Mähen des Straßenbegleitgrüns; eventuelle Änderung der bisherigen Übung zu Gunsten der Ökologie; Anfrage von Herrn Stadtrat Koßbiehl in der Bau- und Verkehrsausschuss-Sitzung vom 18.06.2020; Stellungnahme der Stadtverwaltung


Daten angezeigt aus Sitzung:  Bau- und Verkehrsausschuss-Sitzung, 08.10.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Verkehrsausschuss Bau- und Verkehrsausschuss-Sitzung 08.10.2020 ö 4.1

Sachverhalt

Hintergründe

In den letzten 30 Jahren ist die Insektenmasse in Deutschland um rund 75 % zurückgegangen. Der Rückgang einzelner Arten ist teilweise sogar noch deutlich stärker.

Als direkte Folge ist auch ein merklicher Rückgang bei insektenfressenden Tierarten (Vögel, Reptilien, Amphibien) zu verzeichnen. Aber nicht nur als Tiernahrung sind Insekten wichtig, denn sie sind unverzichtbar für den Bestand sämtlicher Ökosysteme. Sie sichern als Bestäuber (insbesondere Wildbienen) unsere Ernährungsgrundlage, tragen entscheidend zur Erhaltung und zur Vermehrung der Pflanzen bei, zerkleinern und verwerten abgestorbene Pflanzenteile sowie Kot und Kadaver und verbessern somit die Böden in Wald, Wiesen und Ackerland.
(Quelle: Gemeinsam für mehr Artenvielfalt, S. 10, StMUV, 2020)

Nicht nur Landwirte und Gartenbesitzer sind aufgefordert etwas zum Schutz der heimischen Insekten zu unternehmen, sondern gerade auch Städte und Gemeinden. Die Stadtverwaltung ist der Auffassung, dass die Stadt Vöhringen als Vorbild vorausgehen sollte. Nur so kann eine Akzeptanz in der Bevölkerung für mehr Artenschutz aufgebaut werden.

Konkret
Das Mulchen (z.B. mittels eines Schlegelmähers) von Flächen ist in den letzten Jahren zunehmend stark in die Kritik geraten, da Studien belegen, dass durch die rotierende ( Luftsog) und alles zerkleinernde Mähweise, Insekten und andere kleinen Tiere zu Tode kommen, weil sie keine Fluchtmöglichkeit haben. Die Auswirkungen auf die Tierwelt sind enorm.

Ökonomisch gesehen, bietet diese Mahdweise zwei deutliche Vorteile: aufgrund eines robusten Mähwerks ist eine schnelle Arbeitsweise möglich und das Schnittgut kann auf der Fläche verbleiben. Fein zerkleinert verrottetet es und muss nicht aufwendig abgefahren werden.

Die Alternative ist eine Mahd mit einem Doppelmessermähwerk (Balkenmäher). Hier können Tiere leichter flüchten und die Gefahr einer Schädigung ist wesentlich geringer. Das Schnittgut bleibt bei dieser Mähweise lang und wird zeitgleich, oder in einem separaten Arbeitsschritt, aufgenommen und abgefahren.

Durch die Entsorgung des Schnittgutes werden Flächen nach und nach abgemagert, was langfristig zu einer Artenanreicherung führt.

Im Stadtgebiet Vöhringen werden bislang nahezu alle Flächen gemulcht. Bei einer Umstellung der Mahdweise ist zunächst mit einer zwei- bis fünffachen Kostensteigerung zu rechnen; abhängig vor allem von Unebenheiten und Hindernissen.

Durch die stetige Abmagerung der Flächen gehen der Aufwand und somit die Kosten langsam zurück, sodass langfristig die Kosten sogar gesenkt werden können.

Da hier ein Kompromiss zwischen ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten gefunden werden muss, strebt die Stadtverwaltung zunächst eine Umstellung auf allen Ökologischen Ausgleichsflächen, Streuobstwiesen und als Blühwiesen angelegten Flächen an.

Die geschätzten Mehrkosten von 50.000,00 € werden in den nächsten Haushaltsplanentwurf eingestellt. So könnten Erfahrungen gesammelt und die Kostenentwicklung beobachtet werden und weitere Umstellungen in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

Die Stadt Vöhringen kann mit einer ökologischeren Mahd einen einfachen, aber wichtigen Beitrag zum Schutz der heimischen Insekten leisten.

Empfehlung

 

Diskussionsverlauf

Bürgermeister Neher bestätigt kurz inhaltlich, dass die Stadtverwaltung wie dargestellt vorhabe, in den Haushaltsplanentwurf 2021 die genannten Mehrkosten für eine artgerechte Pflege insbesondere der ökologischen Ausgleichsflächen, Streuobstwiesen und Blühwiesen einzustellen, nachdem es keinen Sinn ergebe, zunächst ökologische Flächen anzulegen, bei der Pflege aber den Schutz der Tierwelt außer Acht zu lassen.  

Datenstand vom 04.11.2020 16:09 Uhr