Konzeption zu den Friedhöfen Vöhringen Nord, Illerberg und Illerzell; Vorstellung und Billigung der Planung; Vorberatung


Daten angezeigt aus Sitzung:  Haupt- und Umweltausschuss-Sitzung, 04.11.2019

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Haupt- und Umweltausschuss Haupt- und Umweltausschuss-Sitzung 04.11.2019 ö Vorberatung 1
Stadtrat Stadtratssitzung 28.11.2019 ö Beschließend 2

Sachverhalt

Noch nie in der Geschichte hat sich die Bestattungskultur in unserem Land
und in unseren Kommunen in so kurzer Zeit so drastisch verändert wie in den letzten 30 Jahren.
Die traditionelle Erdbestattung ist sehr stark rückläufig.
Weit über zwei Drittel der Verstorbenen werden heute im Zuge einer Feuerbestattung beerdigt.
Auch in den Stadtteilen setzt sich diese Entwicklung fort.
Neben dem Kostenfaktor sind die Ursachen vermehrter Urnenbeisetzungen auch darin zu sehen, dass immer weniger Angehörige sich der Grabpflege annehmen oder auch keinerlei Angehörige, zumindest in der näheren Umgebung mehr da sind.
Infolge dieser vermehrten Urnenbeisetzungen zeichnen sich auf den Friedhöfen,
und dies bundesweit, immer mehr offene Grabstellen ab.
Diese bieten natürlich kein schönes Bild.
Von heute auf morgen lassen sich diese Grablücken nicht schließen.
Es gilt auch, die unterschiedlichen Ruhezeiten zu beachten.

Festzustellen ist weiter, dass der Wandel der Bestattungskultur stark von ökonomischen, aber auch sozialen Faktoren beeinflusst wird.
Es zeichnet sich ein Trend ab, entgegen der bisherigen Traditionen hin zur stärkeren Individualisierung.

Andererseits zeigt sich auch eine Veränderung in der Erinnerungskultur.
Wir erleben zur Zeit einen tiefgreifenden Wandel in der Trauer- und Friedhofskultur.
Beispielhaft für diesen Wandel sind u.a. Baumbestattungen, Wiesenbestattungen
oder andere Naturbestattungen wie ein Friedwald.
Die Nachfrage auch nach diesen neueren Bestattungsarten ist rasant gestiegen.

Wir haben bei der Neukonzeptionierung versucht,
diese Entwicklungen bei den Überlegungen mit einzubeziehen.
Wir haben auch ein erstes Abstimmungsgespräch mit den Vertretern der Katholischen und Evangelischen Kirche geführt.

In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro B2 aus Laupheim wurden demzufolge für die Friedhöfe Vöhringen Nord, Illerberg und Illerzell erste Konzepte zur Umgestaltung ausgearbeitet.

Weiterer Gesprächsteilnehmer war das Bestattungsinstitut Wedemeyer.

Die Konzepte sollen als Leitfaden für eine spätere Sanierung bzw. Umgestaltung der Friedhofsanlagen dienen.

Der jeweilige Sanierungsbedarf der Friedhöfe ist differenziert zu betrachten.

Ein akuter Handlungsbedarf besteht derzeit am Friedhof Vöhringen Nord.
Hier fehlen klare Strukturen. Durch die vielen freien Gräber sowie die unterschiedlichen Anordnungen entstehen teilweise nicht immer nachvollziehbare Anlagen.

Eine Verbesserung ist aufgrund der vielen Bestandsgräber und den einhergehenden langen Laufzeiten jedoch sehr schwierig.
Ziel des Konzeptes muss es sein, Bereiche, in denen derzeit schon freiere Flächen vorhanden sind, zu nutzen und hier mit einer Umgestaltung Zug um Zug zu beginnen.
Gleichzeitig gibt die Untersuchung vor, an welchem Ort zukünftige Bestattungen noch vollzogen werden können.

Ein weiteres zentrales Thema zum Friedhof Vöhringen Nord ist die aufwendige Pflege und der Unterhalt dieser Anlage.
Erste Maßnahmen zur Vermeidung des steigenden Unkrautbefalls sowie der Verbesserung der Wegesituation werden in der Sitzung gleichfalls dargestellt.

Am Friedhof Illerberg wird derzeit eine neue Urnenwand errichtet.
Weitere Bestattungsformen wie die Bestattung von recycelbaren Urnen in freieren Flächen gibt es aktuell nicht.

Im Friedhof in Illerzell gibt es aufgrund der vor kurzem erfolgten Erweiterung keinen aktuellen Handlungsbedarf.
Einzig der Standort der Container könnte optimiert werden.

Eine detaillierte Darstellung erfolgt in der Sitzung durch das beauftragte Landschaftsarchitekturbüro B2.

Diskussionsverlauf

Herr Bürgermeister Janson führt einleitend aus, dass sich das Bestattungs- und Friedhofswesen in einem starken Umbruch befände. Veränderungen wir neue Einstellungen zum Tod seitens der Bürgerschaft, zunehmende „religiöse Vielfalt“, die Auflösung traditioneller Familienverbünde, aber auch die zunehmende Liberalisierung und Privatisierung von Bestattungsleistungen begründen für die kommunalen Friedhöfe neue Herausforderungen. Die traditionelle Erdbestattung ist stark rückläufig. Weit über zwei Drittel der Verstorbenen werden im Zuge einer Feuerbestattung beerdigt. Auch in den Stadtteilen setze sich diese Entwicklung fort. Diese habe Auswirkungen auch nicht nur auf das Friedhofs- und Bestattungsrecht, sondern auch auf die zukünftige Ausrichtung und konkrete Gestaltung der öffentlichen Friedhöfe.

Dieser Wandel werde stark von ökonomischen wie auch sozialen Faktoren beeinflusst. Infolge dieser vermehrten Urnenbeisetzungen zeichnen sich auf den Friedhöfen, und dies bundesweit, immer mehr offene Grabstellen ab. Diese bieten natürlich kein schönes Bild. Von heute auf morgen lassen sich diese Grablücken nicht schließen. Es gelte, die unterschiedlichen Ruhezeiten zu beachten. Zum anderen gehe der Trend auch zu neuen Bestattungsformen, wie Baum-, Wiesen-, Naturbestattung wie ein Friedwald.
Bei der Neukonzeption sei versucht worden, diese Entwicklungen mit einzubeziehen.
In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro B2 aus Laupheim und den Vertretern der örtlichen Kirchen sowie dem ortsansässigen Bestattungsunternehmen wurden, so Herr Bürgermeister Janson weiter, für die Friedhöfe Vöhringen Nord, Illerberg und Illerzell erste Konzepte zur Umgestaltung ausgearbeitet.

Er begrüßt hierzu die Landschaftsarchitektin, Frau Viola Naser, die nacheinander die
einzelnen Entwürfe vorstellt:

Im Friedhof Vöhringen Nord sei der Pflegeaufwand durch die vielen Hecken sehr hoch und die Strukturen seien teils unübersichtlich. Es gelte deshalb klare Strukturen zu schaffen, Achsen herauszuarbeiten und Bereiche mit unterschiedlichen Bestattungsformen anzulegen. Der nordwestliche Friedhofstrakt kommt aufgrund der geringeren Grabnutzungszeiten und Neubelegungen als erstes für eine Neugestaltung in Betracht. Dort könnte eine Rasenfläche für anonyme Bestattungen angelegt werden. Noch länger bestehende Grabstätten könnten in die Gestaltung einbezogen werden. In der Mitte des Friedhofes sollte ein zentraler Weg angelegt werden. Im südwestlichen Bereich könnten die bisherigen Strukturen beibehalten und östlich davon Flächen für neue Bestattungsformen, wie Baumbestattungen, angelegt werden. Die bereits bestehenden Urnenstelen könnten belassen werden. Nähere Einzelheiten können den beigefügten Unterlagen (Anlage 1) entnommen werden.

In der sich daran anschließenden Aussprache werden die Gestaltungsvorschläge grundsätzlich begrüßt, auch in dem Bewusstsein, dass die Umsetzung nur Zug um Zug erfolgen kann und somit längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Im Gremium müsste wohl auch zeitnah festgelegt werden, in welchen Parzellen künftig Bestattungen stattfinden und in welchem Umfang Verlängerungen der Grabnutzungen erfolgen können.

Von einzelnen Gremiumsmitgliedern werden folgende Anregungen gegeben:
  • Der auf der Westseite bestehende Weg sollte überplant oder abgetrennt werden, da er derzeit von vielen Fußgängern und Radfahrern nur als Durchgang benutzt wird.
  • Die vorhandenen Kieswege sollten so gestaltet werden, dass diese auch von Personen mit Rollatoren begehbar sind.
  • Aufgelöste Grabstellen sollten nicht mit Kies aufgefüllt, sondern als Rasenfläche angelegt werden.
  • Für Urnen könnten auch kleine Grabstellen mit Beschriftungsplatten im Rasen angelegt werden. Es gibt bereits Urnen, die sich nach einer gewissen Zeit biologisch zersetzen.

Der Friedhof Illerberg steche nach den Worten von Frau Naser durch seine besondere Lage in unmittelbarer Nähe zur Kirche heraus. Der Pflegeaufwand sei dort nicht ganz so groß.
Der alte Friedhofsbereich bestehe hauptsächlich aus Lehm, weshalb eine Verwesung dort sehr viel länger dauert. Ihr Konzept sieht deshalb vor, in diesem Bereich künftig Rasen anzulegen in dem Urnenbestattungen möglich sind. Der Platz vor der Aussegnungshalle sollte etwas geöffnet werden. Der nordöstliche Friedhofsbereich wäre für neuere Bestattungsformen geeignet. Frau Naser schlägt vor, die Hanglage besser zu nutzen und die vorhandene Pflanzung zu entfernen, damit der Blick ins Tal frei wird. Die Urnenstelen sollten aus dem gleichen Grund mehr in den südöstlichen Teil verlegt werden. Die Hanglage könnte auch für die Errichtung von kompostierbaren Urnen verwendet werden. Die Abfallbehälter sollten etwas besser integriert werden und nicht so dominant im Eingangsbereich stehen. Nähere Einzelheiten können ebenfalls den Unterlagen (Anlage 1) entnommen werden.

Die Gremiumsmitglieder begrüßen auch diesen Planvorschlag.
Es wird in diesem Zusammenhang angeregt, den Treppenabgang von der Kirche zum Friedhof so anzulegen, dass er auch von älteren bzw. gehbehinderten Personen barrierefrei genutzt werden kann. Für die Anlage eines Weges würde sich evtl. der südwestliche Hangbereich eignen, der sich im Eigentum der Kath. Kirchenstiftung „St. Martin“ befindet, die hierzu befragt werden könnte.

Schließlich stellt Frau Naser noch die Planung für den Friedhof Illerzell vor, bei dem nach ihren Worten die geringsten Änderungen erforderlich sind. Lediglich die Standorte für die Abfälle sollten verbessert und die Urnenstelen besser in die Natur, z.B. durch Pflanzung von Bäumen, Sträuchern, eingebunden werden (siehe auch Anlage 1).

Herr Bürgermeister Janson verdeutlicht abschließend, dass es sich bei den heutigen Planvorschlägen um erste Vorentwürfe handelt, die unter Berücksichtigung der heutigen Anregungen bzw. nach der Stadtratssitzung noch verfeinert werden müssen.
Ein Gremiumsmitglied regt an, hierbei nach Möglichkeit auch die Bürger/innen einzubeziehen.

Ein Empfehlungsbeschluss wird in der heutigen Sitzung nicht gefasst.

Datenstand vom 29.11.2019 07:13 Uhr