Um das Bewusstsein für Natur und Umwelt in Poing weiter zu fördern, wurde 2013 der Energie- und Umweltbeirat (EUB) ins Leben gerufen. Dieser soll Projekte anstoßen und in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat auch umsetzen. Eine Projektgruppe des EUB beschäftigt sich mit dem Thema „Fairer Handel“, denn rund ein Drittel der Kriterien der Fairtrade-Standards nehmen Bezug auf Umwelt- und Klimaaspekte. Da sind zum einen Entwicklungskriterien, die unmittelbar auf klimawirksame Aktivitäten wie Energieeinsparung oder Emissionsreduktion in der Weiterverarbeitung abzielen sowie die Umstellung auf erneuerbare Energien – sofern möglich – vorschreiben.
Zum anderen spielen Umweltkriterien eine wichtige Rolle, wie etwa sparsame Wasserverwendung, stark eingeschränkter Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die in der Herstellung extrem energieaufwändig sind, und die Förderung von Biodiversität, um Ökosysteme gegen Klimaveränderungen zu stabilisieren. Im Fokus der Projektgruppe steht die Kampagne „Fairtrade Towns“ des 1992 gegründeten Vereins TransFair. TransFair e.V. wurde 2011 als ausgewählter Ort von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, eine gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ausgezeichnet.
„Fairtrade -Towns“ sind Städte und Gemeinden, die gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene fördern und stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Um als „Fairtrade Town“ ausgezeichnet zu werden, muss eine Gemeinde fünf Kriterien erfüllen, die teilweise auch von der Einwohnerzahl abhängig sind. Für Poing gelten folgende Kriterien:
1. Ein Ratsbeschluss, der die Entscheidung beinhaltet, an der Kampagne teilzunehmen, sowie während der Sitzungen des Gemeinderates und der Ausschüsse sowie im Bürgermeisterbüro fair gehandelten Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus dem fairen Handel zu verwenden. Laut Erfahrungswert aus der „Fairtrade Town“ Fürth ist mit Mehrkosten pro Tasse Kaffee von durchschnittlich 2,5 Cent zu rechnen. Die Mehrkosten für beispielsweise Zucker fallen noch niedriger aus. Für den Kaffee für die Sitzungen des Gemeinderates und seiner Ausschüsse kann man demnach mit einer Preissteigerung von ca. 42,50 € pro Jahr rechnen. Insgesamt würden sich die Mehrkosten voraussichtlich im Rahmen zwischen 100,- bis 150,- € pro Jahr bewegen.
2. Gründung einer Steuerungsgruppe. Diese Aufgabe kann durch die Projektgruppe des EUB übernommen werden.
3. Fair gehandelte Produkte in vier Einzelhandelsgeschäften und zwei Gastronomiebetrieben. Der Einzelhandel ist bereits abgedeckt, da u. a. DM, Edeka, Rewe und Tengelmann diverse Fairtrade -Produkte im Angebot haben. Die Gewinnung zweier Gastronomiebetriebe würde dann Aufgabe der Steuerungsgruppe sein.
4. Fair gehandelte Produkte sollten in zwei öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Kirchen verwendet werden. Außerdem sollen in diesen Einrichtungen Bildungsaktivitäten stattfinden. Die Gewinnung der öffentlichen Einrichtungen würde Aufgabe der Steuerungsgruppe sein.
5. Vier Medienartikel zum Thema Fairer Handel pro Jahr. Dieses Kriterium kann durch das Ortsnachrichtenblatt erfüllt werden. Für die Gewinnung anderer Medien wäre die Steuerungsgruppe zuständig.
Insgesamt wurden in Deutschland bereits 430 Städte und Gemeinden als „Fairtrade -Town“ ausgezeichnet. Unter anderem Freising (seit 2011), München (2013), Erding (2015), Landshut (2015) und Rosenheim (2016).