausmaß notwendiger Abweichungen (Überschreitung zulässiger Wandhöhe an allen 4 Ecken des Gebäudes statt nur an zwei Ecken). Zur Erzielung der Einsparungen bei der technischen Gebäudeaustattung werden mit großer Wahrscheinlichkeit (abgehängte Decken / Erhöhung Gebäude) Mehrkosten zur Herstellung des Bauwerks anfallen. Dieser Kostenaufwand würde für das Gebäude keinen Mehrwert erzeugen (keine Steigerung der nutzbaren Flächen), das zu beheizende Gebäudevolumen und die Gebäudehülle vergrößern (höhere Betriebskosten) und darüber hinaus mögliche Einsparungen im Bereich der TGA durch höhere Aufwendungen zur Baukonstruktion reduzieren. Legt man die Variante C (siehe unten) für einen weitergehenden Kostenvergleich zugrunde, entstehen daher Kosten, die sich denen der Variante A gleichen, ohne dass eine vergleichbare Klimatisierung vorliegt.
Der Fachplaner Schießl erläutert im Anschluss die durchgeführte Variantenuntersuchung für Heizung, Lüftung und Klimatisierung. Folgende Varianten wurden untersucht:
Variante A: Betonkernaktivierung + zentrale Lüftung mit WRG Kosten ca. 349.540 € netto
Variante B: Heizkörper + Klimawandgeräte + reine Abluftanlage Kosten ca. 246.230 € netto
Variante C: Fußbodenheizung + zentrale Lüftung mit WRG Kosten ca. 314.965 € netto
- Bei dieser Variante keine Kühlung!
Variante D: Heizkörper + Klimawandgeräte + reine Abluftanlage Kosten ca. 274.430 € netto.
Mit Ausnahme der Variante D werden alle Systeme mit Wärmepumpen und Gasbrennwertkessel (Redundanz) versorgt. Bei der Variante D wird ein Pelletofen und ein Kälteerzeuger eingesetzt.
Auf Rückfrage wird bestätigt, dass der Energiebedarf der einzelnen Systeme weitgehend gleich ist.
Im Gemeinderat entsteht nach Vorstellung der unterschiedlichen Varianten eine kontroverse Diskussion über das Für und Wider der einzelnen Systeme. Auch die Kostenfrage wird kritisch diskutiert.
Gemeinderat Achhammer fragt an, inwieweit die beschriebene Trägheit der Betonkernaktivierung größere Schwierigkeiten nach sich ziehen könnte. Herr Schießl erläutert hierzu, dass das System zur Kühlung einen gewissen Vorlauf benötigt. Da die Systemsteuerung Wetterdaten berücksichtigt, ist es grundsätzlich gewährleistet, dass die Kühl- bzw. Heizleistung wetteradäquat funktioniert. Jedoch können nicht ad hoc individuelle Nutzerwünsche erfüllt werden, z. B. eine spontane und kurzfristige Absenkung der Raumtemperatur von 22 auf 20 Grad Celsius. Im diesem Zusammenhang wird von Herrn Schießl auf Rückfrage von Gemeinderat Dotzler noch angemerkt, dass beim Heizen die relative Trägheit des Systems nicht auffallend zu Buche schlägt.
Auf Rückfrage von Gemeinderätin Muehlenberg wird erläutert, dass bei der Betonaktivierung eine aufwendigere Systemtechnik erforderlich ist. Die Pflege und Einstellung des Systems gestaltet sich allerdings grundsätzlich problemlos. Auch könne man die Einstellung, zumindest stockwerksbezogen, unterschiedlich gestalten.
Gemeinderat Weigl trägt vor, dass im Ärztehaus insbesondere die effektive Be- und Entlüftung für ein angenehmes Raumklima sorgen kann. Es sollte angesichts der Kostenfrage auch über pragmatische technische Lösungen nachgedacht werden.
Gemeinderat Amann gibt zu bedenken, dass die Kosten aller aufgezeigten Varianten exorbitant hoch erscheinen. Für ihn seien die Themen Lüftung und Klimatisierung zu trennen. Insoweit sollte die Be- und Entlüftung bauseits von Anfang an technisch hochwertig realisiert werden. Die Klimatisierung hingegen, sollte den Mietern selbst obliegen. Diese könnte Wandklimageräte oder auch andere Systeme selbst und auf eigene Kosten nachrüsten. Gemeinderat Bink macht deutlich, dass es ausreicht, wenn eine Be- und Entlüftung kombiniert mit Fußbodenheizung realisiert wird und folgt insoweit Gemeinderat Ammans Vorschlag.
Nachdem im Gemeinderat kein weitergehender Diskussionsbedarf mehr besteht, schlägt Bürgermeister Obermeier vor über die Varianten abstimmen zu lassen. Er beginnt mit dem weitreichendsten Vorschlag, der Variante A in Form der sog. Betonkernaktivierung.