Antrag der Fraktionen von CSU Aktive Bürger und SPD-Bürgerliste zum Wassermanagement im Bereich der gemeindlichen Liegenschaften u.a.; Ergebnis der Prüfaufträge


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 29.06.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 10.11.2022 ö beschließend 3
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 29.06.2023 ö beratend 5
Gemeinderat Sitzung des Gemeinderates 19.10.2023 ö beratend 5

Sachverhalt

Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 10.11.2022 die Verwaltung beauftragt, 

  1. die Realisierung von Regenrückhalteanlagen / Zisternen o.ä. im Bereich der gemeindlichen Liegenschaften zu überprüfen. 

Für eine Umsetzung der Bewässerung mit der bereits vorhandenen gemeindlichen Infrastruktur wurde zuallererst das Regenrückhaltebecken unterhalb des Abenteuerspielplatzes Endbachweg neben dem Baubetriebshof geprüft. Wasserproben und eine Vorratsabmessung im Jahr 2022 hatten ergeben, dass selbst in der trockensten Zeit des Jahres – im August – 200 m³ Regenwasser vorhanden waren. 

Der Baubetriebshof hat daher beim Landratsamt Ebersberg einen Antrag zur Entnahme von Gießwasser aus dem Rückhaltebecken am Endbachweg gestellt, der bereits genehmigt wurde. Das Regenwasser darf nun für gemeindliche Zwecke, wie z.B. das Gießen des Straßenbegleitgrüns sowie der Bäume entnommen werden.

Um die erforderliche Menge an Wasser entnehmen zu können, wurde daraufhin eine Tauchpumpe in das Becken eingebaut. Die Bilder der Tauchpumpe mit Entnahmestelle sind dieser Beschlussvorlage im Anhang zu entnehmen. Zudem wurde das Becken in der KW 24 komplett gereinigt. 

Dadurch ist es nun möglich, das gesamte Gießaufkommen für das Straßenbegleitgrün (ca. 800 m³/Jahr) sowie die Bäume aus dem Regenrückhaltebecken zu decken.

Des Weiteren wurde innerhalb der gemeindlichen Liegenschaften die Gießwassergewinnung von Dachflächen geprüft. Mit einer besonders großen Dachfläche bietet sich hier z.B. die Dreifachturnhalle an. 

Dachfläche Dreifachturnhalle + Multifunktionsraum + Restaurantgebäude = ca. 3.400 m².

Die Dachflächen werden zur Ost- und Westseite entwässert, das Regenwasser zur Westseite könnte allerdings nur mit sehr großem Aufwand zur Ostseite geführt werden. Der Multifunktionsraum wird zudem nur mit innenliegenden Rohren entwässert. Es ist anzunehmen, dass eine Regenrückhaltung zu ca. 50% der Dachfläche mit ca. 1.008 m³ möglich ist. Die jährliche Regenmenge im Landkreis Ebersberg lag 2022 bei 913,3 l/m². 

Die Kosten-Einschätzung einer Neuinstallation einer Regenwasser-Gewinnungsanlage mit allen Grab- und Rohrverlegungsarbeiten liegt allerdings bei ca. 50.000 Euro. Diese Kosten stehen in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zum Trinkwasser-Einsparungspotenzial, denn die Kosten für 1.008 m³ Wasser aus dem Trinkwassernetz (ohne Abwassergebühren) betragen aktuell 1.290,24€ netto.

Des Weiteren wurden die Kosten für eine Regenwasserzisterne zur Bewässerung der Rasenflächen der Sportanlagen (ca. 7.000 m³/Jahr) geprüft:

Tagesverbrauch zur Bewässerung der Rasenfläche pro Gießvorgang ca. 185 m³ - Vorratshaltung ca. 21 Tage = ca. 3.885 m³.

Größter transportabler Erdtank 122 m³ – Kosten Brutto ohne Transport, Einbau und Verrohrung ca. 54.895 € brutto (30 Stück notwendig – ca. 1,7 Mio. €).

Die Maßnahme wird als nicht zielführend angesehen. Die umsetzbare Lösung wäre die Bohrung eines Brunnens, um Grundwasser zum Gießen der Rasenplätze nutzen zu können. Probebohrungen wurden im Jahr 2014 bereits durchgeführt, hatten aber leider nicht den erhofften Erfolg. 


  1. Des Weiteren soll überprüft werden, ob sich im Bereich der ortsansässigen Gewerbe auch Möglichkeiten zum Regenrückhalt realisieren lassen. Hier wären die großen Dachflächen prädestiniert zur Regenwasserrückgewinnung. 

Auf Nachfrage bei zwei großen Poinger Industriebetrieben wurde die Bereitschaft von beiden Unternehmen signalisiert, der Gemeinde das Dachflächen-Wasser für Gießzwecke zu überlassen. 

Allerdings befindet sich in keinem dieser Gewerbeflächen eine Auffang-Anlage. Die Gemeinde müsste Regenwasserzisternen inklusive dem gesamten Leitungsnetz vor Ort auf eigene Kosten installieren. 

Darüber hinaus bekam die Gemeinde Poing die Rückmeldung einer großen Poinger Firma, die es uns ermöglichen würde, größere Mengen Grundwasser kostenlos zu erhalten. Die vorhandene Infrastruktur von Anschlüssen wäre für das Befüllen großer Tankwägen geeignet. 

Der Baubetriebshof hat daraufhin geprüft, ob dieses Grundwasser für das Gießen der Sportanlage verwendet werden könnte. Allerdings würde dies bedeuten, dass das Wasser zum Sportzentrum transportiert werden müsste. Bei einem täglichen Verbrauch für die Rasenplätze von 185.000 Litern müsste der Tankwagen allerdings mindestens sechs Mal hin und her fahren. Bedenkt man weiterhin, dass die Gießzeit in der Regel zwischen 1 Uhr und 6 Uhr nachts bzw. morgens stattfindet ist dies für das Personal nur schwierig zu bewerkstelligen. Zudem ist der Tankwagen derart schwer, dass er die Zufahrtswege beschädigen würde. Daher kommt diese Variante der Gießwasserentnahme leider nicht in Betracht.


  1. Auch im Bereich der größeren Wasserverbraucher wie z.B. Feuerwehr, Baubetriebshof etc. sind Einsparungsmaßnahmen zu überprüfen.

Die Überprüfung der Feuerwehr ergab, dass bei einem Wasserverbrauch von 858 m³ (Wert aus dem Jahr 2021) eine Regenwasserzisterne ebenfalls in keinem wirtschaftlichen Verhältnis steht. 

Darüber hinaus hat im Feuerwehrbereich u.a. die Gewährleistung der Trinkwasserversorgung im Katastrophenfall hohe Priorität.


  1. Außerdem soll geprüft werden, ob die Möglichkeit besteht, das geklärte Abwasser der Kläranlage Neufinsing, welches derzeit in den Isarkanal geleitet wird, zur Bewässerung von Grünanlagen zu nutzen.“

Der Baubetriebshof hat eine Anfrage an das gKu VE München Ost gestellt, geklärtes Wasser zum Gießen nehmen zu dürfen.

Dies ist jedoch nicht möglich, da das Wasser mind. einen Klärgrad 3 aufweisen muss, um als Gießwasser verwendet werden zu können. Das Wasser aus der Kläranlage weist allerdings immer noch zu viele Reststoffe wie z.B. Mikroplastik und Legionellen auf. Somit kann das Wasser nicht zum Gießen verwendet werden.
Außerdem müsste ein aufwendiger Transport mittels Tankwagen nach Poing erfolgen.

Fazit: 
Mit dem gemeindlichen Regenrückhaltebecken wurde die Möglichkeit geschafften, dass der Baubetriebshof den Gießwasserbedarf zum Gießen des Straßenbegleitgrüns sowie der Bäume decken kann. Im ersten Jahr der Testphase wird sich die Ergiebigkeit zum notwendigen Bedarf zeigen. 

Hinsichtlich der Bewässerung des Sportzentrums gibt es leider derzeit keine wirtschaftliche sinnvolle Lösung.

Eine Beschlussfassung ist nicht vorgesehen.

Auswirkungen auf den Klimaschutz

x        ja, positiv (Trinkwasser-Ressourcensparend).
       ja, negativ
       nein

Datenstand vom 27.10.2023 09:58 Uhr