Antrag der Bürgerliste Zusmarshausen vom 19.07.2022 zur Situation des Rothsees


Daten angezeigt aus Sitzung:  054. Sitzung des Marktgemeinderates, 18.10.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Marktgemeinderat (Markt Zusmarshausen) 054. Sitzung des Marktgemeinderates 18.10.2022 ö 2

Beschluss

Der Antrag der Bürgerliste Zusmarshausen vom 19.07.2022 wird vom Marktgemeinderat angenommen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 4, Dagegen: 11

Kurzbericht

Sachvortrag:
Der Antrag der Bürgerliste Zusmarshausen vom 19.07.2022 zur Situation des Rothsees, wird entsprechend vorgestellt.

Zur derzeitigen Situation:

Im Moment findet das Pilotprojekt zur Entschlammung des Rothsees statt. Hierzu wurde 2022 ein Sedimentbecken errichtet, wo derzeit -versuchsweise- Schlamm aus dem Rothsee hineingepumpt wird. Das Sediment soll im Anschluss -zunächst- nach der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung beprobt werden. So könnte ausgelotet werden, ob das Material für landwirtschaftliche Flächen geeignet wäre. Sollte dies der Fall sein, so könnte der Schlamm an entsprechende Landwirte abgegeben werden. Hierzu haben bereits Landwirte gegenüber der Marktverwaltung Interesse bekundet.
Sollte das Pilotprojekt ein Erfolg werden, könnte die Entschlammung mittels eines Saugbaggers zur regelmäßigen Unterhaltsaufgabe werden. Um die eingetragenen Mengen kompensieren zu können, müsste jedoch ein weiteres Becken errichtet werden. Hierbei haben bereits Gespräche mit dem Amt für ländliche Entwicklung stattgefunden. Das Projekt könnte im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens, vom ALE und der Teilnehmergemeinschaft Rothtal-Rothsee, übernommen und gefördert werden. Die regemäßige Unterhaltsmaßnahme -sprich das Abpumpen des Schlammes- wird jedoch die Aufgabe der Marktgemeinde bleiben. Die Kosten hierzu würde somit ebenfalls der Markt Zusmarshausen zu tragen haben.

Dieses Projekt beseitigt jedoch nur ein von drei Problemen, die den Rothsee betreffen. Zusätzlich steht noch der Hochwasserschutz und die Fischdurchgänigkeit im Raum. Hierzu hat der Marktgemeinderat am 16.07.2020 folgenden Beschluss gefasst,

„Die Verwaltung wird beauftragt, die Kosten für die Flutmulde und den Fischpass zu aktualisieren. Die Kosten für die Sanierung des Wellstahldurchlasses sollen ermittelt werden“

Für die Sanierung des Wellstahldurchlasses wurde im Anschluss eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Kosten, bzw. die Ergebnisse der Machbarkeit zur Sanierung des Wellstahldurchlasses, wurden dem MGR bereits am 16.12.2021 vorgestellt. In diesem Zuge hat der MGR einen weiteren Beschluss gefasst,

„Die Sanierungsmöglichkeit des Durchlassbauwerkes am Rothsee soll weiterverfolgt werden. Für das Haushaltsjahr 2022 sind weitere Untersuchungen der Hochwasserentlastungsanlage im Ganzen vorzusehen. Des Weiteren soll die bestehende Genehmigungsplanung der Flutmulde und des Fischpasses, sowie die Kostenberechnung auf den aktuellen Stand gebracht werden. Die Ergebnisse sind dem Marktgemeinderat zur erneuten Beschlussfassung vorzulegen.“

Von der Marktverwaltung wurde eine Querprüfung der Flutmulde und des Fischpasses mit der Sanierung des Wellstahldurchlasses, sowie des geplanten Kreisverkehres (inkl. der Aktualisierung der Kosten von 2011) und der technischen Überprüfung der Planung von 2011 (ob diese noch den aktuellen Richtlinien entspricht), in Auftrag gegeben. Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor.






Diskussionsverlauf:
MR Dr. Susanne Hippeli verliest den Antrag der Bürgerliste Zusmarshausen vom 19.07.2022. 

Die BLZus stellt den Antrag, dass

  1. die Sauerstoffsituation des Sees so schnell wie möglich durch Fachleute beurteilt wird und Maßnahmen zur Verbesserung benannt werden;
  2. im Falle einer kritischen Beurteilung der Sauerstoffsituation ein Maßnahmenkonzept für den Fall des biologischen Kollapses ausgearbeitet wird;
  3. ein Gesamtkonzept zur möglichen Rettung des Sees mit Grobabschätzung aller Kosten und Folgekosten erstellt wird; 
  4. Erarbeitung eines alternativen Konzepts zur schrittweisen Verlandung des Sees und Rückführung der Roth in ihr natürliches Gewässerbett.
  5. Gegenüberstellung aller notwendigen Kosten (Grobabschätzung)
  6. Grundsatzentscheidung unter Einbeziehung aller Betroffenen (Fischereiverein, Wasserwacht ….) über das Schicksal des Rothsees, wenn alle Daten auf dem Tisch liegen.

Diskussion des Gremiums, dass der Rothsee als Naherholungsgebiet allen am Herzen liegt, die Beauftragung eines weiteren Gesamtkonzeptes jedoch erhebliche Kosten verursachen würde. Auch ist nicht klar, wer ein solches Gesamtkonzept erstellen kann und ob die darin geplanten Maßnahmen letztendlich die gewünschten Erfolge bringen würden. 

Die Wassertiefe im Bereich zwischen dem Dammbauwerk und der Boje beim Fischerhaus ist deutlich tiefer als 1 Meter. Lediglich zwischen der Boje und dem Zufluss der Roth ist die Wassertiefe sehr gering. Hier hat bekanntlich kürzlich ein spezieller Saugbagger das Material abgepumpt in das Sedimentbecken. Es erscheint zielführend, nunmehr die Beprobung des Materials im Sedimentbecken abzuwarten, damit geklärt werden kann, ob der Aushub auf die landwirtschaftlichen Flächen entlang der Roth wieder aufgebracht werden kann. Es wird angeregt zunächst abzuwarten, ob das Projekt Sedimentbecken erfolgreich ist.

Es trifft zwar zu, dass in diesem Sommer ein starkes Algenaufkommen am Rothsee zu verzeichnen war. Diese Problematik betraf jedoch nicht nur den Rothsee, selbst Baggerseen waren betroffen. Mit wenigen pragmatischen Eingriffen konnte das starke Algenaufkommen am Rothsee wieder reduziert werden. Ob im nächsten Sommer erneut ein solch großes Algenaufkommen zu verzeichnen ist, muss beobachtet werden. 

Im Übrigen waren in diesem Sommer immer wieder Zeiträume mit extremen Klarwasser im Rothsee zu verzeichnen und ein großer Fischbestand. 

Auf die Rückfrage aus der Mitte des Gremiums, ob das Sedimentationsbecken noch abgesichert werden muss, da dort Spaziergänger mit Kindern gesichtet wurden, teilt SGL … mit, dass die Wassertiefe derzeit lediglich ca. 20 cm beträgt. Sobald das Sedimentbecken voll ist, wird ein Bauzaun um das Becken herum aufgestellt werden. 

Aus der Mitte des Gremiums wird moniert, dass hier lediglich der Landwirtschaft der Schwarze Peter am Zustand des Rothsees aufgrund des Nährstoffeintrags zugeschoben wird. 

Es wird nicht verkannt, dass man die Situation am Rothsee im Auge behalten muss. Jedoch wird ein neues Gesamtkonzept finanziell nicht umsetzbar sein. Das Gremium spricht sich dafür aus, dass eine Zeitschiene Fünfjahreskonzept erstellt wird, damit absehbar ist, wann welche Maßnahmen geplant und durchgeführt werden, um eine gute Grundlage für Diskussionen und Strategien zu haben. 

Erster Bürgermeister Bernhard Uhl bemängelt, dass im Antrag keine Kosten und Auswirkungen für den Haushalt enthalten sind. 

Die Verwaltung wird gebeten zu überprüfen, ob für den Fall das Wasser aus dem Rothsee abgelassen wird, eine Restverpflichtung hinsichtlich der Zweckbindung gegenüber EVA und RealWest besteht.

Das Gremium ist sich einig, dass zunächst grundsätzlich über den Antrag abzustimmen ist und, sofern diesem zugestimmt wird, dann erst über die einzelnen Teilabschnitte entschieden wird. 

Datenstand vom 28.11.2022 11:35 Uhr