Vortrag eines Vertreters der LEW zu Versorgungssicherheit und -qualität in Zeiten der Energiewende und Informationen zu geplanten und getroffenen Maßnahmen zum Thema "Langfristiger Stromausfall"


Daten angezeigt aus Sitzung:  Stadtratssitzung, 27.10.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat Stadtratssitzung 27.10.2022 ö Beschließend 2

Sachverhalt

1.
Ein Vertreter der LEW wird in der Sitzung über die Versorgungssicherheit und -qualität in Zeiten der Energiewende aus Sicht der LEW Verteilnetz GmbH informieren.
Im Vortrag wird der Aufbau und Betrieb des Stromnetzes Energiewende erklärt und die Versorgungssicherheit im Stromnetz der Lechwerke erörtert werden.
Die LEW wird ihre Notfall- und Krisenvorsorge vorstellen. 

2.
Die Stadtverwaltung Vöhringen befasst sich derzeit mit der Ausarbeitung eines Notfallkonzepts für den Fall eines Versorgungszusammenbruchs. Dies ist geboten aufgrund der aktuellen Situation, der sich häufenden Berichterstattung in der Presse und auch der Vorlage eines Antrags durch vier Stadtratsmitglieder.
Es wurde ein Krisenstab gebildet, der sich aus Mitgliedern der Verwaltung, den beiden örtlichen Feuerwehrkommandanten und einem Mitglied des BRK Vöhringen zusammensetzt. Bei Bedarf kann dieser auch noch erweitert werden. 
Im Rahmen einer Sitzung dieses Krisenstabs wurde die Schaffung von sogenannten „Leuchttürmen“ vorgesehen. Diese sollen in einem Krisenfall den Menschen als Anlaufstellen dienen. Dort sind u.a. Erste Hilfe und Informationen zur aktuellen Lage erhältlich. Zudem können dort Notrufe veranlasst und Ruhe- und Wärmebereiche kurzzeitig angeboten werden. Als Leuchttürme sollen im Krisenfall die Feuerwehrgerätehäuser in der Kernstadt und den Ortsteilen sowie die Uli-Wieland-Schule dienen. Von Verwaltungsseite werden derzeit die Anforderungen mit den tatsächlichen Gegebenheiten abgeglichen und eine Aufstellung der noch zu beschaffenden Gegenstände veranlasst. 
Zudem soll eine Wärmeinsel in der Uli-Wieland-Schule geschaffen werden. Auch hierzu wird aktuell überprüft, was noch zu beschaffen ist. 
Darüber hinaus wurde u.a. die aktuelle Lage bzgl. der Wasser- und Abwasserversorgung im Krisenfall erörtert. 
Es ist beabsichtigt, dass sich der Krisenstab regelmäßig trifft und im Bedarfsfall die Meinung von externen Experten einholt sowie das weitere Vorgehen abstimmt.

Empfehlung

Der Stadtrat nimmt die Ausführungen zur Kenntnis. Die Stadtverwaltung wird über das weitere Vorgehen unterrichten. 

Diskussionsverlauf

Herr Bürgermeister Neher begrüßt Herrn Wagner sowie Herrn Smischek von der LEW Verteilnetz GmbH, welche zum Thema Versorgungssicherheit in Bayerisch-Schwaben im Kontext der aktuellen Energiekrise vortragen. 
Herr Wagner erklärt anhand einer Präsentation ausführlich den Aufbau des Stromnetzes, die Netzfrequenzen, die Darstellung der derzeitigen Energielage insbesondere im Hinblick auf die derzeitige Gaskrise, der kurzfristigen Prognose sowie einige Anregungspunkte wie Verbrauch des Stroms durch Heizlüfter und Maßnahmen zur Erhaltung der kritischen Infrastruktur. Die Vortragspräsentation ist dem Protokoll als Anlage beigefügt.
Als Resümee des Vortrags lässt sich festhalten, dass die LEW Verteilnetz GbmH nicht mit einem großflächigen unkontrollierten Stromausfall (Blackout) rechnet. Im schlimmsten Fall könnte es jedoch zu kontrollierten Lastabschaltungen kommen.
Herr Bürgermeister Neher bedankt sich für den ausführlichen Bericht und betont, dass die Stadt Vöhringen als Kommune bereits auf den Antrag von 4 Stadträten einen Krisenstab gebildet hat, der auch die Vorsorge der kritischen Infrastruktur beinhaltet. Herr Weber bietet zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur der Stadtverwaltung seine Hilfe an.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelt sich eine rege Diskussion, in der insbesondere erwähnt wird, dass der Stadtrat sehr dankbar für den Bericht durch einen Fachmann ist und es lobt, dass die Stadtverwaltung in diesem Bereich aktiv geworden ist. Herr Weber bittet hier nochmals, die Bevölkerung zum Energiesparen zu animieren. Von Seiten des Gremiums wird gefragt, ob durch Verschieben des eigenen Strombedarfs die Hauptlastzeiten entlastet werden können. Hier führt Herr Wagner aus, dass heutzutage keine klassische Hauptlastzeit benannt werden kann. 
Auf die Rückfrage, weshalb die Installation privater PV-Anlagen derzeit so lange zur Inbetriebnahme benötigt, erklärt Herr Wagner, dass ein Ressourcenproblem an Mitarbeitern aufgrund der vervielfachten Nachfrage besteht.
Zudem wurde gefragt, ob im Falle einer kontrollierten Lastabschaltung die kritische Infrastruktur berücksichtigt und geschützt ist. Auf diese Frage verweist Herr Wagner auf die Zuständigkeit der jeweiligen Träger. 
Ebenso soll die kriminelle Energie nicht vernachlässigt werden, die die Erstellung eines Notfallplans sowie gewisse Vorkehrungen unumgänglich macht. Diese Notwendigkeit soll im Optimalfall vom Innenministerium oder der Landratsämter vorgegeben werden. Die Stadtverwaltung ist dennoch im Bereich öffentliche Sicherheit und Ordnung auf kommunaler Ebene gehalten, die kritische Infrastruktur in Ihrer Zuständigkeit zu sichern.
In diesem Zuge kommt auch die Frage der Aufrechterhaltung der Kläranlage auf, die durch ihren erhöhten Stromverbrauch nicht mit einer Notstromversorgung in Betrieb zu halten ist. Herr Hieber führt hierzu aus, dass die Wasserversorgung bereits notstromgesichert ist, sodass auch über zwei Stunden hinaus die Versorgung gewährleistet ist. Das Kanalnetz verfügt über eine Speicherkapazität sowie über Notüberläufe. 

Herr Bürgermeister Neher berichtet zu diesem Thema noch das derzeitige Ergebnis des Krisenstabs. Der Krisenstab der Stadt Vöhringen besteht aus Herrn Bürgermeister Neher, Frau Zanker-Maaß als Leiterin des zuständigen Ordnungsamtes, Herr Hieber und Herr Söhner vom Bauamt für die städtischen Einrichtungen, die beiden Kommandanten der örtlichen Feuerwehren sowie die Einsatzleitung des Deutschen Roten Kreuzes.
Im Falle eines kompletten Stromausfalls würden sogenannte Leuchttürme eingerichtet, die es den Bürgern ermöglichen, nahe gelegene Zufluchtsorte zu erreichen. Für Vöhringen wären dies aufgrund der Kapazität die Uli-Wieland-Mittelschule sowie das Feuerwehrhaus, für die Ortsteile die jeweiligen Feuerwehrhäuser.  
Die noch fehlenden Notstromaggregate werden hierzu beschafft, soweit noch nicht vorhanden.
Eine Ruf- bzw. Informationskette gibt es bereits im Hochwasserbereich und soll für den Fall eines flächendeckenden Stromausfalls ebenfalls erstellt werden. Von Seiten des Gremiums kommt hierzu die Anregung, die Benachrichtigungskette zu überprüfen und im Falle eines Bedarfs über Walkie-Talkies oder Satellitentelefone sicherzustellen. 
Auf die Rückfrage, ob es nicht sinnvoll sei, das Rathaus ebenfalls mit einem Notstromaggregat zu versorgen, erläutert Herr Bürgermeister Neher, dass nach Rücksprache mit der EDV im Ernstfall die Server mobil in die Uli-Wieland-Schule verlagert werden können, sodass die Aufrechterhaltung der kommunalen Datenverwaltung gewährleistet ist.
Das Gremium bittet noch darum, den psychologischen Aspekt im Krisenstab zu berücksichtigen. Ebenso wird angeregt, dass die Seniorenbeauftragten dieses Thema bei ihrem Seniorenfrühstück aufgreifen und die Teilnehmer informieren. 

Datenstand vom 05.12.2022 09:34 Uhr