Energiekonzept für Mehrzweckhalle; Information


Daten angezeigt aus Sitzung:  10. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt, 17.09.2015

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Himmelstadt (Gemeinde Himmelstadt) 10. Sitzung des Gemeinderates Himmelstadt 17.09.2015 ö 1

Sachverhalt

1. Bürgermeister Gundram Gehrsitz begrüßt zu diesem TOP Herrn Mitesser als Ansprechpartner der Gemeinde für das Energiecoaching sowie Herrn v. Reusner vom TSV Himmelstadt.
Er übergibt das Wort an Herrn Mitesser.

Für das Energiecoaching wurde die Gemeinde Himmelstadt von der Regierung von Unterfranken ausgewählt. Zur Durchführung wurde die Energieagentur Unterfranken e.V. beauftragt. Diese ist insbesondere spezialisiert auf die Beratung von Kommunen. Herr Mitesser stellt die ersten Ergebnisse des Energiecoachings vor. Dies bezieht sich vor allem auf eine Analyse des Energieverbrauches, sowie Überlegungen zu einem Nahwärmenetz für Mehrzweckhalle, Schule und Kindergarten und Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
Die Mehrzweckhalle wurde gemeinsam mit dem 1. Vorstand des TSV Herrn v. Reusner besichtigt und Verbrauchskennzahlen ermittelt. In der Analyse ergab sich so ein Verbrauchswert für das Gebäude von 180 kWh pro Quadratmeter und Jahr (m²a). Vergleichswerte liegen für Hallen ohne Gaststätte bei 110 kWh/m²a und bei Hallen mit Gaststättennutzung bei 205 kWh/m²a. Die Mehrzweckhalle liegt mit ihrem Verbrauchswert damit innerhalb dieser Werte. Jedoch ist der berechnete Energiewert höher als der tatsächliche.
Es gibt ein erhebliches Potential zur Energieeinsparung. Dies betrifft zum Beispiel die Gebäudehülle. Um diese auf einen Topzustand zu bringen, müssten aber größere, kostenintensive Maßnahmen durchgeführt werden. Aus Gründen der Finanzierbarkeit schlägt Herr Mitesser vor, sich auf kleinere, leicht umsetzbare Maßnahmen zu beschränken, z.B. die Dichtigkeit der Eingangstür herstellen, ein Loch in der Dämmung im Kellerbereich verschließen. Er lobt bereits durchgeführte Maßnahmen zur Energieeinsparung, z.B. der Einbau von modernen Fenstern in der Gaststätte.
Zudem schlägt Herr Mitesser vor, sich auf die Erneuerung der Anlagentechnik zu beschränken. Die Heizungsanlage stammt aus dem Jahr 1981 und müsste grundsätzlich auf den neuesten Stand der Technik erneuert werden.
Herr Mitesser erläutert die Überlegungen zu einem Nahwärmenetz für die Mehrzweckhalle, Schule und Kindergarten. Der Nutzwärmebedarf liegt bei 316 MWh/Jahr. Das Leitungsnetz zu den drei Abnehmern benötigt eine Länge von 85 m. Dies entspricht einer Wärmebelegungsdichte von 3,72 MWh/m²a. Das Nahwärmenetz für die drei Abnehmer wäre damit hoch wirtschaftlich.
Herr Mitesser veranschlagt die notwendigen Investitionskosten um ca. 80.000 €. Als Energieträger könnten z.B. Solarthermie/Erdgas oder Hackschnitzel oder Pellets, evtl. auch Biogas in Betracht gezogen werden. Herr Mitesser favorisiert eine solarthermisch-unterstützte Gasbrennwertheizung.
Er benennt verschiedene Fördermöglichkeiten.
Im Anschluss stellt Herr v. Reusner sein Konzept Solar Grid vor. Herr v. Reusner konzipiert in seiner beruflichen Tätigkeit Wärmenetze. Daneben ist er aber auch Erfinder. Sein Interesse liegt dabei auf Nahwärmenetzen, die ähnlich wie Photovoltaikanlagen Energie (in diesem Falle Wärmeenergie) liefern und beziehen können.
Aufgrund der sehr alten Heizanlage hat der TSV Himmelstadt jährlich für die Mehrzweckhalle hohe Kosten zu schultern. Die Aufwendungen dafür gehen zu Lasten der anderen Aufgaben des Vereins und beschränken die Handlungsfähigkeit.
Herr v. Reusner verteilt Unterlagen zum vorgestellten Solar Grid an das Gremium. Herr v. Reusner ist der Überzeugung, dass mit diesem Konzept ein Heizkostenpreis je kWh realisiert werden könnte, der im Vergleich zu den Kosten anderer Wärmeträger sehr gering ist.
Die Mehrkosten zu Überlegungen herkömmlicher Wärmenetzen würden aus seiner Sicht bis ca. 20.000 € zusätzlich betragen. Diese Kosten könnten aber durch Fördermöglichkeiten aufgefangen werden. Sehr positiv sollte in die Überlegungen mit einbezogen werden, dass das Wärmenetz mit 50 Jahren eine wesentlich höhere Lebensdauer hat, als herkömmliche Anlagen mit nur ca. 20 Jahren.
Zudem brächte das vorgestellte Konzept Vorteile durch eine Reduktion des Aufwandes. Die Anlage wäre wartungsärmer, hätte weniger Energieverluste und zudem weniger störanfällige Komponenten. Derzeit liegen jedoch noch keine Erfahrungswerte vor, da das System ganz neuartig ist.

Das Gremium erkundigt sich nach den Unterschieden zu bisherigen solarunterstützten Brennwertanlagen. Herr v. Reusner erläutert, dass der Unterschied darin besteht, dass es sich bei dem vorgestellten System um eine sog. offene Anlage handelt. Dabei bilden Solaranlage und Heizkreis lediglich einen Kreis.
Herkömmliche Solar-Brennwertanlagen haben zwei voneinander getrennte Kreise (geschlossene Anlage). Vorteil des Ein-Kreis-Systems ist, dass auch im Solarbetrieb nur Wasser als Energieträger genutzt wird und nicht, wie bei den geschlossenen Anlagen ein Wasser-Glykolgemisch.
Im Winter müsste die Solaranlage dadurch beheizt werden, was aber nur zu ca. 2% Wärmeverlusten führen würde. Der Verlust ist durch die höheren Erträge unerheblich. Bei Ein-Kreis-Systemen müssten als Solarkollektoren Vakuumröhrenkollektoren verwendet werden.

Die Wirtschaftlichkeit für dieses Nahwärmekonzept wäre sehr günstig, da die drei Gebäude (Mehrzweckhalle, Schule, Kindergarten) sehr nah beieinander stehen.
Es wird ein großer Speicher (ca. 10.000 l) für alle drei Gebäude benötigt, der in der Mehrzweckhalle seinen Standort hätte. Möglich wäre zudem die aktuell bestehenden Heizanlagen in Kindergarten und Schule mit anzuschließen.
Die Vakuumröhrenkollektoren würden auf den Dachvorsprung oberhalb der Kegelbahn aufgestellt. Die Verschattung des Lichtbandes in der Halle wäre unerheblich.

Herr Mitesser befürwortet in seiner Funktion als Energiecoach eine Fokussierung auf die Energieeinsparungen in der Mehrzweckhalle. Er bietet an, bezüglich der für die Förderanträge benötigten Projektskizze zur Verfügung zu stehen.
Herr v. Reusner ergänzt, dass ein Förderprogramm, welches bis Ende 2015 laufen soll, genutzt werden könnte, allerdings ist hierzu aktuell noch nichts verabschiedet.
Zudem liegt ein weiteres Angebot vor, um zumindest die Heizanlage in der Mehrzweckhalle auf den neuesten Stand zu bringen. Die Energieversorgung Lohr-Karlstadt hat angeboten, auf eigene Kosten einen modernen Gasbrennwertkessel in die Mehrzweckhalle einzubauen und den Preis über einen erhöhten Gaspreis langfristig über 10 Jahre wieder zu erlangen.

Abstimmungsergebnis:                o. A.

Datenstand vom 08.04.2016 14:23 Uhr