Die Stadtverwaltung hat im Nachgang zu der bereits im Stadtrat am 18.02.2009 erfolgten konkreten Information zwischenzeitlich evtl. Nutzungsmöglichkeiten im „Josef-Cardijn-Haus“ geprüft. Dabei zeigen sich folgende Möglichkeiten auf:
1. Nutzung durch die Schulen:
1.1 Hauptschule:
Die Uli-Wieland-Volksschule (Hauptschule) Vöhringen beabsichtigt, in den nächsten Jahren Zug um Zug Ganztagesklassen in jeder Jahrgangsstufe anzubieten und eine sog. Praxisklasse einzurichten.
Die Antragstellung für eine erste Ganztagesklasse ab dem neuen Schuljahr 2009/2010 ist bereits erfolgt.
Der Antrag auf Einrichtung einer Praxisklasse ab dem Schuljahr 2009/2010 wird in Kürze folgen.
Dadurch ergibt sich einerseits ein Mehrbedarf an Klassenzimmern und andererseits die Notwendigkeit, ein warmes Mittagsessen für diese Schüler anzubieten. Dieses Angebot kann zunächst in der Schule selbst gedeckt werden. Bei einer Zunahme von Schülern, die hiervon Gebrauch machen werden, bedarf es jedoch der Errichtung einer Mensa.
Denkbar wäre in diesem Zusammenhang die Errichtung einer Mensa im Schulgebäude selbst oder auch die Mitnutzung einer noch einzurichtenden Mensa im „Josef-Cardijn-Haus“.
1.2 Grundschule Süd:
Auch die Volksschule Vöhringen-Süd, Grundschule, hat steigenden Raumbedarf, vor allem dann, wenn die in Aussicht gestellten kleineren Klassenstärken realisiert werden.
Weiterhin steigt die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund vermehrt an, sodass die
Förderung in Gruppen häufig im Schulbereich stattfinden muss und hierfür keine Räume zur Verfügung stehen.
Nachdem die Hauptschule Ganztagesklassen einrichtet, ist davon auszugehen, dass dieses Ansinnen wohl auch bald die Grundschule erreichen wird, mit der Folge, dass auch hier Verpflegungs-, Aufenthalts- und Gestaltungsbedarf entstehen wird.
Im Untergeschoss des Gebäudetrakts der Grundschule ist derzeit die Musikschule Dreiklang untergebracht.
Diese Räume würden für die vorgenannten Zwecke der Grundschule ausreichen.
Dafür müsste die Musikschule dann allerdings anderweitig untergebracht werden.
1.3 Grundschule Nord:
Die Grundschule Vöhringen Nord hat derzeit keinen weiteren Raumbedarf.
1.4 Realschule Vöhringen
Die staatlichen Vorgaben sehen an Bayer. Realschulen derzeit lediglich für die 5. und 6. Jahrgangsstufe ein Ganztagesangebot in offener Form vor.
In der Realschule Vöhringen ist angedacht, dieses Angebot einmal pro Woche für ca.
30 Schüler vorzuhalten.
Soweit dabei ein Mittagsessen verabreicht wird, kann dies über einen Catering-Service
erfolgen.
Denkbar wäre die Verpflegung der ca. 30 Schüler auch im Josef-Cardijn-Haus.
Wie die weitere Entwicklung bei den Ganztagesklassen an Realschulen aussehen wird,
kann derzeit nicht beurteilt werden.
Aufgrund dieser geringen Anzahl für die Mittagsverpflegung werden von Seiten des Landkreises Neu-Ulm derzeit keine baulichen Vorkehrungen im Schulgebäude selbst getroffen. Die Kosten hierfür wären nämlich selbst bei einer reinen Essenausgabe relativ hoch (Lüftung, Warmhaltevorrichtungen etc. ca. 200.000 €) und sie unterscheiden sich von den Ausgaben für eine Küche nicht wesentlich. Sollte sich später ein größerer Bedarf für die Mittagsverpflegung ergeben, wäre dies im Wege einer Ergänzung im Schulgebäude möglich. Die derzeit geplante Erweiterung des Schulgebäudes betrifft lediglich Klassen- bzw. Fachräume und kann aus Gründen eines geordneten Schulbetriebes (zu lange Wegstrecken) nicht in das Josef-Cardijn-Haus verlagert werden.
Für die Realschule Vöhringen würde derzeit somit allenfalls einen sehr geringen Bedarf für die Mitnutzung des Josef-Cardijn-Hauses in Form der Mittagsverpflegung für ca. 30 Schüler an einem Tag in der Woche bestehen. Diese Essenausgabe könnte aber auch genauso gut in der Realschule selbst erfolgen.
2. Nutzung durch die Musikschule
Die Musikschule Dreiklang hat vor allem dann Bedarf für eine neue Unterbringung, wenn, wie in Ziff. 1.1 und 1.2 aufgezeigt, der Raumbedarf für die Hauptschule und Grundschule selbst wächst. Das „Josef-Cardijn-Haus“ wäre nach Überprüfung durch die Schulleitung
der Musikschule grundsätzlich geeignet. Der Flächenbedarf würde bei ca. 670 qm liegen.
D.h. das Gebäude „Josef-Cardijn-Haus“ würde, bis auf die Räume der Stadtbücherei,
ollständig von der Musikschule selbst beansprucht werden. Umbaumaßnahmen wären in einem gewissen Umfang erforderlich (Schalldämmung, spezieller Boden und Spiegel für
den Ballettraum, Raumteiler für die Abtrennung von einzelnen Zimmern).
3. Nutzung durch Vereine
An die Stadtverwaltung werden immer wieder Raumwünsche von Vereinen herangetragen, die zu Probenzwecken, für die Unterbringung von Utensilien oder für Ausstellungen benötigt werden (z.B. von der Stadtkapelle, vom Verein für Stadtgeschichte). Auch hierfür würde sich das „Josef-Cardijn-Haus“ grundsätzlich gut eignen.
Inwieweit sich die einzelnen Vereine jeweils aber finanziell einbringen könnten, wäre gesondert abzuklären.
4. Nutzung als Ergänzung zum Kulturzentrum „Wolfgang-Eychmüller-Haus“
Denkbar wäre ferner, dass das „Josef-Cardijn-Haus“ als ergänzende Einrichtung zum
„Wolfgang-Eychmüller-Haus“, insbesondere für Tagungen oder kleinere Veranstaltungen (z.B. Kleinkunstbühne, Lesungen) oder auch für Hochzeiten genutzt wird.
Der Bedarf hierfür ist jedoch sehr gering und kann weitestgehend im Kulturzentrum selbst gedeckt werden.
Zusammenfassende Wertung:
Für die Nutzung des „Josef-Cardijn-Hauses“ durch die drei benachbarten Schulen besteht derzeit nur ein geringer Bedarf.
Die Einrichtung einer Mensa würde einen sehr großen finanziellen Aufwand verursachen
(ca. 250.000 € bis 500.000 €). Bei einer derartigen Nutzung würde auch nicht das gesamte Gebäude, sondern überwiegend nur das Obergeschoss benötigt werden.
In den Schulgebäuden könnten selbst auch eigenständige und finanziell wohl günstigere Lösungen für die Mittagsverpflegung- und Betreuung gefunden werden.
Auch für die Nutzung des „Josef-Cardijn-Hauses“ als ergänzende Einrichtung zum Kulturzentrum besteht nur eine geringe Nachfrage.
Größerer Bedarf wäre sowohl für die Musikschule Dreiklang als auch u.U. für örtliche Vereine gegeben.
Es stellt sich somit die Frage, ob angesichts des großen Finanzierungsaufwandes in
Höhe von ca. 3,1 Mio. € bzw. 3,6 Mio. € und der zukünftigen laufenden Unterhaltskosten
der Erwerb des „Josef-Cardijn-Hauses“ grundsätzlich getätigt werden soll. Im Hinblick auf
die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise wird dies als äußerst problematisch gesehen.
Es ist zu befürchten, dass die Gewerbesteuer zumindest im Jahr 2010 drastisch einbricht.
Die Kommunen werden die Folgen dieser erwähnten weltweiten Finanz- und Konjunkturkrise 2010 unmittelbar und mit aller Wucht zu spüren bekommen.
Schon für das Jahr 2009 zeichnet sich ein Rückgang bei den Gewerbesteuereinnahmen ab.
Einige Kommunen haben deshalb bereits eine Haushaltssperre verhängt.
Allein durch den befürchteten Anstieg der Arbeitslosigkeit dürften auch die Einnahmen aus der Einkommensteuer dann weit spärlicher zu verzeichnen sein als bislang.
Gerade vor diesem Hintergrund ist der potentielle Erwerb des „Josef-Cardijn-Hauses“ sicherlich mit zu würdigen.
Leider wurde das Objekt in der letzten Sitzung des Stadtrates am 12.03.2009 entgegen dem Vorschlag der Stadtverwaltung auch aus der Prioritätenliste für die energetische Sanierung im Rahmen des Konjunkturpaktes II herausgenommen.
Insoweit besteht nun keine Chance mehr, an die zumindest theoretisch vorhandene Möglichkeit einer hohen staatlichen Bezuschussung (87,5%) zu kommen.
Was für einen möglichen Erwerb des „Josef-Cardin-Hauses“ spricht, ist die städtebaulich äußerst interessante Lage des Grundstücks und die zumindest potentiell gegebene Gefahr der nicht kalkulierbaren Nutzung im Falle der Veräußerung durch die Kirche an einen Dritten.
Die sofortige Sanierung oder der Umbau des Gebäudes ist angesichts des hohen Kostenaufwands (2,4 Mio. € bzw. 2,9 Mio. €) und der aufgezeigten geringen Nutzungsmöglichkeiten nach Auffassung der Stadtverwaltung zumindest derzeit nicht finanziell darstellbar.
Im aktuellen städtischen Haushalt 2009 sind hierfür keine Mittel veranschlagt.
Das Gebäude könnte allerdings auch ohne grundlegende Sanierung noch einige Jahre
genutzt werden.
Auch bezüglich des konkreten Kaufpreispreises für das Objekt bzw. das Grundstück müsste in diesem Fall noch einmal abschließend mit der Kirche verhandelt werden, zumal die Stadt im Jahre 1967 die für den Bau des „Josef-Cardijn-Hauses“ benötigte Fläche (472 qm) der Kirche unentgeltlich überlassen und den Bau des Pfarrzentrums finanziell bezuschusst hat.