Nach der Entscheidung PRO-Schwimmbad-Sanierung stellt sich die Frage, wie der Schulcampus Türkenfeld (dazu zählen neben dem eigentlichen Schulgebäude auch die Turnhalle, die Schönbergaula und der Großwärmeabnehmer Schwimmbad) mit Wärme-Energie versorgt wird.
Bereits im letzten Jahr hat die Verwaltung ein Kurz-Gutachten bei der in der Region anerkannten LENA Service GmbH in Auftrag gegeben. Dabei sollten mehrere Lösungen beurteilt und bewertet sowie Optimierungspotentiale aufgezeigt werden. Als Lösungen im Raum standen dabei u. A. der Anschluss an eine nahegelegene Biogas-Anlage bzw. der Einsatz von Wärmepumpen-Technologie. Das Ergebnis der Begutachtung wurde im Anschluss mit dem Arbeitskreis Energie diskutiert.
RAHMENBEDINGUNGEN:
1) Das Schulgebäude wurde in den Jahren 2009/2010 saniert und ist in einem energetisch guten Zustand.
2) Schule und Turnhalle bilden über die zentral angelegte Wärmeversorgung eine über eine Nahwärmeleitung verbundene „Wärme-Einheit“. In der Turnhalle unterstützt eine Wärmepumpe.
3) Mangels Rentabilität und hoher Wartungskosten wurden die über 30 Jahre alten Blockheizkraftwerke außer Betrieb genommen.
4) Die beiden vorhandenen und groß dimensionierten Gaskessel sind in einem guten Zustand; die Gemeinde konnte sich über entsprechende Verträge attraktive Gaspreise bis einschl. Ende 2028 sichern.
5) Der tatsächliche Wärme-Energiebedarf des zur Sanierung anstehenden Schwimmbads kann erst NACH Abschluss der Sanierung belastbar beziffert werden, was eine Dimensionierung heute zumindest schwierig macht (Schwimmbad-intern sollen Effizienzpotentiale gehoben werden, z. B. durch direkte Wärmerückgewinnung. In den letzten Jahren wurden Photovoltaik-Kapazitäten installiert und PV-Speicher ergänzt. Komplettiert wird die Nutzung der vorhandenen Dächer durch die Eigentumsübertragung des Bürgersolardachs zum 01.01.2025 an die Gemeinde.
Aktuell verfügen alle Campus-Dächer gemeinsam über eine installierte PV-Leistung von 130 kWp. An Speicherkapazitäten sind 72 kWh installiert.
OPTIMIERUNGSPOTENTIALE – losgelöst von der Frage der zentralen Wärmequelle:
Sowohl der Arbeitskreis Energie wie auch die LENA Service GmbH haben diverse Optimierungspotentiale identifiziert, die unabhängig von der Frage der zukünftigen Heiz-Technologie umgesetzt werden sollen und so einen erheblichen Beitrag zum Energiesparen leisten können:
1) TURNHALLE
Die Sicherheit des Legionellenschutzes soll mittels Durchlauferhitzer oder Heizschwert erfolgen. Die Erwärmung des Duschwassers erfolgt wie bisher durch die vorhandene Wärmepumpe. Beides kann größtenteils über den durch die PV- Anlage gewonnenen Strom betrieben werden. Damit kann die Wärmeleitung von der Schule in den Sommermonaten stillgelegt werden.
Eine genauere Abstimmung der Lüftungsregelung und der Wärmepumpensteuerung mit der zentralen Heizungsanlage um eine höhere Effektivität im Zusammenspiel zu erreichen.
Der Einbau eines Bypass-Systems in die Wärmeleitung von der Schule, damit wenn keine Abnahme erfolgt der Wärmeverlust auf Grund der Leitungslänge minimiert wird.
2) SCHULGEBÄUDE
Eine detaillierte Aufnahme der Anlagenhydraulik und Abgleich mit den Bestandsplänen um einen Wassermengenabgleich zu ermöglichen, damit die einzelnen Abnehmer feiner versorgt werden.
Die Nachrüstung von Regulierventilen in die Bypässe der Mischkreise um ein besseres Regelverhalten zu erreichen.
Anfahrschaltung für Warmwasserbereitung: Einbau eines temperaturgesteuerten Überstromventils damit der Aufheizvorgang erst bei genügend anliegendem Heizmedium direkt am Warmwasserspeicher beginnt.
ZUKÜNFTIGER GROSS-NUTZER „SCHWIMMBAD“:
Im Rahmen der Sanierung des Schwimmbads wird großer Wert auf einen energiesparenden Ansatz gelegt. Folgende Maßnahmen sind geplant:
Der Einbau einer Lüftungsanlage mit integrierter Wärmepumpe mit Nutzung der feuchten Abluft zur Unterstützung der Grundlast.
Einsatz eines 2-schichtigen Verfahrens beim Brauchwasser mittels Zuschaltung von einem Heizschwert oder Durchlauferhitzer mit Einspeisung aus der PV-Anlage zur Abdeckung der Temperaturspitzen als Legionellenschutz.
Die Verwendung von energiesparenden Pumpsystemen im Beckenbereich zur Energieeinsparung und Wärmerückgewinnung aus dem Badewasser.
In allen baulichen Bereichen erfolgt die Dämmung über die Norm in Anlehnung an ein Passivhaus.
Zudem soll die Schwimmbad-Technik so ausgelegt werden, dass diese auch mit einer Nieder-Temperatur-Quelle gut arbeiten könnte. Insofern kann – wie unter den Rahmenbedingungen oben erwähnt – der tatsächliche Netto-Wärme-Energiebedarf des Schwimmbads erst nach Abschluss der Sanierung belastbar beziffert werden.
POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN / ENERGIEMARKT:
Der Energiemarkt und die politischen Rahmenbedingungen befinden sich derzeit in einem dynamischen Wandel. Technologische Innovationen und politische Vorgaben entwickeln oder ändern sich rapide, was Planungen und Entscheidungen erschwert, die langfristig – womöglich über Jahrzehnte – Bestand haben sollen.
1. Politische Rahmenbedingungen: Diese sind – bedingt durch die anstehende Neuwahl des Bundestags – als höchst volatil zu betrachten.
2. Technologische Entwicklungen: Der technologische Fortschritt bei erneuerbaren Energien, Speichertechnologien und Wärmepumpen schreitet schnell voran. Lösungen, die heute als Stand der Technik gelten, könnten in wenigen Jahren von effizienteren und nachhaltigeren Technologien abgelöst werden. Zudem ist die Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit neuer Technologien oft schwer prognostizierbar, was die Entscheidungsfindung zusätzlich erschwert.
3. Marktdynamik: Die geopolitische Lage sowie Entwicklungen auf dem globalen Energiemarkt führen zu Preisschwankungen und Unsicherheiten bei der Versorgung mit fossilen Energieträgern. Gleichzeitig wird erwartet, dass der Strombedarf in den kommenden Jahren durch Elektrifizierung (z. B. Wärmepumpen, E-Mobilität) weiter steigt, was auch auf lokaler Ebene neue Herausforderungen mit sich bringt.
4. Langfristige Planungssicherheit: Da Investitionen in die Energieversorgung von Gebäuden und Infrastrukturen über Jahrzehnte wirksam sein müssen, ist es schwierig, unter den aktuellen Unsicherheiten Entscheidungen zu treffen, die langfristig tragfähig sind. Flexibilität und die Möglichkeit, auf neue Entwicklungen reagieren zu können, gewinnen daher an Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, alle zukünftigen Maßnahmen und Investitionen so zu planen, dass sie sowohl den aktuellen politischen und technologischen Anforderungen gerecht werden als auch eine Anpassungsfähigkeit an künftige Entwicklungen sicherstellen. Entscheidungen wie die Wahl der zentralen Wärmequelle für den Schulcampus Türkenfeld müssen daher sorgfältig abgewogen und unter Einbeziehung der genannten Dynamiken getroffen werden.
FAZIT & HANDLUNGSVORSCHLAG:
In Abstimmung mit dem Arbeitskreis Energie und der LENA Service GmbH schlägt die Verwaltung vor:
1) Die bestehende Optimierungspotentiale sollen losgelöst von einer Wärmequellen- Entscheidung maximal gut genutzt werden. Die Verwaltung wird Maßnahmenvorschläge erarbeiten, Fördermöglichkeiten prüfen und dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen.
2) Die Schwimmbad-Sanierung soll energetisch Maßstäbe setzen und dabei auf Elemente wie Energie-Rückgewinnung sowie die Nutzung von PV-Strom-Überschüssen setzen. Gleichzeitig soll die Sanierung technisch so angelegt werden, dass später unterschiedliche Wärmequellen genutzt werden können.
3) Angesichts des guten Zustands der vorhandenen Heizzentrale und der attraktiven Konditionen, zu denen Gas in den Jahren bis mind. Ende 2028 bezogen werden kann, soll diese b. a. W. weiter genutzt werden.
4) Die weiteren politischen und technologischen Entwicklungen sollen abgewartet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dann zu entscheiden, ob – sofern auch im Sinne des Betreibers und wirtschaftlich darstellbar- ein Anschluss an die nahegelegene Biogasanlage sinnvoll ist oder ob eine andere Lösung (z. B. Wärmepumpen-Einsatz) langfristig als zielführend erachtet wird.
Haushaltsrechtliche Auswirkungen:
Abhängig von den konkreten Maßnahmen
Beschlussvorschlag:
Der Gemeinderat nimmt den Sachstandsbericht zur Kenntnis und beschließt angesichts der im Sachvortrag geschilderten Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten, vorerst am Energieträger GAS festzuhalten. Gleichzeitig wird die Verwaltung beauftragt, für die skizzierten Optimierungspotentiale konkrete Angebote einzuholen und diese dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.