Hochwasserschutz in Wörleschwang und im Kernort Zusmarshausen


Daten angezeigt aus Sitzung:  100. Sitzung des Marktgemeinderates, 19.09.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Marktgemeinderat (Markt Zusmarshausen) 100. Sitzung des Marktgemeinderates 19.09.2024 ö 2.4

Beschluss

Die Verwaltung wird beauftragt, als kommunale und freiwillige Maßnahme für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Hochwasserschutz Angebote von geeigneten Planungsbüros einzuholen. 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 13, Dagegen: 1

Kurzbericht

Sachvortrag:
Wörleschwang:
Aufgrund des Hochwassers in Wörleschwang wurde für den 31.07.2024 ein Ortstermin anberaumt. 

Bei diesem Ortstermin in Wörleschwang fand ein Austausch zwischen den Betroffenen aus Zusmarshausen und Wörleschwang sowie dem für den Landkreis Augsburg zuständigen Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, ..., statt. 

Die Geschäftsführerin der Firma Wipfler Fenster+Fassaden, ..., und der Betroffene ... zeigten dem Behördenvertreter und Bürgermeister Bernhard Uhl anhand einer Präsentation auf, welch enormen Schäden das Hochwasser verursacht hat, sowie mögliche Lösungen zum Hochwasserschutz. Auch wurde ein dezidiertes Angebot zum weiteren Austausch dem Wasserwirtschaftsamt vorgelegt. 

... erläuterte den Anwesenden die üblichen Abläufe  und die Vorgehensweise des Wasserwirtschaftsamtes bei den verschiedenen Szenarien. 

Die Gegebenheiten am ersten Juni-Wochenende bezeichnete er als Ausnahmesituation: Hier war eine „Vb-Wetterlage“ die Ausgangssituation, die schwere Unwetter mit Überflutungen nach sich zieht. Erschwerend kam aber hinzu, dass sich das Regentief nicht aus Schwaben wegbewegen konnte. Entsprechend der Rohdaten des Pegel Fleinhausen wurde bei diesem Extremereignis ein Abfluss erreicht, der in etwa doppelt so hoch war wie der Wert des HQ100 an dieser Stelle. Der HQ100-Wert beschreibt ein Hochwasserereignis, das statistisch gesehen einmal in hundert Jahren vorkommt. 

... betonte, dass der Hochwassernachrichtendienst bei einem Hochwasserereignis rund um die Uhr im Dienst sei. Auch das Landratsamt informiert die Gemeinden und den lokalen Hochwasserschutz. Am ersten Juni-Wochenende waren mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes für den Katastrophen-Stab im Landratsamt Augsburg abgestellt. 

Der Abteilungsleiter verdeutlichte auch, dass bei der baulichen Umsetzung von Hochwassermaßnahmen letztendlich ein Konkurrieren um Steuergelder zwischen den verschiedenen Bezirken herrsche. Die Wasserwirtschaftsverwaltung führt eine bayernweite Priorisierung der Hochwasserschutzmaßnahmen durch, in die auch das örtliche Schadenspotential bei einem HQ100 einfließt. In Wörleschwang führt das bei einem HQ100 zu erwartende Schadenspotential dazu, dass am Wasserwirtschaftsamt für den Ort derzeit keine Hochwasserschutzplanungen vorliegen. Aktuell liegt die Schadenssumme des Hochwasserereignisses bei etwa 6 Mio. Euro, wobei ein Großteil davon die Firma Wipfler Fenster+Fassaden betrifft. Die Schadenssumme der Firma Wipfler wird jedoch nicht in das Schadenspotential hineingerechnet, was daran liegt, dass die Firma bei einem HQ100 nicht betroffen ist. Die Bemessungsgrundlage für Hochwasserschutzplanungen am Wasserwirtschaftsamt ist ein HQ100+15% Klimazuschlag. 

... bestätigte beim Ortstermin nochmal, dass ihm derzeit keine Änderungen des geplanten Baubeginns des Hochwasserrückhaltebeckens Siefenwang bekannt sind. 

Wichtig und notwendig wäre aber ein zweites Becken an der „kleinen Roth“ in Dinkelscherben, die als Gewässer III. Ordnung eingestuft ist. Dieses Becken war Teil der Genehmigungsplanung, denn nur gemeinsam führen die beiden Becken zu einem effektiven HQ100-Schutz für die Unterlieger.

Mit dem Bau beider Becken wäre ein Schutz für etwa 300 Bürgerinnen und Bürger in Dinkelscherben und etwa 160 Einwohner aus Zusmarshausen zu erwarten. Derzeit geht das Wasserwirtschaftsamt davon aus, dass sich die Schutzwirkung des HRB Siefenwang nicht bis Wörleschwang auswirkt. Bei der Planung und Ausführung des kommunalen Rückhaltebeckens an der kleinen Roth wäre jedoch zu untersuchen, inwiefern Wörleschwang von beiden Becken profitieren könnte. Diese Aussage wird von den Teilnehmern des Ortstermins und Bürgermeister Bernhard Uhl angezweifelt. Sollte dies dennoch der Fall sein, benötigen Wörleschwang und die weiteren Zusamanreinergemeinden eine gezielte zusätzliche Unterstützung beim Hochwasserschutz. 

... würde ein Gesamtkonzept befürworten, das einen Einzelschutz der Betroffenen genauso berücksichtigt wie Überlegungen von Schutzmaßnahmen der einzelnen Zusamanliegerkommunen. 

In noch ausstehenden Besprechungen und Ortsterminen wird gemeinsam mit dem WWA beurteilt, inwiefern die Schaffung von Retentionsraum auf einem Grundstück im Westen sowie Unterhaltsmaßnahmen im Gewässer gegenüber der Firma Wipfler Fenster+Fassaden Abhilfe schaffen können. 


Der Betroffene ... hat sich zunächst für die Unterstützung bedankt, gleichwohl aber Sorge geäußert, wie ein vernünftiger Hochwasserschutz umgesetzt werden kann. Insbesondere wurde die Frage gestellt, wie die weitere Planung zum Thema Hochwasserschutz in der Gemeinde Zusmarshausen ist. 

Aus Sicht der Verwaltung wäre hierzu als freiwillige Maßnahme die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zweckdienlich. Das WWA hat diesbezüglich eine beratende Funktion in Aussicht gestellt. Die Verwaltung könnte beauftragt werden, Angebote von geeigneten Ingenieurbüros einzuholen. 


Zusmarshausen:

Betroffen waren insbesondere Anlieger in der Zusamstraße, Ulmer Straße und Hohenstaufenstraße. 

Mit den Anliegern der Hohenstaufenstraße und Ulmer Straße sowie mit Mitarbeitern der Verwaltung und der Kläranlage hat am 09.07.2024 bereits ein Ortstermin stattgefunden. Es wurde die Situation des Hochwasserereignisses von Anfang Juni besprochen. Am Anwesen der Ulmer Straße 20 ist ein Schaden aufgrund eines Rückstaus der Zusam in das Kanalnetz entstanden. Problem war hier ein tieferliegender Revisionsschacht am Anwesen Ulmer Straße 20. Es wurde diskutiert, ob der Schacht nicht druckdicht verschlossen werden kann. Die Mitarbeiter der Verwaltung und der Kläranlage haben hierbei jedoch Bedenken, da das Problem nur verlagert wird. Es wurde vorgeschlagen, das Konzept zum Sturzflut-Risikomanagement abzuwarten und diesen Bereich entsprechend untersuchen zu lassen. 



Integrales Konzept zum Sturzflut-Risikomanagement:

Der Marktgemeinderat hat sich in seiner Sitzung vom 20.01.2022 für ein Integrales Konzept zum Sturzflut-Risikomanagement entschieden. Im Anschluss hat ein Abstimmungsgespräch zwischen der Verwaltung und dem Wasserwirtschaftsamt stattgefunden. Mit diesem Auftaktgespräch wurde das Vorhaben der Marktgemeinde auf die „Dringlichkeitsliste“ aufgenommen und gilt somit grundsätzlich als förderfähiges Vorhaben. Somit konnten von der Verwaltung entsprechende Ausschreibungsunterlagen angefertigt werden. Diese wurden an geeignete Büros versandt. Mit dem Ausschreibungsergebnis wurde ein entsprechender Förderantrag beim Wasserwirtschaftsamt eingereicht. Dieser wird derzeit geprüft. Die Verwaltung rechnet spätestens im Oktober mit einem positiven Förderbescheid. Im Anschluss kann der Auftrag vom Marktgemeinderat vergeben werden. Vom Beginn bis zum Abschluss des Projekts sind derzeit 18 Monate eingeplant. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über den Hauptort und alle Ortsteile von Zusmarshausen.

Bei diesem Konzept werden verschiedene Hochwasser- und Sturzflutszenarien untersucht werden. Des Weiteren sollen Maßnahmen, die zum Schutz der Bürger dienen, ausgearbeitet werden. Hieraus können für erheblich gefährdete Gebiete Empfehlungen für den Objektschutz ausgesprochen werden. Der private Objektschutz ist nämlich mindestens genauso wichtig wie große technische Maßnahmen zum Schutz vor Überflutung. 

Als Fazit geht somit hervor, dass der Schutz vor Überschwemmungen bei Extremereignissen nicht nur auf den Schultern der Behörden getragen werden kann, vielmehr ist dies als Zusammenarbeit zwischen betroffenen Bürgern, Gewerbetreibenden und den öffentlichen Stellen zu sehen.


Diskussionsverlauf:
Erster Bürgermeister Bernhard Uhl trägt den Sachvortrag vor.

MGR Joachim Weldishofer hat den Vorschlag, eine Machbarkeitsstudie durchführen zu lassen, welche prüft, woher das Wasser kommt bzw. wo angesetzt werden muss.

Erster Bürgermeister Bernhard Uhl befürwortet dies.

Zweiter Bürgermeister Walter Aumann äußert die Idee, die Umgehungsstraße in Wörleschwang als Hochwasserschutz zu nutzen, in dem der Durchfluss bei einer Hochwassersituation verringert wird

Datenstand vom 20.11.2024 16:12 Uhr