Freiflächenphotovoltaik - Projekt Tiefe Mähder


Daten angezeigt aus Sitzung:  Stadtratssitzung, 16.05.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat Stadtratssitzung 16.05.2024 ö Beschließend 3

Sachverhalt

Das Projekt „Tiefe Mähder“ ist Bestandteil einer übergeordneten Fläche, die anhand einer von der Stadt Vöhringen durchgeführten Potenzialanalyse für ein Freiflächenphotovoltaikprojekt in Frage kommt. In der öffentlichen Stadtratssitzung vom 25.05.2023 hat der Stadtrat, unter Berücksichtigung der regionalen Wertschöpfung, bereits die grundsätzliche Eignung der Fläche für ein Photovoltaikprojekt festgestellt. 
Im September 2023 hat die Stadtverwaltung die 15 Eigentümer (24 Flurstücke) angeschrieben und zu einem persönlichem Informationsgespräch ins Rathaus eingeladen. Bereits bei den ersten Gesprächen war die Resonanz durchaus positiv, weswegen das Projekt weiterverfolgt wurde.
Im Dezember 2023 wurde eine zweite Anfrage an die Eigentümer gerichtet, mit der Möglichkeit, noch bis zum 31.01.2024, unverbindlich, Ihr Interesse zu bekunden. Die Summe der Fläche der grundsätzlich interessierten Eigentümer am Freiflächenphotovoltaikprojekt „Tiefe Mähder“ beträgt aktuell ca. 19,5 ha, bei einer Gesamtfläche von ca. 35,0 ha. (Siehe Anhang: Übersicht Tiefe Mähder)
Anschließend an die Interessensabfrage führte die Stadtverwaltung Gespräche mit Unternehmen, die das Projekt „Tiefe Mähder“ potenziell umsetzen können. Der Stadtverwaltung war dabei wichtig, dass das ausgewählte Unternehmen das Projekt von A-Z betreuen kann. Dies umfasst im Wesentlichen folgenden Punkte:
  • Flächensicherung
  • Planung und Bau der Anlage
  • Technische Betriebsführung
  • Bürgerbeteiligung
  • Kaufmännische Verwaltung (Stromvermarktung)
Bzgl. einer möglichen Projektebeteiligung wurde seitens der Stadtverwaltung gegenüber Flächeneigentümern und Projektierern folgendes kommuniziert:

  • 50,1 % Projektierer
  • Bis zu 24,9 % Kommune
  • Bis zu 25,0 % Eigentümer, anteilig der eingebrachten Fläche.
Die Beteiligungsstruktur wurde von allen Beteiligten als fair und praxisgerecht bewertet. Die Anteile der Kommune ermöglichen verschiedenste Bürgerbeteiligungsmodelle.

In den Eigentümergesprächen stellte sich heraus, dass für die Flächen regelmäßig Anfragen zur Flächensicherung von unterschiedlichen Projektentwicklern eingehen. Eine Umsetzung von Freiflächenphotovoltaik im Bereich Tiefe Mähder ist aus Sicht der Stadtverwaltung Vöhringen aus verschiedenen Gründen nur sinnvoll, wenn sich ein gemeinschaftliches Projekt entwickelt. Die Stadtverwaltung agiert aus diesem Grund als Koordinator und möchte den Eigentümern die Zusammenarbeit mit einem Projektentwickler und Gesellschaftsbetreiber vorschlagen.

Empfehlung

Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung, eine Absichtserklärung zwischen der Stadt Vöhringen und entweder der Firma Sunfarmer/WindBauer GmbH, der Firma ESS Kempfle GmbH, der Firma RenExpert GmbH oder der Firma Vensol Neue Energien GmbH zu erarbeiten. Die Absichtserklärung dient dem Ziel der Errichtung einer PV-Freiflächenanlage im Bereich „Tiefe Mähder“. 

Diskussionsverlauf

Herr Bürgermeister Neher greift einleitend das seitens der Stadt Vöhringen initiierte Projekt auf, wonach für die infrage kommende Fläche die Eigentümer über die Option informiert worden seien und sich die in Betracht kommenden Projektierer nacheinander im Zeitrahmen von 15 Minuten vorstellen werden.

Die Reihenfolge der Vorstellung ist im Losverfahren durch Herrn Jung festgelegt worden.

Zusammenfassend stellt Herr Jung, welcher in Zusammenarbeit mit Herrn Schmid vom Bauamt geeignete Flächen eruiert hat, das Vorhaben sowie die Interessenabfrage bei den Grundstückseigentümern vor.
Da es sich überwiegend um nicht privilegierte Flächen handelt, ist die Stadt grundlegend im Planverfahren beteiligt.

SunFarmer GmbH

Herr Dürr stellt das in Norddeutschland ansässige Familienunternehmen um die Windbauer Unternehmensgruppe vor, welche neuerdings ebenfalls im süddeutschen Raum, in Ulm, ansässig ist.
Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Landwirtschaft, wonach inzwischen die Produktion von Lebensmitteln sowie Energie die zentralen Standbeine darstellen.

Beteiligt an der Unternehmensgruppe seien inzwischen 44 Unternehmen im Bereich der Sonnen- und Windenergie sowie der Landwirtschaft. Ziel sei die regionale Wertschöpfung und Speicherung der Energie, auch langfristig im Bereich der Wasserstoffproduktion.

Im Laufe der Vorstellung nimmt er Bezug auf in der Region ähnlich gelagerte Projekte, welche durch die Unternehmensgruppe verwirklicht worden sind. Die Beteiligung der Kommunen sowie der Flächeneigentümer seien bei der Windbauer Unternehmensgruppe grundsätzlich vorgesehen. Da diese auch eigenständige Kraftwerksbetreiber seien, könne eine Lösung aus einer Hand angeboten werden. Im vorliegenden Projekt Tiefe Mähder stelle die tagesaktuelle Stromvermarktung eine der größten Herausforderungen dar.

Auch eine Form Bürgerbeteiligung könne angeboten werden, sofern dies gewünscht sei. Darüber hinaus würde die Netzinfrastruktur ebenfalls eigenständig hergestellt. Im Verlauf der Projektentwicklung entstünden der Stadt Vöhringen keine Kosten, da das Risiko in diesem Zeitrahmen beim Projektierer verbliebe.

Im Rahmen der sich anschließenden Aussprache erkundigt sich ein Gremiumsmitglied nach einer Speicherlösung, nachdem diese in den zur Verfügung gestellt Unterlagen abgebildet sei.

Herr Dürr führt aus, dass dies zu Beginn des Projektes noch nicht vorgesehen sei, aber im Laufe der Projektlaufzeit weiterentwickelt werden könne.

Ein weiteres Gremiumsmitglied erkundigt sich nach der Bereitschaft der Landwirte zu Agri-PV Anlagen, und inwieweit hierfür Erfahrungswerte vorliegen. 
Herr Dürr führt dazu aus, dass zumeist Grünlandflächen genutzt würden, Ackerflächen sich dafür aufgrund der Staubentwicklung nicht eignen.

Ein Gremiumsmitglied regt an, gegebenenfalls Flächen mit Landwirten zu tauschen, um ein zusammenhängendes Gebiet erschließen zu können. 
Herr Jung führt dazu aus, dass dies im versucht würde, sofern das Projekt zur Umsetzung komme.

ESS Kempfle GmbH

Herr Mülle stellt die regional ansässige Fa. ESS Kempfle GmbH vor, welche überwiegend im Bereich der Dachanlagen vertreten ist. Die Stadt Vöhringen hat hier bereits eine Kooperation für zwei Projekte mit PV-Anlagen auf dem Dach der Freiwilligen Feuerwehr Vöhringen sowie der Kindertagesstätte Rappelkiste verwirklicht.

Weiter führt Herr Engelhardt die über dreißigjährige Erfahrung seiner im Donautal ansässigen Firma im Bereich Photovoltaikanlagen aus. Auch wenn die Expertise im Bereich der Aufdachanlage gefestigt sei, können Erfahrungswerte für Freiflächenanlagen vorgewiesen werden.
Das bayernweit größte Projekt betreffe eine Carportanlage mit einer Leistung von 9,5 MWp, welche derzeit umgesetzt werde.

Auch das bereits genannte Thema der Wasserstoffgewinnung als Speicherlösung sei nicht fremd.
Herr Engelhart führt dahingehend ebenfalls als Herausforderung die Stromvermarktung an, welche bestenfalls durch naheliegende Großabnehmer im Bereich der Industrie erfolgen solle.

Weiterhin werden Beteiligungsmodelle verschiedener Ausprägung vorgestellt.

Im Nachgang der Vorstellung erkundigt sich ein Gremiumsmitglied nach der Beteiligungsgrenze für die Bürger und Stadt Vöhringen. 
Hierzu gibt Herr Engelhart die Auskunft, dass dies über die zu installierenden Wechselrichter definiert werden könne und so jeder Anlagenteil für sich zu betrachten sei.

Ein weiteres Ratsmitglied erkundigt sich nach einem der umgesetzten Projekte insbesondere nach einer Agri-PV Lösung. Herr Engelhardt hält diese für umsetzbar, aufgrund der Einschränkungen für die Landwirtschaft und des erhöhten Wartungsaufwandes wird diese Art jedoch nicht favorisiert. Weiterhin sei die Rentabilität geringer.

Darüber hinaus wird der seitens eines Gremiumsmitgliedes in einer vorhergehenden Sitzung angesprochene Vorschlag aufgegriffen, ggfs. doch eher die Parkflächen des Karl-Eychmüller-Sportparks mittels PV-Modulen zu überdachen. Hierauf teilt Herr Jung mit, dass zunächst aufgrund der sinnvolleren Investition die Dachflächen der städtischen Gebäude zu belegen seien.

actensys GmbH
 
Herr Schrettle führt zum Unternehmen aus, dass dieses 2008 als Ingenieurbüro gegründet worden sei und der überwiegende Kundenanteil Hausdachanlagen beziehe. Darüber hinaus und in Ergänzung durch die RenerVest Unternehmensgruppe würden entsprechend Gestelle, sowie Speicher ebenfalls aus eigener Produktion erfolgen.

Dabei konzentriere sich das Einsatzgebiet möglichst auf regionale Projekte, wonach auch für die Projektgesellschaft der Unternehmenssitz zur Bindung des Gewerbesteueraufkommens an die Örtlichkeit der Umsetzung ebendort gegründet werde.

Er stellt in Aussicht, alles aus einer Hand gewährleisten zu können und die wirtschaftliche sowie technische Betriebsführung ebenfalls gewährleisten zu können.

Selbstverständlich würden die Grundstückseigentümer auch durch die actensys GmbH beteiligt. Die möglichen Vermarktungsformen werden ebenfalls von Herrn Schrettle vorgestellt und auch die einsetzbaren Speicherlösungen bzw. Energieformen behandelt.

Bezüglich der angesprochenen Bürgerbeteiligung erläutert er, beispielsweise Crowd-Funding Aktionen vorzusehen. Weiterhin werden Kooperationen zur Finanzierung des Projekts genannt.

Seitens des Stadtrates werden keine Rückfragen gestellt.

Vensol Neue Energien GmbH

Herr Ganz führt zu sich, seiner Firma sowie den möglichen Beteiligungsformen direkt anhand aktueller Projekte aus. Dabei sind sie seit dem Jahr 2000 im Bereich der erneuerbaren Energien tätig.

Die Fa. Vensol finanziert über regional beteiligte Banken derartige Projekte, bietet diverse Beteiligungsoptionen, führt von der Planung über Grundstücksverhandlungen bis zur Ausschreibung alles selbst aus. Lediglich die bauliche Umsetzung erfolgt über beteiligte Unternehmen, bestenfalls aus der Region.

Bei der Ertragsvermarktung, welche ebenfalls hauseigen vorgenommen wird, profitiert das Unternehmen von einer Mischung aus Wind- und Solarenergie.
Bereits angesprochene Anfragen zu Agri-PV wolle er nicht als Marketingstrategie verwenden, sondern lediglich umsetzen, wenn es wirtschaftlich darstellbar sei.

Weiterhin spricht Herr Ganz ein Bürgerstrommodell an, wie es die Fa. Vensol bereits andernorts etabliert habe.

Zeitlich könne er sich eine Umsetzung, sofern zeitnah eine Entscheidung getroffen und das Projekt zur Umsetzung kommen, bis zum 1. Quartal 2027 vorstellen.

Im Rahmen der Aussprache wird die Frage aus dem Gremium zur Gewinnung von Personen, welche sich in einer möglichen Genossenschaft engagieren eruiert, was lt. Herrn Ganz bereits andernorts sehr gut gelungen sei.

Nach Abwägung aller Vorstellungen sowie der sich anschließenden Aussprache, wird der Tagesordnungspunkt auf Vorschlag einiger Ratsmitglieder auf die folgende Stadtratssitzung vertragt. Ziel soll es sein, die Präsentationsunterlagen noch einmal genauer zu prüfen und die Vorstellungen und Argumente abzuwägen. 

Datenstand vom 19.07.2024 10:17 Uhr