Pilotprojekt "Entschlammung Rothsee"


Daten angezeigt aus Sitzung:  080. Sitzung des Marktgemeinderates, 12.12.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Marktgemeinderat (Markt Zusmarshausen) 080. Sitzung des Marktgemeinderates 12.12.2023 ö beschließend 5

Beschluss

Das Projekt zur Entschlammung des Rothsees soll entsprechend weiterverfolgt werden. Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Amt für Ländliche Entwicklung und der Teilnehmergemeinschaft Rothtal-Rothsee ein Konzept für ein größeres Sedimentbecken zu erarbeiten. Entsprechende Haushaltsmittel sollen hierzu im Haushalt 2024 in Höhe von 30.000,-- € vorgesehen werden.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 16, Dagegen: 0

Kurzbericht

Sachvortrag:
Das Pilotprojekt zur Rothseeentschlammung wurde vom Marktgemeinderat am 16.07.2020 beschlossen. Die Teilnehmergemeinschaft des Flurneuordnungsverfahrens Rothtal-Rothsee, hat hierbei ihre Unterstützung angeboten. Besonders engagiert haben sich die Herrn Johann und Georg Reitmayer. Das Projekt zum Bau des Sedimentbeckens, hat die Teilnehmergemeinschaft mit einer 80%igen Fördersumme unterstützt.

Nach verschiedenen Abstimmungen mit einer Vielzahl von Fachbereichen des Landratsamtes Augsburg, sowie mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und der Fischereifachberatung des Bezirkes, hat sich herausgestellt, dass ein entsprechender Bauantrag für das Becken zu stellen ist. Die Planung wurde von der technischen Bauverwaltung, in Unterstützung von Herrn MR Johann Reitmayer und Vorstand der Teilnehmergemeinschaft Herrn … übernommen und der Bauantrag wurde am 08.10.2021 beim Landratsamt Augsburg eingereicht. Parallel hierzu wurde ein entsprechender Förderantrag beim Amt für Ländliche Entwicklung gestellt.  Mit der erteilten Baugenehmigung, sowie der Förderzusage wurde das Becken am 23.08.2022 östlich des Rothsees errichtet.

Im Oktober 2022 wurde das Becken mit ca. 1.600m³ Nassschlamm befüllt. Nach einer Trocknungsphase von rund 10 Monaten wurde das Sediment mittels Dungstreuern auf landwirtschaftlichen Ackerflächen, im Raum Zusmarshausen und Horgau aufgebracht. Hierzu war keine weitere Genehmigung erforderlich. Durch umfangreiche Abstimmungen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, könnte das Rothseesediment als Düngemittel deklariert werden. Hierzu wurden Proben aus dem Becken entnommen und durch ein Labor ausgewertet. Das Sediment entspricht gemäß der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung, i.V.m. der Düngemittelverordnung, einem Sickstoff-Phosphat-Dünger (NP-Dünger).

Die Ausgaben für das Pilotprojekt sind wie folgt zu beziffern:


Becken (Planung und Bau): Rund 24.000€
Entschlammung und Ausbringung auf landwirtschaftliche Flächen: Rund 60.000€


Für eine dauerhafte Unterhaltung des Rothsees ist das bestehende Becken, in Hinsicht auf das Fassungsvolumen, zu klein. Um eine effiziente Unterhaltslösung zu erhalten, müsste das Becken um ein Vielfaches größer gestaltet werden. Die Fläche wäre hierzu auf der Fl.Nr. 521, Gem. Zusmarshausen vorhanden. Das o.g. Grundstück verfügt über eine Fläche von rund 2 ha.

Nach Rücksprache mit dem Amt für Ländliche Entwicklung, könnte das Folgeprojekt ebenfalls -natürlich vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel- unterstützt und gefördert werden. Für eine regelmäßige Entschlammung -vorausgesetzt das Becken hätte ein Volumen von rund10.000m³ oder mehr- muss mit Kosten i.H.v. 8€/m³ Nassschlamm zum Auspumpen gerechnet werden. Nach Auffassung der Bauverwaltung müsste ein derartig großes Becken in den ersten 4 Jahren 2–3-mal befüllt werden, um einen guten Grundzustand des Rothsees herzustellen. Im weiteren Verlauf wären alle 3-5 Jahre eine Entschlammung notwendig, um den jährlichen Eintrag entgegenzuwirken.



Diskussionsverlauf:
SGL …. erläutert auf Nachfrage des Gremiums die entstehenden Kosten für die Entschlammung des zweiten großen Beckens. Da ein großer Kostenanteil auf die Rüstkosten entfällt, die auch in gleicher Höhe für die Entschlammung des kleinen Beckens angefallen sind, ist die Entschlammung des großen Beckens im Verhältnis zur Fläche günstiger, da die Rüstkosten in jedem Fall unabhängig von der Größe des Beckens anfallen. Sofern Rahmenverträge über einen längeren Zeitraum abgeschlossen werden, könnte die Entschlammung des großen Beckens evtl. noch günstiger werden. Die hohen Kosten für das Pilotprojekt sind auch dadurch entstanden, dass die zuerst beauftragte Firma, die auch Kosten verursacht hat, keine zufriedenstellende Arbeit geleistet hat und daher eine zweite Firma mit der Entschlammung beauftragt werden musste. Bezüglich der Ausbringung des getrockneten Sediments schlägt SGL Peter Finkenzeller vor, dieses den Landwirten zur Abholung als kostenlosen Dünger anzubieten, um die Kosten für die Ausbringung zu reduzieren. 

Aus der Mitte des Gremiums kommt der Einwand, dass die angedachte Entschlammung nicht ausreichend erscheint, um für den Rothsee wirklich etwas zu bewirken. Trotz der Entschlammungsmaßnahmen wird es bei einem Nährstoffeintrag in den See verbleiben, der das Algenwachstum fördert. Um die Gesamtproblematik in den Griff zu bekommen, würden jedoch auf den Markt Zusmarshausen exorbitant hohe Kosten zukommen. 

Auf Rückfrage des Gremiums teilt SGL …. mit, dass der Schwimmbagger in der Lage ist, große Flächen abzubaggern und somit nicht nur im östlichen Bereich des Rothsees, sondern auch im Badebereich. 

Diskussion des Gremiums, dass für den Rothsee dringend etwas getan werden muss. Da das Pilotprojekt erfolgreich war, sollte daher die Maßnahme durch den Bau eines zweiten großen Sedimentbeckens weitergeführt werden, da mit dieser Initiative ein gangbarer und nachvollziehbarer Weg mit überschaubaren Kosten in Höhe von ca. € 20.000,00 jährlich für die Entschlammung zzgl. der Kosten für die Ausbringung von ca. € 7.000,00 jährlich gefunden wurde. 

Derzeit weitere utopische Summen in den See zu investieren, lehnt ein Großteil des Gremiums ab. 

Zudem ist bekanntlich ein weiteres Projekt zur naturnahen Öffnung der Roth östlich des Rothsees geplant, um die Sedimente bereits auf den Rothwiesen aus dem See auszuschwemmen. Hier müssen jedoch noch Abstimmungen mit der UNB erfolgen. 

Wichtig wäre es zudem zu wissen, wie viele Kubik Sediment jährlich in den See einfließen, um einen Anhaltspunkt zu haben, wieviel Schlamm ausgebaggert werden muss. 

Aus der Mitte des Gremiums wird angeregt, durch Verbreiterung der Uferrandstreifen den Eintrag des Sediments zu vermindern. Solche begleitenden Maßnahmen sollten parallel angegangen werden. 

Zudem wird angeregt, sich grundsätzlich zu überlegen, wie mit Gewässern 3. Ordnung künftig umgegangen werden soll. Der Markt Zusmarshausen könnte beispielsweise einen Grünordnungsplan entwerfen, da die Gewässer in einem katastrophalen Zustand sind. 

MR Philipp Meitinger stellt Antrag zur Geschäftsordnung:

Es soll jetzt über den Tagesordnungspunkt abgestimmt werden. 

Abstimmung: 3:13

Damit ist der Antrag abgelehnt.

Auf Rückfrage aus dem Gremium, ob der Erfolg des Projekts nach fünf Jahren nur an der Wasserqualität gemessen wird, oder auch anhand der Tiefe des Schlamms, erläutert SGL …, dass sich sowohl die Wasserqualität als auch die Tiefe verbessern sollte. Um diesen Erfolg zu erzielen, wird das größere Becken benötigt. Es wurde zu Beginn des Projekts eine Tiefenmessung im Rothsee durchgeführt, um festzustellen, wo der Schlamm anfängt. Diese Messung kann man in einigen Jahren als Referenz hernehmen, um den Erfolg der Maßnahme festzustellen. 

Die Baukosten sind höchstwahrscheinlich durch das Amt für Ländliche Entwicklung förderfähig. Um die Planung anzustoßen wird ein Haushaltsansatz von € 20.0000,00 bis € 30.0000,00 benötigt. Aus der Mitte des Gremiums wird angeregt, zur Kosteneinsparung die Planung selbst zu übernehmen und kein teures Planungsbüro hiermit zu beauftragen.

Erster Bürgermeister Bernhard Uhl führt aus, dass das Gremium bewusst mit dem Rothsee umgehen sollte und zu einer einstimmigen Beschlussfassung gelangen. Das Pilotprojekt wurde ins Leben gerufen, um dieses im Erfolgsfall fortzuführen. 

Auf Rückfrage aus dem Gremium führt SGL … aus, dass die Umsetzung des größeren Beckens ca. 2 Jahre in Anspruch nehmen wird. Das kleine Becken soll in der Zwischenzeit nicht mehr befüllt werden, da die Kosten hierfür aufgrund der hohen Rüstkosten zu hoch sind. Das beauftragte Unternehmen hat dem Markt Zusmarshausen für die erste Entschlammung einen einmaligen Sonderpreis unterbreitet. 

Datenstand vom 20.02.2024 10:03 Uhr