Waldbegang


Daten angezeigt aus Sitzung:  15. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt - Waldbegang, 01.10.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Himmelstadt (Gemeinde Himmelstadt) 15. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt - Waldbegang 01.10.2021 ö 1

Sachverhalt

Zu diesem Tagesordnungspunkt sind Herr Revierförster Patrick Schelbert und Forstdirektor Christoph Kirchner anwesend.

Der Erste Bürgermeister begrüßt Herrn Schelbert als neuen Revierförster der Gemeinde Himmelstadt und Herrn Kirchner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er erteilt ihnen das Wort.

Herr Schelbert informiert die Anwesenden über Lage und Größe des Gemeindewaldes. Folgende Waldabteilungen wurden begangen:

  • Abteilung Brandrain (Altdurchforstung)
  • Abteilung Brunntal (Jungbestandspflege)
  • Abteilung Brunntal (Endnutzungsbestand)

Zunächst erläutert Herr Schelbert anhand der Gemeindewaldkarte die Farben der Forstnutzung. Der Wald ist nach Nutzungsarten aufgebaut:

- grau schraffiert         = Endnutzungsbestand
- rot                        = Altdurchforstung
- blau                        = Jungdurchforstung (Stangenholz)
- grün                        = Jungbestandspflege( Bäume ab Kniehöhe bis 3 bis 4 m)

a) Abteilung Brandrain
Revierförster Schelbert erklärt anhand der Lagekarte das entsprechende Durchforstungsgebiet.
Es handelt sich um eine Altdurchforstung (roter Bereich). Der letzte Einschlag erfolgte im Jahr 2012.
Die Eichenanteile im Bereich sind eher gering.
Es handelt sich um einen Buchenbestand mit vielen alten Bäumen (teilweise mit Zwiesel) Herr Schelbert informiert darüber, wie im Altdurchforstungsbereich entnommen wird.
Starke Eichen sind sehr wertvolle Bäume und sollen noch erhalten werden, bis bessere Preise erzielt werden können. Die Eiche benötigt doppelt so viel Zeit zum Wachsen wie die Buche. Herr Schelbert erläutert die Klassifizierungen zum Bestimmen des Eicheholzpreises (Wertberechnung nach Klassen). Die Zielstärke für die Eichen liegt bei ca. 80 cm Stammdurchmesser (entspr. 6. bis 7. Klasse bzw. 500 bis 1000 €/fm) Die Eichen mit solch einem Stammdurchmesser sind dann ca. 250 Jahre alt. Im Bereich gibt es nicht sehr viele Bäume mit 70 bis 80 cm.
Buche überwuchert jedoch die Eichen, da sie wüchsiger ist. Hier muss beobachtet werden: wenn die Buchen im Kronenbereich die Eichen behindern, dann sind sie zu entnehmen.
Im Bereich können auf einer Fläche von ca. 5 ha 300 fm Stammholz, Brennholz und Kronenholz entnommen werden.
Die Losholzversteigerung ist im Himmelstadt üblich. Das Bieten auf die Lose, wie im letzten Jahr durchgeführt, hat sich dabei als sehr vorteilhaft herausgestellt.
Das Gremium erkundigt sich zur Möglichkeit der Naturverjüngung mit Eichen. Dies ist sehr schwierig, da die Eichen sehr lichtbedürftig sind. Eine Eichennaturverjüngung ist demzufolge nur in Bereichen mit starker Aufhellung möglich, d.h. z.B. auf Flächen mit starkem Einschlag. Starke Hiebmaßnahmen im Wald sind aber nicht zuletzt bei der Bevölkerung unbeliebt. Allerdings ist die Eiche unter Berücksichtigung des Klimawandels ein wichtiger Baum. Bei Buchen wurde bei starker Trockenheit bereits eine hohe Ausfallquote verzeichnet. Betroffene Bäume zeigen dann oft schwarze Flecken am Stamm und sterben innerhalb 1 - 2 Jahre ab. Diese Bäume weisen dann auch keine gute Holzqualität mehr auf.
Der Gesundheitszustand der Bäume im Brandrain ist jedoch derzeit noch sehr gut. Die Hiebmaßnahmen können nach Plan erfolgen.
Revierförster Schelbert sieht den Schwerpunkt der Hiebmaßnahmen bei der Baumart Fichte. So können dafür für gesundes Holz aktuell bis ca. 85 €/fm erzielt werden.

Revierförster Schelbert und Forstdirektor Kirchner erinnern daran, dass vor ca. 2 Jahren der langjährige Hiebplan überprüft und etwas zurückgenommen wurde. Zudem wurden wegen des zusätzlichen Käferbefalls nur sehr moderate Hiebe geplant, da man mit mehr Schadholz gerechnet hatte. Dies wird für das kommende Jahr so nicht mehr erwartet.

b) Abteilung Brunntal (Jungbestandspflege)
Bei diesem Durchforstungsgebiet handelt es sich um eine Jungbestandspflege (grüner Bereich). Es befinden sich noch viele alte Bäume (Überhälter) im Bestand. In der Karte sind sie als weiße Kreise (Nachhiebreste) markiert.
Im Bereich ist eine Durchforstung von 150 fm starken Bäumen geplant.
Dies war bereits 2020 in der Planung, ist aber bisher noch nicht realisiert worden.
Im Bestand befinden sich auch viele Bäume mit Faulstellen oder stehendes/liegendes Totholz. Dieses Biotopholz dient der Artenvielfalt und dem Naturschutz und soll deshalb im Bereich belassen bleiben. Für Biotopholz ist eine Förderung bis 220 € möglich, wenn diese Bäume aus der Nutzung genommen worden sind.
Totholz wird unterschieden nach stehendem und liegendem Totholz. Stehendes Totholz ist seltener, birgt aber auch (z.B. durch Abbrechen abgestorbener Äste) größere Risiken. Aber auch das Entnehmen abgestorbener Bäume ist sehr riskant.
Das Gremium erkundigt sich zur Verkehrssicherungspflicht.
Erläutert wird, dass es sich dabei jedoch um eine waldtypische Gefahr handelt, die nicht der Verkehrssicherungspflicht unterliegt. Empfohlen wird das Beseitigen von Totholz deshalb nur an stark begangenen bzw. genutzten Waldwegen oder Parkplätzen. Eine rechtliche Verpflichtung besteht aber auch hierzu nicht.

Das Gremium erkundigt sich zur Nutzung von Havestern für die Baumfällarbeiten. Revierförster Schelbert steht dem sehr kritisch gegenüber. Aus Sicherheitsaspekten ist die Nutzung zwar sinnvoll, aber aus anderen waldökologischen Aspekten eher nicht. Herr Schelbert favorisiert dagegen den Einsatz von Waldarbeitern z.B. auch bei der Entnahme von Totholzbäumen. Hierzu wird u.a. die Wirkweise von hydraulischen Fallkeilen erläutert.

c) Abteilung Brunntal (Endnutzungsbestand)
Bei diesem Durchforstungsgebiet handelt es sich um einen Endnutzungsbestand (grauer Bereich). 
Der Boden ist bereits gut von Buchenaturverjüngung bedeckt. Im Bereich ist das vordergründige Ziel auch die Verjüngung des Bestandes.
Hierzu sollen große, starke Bäume entnommen werden. Dabei gilt, je weiter weg der Baum von der Rückegasse steht, desto eher wird er entnommen.
Das Zeitfenster für die Entnahme ist jedoch sehr kurz, da die Naturverjüngung schnell wächst und verholzt. Wenn dann große Bäume bei Fällen darauf fallen, kann zu alte Naturverjüngung bereits brechen, was sich negativ auf die dann noch daraus wachsenden Bäume auswirkt. Ist die Naturverjüngung dagegen noch jung genug, biegt sie sich nur unter dem gefällten Baum und bricht nicht.
Die im Bereich befindlichen Eichen sollen erhalten bleiben. 
Das Gremium erkundigt sich zum Holzzuwachs bei der Eiche. Pro Jahr und Hektar ist von einem Holzzuwachs von 6,5 bis 8 fm auszugehen.
Das Gremium erkundigt sich zum im Bestand verbliebenen Wuchshüllen. Darin befanden sich Edellaubhölzer, die teilweise mit den Wuchsbedingungen nicht zurechtkamen.
Revierförster a.D. Werner Trabold informiert darüber, dass man auch derart gezielt fällen kann, dass 30 bis 40 m freie Flächen entstehen, auf denen wiederum Eichen und andere Edellaubhölzer bessere Wuchsbedingungen haben.

Bürgermeister Hemmelmann dankt Herrn Kirchner und Herrn Schelbert für den sehr informativen Waldbegang.

Die Sitzung wird bezüglich der übrigen Tagesordnungspunkte in der Weinscheune fortgesetzt.

Abstimmungsergebnis:                o. A.

Datenstand vom 31.01.2023 11:23 Uhr