Anfrage der Freien Wähler Walkertshofen zur Hochwasserbehandlung im Baugebiet "Schörr"


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderat Walkertshofen, 26.10.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Walkertshofen (Gemeinde Walkertshofen) Gemeinderat Walkertshofen 26.10.2021 ö 2

Sachverhalt

Mit Schreiben vom 13.08.2021 (Eingang bei der VG Stauden am 14.09.2021) beantragen die „Freien Wähler Walkertshofen“ und die Anwohner des Herzgrabens vom Gemeinderat die Behandlung der Wasserproblematik im Baugebiet „Schörr“

Dem Antrag liegen Unterschriftenlisten bei, die von 31 Anwohnern unterzeichnet wurden.

Es wird um die Stellungnahme der Gemeinde zu nachfolgenden Fragestellungen ersucht:

  1. Liegen der Gemeinde Untersuchungen, Stellungnahmen oder Gutachten zur Wasserproblematik im Herzgraben vor?

Folgende Untersuchungen zur Abwasserthematik liegen vor:

  1. Erschließungsplanung Baugebiet „Schörr“ – Planung Ing.-Büro Garreis-Steinbacher

Im Zuge der Erschließung des Baugebietes „Schörr“ wurde 1992 vom Ing.-Büro Garreis-Steinbacher eine Gesamtnetzüberrechnung mit Überrechnung der Regenentlastungen erstellt.

  1. Studie zur Hochwasserverbesserung – Planung Ing.-Büro Josef Tremel (2003)
         Auftraggeber: Direktion für ländliche Entwicklung.

  1. Waren der Gemeinde bereits bei Ausweisung des Baugebietes Anhaltspunkte zu dieser Gefahr bekannt, bzw. welche bauleitplanerischen Abwägungen in Hinblick auf den Hochwasserschutz wurden getroffen?

Im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange an der Bauleitplanung erfolgte u.a. auch eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth.
Vom WWA wurde zur abschließenden Beurteilung die Vorlage eines hydraulischen Nachweises über die ordnungsgemäße Abwasserableitung angefordert.
Diese Berechnung wurde anschließend vom Ing.-Büro Garreis-Steinbacher durchgeführt (s.a. Punkt 1 A).

  1. Was wurde seit dem letzten Hochwasserereignis 2018 seitens der Gemeinde unternommen?

Abhaltung eines Ortstermins mit Anwohnern des Herzgrabens am 05.07.2018.

Am 04.07.2018 fand ein Termin des Bürgermeisterausschusses mit dem Amt für Ländliche Entwicklung und dem Landwirtschaftsamt statt. Hier wurde zur Verbesserung des Bodenschutzes bei Maisanbau u.a. angeregt, zur Erosionsverhinderung Mulchsaaten einzubringen.

Wahrnehmung eines Ortstermins mit Herrn Kreisbaumeister Schwindling am 31.05.2018.
Hierbei wurde festgestellt, dass die im Bebauungsplan festgesetzte nördliche Ortsrandeingrünung (Breite 5 m) bei allen betroffenen Eigentümern fehlt. 
Beim Anwesen Kellner stehen mehrere Gebäude im Außenbereich, wodurch der ursprüngliche Zustand (Wiese) für den Wasserabfluss verändert wurde. Das abfließende Hangwasser läuft wie in einem Trichter direkt dorthin.

Zur Verbesserung des Wasserabflusses wurde der Graben von der ehemaligen Bauschuttdeponie zur Querung Richtung Staatsstraße vergrößert und umgeleitet. Diese Maßnahme soll zusätzlichen Wassereintrag in Richtung Herzgraben verhindern (s. Lageplan).

  1. Was beabsichtigt die Gemeinde zu unternehmen, um solche Ereignisse zukünftig zu verhindern oder abzumildern?

Bezugnehmend auf die Stellungnahme des Kreisbaumeisters, worin die fehlende Ortsrandeingrünung sowie die Bauten im Außenbereich als mitursächlich für die ungünstigen Hangwasserabflüsse gewertet werden, soll die bebauungsplankonforme Umsetzung der Randeingrünung von den Eigentümern erfolgen. Auf die Entfernung der unzulässigen Bauten im Außenbereich wird hingewiesen.

Am 29.09.2021 fand mit Herrn Dr. Nunn vom WWA Donauwörth ein Ortstermin statt.
Um die Situation bei Starkregen zu verbessern, wurde von ihm vorgeschlagen:

  • Zukauf eines Ackergrundstückes mit anschließender Umnutzung als Wiese
  • Pflanzen einer dichten Hecke entlang eines Ackerstreifens

Diskussionsverlauf

Das Antragsschreiben der „Freien Wähler Walkertshofen“ vom 13.08.2021 wird durch 1. Bürgermeisterin Jungwirth-Karl vorgelesen.
Gremiumsmitglieder berichten über die Vorortbesichtigungen mit dem Wasserwirtschaftsamt. Die Vorsitzende gibt den Top zur Diskussion auch für die anwesenden Anwohner des Herzgrabens frei. 
Die anwesenden Anwohner des Herzgrabens erörtern untereinander zeitweise sehr heftig die Problematik des abfließenden Hangwassers bei Starkregenereignissen. Ein Zuhörer schlägt vor, ein Regenrückhaltebecken bei der Streuobstwiese, Eigentümer des Grundstückes ist die Gemeinde Walkertshofen, zu bauen.

Ratsmitglied Endres informiert die Anwohner über ein Förderprogramm „Sturzflutrisikomanagementkonzept“. Derzeit nehmen fünf Pilotgemeinden im Landkreis daran teil. In ca. einem halben Jahr werden die Förderkriterien zur Teilnahme an diesem Konzept bekanntgegeben. Aus dem Gemeinderat wird hingewiesen, dass die Anwohner sich auch selber schützen müssen. Teilweise verbauen sie den Weg für abfließendes Wasser, welches dann zum Nachbar läuft bzw. welches mit Absicht auf das Nachbargrundstück geleitet wird. Ein anwesendes Ehepaar weist darauf hin, dass sie mit ihrem nichtbebauten Grundstück, welches sich am tiefsten Punkt befindet, die Leidtragenden sind und dieses Ableiten auf ihr Baugrundstück nicht mehr dulden möchten. Die Vorsitzende weist darauf hin, dass man sich hier im Bereich von privatrechtlichen Beanstandungen befindet.  
Unter den Zuhörern ist Herr Anton Knoll, FFW-Kommandant aus Walkertshofen. Die Vorsitzende bittet ihn aus Sicht der Feuerwehr Stellung zu nehmen. Herr Knoll berichtet von den Einsätzen an Starkregentagen. Einzelne Anwohner helfen an den neuralgischen Punkten mit die Durchlässe freizuhalten. Er empfiehlt bei Wettervorhersagen mit viel Regen über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und Gräben und Durchlässe von Laub und Unrat frei zu machen, damit ein zügiges Ablaufen des Wassers erfolgen kann. Jeder kann etwas tun. Die FFW rückt im Notfall mit bis zu vier Einsatztruppen aus, sie können aber nicht überall gleichzeitig sein. Die FFW hat 500 Sandsäcke im FW-Haus auf Vorrat liegen, welche bei Bedarf von den Bürgern geholt werden können.

Am Schluss der langen teilweise heftigen Beratung und dem Versuch eine Lösung zu finden, gibt die Vorsitzende zu Bedenken, dass die Topographie (Hanglage) nicht viele Möglichkeiten hergibt und diese von der Gemeinde auch nicht verändert wurde. Die Vorsitzende weist nochmals auf die Schaffung von Durchflussmöglichkeiten zwischen den Grundstücken hin. Die Konditionen des Förderprogrammes „Sturzflutrisikomanagment“ muss abgewartet werden, um weitere Schritte einzuleiten. Dieses würde das gesamte Gemeindegebiet umfassen und nicht nur den Herzgraben. Es kann im Moment keine optimale Lösung gefunden werden. 

Datenstand vom 15.11.2021 08:52 Uhr