Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Türkenfelder Feuerwehrhauses zur Versorgung von Feuerwehrhaus und Rathaus / hier: Beschlussfassung durch den Gemeinderat


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Gemeinderates, 30.03.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat (Gemeinde Türkenfeld) Sitzung des Gemeinderates 30.03.2022 ö beschließend 3

Pressetaugliche Texte

Ausgangslage:
Bereits im letzten Jahr hat der Gemeinderat beschlossen, auf den Kindergärten Pfiffikus und Sumsemann gemeinsam mit den Stadtwerken Fürstenfeldbruck Photovoltaikanlagen zu installieren. Vorausgegangen waren intensive Überlegungen im Arbeitskreis Energie. Ziel war und ist es, möglichst alle gemeindlichen Liegenschaften energetisch nachhaltig aufzustellen. Insbesondere die Verwendung von selbst produziertem Strom stellt hier eine – auch wirtschaftlich! – nicht zu vernachlässigende Säule dar. Die ersten Ertragsdaten der Anlagen auf den beiden Kindergärten sind vielversprechend (vgl. Bewertung unter „Bekanntgaben“).

Gerade im Lichte der aktuellen „Energiekrise“ wäre ein logischer nächster Schritt, auch Rathaus und Feuerwehrhaus anteilig selbst mit Strom zu versorgen. Aufgrund strenger denkmalschutzrechtlicher Auflagen scheidet die Installation einer PV-Anlage auf den Dächern des Linsenmannhauses bzw. des Schlosses kategorisch aus. Dies hat auch eine erneute Nachfrage bei den zuständigen Stellen ergeben. 


Handlungsoption „Dach Feuerwehrhaus“: 
Möglich wäre die Installation einer PV-Anlage auf der zur Moorenweiser Straße hin ausgerichteten Dachseite des Feuerwehrhauses. Zwar sind die Ausrichtung und Neigung des Daches nicht optimal. Eine Prüfung gemeinsam mit den Stadtwerken Fürstenfeldbruck hat allerdings ergeben, dass aufgrund des hohen Eigen-Stromverbrauchs in Feuerwehrhaus und Rathaus (~ 23.000kwh/Jahr) die Installation durchaus Sinn machen kann. Wichtig zu wissen: Rathaus und Feuerwehrhaus verfügen über gemeinsame Strom- und Wasseranschlüsse. Dies bedeutet, dass der auf dem Dach des Feuerwehrhauses produzierte Strom 1:1 im Rathaus verwendet werden kann. Nachdem die Strom-Hauptlast im Rathaus aufgrund der Arbeitszeiten tagsüber anfällt, wäre eine optimale Ausnutzung des Eigenstroms möglich. Eine Vorabprüfung bzgl. Statik und Leitungsnetz hat ergeben, dass die Installation möglich ist. Ebenfalls stattgefunden hat eine Drohnen-Befliegung des Daches.

Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck als Partner der Gemeinde in Energie-Angelegenheiten wurden gebeten, analog den Kindergärten ein „Full-Service-Angebot“ abzugeben. Ziel war es, die potentiell neue Anlage bzgl. Wartung und Monitoring so auszulegen, dass diese Kompatibel ist mit den schon verbauten Anlagen auf den Kindergärten. 

Die geschätzten Kosten für die Anschaffen der PV-Anlage (Variante A) belaufen sich auf 28.810,02 EUR bei einer Leistung von 16,4 kWp. Eine Installation wäre bei rasche Beschlussfassung in den kommenden Monaten möglich („ab dem 2. HJ“ lt. Angebot). Der Gemeinderat hat im Haushalt Mittel hierfür veranschlagt.

Der Bürgermeister hat parallel Kontakt mit den Stadtwerken aufgenommen und um Prüfung gebeten, ob die Installation der Anlage analog dem Vorjahr aus Mitteln des regionalen Klimafonds, etc. unterstützt werden könnte. Ein Zuschuss in Höhe von 3,5 - 4 TEUR wurde zugesagt. 

Bewertung des Vorhabens aus Sicht des Arbeitskreises Energie (Leitung: GR J. Brix), primär bezogen auf Variante A:

Hallo Emanuel,
 
in Abstimmung mit Hans Aigner kommen wir zu dem Ergebnis, dass die PV-Anlage von den SW FFB mit realistischen Zahlen kalkuliert ist. Bei einer maximalen Leistung von 16,4 kWpeak und einem jährlich kalkulierten Energieertrag von 13450 kWh liegt eine Kennzahl von 820 kWh/kWpeak zu Grunde. Dies ist bei der Ostausrichtung des Daches konservativ realistisch.
 
Ein Eigenverbrauch von 64% des erzeugten Stroms (vorwiegend Vormittag, früher Nachmittag) erscheint ebenso als realistische Annahme. Die  als Eigenverbrauch im Angebot der SW FFB angesetzten 8610 kWh generieren bei einem  Strompreis von 30 ct/kWh bereits 2600 €  Stromkosteneinsparung. Die weiterhin ins Stromnetz einspeisbare Strommenge von rund 4800 kWh ergibt bei 7 ct/kWh einen Ertrag von etwa 330 €. In Summe sind somit (ohne zukünftigen Strompreisanstieg) knapp 3000 € Ertrag aus Einsparung/Einspeisung zu erwarten. Bereits aus diesem jährlichen Ertrag wären die Investitionskosten von rund 28 000 € in weniger als 10 Jahren amortisiert (bereits ohne Strompreiserhöhungen).
 
Bereits diese kurze Kalkulation macht den wirtschaftlichen Nutzen deutlich.
 
Zu den wesentlichen technischen Komponenten:
Solarmodule: mit sehr gutem Wirkungsgrad (koreanischer Hersteller)
Wechselrichter und Energiemanagementsystem: analog zu Kindergärten (bisher sehr gute Erfahrung)
 
Eine Ergänzung mit einem Batteriespeicher sollte noch überlegt werden: neben einer weiteren Erhöhung des Eigenstromanteils könnte dadurch für die Verwaltung eine temporäre unterbrechungsfreie Notstromversorgung bei Netzausfall bereitgestellt werden.
 
Die Verkabelung sollte so ausgeführt werden, dass ein derartiger Batteriespeicher installiert oder ohne Weiteres zukünftig nachgerüstet werden kann.
 
Als Alternativangebot von den SW FFB sollte noch die sofortige Ergänzung mit einem Energiespeicher mit ca.10 kWh-Speicherkapazität angefragt werden. Über eine sofortige Anschaffung oder spätere Ergänzung wäre dann zu entscheiden.
 
Viele Grüße
 
Jürgen

Ergänzungsoption „Stromspeicher“ (Variante B):
Wie vom AK Energie vorgeschlagen, kann die Installation eines Stromspeichers sinnvoll sein. Die Stadtwerke wurden hierzu um ein ergänzendes Angebot gebeten. Immer vorausgesetzt, die Kabelwege und Platzverhältnisse lassen eine Installation eines Stromspeichers zu.
Die Leistung der Anlage bliebe gleich (= 16,4 kWp). Etwas teurer, weil komplexer, wäre die Wechselrichter-Technik. Hinzu kommen die eigentlichen Kosten für den Speicher (12 kWh). 

Die Gesamtkosten (PV-Anlage + Speicher, etc.) belaufen sich hier auf 39.297,83 EUR, wobei die Zusatzkosten für den Stromspeicher im Verhältnis zu den erzielbaren Einsparungen unverhältnismäßig hoch und damit unrentabel erscheinen.

Die Verwaltung schließt sich darum des Votums von GR Brix / Hans Aigner an und schlägt vor, auf eine Installation eines Stromspeichers mindestens vorerst zu verzichten (siehe Ausführungen unten).  

Bewertung des Vorhabens aus Sicht des Arbeitskreises Energie (Leitung: GR J. Brix), bezogen auf Variante B:

(…).

Ich habe jetzt mal gerechnet:

1. Wenn 1.783 kWh zu 7 Cent nicht verkauft, sondern eingespeichert werden und mit Wirkungsgradverlust wieder 1.510 kWh nutzbar werden, kosten diese 8,3 Cent.

2. Wenn wir von einer Preisdiffernz von 30 Cent ausgehen (=8,3 Cent aus dem Speicher oder 38,3 Cent von den Stadtwerken), bedeutet das jährliche Einsparungen von 453 €

3. Bei einem Mehrpreis von 10.487 € bedeutet das ohne Zinsen und Wartung eine Amortisationszeit von 23 Jahren.
    Dabei sind 30 Cent Differenz langfristig sehr hoch gerechnet.
    Bei geringerer Preisdifferenz wird die Amortisationszeit noch länger




Auszüge aus der Rentabilitätsberechnung (kalkuliert OHNE Stromspeicher = Variante A):




Auszüge aus der Rentabilitätsberechnung (kalkuliert MIT Stromspeicher = Variante B, wobei die Gesamtanlage den Speicher „subventionieren“ würde):







Haushaltsrechtliche Auswirkungen:

Auf Haushalsstelle 8101.9600 wurden 30 TEUR eingeplant.

Der Zuschuss der Stadtwerke ist in Abzug zu bringen.

Beschluss

Der Gemeinderat beschließt, die zur Moorenweiser Straße hin gerichtete Dachfläche des Türkenfelder Feuerwehrhauses mit einer Photovoltaikanlage auszustatten. Der Bürgermeister wird ermächtigt, alle notwendigen Aufträge, etc. zu vergeben. Der Budgetrahmen für das Projekt wird auf 30.000 Euro festgesetzt, wobei der Gemeinderat die Umsetzung von Variante A (= PV Anlage ohne Stromspeicher) beschließt. Die Anlage soll bzgl. Wartung und Monitoring kompatibel sein mit den auf den Kindergärten Pfiffikus und Sumsemann verbauten Anlagen. 

Die Verwaltung wird beauftragt, den in Aussicht gestellten Zuschuss der Stadtwerke zu beantragen und abzurufen. 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 15, Dagegen: 0

Datenstand vom 05.05.2022 12:15 Uhr